Quelltext der Seite Niobe (Schiff, 1913)

{{Infobox Schiff
| Schiffskategorie      = Kriegsschiff
| Name                  = ''Niobe''
| Bild                  = Bundesarchiv DVM 10 Bild-23-63-20, Segelschulschiff "Niobe".jpg
| Bildtext              = 
|{{Infobox Schiff/Basis
 | Land                = {{DNK}}<br />{{NOR}}<br />{{DEU-SK-1921}}
 | andere Schiffsnamen = 
''Morten Jensen'' <small>(1913)</small><br />
''Tyholm'' <small>(1916)</small><br />
''Aldebaran'' <small>(1917)</small><br />
''Schwalbe'' <small>(1922)</small>
 | Schiffstyp          = [[Auxiliarsegler|Auxiliar-Segler]]
 | Schiffsklasse       = 
 | Rufzeichen          = 
 | Heimathafen         = Kiel
 | Eigner              = [[Reichsmarine]]
 | Bauwerft            = Frederikshavn Værft og Flydedok, Frederikshavn, Dänemark
 | Stapellauf          = 31. Januar 1913
 | Verbleib            = Am 26. Juli 1932 gesunken
 }}
|{{Infobox Schiff/Daten
 | Länge       = 53,76&nbsp;m, nach Umbau 46,10
 | Breite      = 9,17
 | Tiefgang    = 3,00&nbsp;m, nach Umbau 5,60
 | Verdrängung = 675
 | Vermessung  = 373 [[Registertonne|BRT]]
 | Besatzung   = 13, nach Umbau 34 Stamm, 65–80 Kadetten
 }}
|{{Infobox Schiff/Rigg
 | Takelung          = Viermastgaffelschoner,<br />nach Umbau [[Schonerbark|Jackass-Bark]]
 | Masten            = 4, nach Umbau 3
 | Segelanzahl       = 12, nach Umbau 16
 | Segelfläche       = 943 + 40&nbsp;m², nach Umbau 953
 | Geschwindigkeit_S = 
 }}
|{{Infobox Schiff/Antrieb
 | Antrieb           = 1 [[Bolinders Mekaniska Verkstad|Bolinder]]-Diesel
 | Maschinenleistung = 160 PS, nach Umbau 240 PS
 | Geschwindigkeit_M = 7
 | Propeller         = 1
 }}
<!--|{{Infobox Schiff/Sonstiges
 | Klassifizierungen = 
 | Registriernummern = 
 }}-->
}}
[[Datei:Logbuch Niobe.jpg|mini|[[Logbuch]] der ''Niobe'' vom 24. Oktober 1929]]
[[Datei:Niobe Schiff 1929.jpg|mini|''Niobe'', 1929]]
Die '''''Niobe''''' war ein Segelschulschiff der [[Reichsmarine]]. Sie sank 1932 in der [[Ostsee]] im [[Fehmarnbelt]] in einer unvorhersehbaren Gewitterbö, wobei 69 Mann der Besatzung ertranken.

== Geschichte ==
Der im Jahre 1913 auf der [[Frederikshavn Værft|Frederikshavn Værft og Flydedok]] (Frederikshavner Werft und Schwimmdock) unter der Baunummer 143 vom Stapel gelaufene Viermastgaffelschoner trug ursprünglich den Namen ''Morten Jensen'' und stand zunächst im Dienst der „Rederiet ([[Reederei]]) F. L. Knakkegaard“ in [[Nykøbing Falster|Nykøbing]]. 1916 wurde das Schiff nach [[Norwegen]] verkauft und in ''Tyholm'' umbenannt. Während eines Transportes von [[Grubenholz]] nach [[England]] wurde der [[Schoner]] im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] am 21. November 1916 vom deutschen [[U-Boot|Unterseeboot]] ''[[UB 41]]'' aufgebracht und anschließend [[Prisenrecht|prisengerichtlich]] eingezogen.

Zunächst wurde das Schiff als Hilfsfeuerschiff ''Aldebaran'' (benannt nach dem „Auge“ im [[Stier (Sternbild)|Sternbild Stier]]) eingesetzt. 1921 ging es an die Marine und wurde zunächst in ''Schwalbe'', dann ''Niobe'' (nach der griechischen Sagengestalt [[Niobe (Mythologie)|Niobe]]) umbenannt. Erster [[Kommandant]] von März 1921 bis September 1921 war [[Kapitänleutnant]] [[Felix Graf von Luckner]]. Nach einer Zwischenstation als [[Charter]]schiff namens ''Schwalbe'' einer [[Filmwirtschaft|Filmgesellschaft]] wurde es 1922 wieder von der deutschen Reichsmarine übernommen und bis zum 19. Dezember 1923 zu einer dreimastigen [[Schonerbark#Jackass- und Polka-Bark|Jackass-Bark]] umgebaut. Wieder auf den Namen ''Niobe'' getauft, wurde das Schiff anschließend als [[Schulschiff|Segelschulschiff]] eingesetzt. Ein Hilfsmotor erlaubte auch den Besuch von Häfen mit ungünstigen Fahrwasserverhältnissen. Zur [[Schiffsbesatzung|Mannschaft]] zählten neben dem Kommandanten vier Ausbildungs- und Wachoffiziere, ein Marinestabsarzt, ein Marineoberzahlmeister sowie 25&nbsp;Unteroffiziere und ältere Mannschaften. Jährlich durchliefen rund 350 Teilnehmer die zweieinhalb- bis dreieinhalb Monate dauernden [[Unteroffizieranwärter]]- und [[Offizieranwärter]]lehrgänge auf dem Schiff. Die Reisen der ''Niobe'' führten gewöhnlich in die Nord- und Ostsee, später auch nach Spanien und zu skandinavischen Häfen.

Erster Kommandant der umgebauten ''Niobe'' wurde der Kapitänleutnant, dann Korvettenkapitän [[Ernst Krafft]] (1885–1954), der im Ersten Weltkrieg als U-Boot-Kommandant gedient hatte, von März 1922 bis Mai 1924. Zu den folgenden Kommandanten gehörten [[Erwin Waßner]] (April 1925 bis Januar 1927) und sein Nachfolger [[Raul Mewis]] (bis Juni 1929).

== Untergang ==
Am 26. Juli 1932 kenterte die ''Niobe'' im [[Fehmarnbelt]] auf der Position {{Coordinate|text=/|article=/|NS=54/35/42/N|EW=11/11/12/E|type=landmark|region=XA|name=Untergangsstelle der Niobe}} in einer nicht vorhersehbaren Gewitterbö (siehe [[Weiße Bö]]) und sank in wenigen Minuten. 69 Menschen kamen dabei ums Leben, 40 wurden von einem Feuerschiff und dem Dampfschiff ''Therese Ruß''<ref>Regie Ley: ''Ende einer Dienstfahrt''. In: ''Lübecker Nachrichten''. 23/24. Juli 2017, S. 30.</ref> gerettet. Unter den Geretteten war auch der Kommandant [[Kapitänleutnant]] [[Heinrich Ruhfus]]. Er wurde später nach einem Kriegsgerichtsverfahren durch das Gericht von der Anklage der Fahrlässigkeit am 10. November 1932 freigesprochen. Ursache für das rasche Sinken war unter anderem der Umstand, dass zu diesem Zeitpunkt auf Grund des guten Wetters alle Luken und Bullaugen geöffnet waren.<ref>[http://www.zeit.de/1952/30/der-untergang-der-niobe ZEIT online: Der Untergang der ''Niobe'', 24. Juli 1952], abgerufen am 11. September 2015</ref>

Am 21. August 1932 wurde das Schiff gehoben, nach Kiel geschleppt und eingehend untersucht. 50 Tote wurden geborgen, auf dem [[Nordfriedhof (Kiel)]] beigesetzt oder in ihre Heimatorte überführt. 19 Seeleute blieben auf See. Das [[Wrack]] wurde am 18. September 1933 nordöstlich der [[Stolpe-Bank]] vom Torpedoboot ''[[Jaguar (Schiff, 1929)|Jaguar]]'' mit einem [[Torpedo]] versenkt. Der Großteil der Flotte war anwesend.

== Denkmale ==
{{Hinweis Seiten-Koordinaten|einzig=0|section=Denkmale}}
[[Datei:Schleswig-Holstein, Kiel, Nordfriedhof NIK 1252.jpg|mini|Gedenkstätte in Kiel]]
[[Datei:Niobe Fehmarn 1.jpg|mini|''Niobe''-Denkmal bei Gammendorf auf Fehmarn]]
{{Bilderwunsch|Koordinaten|Breitengrad=51.006642|Längengrad=12.986419|ISO-Region=DE-SN|[http://talsperre-kriebstein.com/ansichten/lauenhain/index.php#w2dptab780644a17f09cf801 Betonnachbau] der Niobe an der [[Talsperre Kriebstein]]|Benutzer=[[Benutzer:Flominator|Flominator]]}}
* Im Eingangsbereich des [[Nordfriedhof (Kiel)|Kieler Nordfriedhofs]] befindet sich die {{Coordinate|NS=54/20/41.41|EW=10/07/35.03|type=landmark|region=DE-SH|text=Gedenk- und Grabstätte|name=Niobe-Denkmal in Kiel}} für die Opfer des Untergangs der ''Niobe''.<ref>[http://www.denkmalprojekt.org/2015/kiel-nordfriedhof-segelschulschiff-niobe.html Namensliste der Seeleute von Bord, die beim Untergang ums Leben kamen.]</ref>
* An der Nordküste ([[Gammendorf]]er Strand) der Insel [[Fehmarn]] befindet sich in Sichtweite der Unglücksstelle das {{Coordinate|NS=54/31/17.62|EW=11/09/32.86|type=landmark|region=DE-SH|text=Niobe-Denkmal|name=Niobe-Denkmal auf Fehmarn}}, das an den Untergang der ''Niobe'' erinnert. In jedem Jahr wird dort am Tag des Untergangs ein Kranz niedergelegt.<ref>knerger.de: [http://knerger.de/html/niobesonstige_49.html Gedenkstätten für die Opfer des Niobe-Unglücks]</ref>
* Im Hauptgebäude der [[Universität Greifswald]] wurde eine Gedenktafel von [[Erich Rottig]] angebracht für sechs ihrer Medizinstudenten, die als Marine-Sanitäts-Offiziersanwärter auf der Niobe ertranken.<ref>Gerd Lorenz: ''Vor 90 Jahren sank das Segelschulschiff'' ''Niobe'' In: ''[[Ostsee-Zeitung]]'' vom 19. April 2022, S. 10.</ref>
* In der [[Christus- und Garnisonkirche (Wilhelmshaven)|Christus- und Garnisonkirche]] in Wilhelmshaven erinnert ein Segel und ein bronzener Seemann an den Untergang der ''Niobe''. Der Seemann steht auf einer Holzplanke mit der Aufschrift: "SIE KAEMPFTEN - SIE STARBEN - SIE LEBEN". An der Holzplanke hängt ein Rettungsring mit dem Namen ''Niobe''. Einige der Opfer des Untergangs stammten aus Wilhelmshaven.

Der [[Bug (Schiffbau)|Bug]] und das [[Heck]] eines {{Coordinate|NS=51/00/23.91|EW=12/59/11.11|type=landmark|region=DE-SN|text=Nachbaus|name=Niobe-Nachbau aus Beton}} der ''Niobe'' aus Beton sind an der [[Talsperre Kriebstein]] in Sachsen erhalten und dienen heute als Bootshalle.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.kutter-plautze.de/seiten/verein.html |wayback=20160824072940 |text=Niobe als Bootshalle}}</ref><ref>[http://www.tetti.de/FEHMARN2001/NIOBE/niobebeton.html Bilder der Niobe als Betonnachbau]</ref> Der Nachbau war Teil des [[Sturmabteilung|SA]]-Seesport-Übungslagers ''Lauenhain-Zschopau Talsperre''.

== Weitere Technische Daten ==
* Höhe des Großmastes: 34,8 m
* Höhe Masttop-Kiel: 30&nbsp;m; als ''Niobe'': 34,8 m

== Bekannte Besatzungsangehörige ==
* [[Christoph Aschmoneit]] (1901–1984), war ein deutscher Schiffbauingenieur. Vor und nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zählte er zu den führenden deutschen [[U-Boot]]bauern.
* [[Horst Biesterfeld]] (1906–1969), war als Flottillenadmiral der Bundesmarine Unterabteilungsleiter der Stabsabteilung FüB VI im Bundesministerium für Verteidigung
* [[Carl-Heinz Birnbacher]] (1910–1991), war von 1968 bis 1970, als Konteradmiral der Bundesmarine, Stellvertreter des Befehlshabers der Flotte
* [[Robert Gysae]] (1911–1989), war von 1967 bis 1970 als Flottillenadmiral Kommandeur der [[Marinedivision Nordsee]]
* [[Gert Jeschonnek]] (1912–1999), war von 1967 bis 1971 als Vizeadmiral dritter Inspekteur der Marine
* [[Werner Georg Kimmerling]] (1913–1995), war 1968–1971 als Flottillenadmiral Inspizient  Schiffstechnik im [[Marineamt]]
* [[Otto Kretschmer (Marineoffizier)|Otto Kretschmer]] (1912–1998), war von 1965 bis 1970 als Flottillenadmiral [[Chef des Stabes]] beim [[Allied Command Baltic Approaches|NATO-Befehlshaber der Seestreitkräfte Ostseezugänge]]
* [[Günter Kuhnke]] (1912–1990), war von 1966 bis 1972 als Konteradmiral Amtschef des [[Marineamt]]s
* [[Bernhard Rogge (Marineoffizier)|Bernhard Rogge]] (1899–1982), war 1957–1962 als Konteradmiral Befehlshaber des Wehrbereichs I
* [[Max-Eckart Wolff]] (1902–1988), war von 1957 bis 1963 als Flottillenadmiral Kommandeur im Kommando der Flottenbasis
* [[Karl-Adolf Zenker]] (1907–1998), war von 1961 bis 1967 als Vizeadmiral zweiter Inspekteur der Marine

== Literatur ==
* Gerhard Koop: ''Die deutschen Segelschulschiffe.'' Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1998
* Fritz Otto Busch: ''Niobe. Ein deutsches Schicksal.'' Breitkopf & Härtel, Leipzig 1932
* Walter Bölk, Erich Landschof: ''Schiffe in Not. Strandungen und Seeunfälle um Fehmarn 1857–1987.'' Verlag Heinrich Möller Söhne, Rendsburg 1988, ISBN 3-87550-090-3
* [[Karl H. Peter]]: ''Der Untergang der Niobe. Was geschah im Fehmarnbelt?'' Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1976[[Datei:Christus- u Garnison-Kirche Niobe-Denkmal.jpg|mini|Das NIOBE-Denkmal in der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven.]]
* [[Gerd Lorenz]]: ''Untergang des Segelschulschiffs Niobe mit sechs Medizinstudenten aus Greifswald''. Ärzteblatt Mecklenburg 8/2022, S. 319–320.

== Filme ==
* 1922 ''Niobe, das erste Segelschulschiff der neuen Marine'' (Dokumentarfilm) – [[Vera-Filmwerke]]
* 1932 ''Das Schulschiff Niobe'' (Dokumentarfilm) – Vera-Filmwerke

== Weblinks ==
{{Commonscat|Niobe (ship, 1913)|''Niobe''}}
* {{Internetquelle
   |url=http://www.tetti.de/FEHMARN2001/NIOBE/index.html
   |titel=Segelschulschiff Niobe
   |autor=Michael Tettinger
   |datum=2001-10-16
   |zugriff=2016-09-05}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=7664469-8}}

{{SORTIERUNG:Niobe #1913}}
[[Kategorie:Schulschiff (Reichsmarine)]]
[[Kategorie:Segelschulschiff]]
[[Kategorie:Frachtsegler]]
[[Kategorie:Schiffsverlust 1932]]
[[Kategorie:Schiffskatastrophe]]
[[Kategorie:Dreimaster]]
[[Kategorie:Bark]]
[[Kategorie:Viermaster]]
[[Kategorie:Schoner]]
[[Kategorie:Auxiliarsegler]]
[[Kategorie:Motorschiff]]
[[Kategorie:Verkehrsunglück 1932]]
[[Kategorie:Seeunfall]]
[[Kategorie:Geschichte (Fehmarn)]]
[[Kategorie:Verkehr (Fehmarn)]]
[[Kategorie:Schiffswrack]]