Studentenwohnheim

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Beispielhafter Grundriss einer studentischen 2er-Wohngemeinschaft

Ein Studentenwohnheim (teilweise auch Studentenwohnanlage, Studentendorf, oder kurz Studentenheim genannt) ist eine Unterkunft für Studenten. Sie können hier während des Studiums kostengünstig wohnen, meist in kleinen Einzelzimmern, Studiowohnungen oder in Wohngemeinschaften.

In den USA und in Großbritannien sind die Unterkünfte der Studenten oft in einen verwaltungsorganisatorisch zusammengehörenden Campus integriert. In Großbritannien sind zum Teil noch Schlafsäle üblich, in den USA sind größere Wohnheimkomplexe Standard. In Deutschland und Österreich gibt es zahlreiche eigene Trägervereine, die den Studenten die Wohnplätze vermieten, die deutschen Studentenwerke etwa vermieten allein ca. 184.000 Wohnheimplätze (Ende 2013).[1]

Deutschland

Wohnheim I der TU Clausthal, in der ehemaligen Münzstätte aus dem Jahr 1726
Vogtshof in Görlitz, ein Wohnheim der Hochschule Zittau/Görlitz mit 242 Plätzen.
Studentenwohnheim Gutzkowstraße 29–33 in Dresden
Ein Gemeinschaftsbereich im Studentendorf Adlershof in Berlin.
Wohn- und Korporationshaus der studentischen Corps Pomerania Greifswald

In Deutschland werden Studentenwohnheime meist von den örtlichen Studentenwerken betrieben. Es gibt aber auch viele selbstverwaltete, private oder kirchliche Studentenwohnheime. Die größte zusammenhängende Wohnanlage eines deutschen Studentenwerks ist die Studentenstadt Freimann in München. Das größte private, selbstverwaltete Studentenwohnheim Deutschlands ist das Hans-Dickmann-Kolleg („HaDiKo“) in Karlsruhe.

In Deutschland wohnten im Sommersemester 2012 rund 10 % aller Studierenden in Wohnheimen. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen 1991 (damals: 16 %). Dieser vergleichsweise hohe Wert im Jahr 1991 war vor allem durch die Situation in den neuen Ländern bedingt; dort wurde die Zahl der Wohnheimplätze seit 1991 im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen, bei denen Mehrbett- in Einzelzimmer umgewandelt wurden, deutlich verringert. In den alten Ländern lag der Anteil der Wohnheimnutzer bereits 1991 auf einem ähnlichen Niveau wie 2012. Die Wohnheimnutzung, so die Sozialstudie des Deutschen Studentenwerks, hängt vor allem vom Angebot an Wohnheimplätzen ab. In Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg sei diese Wohnform im Ländervergleich anteilig am stärksten verbreitet, mit rund 15 %. In den Hamburg, Berlin und Bremen werden demnach nur Heimplätze für 5 % der Studierenden angeboten, sodass überwiegend auf eigene Wohnungen beziehungsweise Wohngemeinschaften ausgewichen wird.[2] Der anteilige Rückgang der Wohnform Studentenwohnheim liegt vor allem daran, dass die Studierendenzahlen deutlich schneller steigen als die Zahl der Wohnheimplätze.[3] Wie aus der Sozialerhebung ferner hervorgeht, bevorzugen insbesondere ältere Studenten eine eigene Wohnung.[2]

Knapp ein Zehntel der Studierenden zieht Wohnheime anderen Wohnformen vor, wobei der Kostenfaktor eine Rolle spielt. Wohnheime des Studentenwerks sind zur sozialen Versorgung von Studenten gedacht, die keine andere bezahlbare Unterkunft finden[2]. Für kostengünstigen Wohnraum werden auch von privaten Anbietern beispielsweise in Berlin oder München auch Containerdörfer als beständig installiertes Wohnheim für Studenten angeboten.[4] Im Sommersemester 2012 gaben Studierende rund 34 % ihrer monatlichen Einnahmen für das Wohnen aus, was etwa 298 Euro entspricht. Die Unterbringung in Wohnheimen ist dabei mit einer durchschnittlichen Miete von 240 Euro meist die günstigste Option.[5]

Etwa seit Ende der 1990er-Jahre sind die meisten Studentenwohnheime mit Internetanschlüssen ausgestattet.

Die größten Heimträger in Deutschland Anzahl der Heime Anzahl der Heimplätze
deutsche Studentenwerke insgesamt 1125 (ca.) 184.250 (ca.)
Studentenwerk Aachen 21 4.441
Studentenwerk Augsburg 8 1.900 (ca.)
Studierendenwerk Berlin 35 9.500 (ca.)
Studentenwerk Bielefeld 17 2.600 (ca.)
Studentenwerk Bochum 20 4.100 (ca.)
Studentenwerk Bodensee 18 2.947
Studierendenwerk Bonn 35 3.800 (ca.)
Studentenwerk Bremen 12 1.872
Studentenwerk Chemnitz-Zwickau 13 3.115 (Stand 2006)
Studentenwerk Darmstadt 14 2.814
Studentenwerk Dortmund 16 2.800 (ca.)
Studentenwerk Dresden 35 etwa 7.600
Studentenwerk Duisburg-Essen 16 2.450 (ca.)
Studentenwerk Düsseldorf 23 3.900 (ca.)
Studentenwerk Erlangen-Nürnberg 22 3.700 (ca.)
Studentenwerk Frankfurt am Main 19 2.086
Studentenwerk Frankfurt (Oder) 18 3.754
Studentenwerk Freiberg 5 1.430
Studentenwerk Freiburg 15 4.271
Studentenwerk Gießen 10 2.850 (ca.)
Studentenwerk Göttingen 27 4.500 (ca.)
Studentenwerk Greifswald 8 1.718
Studentenwerk Halle 27 3.366
Studierendenwerk Hamburg 23 3.950 (ca.)
Studentenwerk Hannover 15 2.300 (ca.)
Studentenwerk Kaiserslautern 24 2.044
Studentenwerk Karlsruhe 22 2.790
Studentenwohnheim des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) 4 1.277[6]
Studentenwerk Köln 86 4.700 (ca.)
Studentenwerk Leipzig 18 5.237
Studentenwerk Magdeburg 18 1.778
Studentenwerk Mainz 11 4.180
Studentenwerk Mannheim 19 3.082
Studentenwerk Marburg 13 2.100 (ca.)
Studentenwerk Oberfranken 15 2.140
Studentenwerk München 31 11.000 (ca.)
Studentenwerk Münster 22 5.300 (ca.)
Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz 17 2.396
Studentenwerk Oberfranken 15 2.140
Studentenwerk Oldenburg 15 2.052
Studentenwerk Osnabrück 26 1.700 (ca.)
Studentenwerk Ostniedersachsen 32 4.480
Studentenwerk Paderborn 4 1.482
Studentenwerk Potsdam 10 2.939
Studentenwerk Rostock 12 2.293
Studentenwerk im Saarland 9 1.036
Studentenwerk Schleswig-Holstein 19 2.967
Studierendenwerk Stuttgart 36 etwa 7.200
Studentenwerk Thüringen 64 etwa 7.400
Studierendenwerk Trier 5 1.533
Studentenwerk Tübingen-Hohenheim 48 5.600 (ca.)
Studentenwerk Ulm 11 1.800 (ca.)
Hochschul-Sozialwerk Wuppertal 16 1.085
Studentenwerk Würzburg 20 3.748
Quelle: jeweilige Online-Veröffentlichungen der Studentenwerke, Stand Juli 2014
Berücksichtigt wurden nur Träger mit mehr als 1000 Wohnplätzen

Österreich

In Österreich sind die Heimträger meist private Organisationen. Viele von ihnen besitzen ein enges Verhältnis zu politischen Parteien, Interessenvertretungen, Gebietskörperschaften oder kirchlichen Einrichtungen. Sie arbeiten gemeinnützig und sind nicht profitorientiert. Die meisten Heimträger betreiben nur ein Wohnheim, allerdings gibt es auch Heimträger, die zehn und mehr Heime führen. Im Wintersemester 1997/1998 gab es bundesweit 192 Studentenheime mit 23.976 Heimplätzen, die von 105 Heimträgern verwaltet wurden.

Studentenwohnheime gibt es in den Universitäts- und Fachhochschulstandorten Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Linz, Leoben, Klagenfurt, Hagenberg im Mühlkreis, Dornbirn, Wiener Neustadt und Eisenstadt.

Internationales Studentenhaus Innsbruck mit Platz für 670 Studierende, eine Leseecke
Die größten Heimträger in Österreich Anzahl der Heime Anzahl der Heimplätze
Akademikerhilfe 22 3500
STUWO Gemeinnützige Studentenwohnbau AG 7 1925
Österreichische Jungarbeiterbewegung (ÖJAB) 20 3800[7]
Österreichische Studentenförderungsstiftung 15 1999
Kuratorium Adolf Schärf Studentenheime 6 1623
Wirtschaftshilfe der Arbeiterstudenten 9 852
Wirtschaftshilfe Bundesländer (gesamt) 24 3144
Stand 2001/02 bzw. 2005/06, Tochtergesellschaften nicht berücksichtigt.

Laut der Studierenden-Sozialerhebung 2006 wohnten 9,9 Prozent der Studierenden in Studentenwohnheimen. Die durchschnittlichen Wohnkosten betragen österreichweit 232 Euro (zum Vergleich: Studenten in Wohngemeinschaften: 277 Euro, Studenten mit eigenem Haushalt: 347 Euro).

Im Jahr 1998 wohnten noch 11 Prozent der österreichischen Studenten in Studentenwohnheimen. Ihre monatlichen Wohnkosten beliefen sich dabei im Durchschnitt auf 2690 Schilling (zum Vergleich: Studenten in Wohngemeinschaften: 3470 Schilling. Studenten mit eigenem Haushalt: 4220 Schilling.).

Die Investitionsförderungen für Studentenwohnheime durch die öffentliche Hand wird zur „indirekten Studentenförderung“ gezählt.

Grundsätzliche gesetzliche Regelungen für das Leben in Studentenwohnheimen sind seit 1986 durch das Studentenheimgesetz (BGBl. 291/1986) festgelegt.

Nordamerika

In Nordamerika werden Studentenwohnheime meist direkt von den Universitäten betrieben. Dort ist es üblich, dass die Wohndauer jeweils an die Semesterzeiten gekoppelt ist. Außerhalb der Semesterzeiten werden die Unterkünfte teilweise auch anderweitig genutzt, zum Beispiel als Ferienunterkunft. Zwei- und Dreibettzimmer sind weitaus üblicher als Einzelzimmer. Die Mehrzahl der Zimmer hat keine eigene Nasszelle. Küchen sind häufig überhaupt nicht vorhanden. In vielen Hochschulen sind Studenten unterschiedlicher Klassenstufen (Freshmen, Sophomores, Juniors und Seniors) räumlich getrennt untergebracht, wobei der Wohnkomfort zum Ende des Studiums hin gewöhnlich höher ist als am Anfang.

„Room & Board“ (= Wohnheim und Mensa) wird zu einem Festpreis abgerechnet, in der Studienfinanzierung und -förderung in den Vereinigten Staaten der neben den Studiengebühren einen erheblichen Faktor darstellt.

Commons: Studentenwohnheime – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Studentenwohnheime in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Studentenwohnheime in Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Studentenwohnheim – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wiedersehen mit alten Bekannten, in: Unicum, Ausgabe 11/2013, S. 10 f.
  2. a b c 20. Sozialerhebung 2012, Kapitel 11: Wohnsituation.
  3. HIS-Institut für Hochschulforschung: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. Auszug., S. 32 (PDF).
  4. Frachtcontainer werden in Berlin zur Studentenwohnung, berlin.de – offizielle Website. Abgerufen am 24. Dezember 2013.
  5. HIS-Institut für Hochschulforschung: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. Auszug., S. 25 (PDF).
  6. Studentenwohnheim des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) e. V.. Website des Vereins, abgerufen am 8. März 2016.
  7. Bei der ÖJAB sind in den obigen Zahlen (Stand: September 2011) auch 3 Jugendwohnheime mit 350 Wohnplätzen enthalten, die nicht nur Studenten, sondern auch andere junge Menschen aufnehmen, z. B. Lehrlinge und junge Arbeitnehmer.