Desinfektor

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Der staatlich geprüfte Desinfektor ist hauptsächlich im öffentlichen Gesundheitsdienst, aber auch in privaten Gesellschaften oder Firmen tätig, in dem er beratende Funktionen, Kontrollen und die Ausführung von Desinfektions- und Entwesungsmaßnahmen ausübt.[1]

Staatlich geprüfte Desinfektoren werden in NRW und Sachsen durch einen drei Wochen andauernden Lehrgang an einer staatlich anerkannten Ausbildungsstelle ausgebildet. Vorzugsweise besitzen die Teilnehmer bereits eine Berufsausbildung im Gesundheitsbereich (z. B. Rettungsassistent/in,[2] Krankenpfleger/-schwester[3]), allerdings ist weder diese, noch überhaupt eine Berufsausbildung Zugangsvoraussetzung. Zu den Inhalten der Ausbildung gehört insbesondere auch eine Einführung in die Mikrobiologie (Wissen über Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Prionen (infektiöse Eiweiße), Pilze, Sporenbildner und Einzeller bis hin zu Mehrzellern (Würmer etc.) wird erworben).

Fähigkeiten und Fertigkeiten

Er ist demnach in der Lage > 3%ige Desinfektionsmittellösungen anzusetzen, da bei solchen Konzentrationen ein Fachwissen vorausgesetzt wird, beispielsweise wie die Übertragungswege von HIV, Hepatitis, Malaria, Trypanosomen, Gelbfieber etc. sind. Daher wird er bei solchen Erregern hinzugezogen und leitet die Mitarbeiter an, Desinfektionen richtig auszuführen.

Des Weiteren besitzt er Kenntnisse über die wichtigsten Infektionskrankheiten, Fachbegriffe wie Epidemie, Pandemie, Endemie, Desinfektion, Sterilisation und weiß über verschiedene Wirkspektren der Desinfektionsmittel und ihre Inhaltsstoffe Bescheid. Er ist zudem mit den gängigen Desinfektionsmaßnahmen vertraut, kennt epidemiologische Zusammenhänge und auch die rechtlichen Grundlagen, auf denen das gesamte Gebiet der Hygiene aufbaut. Da er selbst derjenige ist, der beratend und als Vorbild eingesetzt wird, ist er ebenfalls mit Resistenzen der einzelnen Erreger vertraut, weiß im Gebiet Abfallentsorgung Hilfe zu stellen oder wie bestimmte Dinge entsorgt, gekennzeichnet oder aufbewahrt werden müssen.

Er sollte zudem wissen, welche rechtlichen Vorgaben sich aus

  • der Bio- und der Gefahrstoffverordnung,
  • den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (z.B. TRGS 525, Gefahrstoffe in Einrichtungen der medizinischen Versorgung, TRGS 400, Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen, TRGS 401, Gefährdung durch Hautkontakt, TRGS 402, Tätigkeiten mit Gefahrstoffen: Inhalative Exposition, TRGS 512, Begasungen, TRGS 900, Arbeitsplatzgrenzwerte) und
  • den Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (z.B. TRBA 400, Gefährdungsbeurteilung, TRBA 500, Grundlegende Maßnahmen bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen) sowie
  • Normen, wie z.B. die Chemikalienschutzhandschuhnormen DIN/EN 16523, für seine Tätigkeit ergeben.

Beispielsweise darf die vor Beginn der Arbeiten notwendige Gefährdungsbeurteilung (gemäß §5, Abs.3, Arbeitsschutzgesetz) nur "fachkundig" durchgeführt werden, d.h. hinsichtlich der Mikroorganismen nur, wenn der Desinfektor mindestens eine geeignete Berufsausbildung und eine zeitnahe einschlägige berufliche Tätigkeit nachweisen kann (§2, Abs.11, in Verbindung mit §4, Abs.1, Biostoffverordnung) sowie hinsichtlich der Desinfektionsmittel und anderer Gefahrstoffe nur, wenn er über eine entsprechende Berufsausbildung, Berufserfahrung oder eine zeitnah ausgeübte entsprechende berufliche Tätigkeit sowie Teilnahme an spezifischen Fortbildungsmaßnahmen im Gefahrstoffbereich verfügt (§2, Abs.16, in Verbindung mit §6, Abs.11, Gefahrstoffverordnung).

Tätigkeitsfeldern

Typische Tätigkeitsfelder für Desinfektoren sind die Mitwirkung in der Hygienekommission eines Krankenhauses, als Hygienebeauftragte im Rettungsdienst und als Sachbearbeiter im Gesundheitsamt. Ein Desinfektor sollte zudem in seiner Einrichtung eine Vorbildfunktion ausüben.

Einzelnachweise

  1. Desinfektor/in. auf: berufenet.arbeitsamt.de, eingesehen am 15. April 2013.
  2. Ulrich v. Hintzenstern (Hrsg.): Notarzt-Leitfaden. Urban&Fischer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-437-22462-1, S. 14. (online)
  3. M. Seel: Die Pflege des Menschen. Schlütersche, 2003, ISBN 3-87706-996-7, S. 495, (online)