Horex Regina

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Horex
Regina
Hersteller Horex-Columbus-Werk KG
Produktionszeitraum 1949 bis 1956
Klasse Motorrad
Bauart Naked Bike
Motordaten
1-Zyl.-Viertakt, OHV
  • 248 cm³ mit 12,5 kW bei 6640/min, 120 km/h
  • 342 cm³ mit 14,3 kW bei 6250/min, 126 km/h
  • 399 cm³ mit 16,2 kW bei 5750/min, 130 km/h
Getriebe 4-Gang
Antrieb Kette
Bremsen Vollnaben-Simplex-Trommelbremsen
Radstand (mm) 1390
Sitzhöhe (cm) 76
Leergewicht (kg) ca. 150
Horex Regina 400

Die Horex Regina war ein Motorrad mit Einzylindermotor, welches das Horex-Columbus-Werk in Bad Homburg vor der Höhe von September 1949 bis 1956 baute. Konstrukteur Hermann Reeb, der schon in den 1930er Jahren bei Horex arbeitete, hatte das Modell aus dem Typ SB 35 entwickelt.[1]

Motor und Getriebe

Allgemeines

Der luftgekühlte Einzylinder-Blockmotor (Kurbelwelle, Kupplung, Getriebe, Lichtmaschine und Zündanlage in einem gemeinsamen Gehäuse) war eine Weiterentwicklung des Columbus-Motors, der Ende der 1930er und Anfang der 1940er Jahre auch in der Victoria KR 35 eingebaut war. Von der äußeren Gestaltung her lässt dieses Aggregat eine OHC-Ventilsteuerung mit Königswelle vermuten, doch in dem Schutzrohr rechts am Zylinder bewegen sich zwei Stoßstangen, die auf die Kipphebel der hängenden Ventile wirken.[2] Der Primärantrieb von der Kurbelwelle zum Getriebe erfolgt über eine 70-gliedrige Duplexkette (3/8 x 3/16).[3] Hinter dem Motor befand sich der Öltank der Trockensumpfschmierung.

Baustufen

Zunächst wurde die Regina nur mit dem 342-cm³-Motor gebaut, Bohrung 69 mm, Hub 91,5 mm. Als Höchstleistung wurden 18 PS (13,2 kW) bei 5000/min angegeben. Zum Starten mit dem damals üblichen Kickstarter (an der linken Motorseite) war die Zündung mit einem Fingerhebel am Lenker auf „Spät“ zu stellen und die Luftregulierung auf „Zu“. Unmittelbar vor dem Tritt auf den Kickstarter wurde mittels Dekompressionshebel (Ventilausheber) das Auslassventil geöffnet, um den Widerstand zu verringern, aber sofort wieder geschlossen, wenn der Kolben nach oben ging.[4] Spätere Modelle hatten automatische Zündverstellung mit Fliehkraftregler.

1952 erschien die Regina „Sport“ mit Aluminium- statt des bisherigen Graugusszylinderkopfs und nur einem Auslasskanal auf der rechten Seite (sogenanntes Einportsystem) im Gegensatz zu der Standardausführung mit zwei Auspuffrohren und auch zwei Schalldämpfern. Dieser Motor leistete mit unverändertem Hubraum 20 PS (14,7 kW) bei 6000/min[5]

Ebenfalls 1952 gab es eine 250er Regina, die zunächst nur für den Export bestimmt, ab 1953 aber auch als Regina 2 in Deutschland erhältlich war. Die Leistung lag bei 17 PS. Äußerlich erkennbar war dieses Modell an dem Einportauspuff auf der linken Seite.[5]

Stärkstes Modell der Regina-Reihe war ab 1953 die 400er. Der Motor mit einem Hubraum von 399 cm³ (Bohrung 74,5 mm, Hub 91,5 mm) leistete 22 PS (16 kW) bei 5750/min. Mit dieser Leistung erreichte das Motorrad im Solobetrieb eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h, mit Seitenwagen 95 km/h. Die Regina 4 wurde bis Ende 1956 gebaut.[1]

Ab 1953 hatten alle Regina-Modelle den Leichtmetallzylinderkopf.

Getriebe

Die Regina hatte eine Lamellenkupplung im Ölbad und ein Vierganggetriebe; die Kraft wurde von einer gekapselten Kette auf das Hinterrad übertragen. Geschaltet wurde rechts mit einer Fußschaltwippe. Solche Schaltwippen zur Betätigung mit Zehen und Ferse bzw. Absatz waren ungewöhnlich bzw. nur im Rennsport gebräuchlich.[1]

Rahmen und Aufbau

Die Horex Regina hatte einen für den Seitenwagenbetrieb geeigneten unten offenen Rohrrahmen aus nahtlos gezogenem Stahlrohr, eine hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel und eine Geradweghinterradfederung, Vorder- und Hinterrad mit Steckachse, Leichtmetall-Vollnabenbremsen vorn und hinten.[6] Wahlweise waren Schwingsattel oder Doppelsitzbank lieferbar.

Technische Daten

Horex Regina Sport bei der Moselschiefer-Classik des AC Mayen 2011
Besonderheit der „Sport“: Nur ein Auspuff. Gut zu erkennen der Verschlussdeckel des 2 L fassenden Ölbehälters und am Zylinderkopfdeckel der Seilzug des Ventilaushebers.
Leichtmetallzylinderkopf und – wie bei allen Regina-Modellen – Schaltwippe
Horex Regina (1956)[7] 250 350 400
Motor:  1-Zylinder-Viertakt
Hubraum 248 cm³ 342 cm³ 399 cm³
Bohrung × Hub 65 × 75 mm 69 × 91,5 mm 74,5 × 91,5 mm
Leistung bei 1/min:  12,5 kW (17 PS) bei 6640 14,3 kW (19,4 PS) bei 6250 16,2 kW (22 PS) bei 5750
Ventilsteuerung:  Untenliegende Nockenwelle, Schlepphebel, Stoßstangen, hängende Ventile
Verdichtung:  7 : 1 6,8 : 1
Vergaserdurchlass:  26 mm 26 mm 27,5 mm
Kühlung:  Luftkühlung
Getriebe:  4-Gang-Getriebe mit Fußschaltwippe
Rahmen:  Unten offener Rohrrahmen
Federung vorn:  Hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel
Federung hinten:  Teleskop-Geradwegfederung
Radstand 1390 mm
Sattelhöhe:  760 mm
Reifen vorn/hinten:  3.25–19 3.50–19
Bremsen:  Leichtmetall-Vollnaben-Simplex
Leergewicht 155 kg 160 kg 165 kg
Tankinhalt:  18 l
Normverbrauch*:  3,4 l/100 km 3,7 l/100 km 3,7 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit:  120 km/h 126 km/h 130 km/h
Preis:  2220,00 DM (1954) 2190,00 DM (1952) 2585,00 DM (1954/55)

* Verbrauch bei gleichbleibend Dreiviertel der Höchstgeschwindigkeit, auf ebener Strecke bei Windstille + 10 %.

Horex Regina für den Rennsport

Harald Oehlerich, Versuchsingenieur bei Horex, und Friedel Schön – beide Privatrennfahrer – entwickelten mit Werksunterstützung ab 1950 aus Teilen der Regina und des Vorkriegsmodells S 35 eine 350er Rennmaschine mit Einzylinder-OHV-Motor, der mit Alkohol betrieben 32 PS (23,5 kW) bei 7500/min leistete. Der Zylinder bestand wie beim Serienmodell aus Grauguss, der Zylinderkopf hingegen aus Bronze. Das von der S 35 stammende Kurbelgehäuse und das fußgeschaltete Vierganggetriebe waren getrennt angeordnet.

Die Maschine hatte einen geschlossenen Einrohrrahmen mit Versteifungen. Teleskopgabel, Hinterradfederung und Bremstrommeln entsprachen der Serie, wobei Letztere allerdings Belüftungen erhielten. Zusätzlich zur Standardausführung hatte das Rennmodell einen Drehzahlmesser, der an die Nockenwelle angeschlossen war. Weitere Besonderheiten waren ein Leichtmetalltank, Leichtmetallfelgen, eine durchgehende Sitzbank sowie Reifen der Größe 3.00 × 21″ vorn und 3.25. × 20″ hinten. Das Rennmodell wog 115 kg und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h.[8]

Literatur

  • Ernst Leverkus: Die tollen Motorräder der 50er Jahre. 8. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-87943-849-8.

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Leverkus: Die glorreichen vier. In: Klassik Motorrad 1993. Mo-Verlag, Stuttgart 1992, S. 26.
  2. Ernst Leverkus: Die tollen Motorräder der 50er Jahre. 8. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-87943-849-8, Zeichnung von Siegfried Werner, S. 58.
  3. Bilder auf Website „horexhome“, aufgerufen am 10. Mai 2011 (Memento des Originals vom 22. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.horexhome.de
  4. Ernst Leverkus: Die tollen Motorräder der 50er Jahre. 8. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-87943-849-8, S. 58.
  5. a b Motorradmarken aufgerufen am 10. Mai 2011.
  6. 100 Motorräder in Wort und Bild. 2. Auflage. Verlag für Handel und Wirtschaft, München 1952, S. 98.
  7. Ernst Leverkus: Die tollen Motorräder der 50er Jahre. 8. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-87943-849-8, S. 19.
  8. Edler/Roediger: Die deutschen Rennfahrzeuge. Reprint der 1. Auflage von 1956, Fachbuchverlag, Leipzig 1990, ISBN 3-343-00435-9, S. 235 u. 236.