Uria Simango

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Uria Timoteo Simango (* 15. März 1926, † zwischen 1979 und 1983) war ein mosambikanischer, protestantischer Pastor und und führendes Mitglied der Befreiungsbewegung FRELIMO während des Befreiungskampfes gegen die portugiesische Kolonialherrschaft. Das genaue Datum seines Todes ist unbekannt, da er nach der Unabhängigkeit des Landes zusammen mit anderen mosambikanischen Dissidenten und seiner Frau Celina auf Anweisung der Regierung Samora Machels ohne Gerichtsverfahren exekutiert wurde. [1] .

Politischer Werdegang

Zur Zeit der portugiesischen Kolonialherrschaft in Mosambik in den 1950er Jahren war Uria Simango Mitglied der von W. E. B. Du Bois beeinflussten protestantischen Organisation Nucleo Negrofilo de Manica e Sofala, der es um Verbreitung von Bildung und protestantischer Religion ging. 1953 wurde die Organisation beschuldigt hinter einer Meuterei im Gebiet von Machanga und Mambone zu stehen und verboten. Etliche ihrer Mitglieder, darunter Simango wurden verbannt. [2]

1962 war Simango war eines der Gründungsmitglieder der mosambikanischen Befreiungsorganisation FRELIMO und Vize-Präsident von ihrer Gründung bis zum Zeitpunkt der Ermordung ihres ersten Chefs Eduardo Mondlane im Februar 1969. Simango folgte Mondlane als FRELIMOs Präsident. Die späten 1960er Jahre waren durch Fraktionskämpfe innerhalb FRELIMOs geprägt, die mehreren Parteimitgliedern das Leben kostete.[3] Siehe auch [4]
Im Verlauf des Machtkampfes innerhalb FRELIMO nach dem Tod Mondlanes wurde Simango als Präsident im April 1969 durch ein Triumvirat ersetzt, bestehend aus den marxistischen Hardlinern Samora Machel und Marcelino dos Santos sowie Simango.[5] Das Triumvirat war jedoch nicht von Dauer, Simango wurde im November 1969 aus dem Zentralkomitee der Partei ausgeschlossen und Samora Machel und Marcelino dos Santos erlangten die komplette Kontrolle innerhalb der Partei. Im April 1970 verließ Simango das Land Richtung Ägypten, zusammen mit anderen Dissidenten wie etwa Paulo Gumane (Frelimos Vize-Generalsekretär der Gründungsjahre) In Ägypten wurde er zum Führer einer kleineren Befreiungsbewegung für Mosambik, der COREMO. Nach der portugiesischen Nelkenrevolution 1974 kehrte Simango nach Mosambik zurück und gründete die politische Partei PCN ("Nationale Koalitionspartei") in der Hoffnung, in freien Wahlen gegen FRELIMO erfolgeich zu sein. In der PCN sammelten sich weitere prominente ehemalige FRELIMO-Mitglieder und Dissidenten: Paulo Gumane und Adelino Gwambe (ebenfalls Gründungsmitglied von FRELIMO), der Priester Mateus Gwengere und Joana Simeao.

Verhaftung und Exekution

Nach der Veröffentlichung eines kritischen Artikels unter der Überschrift "Düster Situation bei FRELIMO" wurde Simango aus der Partei ausgestoßen. [6] 1974, unmittelbar nach dem Abkommen zwischen der neuen portugiesischen Regierung und Frelimo über die Machtübergabe in Mosambik an FRELIMO, kam es zu einem Aufstand weißer Siedler im damaligen Laurenco Marquez (heute Maputo), die die Radiostation der Hauptstadt besetzten. Laut der Biografie Simangos von Barnabe Lucas Ncomo erschien auch Uria Simango in der Sation und gab so seine Unterstützung des Aufstandes kund. Nach Niederschlagung des Aufstandes kam es zu einer Verhaftungswelle von FRELIMO-Kritikern und Simango floh nach Malawi, FRELIMO ließ an seiner Stelle seine Frau Celina Simango verhaften. Malawis Präsident Hastings Banda lieferte ihn jedoch zusammen mit 11 anderen PCN-Aktivisten an FRELIMO aus und er wurde in ihre Basis Nachingwea im südlichen Tansania gebracht. [7]

Die neue portugiesische Regierung übergab die alleinige Macht jedoch an FRELIMO und Mosambique errang am 25. Juni 1975 seine Unabhängigkeit. FRELIMO lehnte Mehrparteien-Wahlen ab undSamora Machel und Marcelino dos Santos wurden zu Präsident bzw. Vizepräsident des Landes. Uria Simango wurde am 20. Mai 1975 in der FRELIMO-Basis in Nachingwea gezwungen, vor tausenden von FRELIMO-Kämpfern ein 20seitiges öffentliches Bekenntnis abzulegen. Darin widerrief er seine Überzeugungen, klagte einige seiner Mitstreiter an, Agenten Portugals zu sein und selbst in die Ermordung Mondlanes verwickelt zu sein und bat um Umerziehung. Der Inhalt dieser Selbstanklage wird heute auch von FRELIMO-Vertretern nicht für wahr genommen. Das erzwungene Geständnis in portugiesischer Sparache ist erhalten und im Internet zu finden. [8] Simango und die übrigen PCN-Führer erlangten ihre Freiheit nie wieder. Im November 1975, nach der Unabhängigkeit Mosambiks, wurde Simango in die FRELIMO-Basis M´telela in Mosambik gebracht. Simango, Gumane, Simeao, Gwambe, Gwengere und andere wurden heimlich an einem unbekannten Datum zwischen 1977-1980 liquidiert. Weder der Platz, an dem sie begraben wurden noch die Art ihrer Hinrichtung wurden jemals von den mosambikanischen Behörden enthüllt. Simangos Frau Celina Simango wurde getrennt von ihm irgendwann nach 1981 ebenfalls exekutiert, auch über ihren Tod wurden keine Details bekannt.

Gründe für die Exekution Simangos

Simango wurde wahrscheinlich von der FRELIMO-Führung als mögliche, gefährliche Konkurrenz insbesondere nach der Gründung der Renamo gesehen. [9] [10]

Nur wenige Mitglieder des FRELIMO-Regimes von 1975-1986 haben sich zum Tod Simangos öffentlich geäußert. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete Vize-Präsident Marcelino dos Santos in einem TV-Interview 2005, in dem er die Geheimhaltung der Exekution damit rechtfertigte, dass zu dieser Zeit in Mosambik ein Staat auf der Grundlage der Macht FRELIMOs aufgebaut worden war, man großes Vertrauen in die "Revolutionäre Justiz" hatte, die während des bewaffneten Kampfes aufgebaut wurde, aber wußte, dass manche Leute wohl die Dinge nicht richtig verstehen würden. Gleichzeitig betonte er, dass sie (die Führung FRELIMOS) die Exekution Simangos und anderer nicht bedauerten, da dies ein Akt revolutionärer Gewalt gegen Verräter am mosambikanischen Volk gewesen sei. [11]

Da es kein offizielles Gerichtsverfahren gab blieb unklar, was der Anlass für den Vorwurf de verrats gewesen war. Simangos Biograf Ncomo behauptet, dass dieser bei seiner Rückkehr nach Mosambik 1974 als Führer der PCN vorbereitende Gespräche mit weißen Siedlern geführt habe, um deren Unterstützung gegen eine Parteienherrschaft FRELIMOs zu gewinnen. Das klingt nach Gesprächen, wie sie mit dem Lancaster House Agreement zur selben Zeit in Zimbabwe zu freien Wahlen geführt hatten. Dies wurde jedoch von Hardlinern der FRELIMO-Führung als Verrat angesehn. Joana Simeao und Lazaro Kavandame, zwei der exekutierten politischen Gefangenen hatten sich vor 1974 aus Furcht um ihr Leben den portugiesischen Autoritäten ergeben, nicht aber Simango, Gumane oder Gwengere, die nur zur konkurrierenden Befreiungsbewgung COREMO übergetreten waren. Noch unklarer ist der strategische Grund für die Exekution von Simangos Ehefrau Celina Simango, die keine führende politische Position innehatte, einige Jahre später 1982. Gemeinsam hatten die exekutierten Führer, dass sie Mitglieder der damaligen Oppositionspartei (PCN) waren, dass sie die Hegemonie FRELIMOs herausforderten und für Mehrparteien-Wahlen eintraten.


2004 wurde eine 400 Seiten starke Biographie Simangos des Studenten Barnabe Lucas Ncomo publiziert, die zu einer Diskussion über Simangos Tod in Mosambik führte.[12] Nach etlichen Jahren Bürgerkrieg gegen die von Südafrika unterstützte Guerillabewegung RENAMO und Einparteien-Diktatur FRELIMOs fanden erst 1994, fast 20 Jahre nach Simangos Verhaftung, erstmals freie Wahlen in Mosambik statt. Uria Simangos Sohn Daviz Simango wurde 2008 zum Gründer der heute neben RENAMO wichtigsten Oppositionspartei Mosambiks, des Movimento Democrático de Moçambique.

Quellen

  1. Mozambique: the tortuous road to democracy by J. Cabrita, Macmillan, 2001. ISBN 9780333920015
  2. Eric Morier-Genoud, Michel Cahen (Hrsg.): Imperial Migrations: Colonial Communities and Diaspora in the Portuguese World [1]
  3. Time magazine Feb 14 1969 http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,900625-2,00.html
  4. Walter Opello Pluralism and Elite Conflict in an Independence Movement: FRELIMO in the 1960s Walter C. Opello Jr. Journal of Southern African Studies, Vol. 2, No. 1 (Oct., 1975), pp. 66-82 http://www.jstor.org/stable/2636615?seq=1
  5. http://www.encyclopedia.com/doc/1G2-3404701832.html
  6. Zusammenfassende Besprechung der Biografie " "Uria Simango - um homem, uma causa" durch Paul Fauvet [2]
  7. Dictionary of African Biography von Emmanuel Kwaku Akyeampong, Henry Louis Gates, Mr. Steven J. Niven. Oxford University Press, 2012 - 2720 Seiten, 6 Bände. S 388, Kapitel "Uria, Timoteo": [3]
  8. Moçambique para todos: URIA SIMANGO Um homem, uma causa
  9. " A postmodern nationalist: truth orality and gender in the work of Mia Couto"" Phillip Rothwell, Bucknell University Press. Published 2004 ISBN 0-8387-5585-2 Bucknell University Press: "Dos Santos, a man loathed by Mondlane became vice-president. Simango was later captured, interned and then secretly executed in October 1979, an execution ordered by FRELIMO to prevent him being used as a figurehead by the then emergent rebel movement RENAMO. For many years the Frelimo government did not acknowledge the extrajudicial killing of its former members and even led his relatives to believe that he was still alive".
  10. Kommentare zu der Exekution findet sich auch auf S 6 in Karl Maier et al. "Conspicuous destruction, famine and the reform process in Mozambique " (1992) 202 pages ISBN 1-56432-079-0
  11. TVM "no singular" programme 19 Sept. 2005 http://macua.blogs.com/moambique_para_todos/2006/05/retrospectiva_s.html: " Because one must see that at that moment, and naturally, while we ourselves felt the validity of revolutionary justice, the one built and fertilised by the armed struggle of national liberation, there existed, nonetheless, the fact that one had already formed a state, albeit one where FRELIMO was the fundamental power. So it was that, perhaps, which led us, knowing precisely that many people would not be able to comprehend things well, to prefer to keep silent. But let me say clearly that we do not regret these acts because we acted with revolutionary violence against traitors and traitors against the Mozambican people".
  12. (Portuguese) "Uria Simango: Um homem,uma causa" (Uria Simango: a man, a cause)", by B.L.Nkomo, 2004 ,Edicoes Novafrica, Av Ho Chi Min, no 1628 R/C Maputo