Dolphin Space

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Begründung: Das ist nur ein Werbeflyer für einen Markennamen, das "Therapiekonzept" ist, wie die gesamte Delfintherapie, wissenschaftlich zumindest fragwürdig und nicht durch unabhängige Studien belegt. --Uwe G. ¿⇔? RM 13:42, 9. Okt. 2018 (CEST)

Dolphin Space ist ein Unternehmen unter Leitung von Helmut Diez, das seit 1997 überwiegend im deutschsprachigen Raum Therapien mit den Echolokationslauten von Pilotwalen anbietet. Dabei wird auf die Anwesenheit der Tiere vollständig verzichtet. Das auf dieser Grundlage entwickelte therapeutische Konzept trägt gleichfalls diesen geschützten Namen. Bis 2008 arbeitete Dolphin Space, gegründet von Itay P. Behr, Bianka Hofmann, Diez, Petra Reisch und Michael Scheer, vorrangig in Bremen, seither an verschiedenen Standorten des deutschsprachigen Raumes.

Geschichte

Ab 1997 wurden in mehreren Expeditionen die Echolokationslaute von Delfinen mit eigens hierfür entwickelten Hydrophonen aufgenommen und systematisch mit den subjektiven Eindrücken der Forscher erfasst. Ausgangspunkt waren die Erkenntnisse des Entwicklungsteams aus Freiland-Interaktionsforschungen insbesondere mit Pilotwalen vor Teneriffa. Dabei verhielten sich die Forscher überwiegend passiv. Die Wale nutzten regelmäßig Echolokationslaute, um die Forscher zu identifizieren. Die Forscher gaben an bei der Exposition positive Stimmungsänderungen sowie Glücks- und Entspannungszustände zu spüren, die zur Vermutung führten, dass die Echolokationslaute Veränderungen im Nervensystem hervorrufen, die die Endorphin- und Hormonproduktion aktivieren.

Das Konzept wurde 1997 von den Gründern von Dolphin Space – Itay P. Behr, Helmut Diez, Bianka Hofmann, Petra Reisch und Michael Scheer – für die Behandlung von Kindern in besonderen Lebenssituationen (Stoffwechselstörungen, Autismus, geistige und körperliche Einschränkungen, Wachkoma usw.) entwickelt und bezieht die Familie des Patienten ein.[1] Seither wurde das Behandlungsangebot auf Verhaltensauffälligkeit und Lernbehinderung von Kindern und auf Altersdemenz ausgedehnt, wobei dieser Teil des Programms gleichfalls die betreuenden Angehörigen mit einbezieht. Seit 2005 besteht auch eine therapeutische Konzeption für den Hochleistungssport.

Ab April 2002 wurden im Bad des Bremer St.-Joseph-Stiftes regelmäßig therapeutische Anwendungen durchgeführt,[2][3] doch wurde das Gebäude 2008 abgerissen. Bis 2013 erfolgten Anwendungen in verschiedenen Thermalbädern der Stadt, in der Folge auch in einem Thermalbad bei Nürnberg und auf Mallorca.

Die öffentliche Wahrnehmung[4] war, solange an einem festen Standort Therapien durchgeführt wurden, also bis 2008, recht hoch, wie Artikel in der lokalen, aber auch in allen überregionalen Zeitungen und Beiträge der Fernsehsender ZDF und arte belegen. Eine erneute Steigerung des Publikumsinteresses basierte auf der Erkenntnis, dass der therapeutische Einsatz von in Gefangenschaft gehaltenen Delfinen Fragen nach der artgerechten Haltung der Tiere aufwarf. Delfinarien sind seither weitgehend obsolet. Daher wurde nach Alternativen gesucht, womit Dolphin Space mit seiner ausschließlichen Nutzung der Echolokationslaute erneut Interesse fand.[5] Die Frage der Einbeziehung der Eltern in die Therapie mit Delfinlauten, wie sie auch Dolphin Space vertrat, wurde gleichfalls diskutiert.[6]

Verfahren und Grundannahmen

Mit Lautsprechern, die einen sehr hohen Frequenzgang und Schalldruck erzeugen, werden die Echolokationssequenzen bei der Wasser-Shiatsu-Behandlung (Watsu und Wata) zugespielt, beziehungsweise zur Klangmassage benutzt.[7] Die Wassertherapie wird in verschiedenen Behandlungskonzeptionen eingesetzt und mit mentalem Coaching kombiniert.[8] Die Behandlung der Kinder in besonderen Lebenssituationen – Schwerstbehinderungen, Autismus, Wachkoma, Verhaltensauffälligkeiten und Lernbehinderungen – dauert eine Woche und findet in üblichen therapeutischen Behandlungsbädern statt. Parallel dazu reflektieren die meist elterlichen Bezugspersonen ihre Situationen und Belastungen in einem Mentalcoaching. Die Eltern erhalten eine Kurzausbildung im Triple PPositive Parenting Program – und eine Unterweisung für die selbstständige Entwicklungsbeobachtung.[9] Für den Spitzensport werden die Elemente der Wasserbehandlung und des Mentalcoaching mit einem Aufbau- und Muskeltraining und Elementen aus dem Hochleistungspilates kombiniert.

Der kommunikations- und systemtherapeutische Ansatzpunkt liegt in der Annahme, dass auch schon ungesicherte pränatale Diagnosen, die auf Behinderungen schließen lassen, für das Familiensystem Zukunftsängste, soziale Barrieren und besondere Belastungen schaffen, die in ihrer Gesamtheit, unabhängig vom objektiven Befund, „Behinderung“ produzieren. Es entsteht häufig eine „maskierte Kommunikation“ zwischen den Eltern und dem Kind, welche von Ängsten geprägt ist, den Kindern die notwendige Therapien nicht rechtzeitig zukommen zu lassen, möglichen Schuldzuweisungen für die Gründe der Entwicklungs- und Verhaltenseinschränkung sowie einseitige Verteilung der Pflegeaufgaben und Uneinigkeit über die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen.

Neben der oft selbst gewählten sozialen Ausgrenzung des Familiensystems wird den entwicklungs- und verhaltenseingeschränkten Kindern häufig die Kommunikation abgenommen. Dies verbaut den Kindern die Möglichkeit, ihre kommunikativen und sozialen Potentiale zu entfalten. Daraus resultiert wiederum eine gesteigerte Abhängigkeit von Eltern und Pflegepersonen, die dazu führt, dass über sie verfügt wird, sowohl körperlich als auch kommunikativ. Zusätzlich zu den körperlichen Beschränkungen entsteht so eine kommunikative Isolation, ein Mangel an Reflexion und somit eine mangelhafte Eigenwahrnehmung.

Wissenschaftliche Bewertung

Tierbasierte Therapien sind seit jeher ein umstrittenes Feld, das gilt auch für die Arbeit mit Delfinen. Beim Ansatz von Dolphin Space reduziert sich der tierbasierte Anteil der Arbeit jedoch auf die Echolokationslaute. Die Wirksamkeit dieser Laute auf Gewebe gilt gemäß einer Studie unter bestimmten Umständen als möglich, hat jedoch Voraussetzungen. Dazu gehört eine ausreichende Intensität, wiederholte Anwendung über mehrere Tage oder Wochen sowie eine bestimmte Anwendungsdauer pro Session. Bei einer Untersuchung in den Florida Keys zeigte sich bei tierbasierten Formen, dass etwa 20 % der Tiere sich gegenüber Patienten anders verhielten als gegenüber sonstigen Menschen und dass die Kontaktdauer für eine Therapie nicht ausreichte.[10]

Literatur

  • Helmut Diez: dolphin space (PDF)
  • Junko Akiyama, Mitsuaki Ohta: Increased number of whistles of bottlenose dolphins, Tursiops truncatus, arising from interaction with people, in: Journal of Veterinary Medical Science 69 (2007) 165–170 (die Gegenwart von Menschen verursacht deutlich mehr und längere Echolokationslaute).
  • Erwin Breitenbach, Lorenzo von Fersen, Eva Stumpf, Harald Ebert: Delfintherapie für Kinder mit Behinderungen. Analyse und Erklärung der Wirksamkeit. Würzburg: Edition Bentheim 2006 (entstand aus einer Zusammenarbeit der Universität Würzburg und dem Tiergarten Nürnberg).
  • Erwin Breitenbach, Eva Stumpf, Lorenzo von Fersen, Harald Ebert: Hoffnungsträger Delfin. Mögliche Effekte und Wirkfaktoren tiergestützter Therapie bei Kinderm mit Behinderungen, aufgezeigt am Beispiel der Delfintherapie, Geistige Behinderung 43,4 (2004) 339–357
  • Karsten Brensing, Katrin Linke: Behavior of dolphins towards adults and children during swim-with-dolphin programs and towards children with disabilities during therapy sessions, in: Anthrozoös 16 (2003) 315–331.
  • Nicole Kohn, Rolf Oerter: Delphintherapie hilft: wissenschaftliche Befunde aus Eilat und Florida, in: Kirsten Kuhnert (Hrsg.): Delphintherapie – Beweise eines Wunders, Heinrich Hugendubel Verlag, München 2004, Neuausgabe 2013, S. 55–87.
  • Lori Marino, Scott Lilienfeld: Dolphin-assisted therapy: more flawed data and more flawed conclusions, in: Anthrozoös 20 (2007) 239–249.
  • David E. Nathanson: Reinforcement effectiveness of animatronic and real dolphins, in: Anthrozoös 20 (2007) 181–194.
  • Michael Scheer, Bianka Hofmann: Das Dolphin Space Programm, in: Krankendienst 1 (2004) 12–15. (online, PDF)
  • Michael Scheer, Bianka Hofmann, Itay Peter Behr: Ethogram of selected behaviors initiated by free-ranging short-finned pilot whales (Globicephala macrorhynchus) and directed to human swimmers during open water encounters, in: Anthrozoös 17 (2004) 244–258.
  • Michael Scheer: Können Delfine heilen? Neue wissenschaftliche Befunde zum Thema „Delfinassistierte Therapie“, in: Krankendienst 7 (2008) 208–211.

Einzelnachweise

  1. Beschreibung auf der Seite http://www.dolphin-space.de/, archive.org, 3. Februar 2011.
  2. Behinderte Kinder spüren Sprache der Pilotwale körperlich, in: Die Welt, 2. August 2002.
  3. Delphin-Laut-Therapie (Memento des Originals vom 2. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cetacea.de, Weekly Whale News, 24. Juni 2002, cetacea.de, Wale, Delfine und Menschen.
  4. Karsten Brensing, Katrin Linke, Dietmar Todt: Can dolphins heal by ultrasound?, in: Journal of Theoretical Biology 225 (2003) 99–105, sprechen von „speculations that the echolocation of dolphins may play an important role for the success of the therapy and the high publicity of this in the media“.
  5. Michael Scheer: Können Delfine heilen? Neue wissenschaftliche Befunde zum Thema „Delfinassistierte Therapie“, in: Krankendienst 7 (2008) 208–211, hier: S. 211.
  6. E. Stumpf, E. Breitenbach: Dolphin-assisted therapy with parental involvement for children with severe disabilities: Further evidence for a family-centered theory for effectiveness, in: Anthrozoös 27 (2014) 95–109.
  7. Therapeutische Beschallung mit Delphinlauten.
  8. Heilende Töne – Therapie mit Delfinlauten (Memento vom 20. November 2010 im Internet Archive), arte.tv, 24. Februar 2005.
  9. ZDF Ratgeber, Sendung vom 5. April 2005.
  10. „Based on publications in medicine, we will show that ultrasound emitted by dolphins could have an effect on biological tissue under some circumstances; such as sufficient intensity, repeated application over several days or weeks and a certain application duration per session. We recorded 83 sessions at the "Dolphins Plus", a fenced area with ocean water in the Florida Keys. Our observations demonstrate that only one out of five observed dolphins behave significantly differently towards patients compared to other humans and that the duration of the observed close contacts did not meet the requirements for common ultrasound therapies“ (Karsten Brensing, Katrin Linke, Dietmar Todt: Can dolphins heal by ultrasound?, in: Journal of theoretical biology. Band 225, Nummer 1, November 2003, S. 99–105, PMID 14559063).