Wiener Neudorf
Marktgemeinde Wiener Neudorf
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mödling | |
Kfz-Kennzeichen: | MD | |
Fläche: | 6,06 km² | |
Koordinaten: | 48° 5′ N, 16° 19′ O | |
Höhe: | 205 m ü. A. | |
Einwohner: | 9.628 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 1590 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 2351, 2355 | |
Vorwahlen: | 0 22 36 | |
Gemeindekennziffer: | 3 17 25 | |
NUTS-Region | AT127 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Europaplatz 2 2351 Wiener Neudorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Herbert Janschka (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015) (33 Mitglieder) |
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Lage von Wiener Neudorf im Bezirk Mödling | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Wiener Neudorf ist eine Marktgemeinde mit 9628 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) östlich der Bezirkshauptstadt Mödling im Industrieviertel in Niederösterreich in der Nähe von Wien.
Geografie
Wiener Neudorf liegt im flachen Teil des Bezirkes Mödling, im Wiener Becken.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde umfasst nur einen Ort, und eine Katastralgemeinde und Ortschaft.
Nachbargemeinden
Vösendorf |
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Mödling | Biedermannsdorf | |
Guntramsdorf |
Wiener Neudorf grenzt nicht an Laxenburg: Im Industriezentrum Niederösterreich Süd liegt ein ca. 150 m langes Grenzstück, an dem Biedermannsdorf an Guntramsdorf grenzt und damit Wiener Neudorf von Laxenburg trennt.
Geschichte
Eine erste Besiedelung des Raumes Mödling (und damit Wiener Neudorf eingeschlossen) lässt sich auf etwa 4000 v Chr. datieren, was vor allem aus Funden von Gefäßen geschlossen wird.
Die erste Erwähnung Wiener Neudorfs war etwa Mitte des 12. Jahrhunderts (Nowendorf). Im Austausch für das Dorf Siegenfeld (es wurde dem Kloster Heiligenkreuz geschenkt) bekam Herzog Heinrich II. Jasomirgott um 1176 unter anderem eine Hube (einen Hof mit 10–15 ha Land) zu Nuwendorf.[2] In einer Urkunde des Stiftes Klosterneuburg von 1231 wird ein Richter (= Ortsvorsteher) Meinhard von Neudorf (Meinhardo iudice de Niwedorf)[3] als Zeuge genannt. Als gesichert kann Wiener Neudorfs Existenz spätestens ab 1270 gelten: Ein Dokument aus diesem Jahr bietet eine Auflistung der Mauten von Sollenau und Wiener Neudorf – jene Mautstelle an der Mödlingbachbrücke würde bis ins 19. Jahrhundert hinein eng mit der Ortsentwicklung verbunden sein.
Mitte des 14. Jahrhunderts kam es aufgrund von Missernten (1330er und 1340er) sowie des Ausbruchs der Pest zu einem Rückgang der Bevölkerung in der Gegend. Um das Jahr 1500 herum gab es eine befestigte Anlage im Ort, die Feste Neudorf. (Diese wurde von einfallenden Türken mindestens einmal zerstört).
Vor allem das Postwesen des frühen 19. Jahrhunderts verhalf Wiener Neudorf zu seinem heutigen Namen. Um die vielen Orte gleicher Namen besser unterscheiden zu können bekamen diese Zusätze zu Namen – wie 'Neudorf bei Staatz' oder 'Neudorf bei Pöggstall'. Wiener Neudorf wurde schlicht ein 'W.' vor den Namen gesetzt. Diese Schreibweise kam immer mehr in Mode bis diese 1854 schließlich offiziell anerkannt wurde. In der amtlichen Karte wurde der Ort aber noch in den 1870ern als Neudorf (bei Wien) geführt.[1]
Ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in der Gegend von Wiener Neudorf die Industrialisierung ein. Vor allem das reichlich vorhandene Rohmaterial für Ziegel bot eine günstige Lage für die Neudorfer Ziegelwerke der Firma Wienerberger, und nicht nur in Wiener Neudorf entstanden viele Lehmgruben. Vier der damals auf Wiener Neudorfer Boden entstandenen Ziegelteiche, wie die vom Grundwasser aufgefüllten Abbaugruben des Tonmergels genannt werden, sind heute noch erhalten: Der Gemeindeteich, vormals Kahrteich, benannt nach der benachbarten Gemischtwarenhandlung Kahr, der Erikateich auf dem Isovolta-Firmengelände und die Blaue Lagune, ursprünglich Blauer Teich und der damals zum Baden beliebteste Teich, der heute auf dem Ortsgebiet von Maria Enzersdorf gelegene Schinterteich (auch Schinderteich). Ebenfalls erwähnenswert in dieser Zeit ist die Austria-Brauerei, welche zu dieser Zeit zu den größten Brauereien des Landes gehörte.
Um 1900 herum geschah vieles im Ort: Das Telefonnetz des Ortes wurde mit dem der Nachbargemeinden vereinheitlicht. Der Ort bekam einen eigenen Gendarmerieposten, und die Kanalisation wurde ausgebaut.
Nach dem Anschluss wurde Wiener Neudorf 1938 als Teil des 24. Bezirks nach Groß-Wien eingemeindet – ein Zustand, der über das Ende Großdeutschlands hinaus andauerte. Erst 1954 wurde Wiener Neudorf wieder eine eigenständige Gemeinde.
Während des Zweiten Weltkriegs bestand das KZ-Außenlager Wiener Neudorf, ein Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Circa 1940 begannen die Vorbereitungsarbeiten für die Flugmotorenwerke Ostmark. Noch bevor diese komplett ausgebaut waren begannen 1943 die ersten Bombenangriffe der Alliierten in der Gegend. Trotz der ansässigen Flugmotorenwerke gab es relativ wenige Tote durch Bombenangriffe zu beklagen. Ein schwerer Angriff auf die Ostmarkwerke erfolgte am 26. Juli 1944 der neben den Schäden im Betriebsgelände[4] auch das Lager der dort eingesetzten KZ-Häftlinge traf. 31 von ihnen fanden dabei den Tod. Da auch ihre Unterkünfte zerstört wurden, mussten die überlebenden Häftlinge tags darauf in ein neues Lager im Gemeindegebiet von Wiener Neudorf (Mitterfeld) verlegt werden.[5] Aber auch die angreifenden amerikanischen Bomber erlitten schwere Verluste. So wurden von einer 26 Flugzeuge zählenden Bomber-Einheit acht Maschinen in der Steiermark und drei in Niederösterreich binnen weniger Minuten abgeschossen, wobei 66 Besatzungsmitglieder starben und 43 weitere in Kriegsgefangenschaft gerieten.[6]
Mit Kriegsende 1945 waren etwa 80 % der Häuser beschädigt; etwa 30 waren komplett zerstört oder unbewohnbar geworden. Der Ort geriet am 6. April unter russische Kontrolle. Theo Rossiwall schreibt in seinem Buch Die letzten Tage über die Kämpfe in Wr. Neudorf (8. April 1945): „Wiener Neudorf hatte dreitägige Kämpfe mit Brandbombenwürfen hinter sich, eine Brücke der Badnerbahn war zerstört.“
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2011 |
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Einwohner | 4.072 | 7.933 | 8.385 | 8.428 | 8.838 |
Politik
Gemeindevertretung
- Bürgermeister: Herbert Janschka, ÖVP
- Gemeinderat (33 Sitze): 15 SPÖ, 11 Liste ÖVP, 5 Umweltforum Wiener Neudorf, 2 FPÖ
Partnerschaften
Wiener Neudorfs Partnergemeinde ist seit 1973 Bärnkopf im Waldviertel.
Wirtschaft und Infrastruktur
Auf dem Gelände der ehemaligen Flugmotorenwerke Ostmark, den späteren USIA-Betrieben hat die Eco Plus ein großes Industriegelände errichtet, von dem der größte Teil zum Gemeindegebiet von Wiener Neudorf gehört. Durch die gute Verkehrsanbindung siedelten sich sehr viele Betriebe, die aus dem Großstadtbereich von Wien herauszogen, an (Industriezentrum Süd). Dadurch ist Wiener Neudorf heute eine der wirtschaftlich stärksten Gemeinden in Österreich. Ein Teil der Shopping City Süd liegt in Wiener Neudorf und auch das Industriezentrum Niederösterreich Süd (IZ NÖ Süd) mit Unternehmen wie LKW Walter, BILLA, Isovolta, Eternit-Werke, Hitachi und Konica Minolta liegt großteils auf Wiener Neudorfer Boden.
Das Industriegelände der Eco Plus und auch der Ortskern von Wiener Neudorf werden mit Biomassefernwärme aus dem Fernwärmenetz Mödling versorgt.
1982 bis Mitte 2014 befand sich der Firmensitz von Palmers in Wiener Neudorf, Palmersstraße 6–8. Der dort errichtete verglaste Gebäudequader (Büroturm, Eigentümer seit 2007: Immobiliengruppe Tecto, Wien) ist markanter, 450 m weit rechtsliegender Landmark bei der Fahrt auf der A2 bei km 7 Richtung Südost. Die Kontur seiner nach N–NNO orientierten Fassade leuchtete zuletzt jahrelang in Palmers-Grün. Danach noch als Outlet von Palmers genutzt.[8][9]
Verkehr
Durch die Südautobahn A2 und die Badner Bahn ist es in kurzer Zeit von der Bundeshauptstadt Wien zu erreichen. In den Raum Schwechat kommt man über die im Jahre 2006 fertiggestellte Schnellstraße S1 sowie die Mödlinger Straße B 11.
Aber auch in den Westen gelangt man leicht über die Wiener Außenringautobahn.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauten
- Altes Rathaus
- Pfarrkirche Maria Schnee mit Pfarrhof und Kriegerdenkmal
- Klosterkirche mit Fresken von Maria Loretto Kastner
- Mariensäule
- Türkenkreuz
- Prenninger Kapelle
- Hackl Kreuz
- Christoph-Migazzi-Haus
Persönlichkeiten
Bedeutende hier geborene oder hier wirkende Menschen:
- Carl Prenninger (1829–1902), Bauingenieur, Eisenbahnfachmann, Ehrenbürger von Wiener Neudorf
- Robert Herzfelder (1841–1907), Industrieller, führte die Austria-Brauerei[10] und von 1881 bis 1900 auch die Ziegelwerke am Griesfeld in Wiener Neudorf. Er gehörte dem Gemeinderat von Wiener Neudorf an und wurde 1897 zum Ehrenbürger von Wiener Neudorf ernannt.
- Othmar Skala (1895–1958), niederösterreichischer Heimatforscher
- Anton Pürkner (1909–1991), Musiker, Komponist[11]
- Franz Fürst (1920–2005), Landtagsabgeordneter, Bürgermeister von Wiener Neudorf 1955–1990.
Literatur
- Kurt Janetschek: Wiener Neudorf im Wandel der Zeit. 1978
- Zeitschrift Unser Neudorf. Mitteilung des Archivs der Marktgemeinde Wiener Neudorf (seit 2000)
Weblinks
- Webseite der Gemeinde
- Eintrag zu Wiener Neudorf im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- 31725 – Wiener Neudorf. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
- ↑ a b Franzisco-Josephinische Landesaufnahme, Aufnahmeblatt 4756/4b Mödling, Perchtoldsdorf, um 1872.
- ↑ Urkunde um 1176 aus dem Stiftsarchiv Heiligenkreuz, mom-ca.uni-koeln.de
- ↑ Urkunde von 1231 aus dem Stiftsarchiv Klosterneuburg, mom-ca.uni-koeln.de
- ↑ Wiener Neudorf - Flugmotorenwerke Ostmark, Webseite www.geheimprojekte.at, abgerufen am 27. Dezember 2014
- ↑ Geschichte des Außenlagers Wiener Neudorf ( vom 26. Dezember 2014 im Internet Archive), Webseite www.mauthausen-memorial.at
- ↑ Großangriff der 15. US-Luftflotte auf Ostösterreich am 26. Juli 1944 - Übersicht über die Verluste der 301. Bomber-Gruppe, Webseite regiowiki.at, abgerufen am 26. Dezember 2014
- ↑ Bevölkerungsentwicklung von Wiener Neudorf. (PDF)
- ↑ http://noe.orf.at/news/stories/2641834/ Palmers verlegt Zentrale nach Wien, orf.at 14. April 2014, abgerufen 4. Oktober 2015.
- ↑ http://www.noen.at/nachrichten/lokales/aktuell/moedling/Palmers-zieht-aus;art2664,529533 Palmers zieht aus, noen.at, 16. April 2014, abgerufen 4. Oktober 2015.
- ↑ Austria-Brauerei im RegiowikiAT abgerufen am 25. Juli 2014
- ↑ [1]