Taxane
Taxane sind natürlich vorkommende Zytostatika, also Stoffe, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen. Chemisch gesehen gehören Taxane zu den Diterpenoiden (Diterpene). Seit Anfang der 1990er Jahre werden Taxane in der Krebstherapie eingesetzt.
Die isoprenoide Struktur der Taxane wird im Taxadien deutlich (s. Bild).
Geschichte der Taxane
Auf der Suche nach Naturstoffen für die Krebstherapie durch das amerikanische Nationale Krebsinstitut (National Cancer Institute, NCI) wurden 1962 auch Proben von der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) genommen. In den Jahren 1963–1966 wurde am Research Triangle Institute von North Carolina (USA) entdeckt, dass Extrakte aus der Eibenrinde gegen mehrere Leukämiezellen der Maus wirksam sind. 1969 wurde schließlich der Wirkstoff der Eibenextrakte isoliert: Paclitaxel. Als erster Stoff aus der Gruppe der Taxane wurde das Paclitaxel erstmals 1983 einer klinischen Prüfung hinsichtlich seiner Einsetzbarkeit in der Krebstherapie beim Menschen unterzogen. Im Dezember 1993 erfolgte die erste Zulassung von Paclitaxel unter dem Handelsnamen Taxol in Deutschland zur Therapie des Ovarialkarzinoms.
Taxane der ersten Generation
Auf der Suche nach weiteren Taxanen kristallisierte sich das erstmals 1985 aus Baccatin (wird aus den Nadeln der Europäischen Eibe (Taxus baccata) gewonnen) synthetisierte Docetaxel heraus. Im Oktober 1995 erfolgte die erste EU-weite Zulassung des Docetaxels unter dem Handelsnamen Taxotere für die Therapie des Mammakarzinoms.
Heute werden Paclitaxel (Taxol®) und Docetaxel zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen eingesetzt.
Taxane der zweiten Generation
Die Suche nach wirkungsvolleren Taxanen ließ nicht nach und durch die Entdeckung des Ojima-Holton-Verfahrens wurde ein Weg gefunden, um von 10-Deacetyl-Baccatin-III (10-DAB-III) ausgehend Derivate von Paclitaxel zu erstellen.
Auf diesem Weg fanden Iwao Ojima und seine Mitarbeiter an der Stony Brook University eine neue Klasse an Taxanen, die deutlich höhere Wirkung gegenüber Krebszellen zeigten. Diese erhielten die Bezeichnung Second Generation Taxanes. Ein Beispiel für ein Second Generation Taxane ist SB-T-1214, welches sich zurzeit in der klinischen Prüfung befindet und bereits Wirkung gegenüber Krebs-Stammzellen zeigt.
Wirkungsweise von Taxanen
Taxane hemmen die Zellteilung und damit das Tumorwachstum, in dem sie den Abbau des Spindelapparates hemmen und so diesen für seine essentielle Funktion in der Mitose unbrauchbar machen. Die Mikrotubuli, welche den Spindelapparat ausbilden, sind essenziell für die Verteilung des verdoppelten Erbmaterials auf die beiden Tochterzellen im Verlauf der Zellteilung.
Literatur
- Volker Bartsch: Das Taxol-Buch. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-13-105461-1
- Eckhard Leistner: Die Biologie der Taxane. Pharmazie in unserer Zeit 34(2), S. 98–103 (2005), ISSN 0048-3664
- Volker Bartsch: Wirkmechanismus der Taxane. Pharmazie in unserer Zeit 34(2), S. 104–108 (2005), ISSN 0048-3664
- Hans-Peter Lipp, Carsten Bokemeyer: Wirksamkeit und Toxizität der Taxane. Pharmazie in unserer Zeit 34(2), S. 128–137 (2005), ISSN 0048-3664
- Jürgen Barth: Applikation taxanhaltiger Arzneimittel. Pharmazie in unserer Zeit 34(2), S. 152–158 (2005), ISSN 0048-3664