Wiesbaden-Biebrich

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Wappen von Biebrich
Wappen von Biebrich
Wappen von Wiesbaden
Wappen von Wiesbaden
Biebrich
Ortsbezirk von Wiesbaden
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Karte
Koordinaten 50° 2′ 51″ N, 8° 14′ 27″ OKoordinaten: 50° 2′ 51″ N, 8° 14′ 27″ O
Höhe 83–160 m ü. NHN
Fläche 12,99 km²
Einwohner 37.617 (28. Feb. 2013)
Bevölkerungsdichte 2896 Einwohner/km²
Ausländeranteil 21,8 % (28. Feb. 2013)
Eingemeindung 28. Okt. 1926
Postleitzahl 65203
Vorwahl 0611
Adresse der
Verwaltung
Rathausstraße 63
65203 Wiesbaden
Website www.wiesbaden.de
Politik
Ortsvorsteher Kuno Hahn (SPD)
Stellv. Ortsvorsteher Renate Kienast-Dittrich (CDU)
Quelle: Bevölkerung in den Ortsbezirken am 28. Februar 2013 (PDF; 69 kB), Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik; Landeshauptstadt Wiesbaden; abgerufen am 20. Februar 2013
Wiesbaden-Biebrich, vom Rheinufer mit Schlosspark bis zur Galatea-Anlage, auf Höhe der Armenruhstraße befindet sich die St.-Marien-Kirche

Biebrich ist ein Ortsbezirk der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Er ist mit rund 37.000 Einwohnern bevölkerungsmäßig der größte Stadtteil von Wiesbaden. Die Stadt am Rhein wurde am 1. Oktober 1926 nach Wiesbaden eingemeindet und war bis dahin selbständig. Bis zum Bau des Wiesbadener Stadtschlosses 1841 war Biebrich die Residenz der Herzöge von Nassau.

Geschichte

Denkmal zur Ersterwähnung im Jahr 874
Biebricher Schloss vom Rheinufer aus gesehen

Erstmals erwähnt wurde Biebrich 874 als Villa Biburc. Kaiser Otto III. schenkte Biebrich und Mosbach 991 dem Kloster Selz im Elsass. Bis ins 20. Jahrhundert war es eine Kleinstadt und die Sommerresidenz der Fürsten und (seit 1806) Herzöge von Nassau. Diese erbauten die barocke Anlage Schloss Biebrich (1700–1744, Architekten: Maximilian von Welsch und Friedrich Joachim Stengel). 1749 wurde mit dem Bau der heutigen Biebricher Allee begonnen, um Biebrich in direkter Linie mit dem Stadtschloss Wiesbaden zu verbinden. Im Biebricher Schloss gründete sich dann 1778 der heute älteste eingetragene Verein Wiesbadens, die Freimaurerloge Plato. Der Landschaftsgarten, welcher das Schloss umgibt, wurde 1817 bis 1823 durch Friedrich Ludwig von Sckell angelegt. Der heutige Schlosspark am Ufer des Rheins beherbergt verschiedene freilebende Papageienarten, vor allem Halsbandsittiche und Große Alexandersittiche.

Im 19. Jahrhundert wurde Biebrich ein bedeutendes Industriezentrum im Rhein-Main-Gebiet mit Fabriken unter anderem von Dyckerhoff (Zement), Kalle und Albert (Chemie), Rheinhütte und Henkell (Sekt). Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt vereinbarte am 31. März 1831 die Mainzer Akte mit der Biebrich zum Rheinhafen mit dem Recht auf ein Warenfreilager erklärt worden war. Trotz eines Sabotageaktes Mainzer Kaufleute wurden bis 1845 Zollhaus, Kaimauer und Landungsbrücken errichtet. Ein weiterer Ausbau des Hafens Ende des 19. Jahrhunderts scheiterte am Widerstand Wiesbadens. 1882 wurde Biebrich mit dem benachbarten Mosbach zusammengeschlossen, der deswegen entstandene Doppelname Biebrich-Mosbach wurde aber nur bis 1893 geführt. Von der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg war die Kleinstadt stark betroffen und litt unter der hohen Arbeitslosigkeit. Biebrich verband sich daher mit der großen und reichen, nahegelegenen Kurstadt Wiesbaden. Heute ist Biebrich der größte Stadtteil von Wiesbaden mit ca. 37.000 Einwohnern.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Biebrich ist über Autobahnabfahrten der A 66 , der A 671 und A 643 zu erreichen. Letztere wird über die Schiersteiner Brücke an der Grenze zum Nachbarort Schierstein über den Rhein geführt und verbindet Biebrich mit Mainz im Land Rheinland-Pfalz. In Richtung Innenstadt Wiesbadens ist der Stadtteil über die vielbefahrene Biebricher Allee angebunden.

Biebrich ist vielfältig an den Nahverkehr in Wiesbaden angeschlossen und Teil des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. Es verkehren Busse der ESWE und des ORN. Der Anschluss an den Schienenpersonennahverkehr erfolgte 1844, heute werden die Bahnhöfe Wiesbaden-Biebrich an der Rechten Rheinstrecke und Wiesbaden Ost (ehemals Biebrich Curve, Biebrich Ost) an der Taunus-Eisenbahn im Personenverkehr bedient, an den Stationen Landesdenkmal und Waldstraße an der Aartalbahn findet kein Zugbetrieb mehr statt.

Der Ort verfügt über Hafenanlagen am Rhein, die über den Rheinbahnhof Biebrich ans Eisenbahnnetz angeschlossen waren. Der Hafen wurde 1841 beim Nebeljungenstreich durch konkurrierende Mainzer Kaufleute kurzzeitig von den Schifffahrtsrouten abgeschnitten.

Politik

Am 23. September 2008 erhielt der Stadtteil den von der Bundesregierung verliehenen Titel Ort der Vielfalt.

Wahlergebnisse Ortsbeirat Wiesbaden-Biebrich

Die Sitzverteilung im Ortsbeirat Wiesbaden-Biebrich sieht wie folgt aus:

CDU SPD GRÜNE FDP REP FW Gesamt
2011 6 6 3 1 1 0 17
2006 6 6 2 2 1 0 17
2001 6 7 2 1 1 0 17
1997 6 7 2 0 2 0 17
1993 6 7 2 1 0 1 17
1989 6 9 1 1 0 0 17
1985 8 8 1 0 0 0 17
1981 9 7 0 1 0 0 17
1977 8 8 0 1 0 0 17
1972 6 10 0 1 0 0 17

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das barocke Schloss Biebrich mit seinem Park: ehemalige Residenz der Herzöge von Nassau

Biebricher Schloss

Das barocke Biebricher Schloss entstand 1700 bis 1750 direkt am Rheinufer in Wiesbaden-Biebrich. Das Residenzschloss der Nassauischen Herzöge liegt am Südende des großen Schlossparks.

Schlosspark

Der 50 ha große Schlosspark, der im Stil englischer Landschaftsgärten mit einem Teich und der künstlichen Ruine Mosburg angelegt wurde, ist Schauplatz des traditionellen Pfingst-Reitturniers.

Rheinufer

Das Biebricher Rheinufer ist vollständig zugänglich und ermöglicht einen freien Blick auf die Rheininsel Rettbergsaue. Die Uferpromenade ist als Teil des Hessischen Radfernwegs R3 und als internationaler Rheinradweg ausgeschildert.

Gotteshäuser

Im Stadtteil Biebrich gibt es fünf evangelische und vier katholische Kirchengemeinden. Die 1085 erstmals urkundlich erwähnte, seit 1560 evangelische Hauptkirche war bis zur Weihe der katholischen Pfarrkirche St. Marien 1876 die einzige Kirche Biebrichs. Mit dem Ende des Herzogtums Nassau 1866 und dem Entstehen neuer Fabriken am Rhein wuchs die Bevölkerung stark an. Daher wurde der Raum in den bestehenden Kirchenbauten bald knapp und so wurden 1898 die Herz-Jesu-Kirche in der Gibb – dem ehemaligen Ort Mosbach – als zweite katholische und 1905 die Oranier-Gedächtniskirche am Rheinufer als zweite evangelische Kirche eingeweiht. Die weiteren Biebricher Gemeinden Albert-Schweitzer-Gemeinde (ev.), St. Hedwig (kath.), Heilig-Geist-Kirche (ev.), St. Kilian (kath.) und Lukasgemeinde (ev.) entstanden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Des Weiteren befindet sich im Stadtteil Biebrich seit 1995 in einer umgebauten Turnhalle die Griechisch-orthodoxe Kirche Hl. Georgios[1].

In der Henkellstraße wurde 2010 die Omar Ibn El Khattab Moschee als die größte Biebricher Moschee eingeweiht.

Die 1829 gegründete Biebricher Synagoge wurde am 9. November 1938 in der sogenannten Reichskristallnacht zerstört.

Bekannte Einwohner

Richard Wagner lebte ein Jahr lang in Biebrich
Villa am Rheinufer in Wiesbaden-Biebrich, in der Richard Wagner 1862 einen Teil seiner Meistersinger schuf

1815 wurde Johann Heppenheimer in der Biebricher Kurfürstenmühle geboren. Er war Müller, Unternehmer und von 1861 bis 1891 Bürgermeister von Biebrich am Rhein.

1832 wurde Louis Maurer (1832–1932) in Biebrich geboren. Er war ein deutsch-amerikanischer Lithograf, Maler und Fotograf.

1853 wurde Louis Auler (1853–1922), Zigarettenfabrikant und Abgeordneter in Biebrich geboren.

1862 lebte Richard Wagner für ein Jahr in einem neu errichteten Landhaus (später Villa Annika genannt) am Rhein in der Nähe des Schlosses. Dort schuf er den 1. Akt und das Präludium zum 3. Akt seines Werkes Die Meistersinger. Er beeinflusste Wilhelm Heckel, einen in Biebrich ansässigen Holzblasinstrumentenmacher, der den Wünschen des Komponisten folgend eine Bariton-Oboe, das so genannte Heckelphon, erfand. Dieses wurde später unter anderem von Richard Strauss und Paul Hindemith verwendet.

Der Philosoph und Pädagoge Wilhelm Dilthey (1833–1911) und der Philosoph und Kulturwissenschaftler Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897) wuchsen in Biebrich auf.

1849 wurde der Maler Heinrich Schlitt in Biebrich geboren, der zusammen mit Kaspar Kögler den Ratskeller im Neuen Rathaus in Wiesbaden ausmalte.

1880 wurde Generaloberst Ludwig Beck in Biebrich geboren. Beck wurde nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944 gegen Adolf Hitler durch einen „Gnadenschuss“ umgebracht, nachdem zwei Suizidversuche erfolglos verlaufen waren. Für den Fall eines Erfolges der Revolte war Ludwig Beck als erster Nachkriegspräsident Deutschlands vorgesehen.

1876 wurde in Biebrich der Radrennfahrer Paul Albert geboren, der 1903 tödlich verunglückte.

Der Physiker Walther Gerlach wurde 1889 in Biebrich geboren. Zusammen mit Otto Stern führte er im Jahre 1922 das grundlegende Experiment zur Richtungsquantelung durch.

Georg Dengel (1901–1987) war ein Filmpionier und -produzent, der in Biebrich geboren wurde.

Der Mathematiker und Logiker Karl Schröter wurde 1905 in Biebrich geboren.

Der Jazz- und Bigbandmusiker Walter Hubert Weiss wurde 1910 in Biebrich geboren.

Rudolf Weckerling wurde am 3. Mai 1911 in Wiesbaden-Biebrich geboren und ist ein deutscher evangelischer Pfarrer, der in der NS-Zeit der Bekennenden Kirche angehörte und nach dem Zweiten Weltkrieg als Publizist und Friedensaktivist hervorgetreten ist.

Am 12. März 1928 wurde in Biebrich der Pianist, Bandleader und Sänger Paul Kuhn geboren.

1944 wurde der Fußballer Jürgen Grabowski in Wiesbaden geboren. Er wuchs in Biebrich auf und lernte bei den beiden Biebricher Vereinen FV Biebrich 1902 und SV Biebrich 1919 das Fußballspielen. Er spielte lange Jahre bei Eintracht Frankfurt und gewann 1974 mit der Deutschen Fußballnationalmannschaft die Weltmeisterschaft.

Am 31. März 1939 wurde der Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff in Biebrich geboren. Nach dem Tod seiner Mutter zog die Familie nach Schlangenbad.

Partnerstädte

Seit dem 11. Januar 2009 besteht eine Stadtteilpartnerschaft mit Glarus in der Schweiz.

Commons: Wiesbaden-Biebrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Dokumente

Einzelnachweise

  1. Webseite der Griechisch-Orthodoxen-Gemeinde Wiesbaden Abgerufen am 2. Mai 2013.