Oscar Begas

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Oscar Begas: Selbstbildnis (Lithographie, 1852)
Oscar Begas: Die Töchter des Künstlers, 1877
Oscar Begas: Porträt des Verlegers Leopold Ullstein, 1882

Hiob Carl Oscar Begas, auch Oskar Begas (* 31. Juli 1828 in Berlin; † 10. November 1883 Berlin) war ein deutscher Porträt- und Historienmaler. Der älteste Sohn von Carl Joseph Begas gen. „der Ältere“ und Bruder von Reinhold Begas, Adalbert Begas sowie Carl Begas d. J. gelangte insbesondere in der höfischen und bürgerlichen Porträtmalerei zu hohem Ansehen und Anerkennung. Nach seinem Tod geriet er bald in Vergessenheit. Das Grab von Oscar Begas, seiner Frau Marie Elise geb. Beerend und seiner Kinder befindet sich auf dem Alten Friedhof Wannsee.

Werdegang

Oscar Begas widmete sich unter Anleitung seines Vaters schon als Kind der Malerei; aus dieser frühen Phase ab 1842 sind mehrere einfühlsame Porträts der engsten Familienmitglieder überliefert. Im väterlichen Atelier übte er sich im Kopieren und in Bildkomposition, arbeitete an Werken des Vaters mit und führte bereits im Alter von 13 Jahren erste Auftragsarbeiten aus hohen Berliner Gesellschaftskreisen aus. Später, an der Akademie der Künste war er zunächst im Bereich der Historienmalerei tätig. Nach einjährigem Aufenthalt (1849/50) in Dresden, wo er Schüler von Eduard Bendemann war, kehrte Begas nach Berlin zurück und erhielt 1852 das Rom-Stipendium der Berliner Akademie. In Rom, wo er sich bis 1854 aufhielt, entstand neben dem kleinen Genrebild Plauderstunde am Brunnen (1853, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie) auch eine Kreuzabnahme für die Michaeliskirche, die eine Goldene Medaille errang.

Nach seiner Rückkehr nach Berlin und dem frühen Tod des Vaters im November 1854 wurde ihm die Fortführung der Reihe der Ritter der Friedensklasse für den Orden Pour le Mérite übertragen. Im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV. porträtierte er Persönlichkeiten wie Heinrich Friedrich Link, August Boeckh, Johannes von Müller und Johann Lukas Schönlein. Als Porträtist blieb er bis zu seinem Tod in hohen und höchsten Kreisen gefragt und war auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten.

Werke

In seinen Porträts traf Begas mit sicherer Hand das Charakteristische des jeweiligen Gegenübers. Bekannt sind das für die Antwerpener Akademie gemalte Bildnis des Malers Peter von Cornelius (1861, Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten), die Porträts des Kronprinzen von Preußen, des Grafen Moltke (1868), des Baurats James Hobrecht sowie sein Selbstporträt von 1850 (Stiftung Stadtmuseum Berlin). Auch seine Auffassung des Weiblichen zeigt viel Einfühlungsvermögen, etwa beim Doppelbildnis seiner beiden erwachsenen Töchter Elisabeth und Susanne (1877, Stiftung Stadtmuseum Berlin). Im Porträtfach blieb Begas in den Konventionen seiner Zeit verhaftet; gegenüber dem Werk des Vaters pflegte er repräsentative, bisweilen monumental gesteigerte Bildnisformeln, die dem Geschmack des Großbürgertums der Gründerzeit entgegenkamen. Stärker noch als in den Auftragsporträts treten sein malerisches Können und seine Experimentierfreude in seinen stimmungsvollen, fein abgetönten Winter- und Herbstlandschaften mit Jägern und Wild und in den für den privaten Kreis entstandenen Bildnissen zutage. In einem Porträt des oberschlesischen Magnaten Hans Heinrich IX. von Hochberg-Pless von 1865 ließ sich dies verbinden, wo im Hintergrund das fürstliche Jagdschloss Promnitz zu sehen ist (Bestand des Schlossmuseums Pless).

Von Begas' erfolgreichem Schaffen als Dekorationsmaler in Berlin ist nichts mehr erhalten. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiet sind: vier Kompositionen aus dem Mythos von Amor und Psyche (1866), die Lünetten im Festsaal des neuen Berliner Rathauses (1869/70) und die Malereien im Festsaal der Einkaufspassage Kaisergalerie in der Prachtstraße Unter den Linden in Berlin. Von seinen zahlenmäßig selteneren Historienbildern fanden besonders Der Empfang der Salzburger Protestanten durch Friedrich Wilhelm I. in Potsdam (1862) und Friedrich der Große nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges in der Schlosskapelle zu Charlottenburg (1868) Anklang.

Quellen

Begas' Tagebücher der Jahre 1843-48 stellen eine bedeutende Quelle der Kunst- und Kulturgeschichte Berlins in der Zeit des Vormärz dar. Das Original (3 Bände) befindet sich in der Stiftung Stadtmuseum Berlin, eine handschriftliche 1:1-Kopie von 1907 aus Familienbesitz im BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg.

Weitere Gemälde (Auswahl):

  • Kinderbildnis des Bruders Hellmuth, 1842 (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Brustbild der Mutter vor bergiger Landschaft, 1842 (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Selbstbildnis, um 1850, 67,5x54 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Ansicht von St. Gangolf in Heinsberg, 1851 Öl/Karton (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Bildnis eines jungen Mädchens, 1852 31,5x31,5 Öl/Leinwand
  • Der Untergang Pomepejis, 1852 (Berlin, Akademie der Künste, Kunstsammlung)
  • Italienerin, einen Krug auf dem Kopf tragend, 1853 (Altenburg, Lindenau-Museum)
  • Ecce Mater Amabilis, 1856 27,5x21,5 Öl/Karton (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Bildnis Marie Begas, 1857, 134,5x104 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Farbenskizze der Hermannsschlacht im Teutoburger Wald, um 1859 (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Mädchen am Blumenfenster, 1860, 64x48 Öl/Leinwand (Sotheby´s München 1992, Lot 23)
  • Der Empfang der Salzburger Protestanten durch Friedrich Wilhelm I. in Potsdam, 1862, Öl/Leinwand (Privatbesitz, z. Zt. als Leihgabe im BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Adelgunde v. Alvensleben, Öl/Leinwand
  • Bildnis Julius Springer, 1867, 86x71 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Alexander von Pfuel als Jäger, 1870, Öl/Leinwand
  • Ellen Franz, spätere Helene Freifrau von Heldburg, 1870 (Schlossmuseum Sondershausen)
  • Allegorie auf den Herbst, 1871, 119x152 Öl/Leinwand
  • Bildnis des Sohnes Alfred mit Geige, 1871, 56,5x43,5 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Bildnis Franziska Speyer, 1872, Öl/Leinwand
  • Bankier Adelbert Delbrück, 1872 79x60 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Ortschaft im Gebirge, 1872 19,5x29 Aquarell/Karton
  • Waldschnepfenjagd auf Rügen, (1872)
  • Mädchen, aus einer Karaffe Wein eingiessend/Mädchen, 1872–1873 119x151 Öl/Leinwand
  • Allegorie auf die Abundantia, 1873 118x152 Öl/Leinwand
  • Bildnis Georg Speyer, 1873 Öl/Leinwand
  • Ruhende Venus, 1875, 134x176 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Auf der Treibjagd im Wald, 1876
  • Die Töchter des Künstlers, Elisabeth und Susanne, 1877, 124,5x91 Öl/Leinwand (Stiftung Stadtmuseum Berlin)
  • Caritas, 1877, Öl/Leinwand 111x90,5 Öl/Leinwand (Fischer Auktionen, 9. November 2000, Lot 1137)
  • Urteil des Paris, 1878, Öl/Leinwand 97x75 (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Portrait einer jungen Frau, 1878 65,5x51,5 Öl/Leinwand
  • Portrait des Generalleutnants Theophil von Podbielski (1814–1879), ca. 65 x 95 cm, Öl/Leinwand (Privatbesitz)
  • Porträt Mathilde Begas, 1883 70x60 Öl/Leinwand (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)
  • Marie Begas, geborene Beerend, die Ehefrau des Künstlers, 1883 95x73 Öl/Leinwand (BEGAS HAUS, Museum für Kunst und Regionalgeschichte Heinsberg)

Literatur

  • Eberhard Ruhmer: Begas, Oskar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 745 f. (Digitalisat).
  • Irmgard Wirth: Berliner Malerei im 19. Jahrhundert. Siedler Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-572-10011-9, S. 328.
  • Stadtmuseum Berlin/Berlin-Museum/Märkisches Museum: Gemälde I,1: 16.-19. Jahrhundert. Verzeichnis der Bestände des künftigen Stadtmuseum Berlin. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde des Berlin Museums, bearb. v. Sabine Beneke u. Sybille Gramlich, Berlin 1994, S. 79–87, Nr. 35-49.
  • Der Jüdische Friedhof Schönhauser Allee, Berlin, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, bearbeitet von Jörg Kuhn und Fiona Laudamus mit einem Vorwort von Klaus-Henning von Krosigk und einer Einführung von Wolfgang Gottschalk, Berlin 2011, S. 40, Nr. 21 (zur Familie von Marie Begas geb. Beerend)
  • Rita Müllejans-Dickmann und Wolfgang Cortjaens (Hrsg.): BEGAS HAUS Heinsberg. Bd. 2: Die Sammlung Begas, Köln 2013
Commons: Oskar Begas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien