Wilhelm Vocke

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Wilhelm Vocke 1960 bei einer Auszeichnung durch die pakistanische Botschaft

Wilhelm Vocke (* 9. Februar 1886 in Aufhausen, Ortsteil von Forheim; † 19. September 1973 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Finanzfachmann und Bankier.

Kindheit, Schulzeit und Studium

Vocke wurde am 9. Februar 1886 als einer von drei Söhnen des evangelischen Pfarrers in Aufhausen geboren und verlebte seine Kindheit in Mosbach bei Feuchtwangen, wohin der Vater drei Jahre später versetzt wurde. Ab 1895 besuchte er das Ansbacher Gymnasium.

Nach Beendigung der Schulzeit ging er an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, um dort die Jurisprudenz zu studieren, anstelle von Medizin oder Theologie. Hierbei trat er im Wintersemester 1904/1905 der christlichen Studentenverbindung Uttenruthia im Schwarzburgbund bei. In der Uttenruthia bildeten sich Freundschaften u.a. mit Wilhelm Stählin oder Friedrich Rittelmeyer. Nach der juristischen Zwischenprüfung in Erlangen wechselte er für sein weiteres Studium nach Rostock und anschließend nach Berlin.

Berufliche Tätigkeit

Berufseinstieg bis 1945

Nach seiner Tätigkeit im Berliner Patentamt wurde er in die oberste Reichsbehörde des Inneren berufen, unter der Leitung des Staatssekretärs Clemens von Delbrück, gefolgt von Karl Helfferich.

Von 1919 bis 1939 war er Mitglied im Direktorium der Deutschen Reichsbank. Nach einem Brief an Adolf Hitler vom 7. Januar 1939, in dem er zusammen mit anderen Reichsbank-Direktoren auf die Erschöpfung der Goldreserven und die Gefahr einer Inflation hingewiesen hatte, wurde Vocke auf eigenes Ersuchen am 1. Februar desselben Jahres von Hitler aus seinem Amt entlassen.

Im Rahmen der Nürnberger Prozesse wurde er als Zeuge der Verteidigung zu Hjalmar Schacht vernommen, der von 1924 und dann wieder von 1933 an Reichsbankpräsident und damit Vorgesetzter von Vocke war (Prozess-Protokolle: [1] ff.).

Präsident Bank deutscher Länder und der Deutschen Bundesbank

Vom 20. Mai 1948 bis 31. Dezember 1957 war Vocke Präsident im Direktorium der Bank deutscher Länder. Als am 1. August 1957 die Deutsche Bundesbank ihre Tätigkeit aufnahm, wurde er der erste Präsident der Institution (bis 31. Dezember 1957, Nachfolger wurde Karl Blessing). Er galt als strenger Verfechter einer stabilen Währung und veranlasste auch konjunkturpolitisch unpopuläre Maßnahmen wie mehrfache Erhöhung des Diskont- und des Lombardsatzes. Sein Einsatz für eine stabile Währung stand im Gegensatz zur damaligen Politik, weshalb sich der Konflikt zwischen ihm und Adenauer zusehends zuspitzte. Vocke erhielt zu seinem Ausscheiden von Bundespräsident Theodor Heuss den höchsten Verdienstorden der Bundesrepublik.

Der Spiegel äußerte sich zu seinem Ausscheiden am 17. Juli 1957 wie folgt:

"Präsident Vocke hatte sich den Zorn des Kanzlers zugezogen, weil er die Währungspolitik ohne Rücksicht auf die laienhafte Vorstellung und tagespolitischen Wünsche Konrad Adenauers führte. Vocke fürchtete mehr als einmal mit gutem Grund, das deutsche Wirtschaftswunder drohe den bonner Regierern zu Kopf zu steigen, und demonstrierte bei solchen Anlässen, dass die Macht des Kanzlers vor den Toren der Notenbank endet. Den Kanzler hatte die hearblassende Kühle des Bankmanns Vocke schon von jeher geärgert."

Literatur

  • Bernhard Forssman (Hrsg.): Sie waren Uttenreuther. Lebensbilder einstiger Erlanger Studenten. Philisterverein der Uttenruthia, Erlangen 1993.

Kurt von Wistinghausen (Hrsg.): Friedrich Rittelmeyer zum Gedächtnis. Erweiterter Sonderdruck aus der Monatsschrift „Die Christengemeinschaft“ vom Mai 1938. Urachhaus, Stuttgart 1938.

Commons: Wilhelm Vocke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien