Sehsüchte
Sehsüchte ist ein internationales Studierendenfilmfestival mit über 60-jähriger Tradition. Es findet jährlich im Frühling in Potsdam-Babelsberg statt.
Geschichte
Von 1972 an wurden auf dem DEFA-Gelände in Babelsberg die FDJ-Studentenfilmtage der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg (HFF) abgehalten, die jedoch nach der Wende eingestellt wurden. Nach kurzer Unterbrechung wurde das Filmfest 1995 von Studenten des Studiengangs „Audiovisuelle Medienwissenschaften“ unter dem Namen Sehsüchte erneuert. Heute ist der Masterstudiengang „Medienwissenschaft“ in der Organisation federführend und wird durch den Bachelorstudiengang "Digitale Medienkultur" unterstützt.
Festival
Jährlich werden ca. 120 Kurz-, und Langfilme der Kategorien Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilm sowie Musikvideos und Kinderfilme gezeigt. Mit im Programm dabei, sind immer auch zahlreiche Filme aus dem europäischen In- und Ausland. Im Jahre 2016 beinhaltete das Programm Projekte aus 28 Ländern, u. a. Russland, Israel, Indien und China[1]. Eine mit prominenten Filmemacher*innen und Filmexpert*innen besetzte Jury prämiert schließlich jeweils die besten Werke.
Ziel der Festivalorganisatoren ist es, dem internationalen Filmnachwuchs ein Forum für seine Filme und Gesichten zu bieten sowie den Austausch untereinander als auch mit Professionellen aus der Film- und Medienbranche und dem Publikum zu fördern. Besonders letzteres unterstreicht, dass „Sehsüchte“ immer auch eine Publikumsveranstaltung mit engem Kontakt zwischen Zuschauern und Filmschaffenden ist. Jährlich kommen bis zu 8000 Filminteressierte, Fachbesucher und Journalisten zu dem mehrtägigen Festival[1], das auf dem zentralen Festival-Campus in unmittelbarer Nähe zum berühmten Studio Babelsberg, dem ältesten und größten Filmstudio Europas[2], stattfindet.
Wettbewerb
Der internationale Wettbewerb gliedert sich in die Wettbewerbsbereiche „Spielfilm“, „Dokumentarfilm“, “Genrefilm”, „Animationsfilm“, “Musikvideo”, “Spotlight Produktion”, “Future Kids” und “Future Teens” für welche die jeweiligen Filme nominiert werden. Um den unterschiedlichen Qualitäten gerecht zu werden, wird in den Kategorien “Spiel-” und “Dokumentarfilm” jeweils noch zwischen Kurz- und Langfilm unterschieden. Die Jury bewertet die Filme grundsätzlich jeweils nicht nach vorab festgelegten Kriterien. Ästhetik, Narration und Originalität spielen aber entscheidende Rollen. Eine Ausnahme stellt die Sektion “Spotlight Produktion” dar. Hier wird das Management und die Finanzierung der Filmproduktion bewertet.
Während in allen Wettbewerbssektionen eine Fachjury bzw. eine Kinder- und Jugendjury den Sieger kürt, wird der Musikvideopreis 2017 als Publikumspreis vergeben.
„Schreibsüchte“ ist im Gegensatz zu den übrigen Kategorien ein ausschließlich deutschsprachiger Wettbewerb. Hier wird die Arbeit von Autoren und Projektentwicklern in den Kategorien „Drehbuchpreis“ und „Pitch“ gewürdigt und jeweils das vielversprechendste Projekt ausgezeichnet. Schreibfertigkeit, dramaturgischer Gestaltung und Einfallsreichtum sind hier primär ausschlaggebend, die Umsetzbarkeit kann sekundär sein.
In der Vergangenheit wurden außerdem folgende Preise verliehen:
- Preis gegen Ausgrenzung (2003 - 2005[3][4][5], 2008 - 2010[6][7][8])
- Innovationspreis (2003 - 2005[3][4][5]),
- Schnittpreis (2003 - 2005[3][4][5], 2008 - 2015[6][7][8][9][10][11][12][13])
- Kamerapreis (2005[5], 2008 - 2010[6][7][8], 2012[10], 2013[11])
- Deutscher Nachwuchsfilmpreis (2005[5], 2008[6], 2009[7])
- Schauspielpreis (2008[6], 2010 - 2012[8][9][10], 2014[12], 2015[14])
- Fokus-Dialog-Preis (2008 - 2010[6][7][8], 2012[10], 2013[11])
- Start-Up-Preis (2010[8])
- Soundpreis (2015[14])
Fokus
Der Sehsüchte Fokus rückt jährlich ein geografisches oder sozio-kulturelles Thema ins Zentrum des Festivals, um auf dieses größere Aufmerksamkeit zu lenken, es neu und anders zu entdecken. 2003 stand ganz im Schatten des 11. Septembers, die USA, Naher Osten und Krieg waren die Schwerpunkte. 2005 wurde die Fokus-Reihe dann mit dem Blick auf das Chinesische Kino endgültig fest im Programm etabliert. Unter dem Motto „Sehsüchte im Goldrausch“ widmete sich das Studierendenfilmfestival dem russischen Kino. 2009 richtete sich der Blick auf den Indischen Subkontinent, 2010 stand Südafrika 2011 die Türkei als Land im Fokus. Im Jahr 2012 drehte es sich dann erstmals nicht um eine Region, sondern mit „Nachhaltigkeit“ um einen Begriff. Im Jahr 2013 stellten die Studierenden den „Exzess“ in den Fokus und beim Sehsüchte-Festival 2014 drehte sich alles um „Transit“. 2015 besann sich Sehsüchte mit dem Fokus-Thema „Echo“ auf seine Funktion als Publikumsfestival, um den Austausch zwischen Filmemachern und dem Publikum zu stärken. Für 2016 wurde das Motto „S.P.A.C.E.“ ausgewählt und passend dazu die neue Wettbewerbskategorie „Genrefilm“ geschaffen. Der Oberbegriff für das Film- und Rahmenprogramm des Festivals 2017 wird „surfaces“ lautenn.
Retrospektive
Als die HFF 2004 50-jähriges Bestehen feiert wird die Retrospektive als Rückblick auf in dieser Zeit entstandene Studierendenfilme eingeführt. 2009 konnte sich die Retrospektive mit der Rück- und Werkschau auf Andreas Dresen vor dem Hintergrund des Mauerfalls etablieren. 2010 widmete sich diese historische Filmreihe dem Werk von Hans-Christian Schmid. Im Jahr 2011 zeigte Sehsüchte mehrere Filme von Wim Wenders, unter anderem sein Werk Pina in 3D, und 2012 widmete sich die Retrospektive gleich zwei Filmschaffenden, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten: Der deutschen Regisseurin, Schriftstellerin und Produzentin Doris Dörrie und dem deutschen Splatter-Spezialisten, Autor und Filmkritiker Jörg Buttgereit. 2013 wird die Retrospektive begrifflich neu durchleuchtet und um eine spielerische Futurospektive ergänzt. Dabei ging es erstmals nicht um die Werkschau eines/einer bestimmten Künstler*in, sondern darum, wie Filmemacher*innen in der Vergangenheit und in der Gegenwart innovative Formen des Filmemachens entwickelt und vorangetrieben haben.
In den Jahren 2015 und 2016 verschwand die Retrospektive aus dem Festivalprogramm, bevor sie nun 2017 wieder zurückgeholt wird. Anlass hierfür war der Wunsch der Masterstudierenden des Studiengangs Medienwissenschaft Kommiliton*innen benachbarter Studiengänge enger in die Festivalorganisation einzubeziehen. So wird die Retrospektive 2017 nun erstmal von Studierenden des Masterstudiengangs “Filmkulturerbe” in Eigenregie kuratiert.
Juroren
Die Gewinnerfilme der einzelnen Wettbewerbskategorien werden von je eigenen Fachjurys ausgewählt. Diese Jurys werden jedes Jahr neu aus erfahrenen Filmschaffenden und Experten aus der Medienbranche zusammensetzt.
Auswahl (ab 2001)
Jahr | Juror*in | Sektion |
---|---|---|
2001 | Hannes Jaenicke | Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion |
2002 | Dani Levy
Sabrina Wanie Mathias Schwerbrock Bettina Gries |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch |
2003 | Conny Walther
Jochen Ehmann Cooky Ziesche |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch |
2004 | Axel Prahl
Sandra Jakisch Gabor Steisinger Wenka von Mikulicz |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch |
2005 | Ulrich Matthes
Leszek Dawid Alexander Thies Sabine Holtgreve |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Musikvideo |
2006 | Sven Budelmann
Raimund Krumme Gabriel Hageni |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Fokus |
2007 | ||
2008 | ||
2009 | Oli Weiss
Fursy Teyssier Janine Jackowski Manzar Sehbai |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Musikvideo Fokus |
2010 | Fred Kelemen
Michel Sounvignier Jürgen Seidler |
Spielfilm
Dokumentarfilm Produktion Drehbuch Musikvideo Fokus |
2011 | Peter R. Adam | Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Pitch Musikvideo Fokus |
2012 | Nora Tschirner
Stefan Gieren |
Spielfilm
Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Musikvideo Fokus |
2013 | Marc Rothemund
Sol Bondy |
Spielfilm
Kurzfilm Dokumentarfilm Produktion Animationsfilm Musikvideo |
2014 | Dominic Raacke
Marcus Winterbauer Alexander Wadouh Jörg Winger Christian Larson Phillip-Müller Dorn |
Spielfilm
Kurzfilm Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Pitch Musikvideo Fokus |
2015 | Henriette Confurius
Antje Boehmert Sandra Schießl Tanja Ziegler Gunther Eschke Niels Münter Lajos Wienkamp-Marques |
Spielfilm
Kurzfilm Dokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Musikvideo Sound |
2016 | Frederic Jaeger
Frauke Sandig Kerstin Meyer-Beetz Victor Orozco Ramirez Marion Bott |
Spielfilm
Kurzfilm Dokumentarfilm Kurzdokumentarfilm Animationsfilm Produktion Drehbuch Pitch Musikvideo |
Kritiken und Auszeichnungen
Sehsüchte ist am Abend des 17. Novembers 2010 mit dem Potsdamer Kongress-Preis in der Kategorie „regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen“ ausgezeichnet worden. Der mit einem Preisgeld von 1000 Euro dotierte Preis würdigt Veranstalter aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Kultur, die sich bei der Durchführung von Tagungen und Kongressen in Potsdam als Botschafter der Landeshauptstadt Potsdam verdient gemacht haben[15].
„Die Preise können sich ebenso sehen lassen wie die Mitglieder der Jurys.“
„Der interkulturelle Austausch zwischen jungen Filmschaffenden, Gästen und Publikum, ein abwechslungsreiches Filmprogramm sowie zahlreiche parallele Veranstaltungen sind Teil des Konzepts, das sehsüchte so einzigartig macht.“
„… ein Rahmenprogramm, bei dessen herzlicher Atmosphäre und Vielfalt keine Wünsche mehr offenbleiben.“
„Eine Stärke, dass sich das Festival jedes Jahr neu erfindet“
Weblinks
- www.sehsuechte.de − offizielle Internetseite des Filmfestivals Sehsüchte
- www.filmuniversitaet.de − offizielle Internetseite der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
- www.facebook.com/sehsuechte − Sehsüchte-Facebookseite
- www.twitter.com/sehsuechte − Sehsüchte-Twitterseite
- www.filmfreeway.com/sehsuechte − internationale Einreichungsplattform für Filmfestivals
Einzelnachweise
- ↑ a b Jan Kixmüller: Studentenfilmfestival Sehsüchte 2016 in Potsdam: Kreativer Kosmos. In: Potsdamer Neueste Nachrichten. 20. April 2016 (pnn.de [abgerufen am 20. September 2016]).
- ↑ Filmstudio Babelsberg, Spielfilm- und Fernsehproduktionen in Europa - Studio Babelsberg AG. In: www.studiobabelsberg.com. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c sehsüchte | 2003. In: 2003.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c sehsüchte P R E I S E. In: 2004.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c d e Sehsüchte 2005. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c d e f sehsüchte - das größte Internationale Studentenfilmfestival Europas. In: 2008.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c d e Internationales Studentenfilmfestival sehsüchte: Sehsüchte 2009. In: 2009.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c d e f Sehsüchte 2010 | Festival | Preise. In: 2010.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b themenportal: And the sehsüchte award goes to....! | Medien | Pressemitteilung. In: www.themenportal.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c d Preise - Sehsüchte 2012. In: 2012.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b c Sehsüchte, HORT, Alan Woo: Festival - Sehsüchte 2013. In: 2013.sehsuechte.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b Die Gewinner des Studentenfilmfestivals Sehsüchte 2014 | Nachricht | filmportal.de. In: www.filmportal.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ berliner filmfestivals » Sehsüchte 2015 – Die Gewinner stehen fest! In: berliner-filmfestivals.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ a b Dave Lojek sagt: berliner filmfestivals » 44. Sehsüchte: Das größte Studentenfilmfestival Europas an der Filmuniversität Potsdam “Konrad Wolf”. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ Kongress-Preis 2010 | WIS Wissenschaftsetage im Bildungsforum Potsdam. In: www.wis-potsdam.de. Abgerufen am 20. September 2016.
- ↑ sehsüchte gewinnt Kongress-Preis. kino-potsdam.de; abgerufen 28. November 2010
- ↑ Mit Partylaune starten die sehsüchte. baf-berlin.de; abgerufen 28. November 2010
- ↑ Generation ratlos. pnn.de; abgerufen 20. September 2016