Anastasioupolis-Peritheorion

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Befestigungsmauer
Monogramm der Palaiologen in der Außenwand eines Befestigungsturms

Die archäologische Stätte von Anastasioupolis-Peritheorion befindet sich in Griechenland südöstlich des Dorfes Amaxades im Regionalbezirk Rodopi in Thrakien. Heute sieht man noch Teile der Befestigungsmauern der antiken Stadt Anastasioupolis (5.–9. Jahrhundert) und Peritheorion (9. Jahrhundert). Ob es sich dabei um zwei verschiedene Städte handelt oder um eine einzige, die zwischenzeitig umbenannt wurde, ist unklar. Die antike Stadt war ein wichtiger Hafen der Ägäis.

Heute sind die Ruinen der Mauern erhalten, die einen trapezförmigen Grundriss mit der längsten Seite nach Süden haben. Es sind auch kreisförmige und quadratische Türme erhalten (vier auf der Nord- und Südseite und zwei auf der West- und einer auf der Ostseite). Auf der Südseite, am Haupttor, das zum Hafen führt, sind Monogramme der Palaiologen erhalten (Zeitraum 1341).[1]

Geschichte

Vistonida-See

Anastasioupolis

Die Stadt liegt in einem fruchtbaren Gebiet nördlich des Vistonida-Sees, über den sie ursprünglich mit der Ägäis verbunden war. Vermutlich befand sich in der Nähe die antike Stadt Tirida. Diese wiederum ist vermutlich mit Stabulum Diomedis identisch, einer Straßenstation der Fernstraße Via Egnatia, die in spätantiken Itineraren bezeugt ist.[2] Ihr Name leitet sich davon her, dass in dieser Region die Rosse des Diomedes dort geweidet haben sollen, die dem griechischen Mythos zufolge durch Herakles gezähmt wurden.

Die Stadt Anastasioupolis selbst wird erstmals im 6. Jahrhundert durch den Historiker Prokopios von Caesarea erwähnt. Der Name wird durch die Forschung auf den Kaiser Anastasios I. (491–518) zurückgeführt, der dort den Bau von Befestigungsanlagen veranlasst habe.[3] Nach ihm entstand unter Justinian I. eine Küstenmauer zum Meer hin und eine Mauer bis zum Fuße des Rhodopen-Gebirges, um die alte Via Egnatia zu kontrollieren. Daneben ließ Justinian auch ein Aquädukt errichten, das Wasser von den Rhodopen in die Stadt transportierte.[4] Dennoch wurde die Stadt von 562 Barbaren eingenommen, die in das Byzantinische Reich eingefallen waren.[5]

Die Diözese Anastasioupolis war vom 7. bis 12. Jahrhundert Teil der Diözese Traianopolis.[6]

Peritheorion

Befestigungsturm von Peritheorion

Ab dem 9. Jahrhundert ist der Name Peritheorion erstmals bezeugt. Häufig wird vermutet, dass die Stadt ursprünglich Anastasioupolis hieß und später in Peritheorion umbenannt wurde.[3] Daneben wird aber in der Forschung auch die Theorie vertreten, dass es sich um zwei unterschiedliche Städte handelte. Deren irrtümliche Gleichsetzung gehe auf den Kaiser und Geschichtsschreiber Johannes VI. Kantakuzenos zurück, der im 14. Jahrhundert schrieb, dass Anastasioupolis kurz zuvor durch Kaiser Andronikos III. in Peritheorion umbenannt worden sei. Nach den Aufzeichnungen des Patriarchen Nikolaus I. dagegen war die Stadt Peritheorion früher als eine von Anastasioupolis getrennte Stadt mit einer eigenen Diözese bekannt.[7]

Im 11. Jahrhundert war Peritheorion eine ländliche Stadt, in der der Bruder von Gregor Pakourianos ein Haus sowie das Kloster Vatopedi einen Klosterhof besaß.[8] Gleichzeitig scheint der Ort im 11. und 12. Jahrhundert aber auch eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung gehabt zu haben, da er in mehreren Verträgen zwischen der Republik Venedig und dem Byzantinischen Reich erwähnt wird.[7] Im Jahr 1203 fiel Zar Kalojan von Bulgarien in Thrakien ein, zerstörte Peritheorion sowie diverse weitere Städte der Region und verschleppte ihre Bewohner an die Ufer der Donau.[8]

Im 14. Jahrhundert ist die Stadt jedoch wieder in den Quellen bezeugt. In dieser Zeit wurde sie von Andronikos III. neu befestigt und das Bistum der Stadt wurde zur Metropolitie erhoben. Die meisten erhaltenen Überreste, die man heute sieht, stammen aus dieser Phase, obwohl auch frühere Phasen relativ leicht zu erkennen sind. Die Via Egnatia hatte zu diesem Zeitpunkt als Handelsweg deutlich an Bedeutung verloren zugunsten des Seehandels (besonders durch die oberitalienischen Städte, wie Venedig). Damit war vielen Orten entlang der Via Egnatia die wirtschaftliche Grundlage entzogen und der Niedergang unaufhaltsam.

Auch in die byzantinischen Thronkonflikte der 1340er Jahre war die Stadt verwickelt: 1342 belagerte Johannes VI. die Peritheorion vergeblich, wo sich seine innenpolitischen Gegner aufhielten. Auch im folgenden Jahr scheiterte er, nun durch den verbündeten Emir Umur Bey unterstützt, an der Einnahme. Am 7. Juli 1345 errangen Johannes und Umur Bey dann aber vor den Mauern der Stadt in der Schlacht von Peritheorion einen entscheidenden Sieg über den Raubritter Momtschil, der sich in den Rhodopen eine quasi-unabhängige Herrschaft aufgebaut hatte. Die Stadtbewohner nahmen jedoch an den Auseinandersetzungen nicht teil und warteten den Ausgang ab. 1355 übergab Johannes Asanes, Gouverneur (Archon) von Peritheorion, die Stadt an Kaiser Johannes V., den Gegner von Johannes VI. Erst 1357 erhielt Johannes V. aber tatsächlich die Kontrolle über den Ort.[7]

Die Natur erobert die Stadt

Spätestens kurz nach dem Regierungsantritt des osmanischen Sultans Murad II. 1421 befand sich Peritheorion in dessen Kontrolle und wurde durch den Herrscher an seinen genuesischen Verbündeten Giovanni Adorno verschenkt. Dem Bericht des Bertrandon de la Broquière zufolge hatte die Stadt Peritoq – gemeint ist wohl Peritheorion – im Jahr 1433 eine griechische Bevölkerung.[7] Wegen der Versandung des Hafens durch den nahe gelegenen Fluss war sie vom Zugang zum Meer abgeschnitten (die Ruinenstadt liegt heute in ca. 2 km Entfernung zum See). Dies führte zu einem großen Bedeutungsverlust und wirtschaftlichem Niedergang und war wohl der Grund, dass die Stadt endgültig aufgegeben wurde.[8] Während des Osmanischen Reiches war die Festung als Bourou Kale bekannt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts lebten nur noch wenige Menschen in der Stadt; vermutlich wurde sie ungefähr in dieser Zeit vollständig verlassen.[3]

Ruinenstätte

Eingang zur Ruinenstadt

Da keine archäologischen Grabungen durchgeführt wurden, befindet sich das ca. 12 ha große Areal der Stadt in völlig verwildertem Zustand. Die Ruinen befinden sich inmitten eines Waldes und von sind von Efeu und anderen Kletterpflanzen überwuchert. Ein Rundweg wird aber freigehalten, auf dem man zu den Ruinen gelangt. Von der Straße aus fehlt jegliche Beschilderung. Auf der Strecke Xanthi-Komotini biegt im Dorf Amaxades an der Unterführung der Autobahn ab und folgt dem asphaltierten Feldweg. Die restlichen 2 km Feldweg sind auch ohne 4WD gut zu fahren. Das Eingangstor befindet sich auf der Nordseite. Da es gewöhnlich verschlossen ist, betritt man die Ruinenstätte durch das lose Gitter im Tor.

Die Reste des ehemaligen Aquädukts sind noch nördlich der Stadt am Berghang zu erkennen (direkt an der Landstraße gelegen). Dieses bildete das Ende einer ca. 2,5 km langen Doppelmauer, die von den Festungsmauern bis zu den Hügeln nördlich lief und den freien Durchgang der Egnatia abgeriegelte und unter die Kontrolle der Stadt brachte. Innerhalb der Doppelmauer lief eine Leitung zur Versorgung der Stadt mit Trinkwasser. Man kann deren Verlauf heute noch gut mittels Luftbildarchäologie erkennen.

Wikivoyage: Anastasiopolis – Reiseführer

Literatur

  • Catherine Asdracha: La region des Rhodopes aux XIIIe et XIVe siecles. Etude de geographie historique (= Texte und Forschungen zur byzantinisch-neugriechischen Philologie. Band 49). Verlag der „Byzantinisch-Neugriechischen Jahrbücher“, Athen 1976, S. 98–104.
  • Steven W. Reinert: Peritheorion. In: The Oxford Dictionary of Byzantium. Band 3, Oxford University Press, New York / Oxford 1991, S. 1630.
  • Peter Soustal: Thrakien (Thrake, Rhodope und Haimimontos) (= Tabula Imperii Byzantini. Band 6). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1991, S. 394 f.

Einzelnachweise

  1. Catherine Balla. Αναστασιούπολη-Περιθεώριο. Website des Bezirks Ostmakedonien und Thrakien, abgerufen am 29. Juni 2020.
  2. Zur geographischen Nähe von Tirida/Stabulum Diomedis und Anastasioupolis siehe Richard Talbert (Hrsg.): Barrington Atlas of the Greek and Roman World. Princeton University Press, Princeton 2000, S. 51 und directory notes.
  3. a b c Stavroula Dadaki. „Anastasioupolis – Peritheorion“. Odysseus – Website des Ministeriums für Kultur und Tourismus. Abgerufen am 29. Juni 2020.
  4. Prokopios von Caesarea, Bauten 4,11,11 (englische Übersetzung).
  5. Peter Soustal: Thrakien (Thrake, Rhodope und Haimimontos) (= Tabula Imperii Byzantini. Band 6). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1991, S. 394.
  6. M. Kortzi – V. Siametis. " Peritheorion (byzantinische Ära)". Sprachverarbeitungsinstitut – Thracian Electronic Treasure. Abgerufen am 29. Juni 2020.
  7. a b c d Peter Soustal: Thrakien (Thrake, Rhodope und Haimimontos) (= Tabula Imperii Byzantini. Band 6). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1991, S. 394; Steven W. Reinert: Peritheorion. In: The Oxford Dictionary of Byzantium. Band 3, Oxford University Press, New York / Oxford 1991, S. 1630.
  8. a b c Steven W. Reinert: Peritheorion. In: The Oxford Dictionary of Byzantium. Band 3, Oxford University Press, New York / Oxford 1991, S. 1630.