Martin Lehnert (Anglist)

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Martin Lehnert (* 20. Juni 1910 in Neukölln; † 4. März 1992 in Berlin-Köpenick) war ein deutscher Anglist, Mediävist und Shakespeare-Forscher. Er wirkte von 1948 bis 1951 als Professor für Anglistik an der Universität Greifswald und von 1951 bis 1975 als Professor für Anglistik und Amerikanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Darüber hinaus fungierte er von 1963 bis 1985 als Präsident der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft in Weimar.

Leben

Martin Lehnert wurde 1910 in Neukölln geboren, das damals noch nicht nach Berlin eingemeindet war, und legte dort 1930 auch das Abitur ab. Anschließend absolvierte er von 1930 bis 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität ein Studium der Anglistik, Germanistik, Romanistik und Philosophie. 1936 bestand er das Staatsexamen in den Fächern Englisch, Deutsch und Französisch. Er erlangte im gleichen Jahr an der Universität Berlin auch die Promotion mit einer anglistischen Arbeit und trat eine Stelle als Assistent beziehungsweise ab 1939 als Oberassistent im Englischen Seminar der Universität Berlin an. Ab 1937 war er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).[1]

1944 wurde er in Berlin im Fach Anglistik habilitiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm er von 1948 bis 1951 eine außerordentliche Professur für Anglistik an der Universität Greifswald. Von 1951 bis 1975 wirkte er dann als ordentlicher Professor für Anglistik und Amerikanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin, darunter von 1957 bis 1961 als Dekan der Philosophischen Fakultät. Ab 1953 fungierte er als Herausgeber der „Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik“. Darüber hinaus war er von 1963 bis 1985 Präsident sowie anschließend Ehrenpräsident der in Weimar ansässigen Deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Er starb 1992 in Berlin.

Schwerpunkte des Wirkens von Martin Lehnert waren die Sprach- und die Grammatiktheorie, die Dialektologie, die historische Linguistik und die Soziolinguistik sowie die Lexikologie und die Lexikografie. Seine private Sammlung mit einem Umfang von etwa 2200 Bänden, die zahlreiche Briefe seiner Korrespondenzpartner enthält, wurde als Teilnachlass von der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz erworben und wird dort seit April 2008 im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts erschlossen.

Auszeichnungen und Gedenken

Martin Lehnert gehörte ab 1961 als ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin an und erhielt 1964 zusammen mit Robert Weimann und Anselm Schlösser den Nationalpreis der DDR. Die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft verleiht ihm zum Gedenken seit 1997 den Martin-Lehnert-Preis an Studenten beziehungsweise junge Wissenschaftler, „die sich in herausragender Weise mit Shakespeares Werk und Wirkung oder mit der Kultur der Shakespeare-Zeit und ihrer Rezeption beschäftigt haben“.

Werke (Auswahl)

  • Englische Lautgeschichte 1400−1950. Zwei Bände. Berlin 1950
  • Altenglisches Elementarbuch. Berlin 1939 (zehnte Auflage 1990)
  • Poetry and Prose of the Anglo-Saxons. Zwei Bände. Halle 1956, 1960 und 1969
  • Rückläufiges Wörterbuch der englischen Gegenwartssprache. Leipzig 1971, 1973 und 1983
  • Der englische Grundwortschatz. Leipzig 1971 (achte Auflage 1990)
  • Geoffrey Chaucer. Die Canterbury-Erzählungen. Leipzig 1981, 1987, 1989 und 1995 (als Herausgeber)
  • Beowulf. Ein altenglisches Heldenepos. Leipzig 1986 und 1988, Stuttgart 2004 (als Übersetzer und Herausgeber)

Literatur

  • Lehnert, Martin. In: Wilfried Kürschner (Hrsg.): Linguisten-Handbuch: Biographische und bibliographische Daten deutschsprachiger Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler der Gegenwart. Gunter Narr Verlag, Tübingen 1997, ISBN 3-82-335001-3, Band 1, S. 536/537.
  • Lehnert, Martin. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 212.

Einzelnachweise

  1. Harry Waibel: Diener vieler Herren: Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR. Lang, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-631-63542-1 S. 197f