Ferrovia Monte Generoso

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Ferrovia Monte Generoso
Generoso Vetta mit Bhe 4/8-Doppeltriebwagen
Generoso Vetta mit Bhe 4/8-Doppeltriebwagen
Strecke der Ferrovia Monte Generoso
Fahrplanfeld:636
Streckenlänge:8,991 km
Spurweite:800 mm (Schmalspur)
Stromsystem:850 V =
Maximale Neigung: 220 
Zahnstangensystem:Abt
Bahnstrecke Capolago–Generoso
0,0 Capolago Lago 273 m ü. M.
0,290 Capolago-Riva San Vitale 274 m ü. M.
Anschluss nach Bellinzona und Chiasso
S. Nicolao 167 m
3,050 S. Nicolao 707 m ü. M.
Tunnel Scereda 72 m
6,400 Bellavista 1222 m ü. M.
Bellavista 98 m
Poncone 49 m
Vellao 32 m
8,991 Generoso Vetta 1605 m ü. M.
historisches Logo Monte-Generoso-Bahn

Die Ferrovia Monte Generoso SA, abgekürzt MG, deutsch: Monte-Generoso-Bahn, ist eine schweizerische Eisenbahngesellschaft in der Form einer Aktiengesellschaft mit Sitz in Capolago.[1] Sie betreibt die einzige schweizerische Schmalspur-Zahnradbahn südlich der Alpen, die von Capolago hinauf auf den Monte Generoso führt und jeweils vom Frühling bis in den Spätherbst verkehrt.

Geschichte

Projektierung

Nach dem Bau der beiden ersten Schweizerischen Bergbahnen, den Normalspur-Zahnradbahnen auf die Rigi, der Vitznau-Rigi-Bahn im Jahre 1871 und der Arth-Rigi-Bahn im Jahre 1875, den heutigen Rigi-Bahnen, blieb es ruhig um den Bau weiterer Bergbahnen. Dies hatte nicht nur mit der allgemeinen Wirtschaftsflaute nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 zu tun, sondern auch mit den durch die Behörden gesetzten Rahmenbedingungen zum Bahnbau. Der Bau von kostengünstigeren Eisenbahnlinien in Schmalspur wurde erst mit dem Bau der meterspurigen Schmalspurbahn Lausanne-Echallens (LE) 1873, der heutigen Schmalspurbahn Lausanne–Echallens–Bercher-Bahn (LEB) möglich.

Erstmals wurde beim Bau der Zahnradbahn auf den Monte Generoso die Einsparungsmöglichkeit durch schmalspurigen Bahnbau genutzt. Weitere zusätzliche Kostenreduktionen ergaben sich durch Verwendung der Zahnstangen nach dem System Abt mit zwei Lamellen auch auf 800 mm Spurweite. Diese konnte schon damals erheblich kostengünstiger hergestellt werden, als diejenige der bei den auf die Rigi gebauten Zahnradbahnen verwendete Zahnstange System Riggenbach.

Ansonsten entstand die Monte-Generoso-Bahn weitgehend nach dem Vorbild der Vitznau-Rigi-Bahn (VRB). Typisch waren diesbezüglich die reinen Zahnrad-Dampflokomotiven mit dem nun aber liegend montierten Kessel in der Mitte, dem Führerhaus auf der Talseite und dem kleinen Gepäckabteil auf der Bergseite. Für die Personenbeförderung wurden die englische Wagenkonzeption von der Rigi-Bahn übernommen, wie auch das Kupplungssystem. Die Fahrgäste betraten die Abteilwagen durch die vielen Türen von der Seite. Die Konzeption als Abteilwagen ermöglichte ein günstiges Sitzplatzgewicht. Die Wagen wurden durch einen Zentralpuffer auf den Berg gestossen. Die Verbindung war durch einen Fallhaken so gesichert, dass der Personenwagen im Falle einer Notbremsung jederzeit von der Lokomotive, von dem sich auf der Bergseite des Personenwagens auf einer Plattform befindenden Bremser, gelöst werden konnte und selbständig zum Stillstand gebracht werden konnte.

Die Konzeption der Bahnstrecke mit der Zahnstange nach System Abt mit zwei Lamellen auf Stahlschwellen mit 800 mm Spurweite, das Grundkonzept der Dampflokomotive, wenn auch in noch einmal verbesserter Form ohne Gepäckabteil, wie auch die Abteilpersonenwagen dienten in der Folge, den in rascher Folge gebauten Zahnrad-Bergbahnen, beispielsweise auf das Brienzer Rothorn, mit der im Jahre 1892 erbauten Brienz-Rothorn-Bahn (BRB), der auf den Rochers-de-Naye erbauten Zahnradbahn Glion–Rochers-de-Naye (GN) ebenfalls im Jahre 1892, oder aber der auf den Snowdon in Wales im Jahre 1896 gebauten Snowdon Mountain Railway und weiteren Bergbahnen als Vorbild.

Für die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur ergab sich auf der Grundlage der Monte-Generoso-Bahn rasch die Möglichkeit, neben der Etablierung in der Marktnische der Dampftramway-Lokomotiven, sich in der Marktnische der Bergbahn Zahnrad-Dampflokomotiven weltweit erfolgreich mit zwei verschiedenen Standbeinen zu etablieren.

Eröffnung und Betrieb

Aktie über 500 Franken der Monte-Generosa-Bahn-Gesellschaft vom 1. Januar 1890

Am 5. Juni 1890 nahm die Monte-Generoso-Bahn den Betrieb auf, doch die Fahrgastfrequenzen blieben hinter den Erwartungen zurück. Schon 1904 führten wirtschaftliche Schwierigkeiten zur Liquidation der Gesellschaft, auch die 1909 von neuen Eigentümern gegründete Aktiengesellschaft ging 1914 in Konkurs. Die zwei Jahre später erneut gebildete Gesellschaft wurde 1921 finanziell saniert und musste dennoch im September 1939 den Verkehr einstellen. Daraufhin setzte sich der Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler vehement für die Erhaltung der Zahnradbahn ein. Die Migros übernahm die Zahnradbahn und am 12. März 1941 wurde der Betrieb wieder aufgenommen.

1954 wurden die Dampflokomotiven durch zwei auf das Untergestell ehemaliger Dampflokomotiven aufgebaute Dieselloks (Hm 2/3 1 und 2), sowie 1957 durch zwei vierachsige Dieseltriebwagen (Bhm 2/4 3 und 4) ersetzt, was einen wirtschaftlicheren Betrieb erlaubte. Zwei zweiachsige Dieseltriebwagen (Bhm 1/2 5 und 6), kamen 1968 dazu. Am 4. April 1982[2] konnte nach einer umfangreichen Sanierung der elektrische Betrieb mit vier Doppel-Triebwagen (Bhe 4/8 11 bis 14) aufgenommen werden.

Seit mehreren Jahren kann zudem wieder mit Dampf auf den Berg gefahren werden. Die lange Zeit auf einem Sockel in Capolago als Denkmal aufgestellte Dampflokomotive HG 2/3 wurde zwischenzeitlich betriebsfähig aufgearbeitet und wird regelmässig für Sonderfahrten sowie einzelne fahrplanmässige Fahrten eingesetzt.

Strecke

Die Talstation der Monte-Generoso-Bahn liegt auf 273 m ü. M. neben dem SBB-Bahnhof Capolago. Die Endstation Lago befindet sich rund 300 Meter nördlicher, direkt am Ufer des Luganersees bei der Schiffsstation, wird allerdings nur ein Mal täglich angefahren.

Ab dem Bahnhof überquert die Zahnradbahn die Gotthardbahn-Strecke und führt steil südlich den Hang hinauf. Nach einem Kehrtunnel passiert man auf 707 m ü. M. die Haltestelle San Nicolao. An der dem See abgewandten Seite klettert sie nun am bewaldeten Hang weiter hoch und erreicht Bellavista (1222 m ü. M.). Von 1891 bis 1913 verband das Tramway Bellavista (TB) – eine Pferdebahn mit Spurweite 600 mm – diese Station mit dem Hotel Pasta. Nach einigen kurzen Tunnels unter dem Kamm gelangen die Züge zur Bergstation Generoso-Vetta (1605 m ü. M.). Die maximale Neigung auf der Strecke beträgt 22 %.

Fahrzeugpark

  • Dampflokomotive H 2/3 2 (1890) SLM
  • Diesellokomotive Hm 2/3 1 (1953) SLM, Monte-Generoso-Bahn, Saurer (Motor), Umbau aus H 2/3 5
  • Diesellokomotive Hm 2/2 7 (1975) Bühler (Taverne), Paul Pleiger Maschinenfabrik (Hattingen-Blankenstein|Blankenstein), Monte-Generoso-Bahn
  • Diesellokomotive Hm 2/2 8 (1973) Eigenbau BRB, 1995 von BRB an die Montreux-Glion-Rochers-de-Naye-Bahn (MGN) verkauft; 2015 weiterverkauft an Ferrovia Monte Generoso
  • B4 1, ex Zahnradbahn Glion–Rochers-de-Naye (GN) AB4 18, ex. BC4 18
  • weitere Personenwagen
  • verschiedene Güter- und Dienstwagen
  • Schneeschleuder (Strassen- Schienenfahrzeug)

Ehemaliger Fahrzeugpark

Dampflokomotiven

Erste Lokomotive der Monte-Generoso-Bahn.
  • H 2/3 1, 3–6 (1890) SLM, H 2/3 5+6 Umbau in Diesellokomotive Hm 2/3 1+2
  • H 2/3 7 (1892) SLM, ex Zahnradbahn Glion–Rochers-de-Naye (GN) 4, 1962 an Brienz-Rothorn-Bahn (BRB) verkauft
  • H 2/3 8 (1892) SLM, ex Zahnradbahn Glion–Rochers-de-Naye (GN) 6
  • H 2/3 9 (1891) SLM, später in 1 umnummeriert, ex Zahnradbahn Glion–Rochers-de-Naye (GN) 1

Diesellokomotive

  • Diesellokomotive Hm 2/3 2 (1954) SLM, Monte-Generoso-Bahn, Saurer (Motor), Umbau aus H 2/3 6

Dieseltriebwagen

  • Bhm 1/2 5+6 (1968) Regazzoni (Lugano), Bühler (Taverne), Monte-Generoso-Bahn, Caterpillar (Motor)

Literatur

  • Andreas Zingg: Die Bahn auf den Monte Generoso. In: Eisenbahn Amateur, 6/2017, S. 244–252.
Commons: Ferrovia Monte Generoso – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag der «Ferrovia Monte Generoso SA» im Handelsregister des Kantons Tessin@1@2Vorlage:Toter Link/handelsregister.moneyhouse.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Die Elektrifizierung der Monte-Generoso-Bahn im Eisenbahn Amateur (EA) 6/82. Artikel Seite 395 von R. Fassora, Lugano