Schreibkalender

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Einträge im Schreibkalender des Kaspar von Fürstenberg (1572)

Als Schreibkalender werden seit der Frühen Neuzeit im deutschen Sprachraum Kalender in Buchform bezeichnet, die nebst einem Kalendarium astronomische Angaben und astrologische Ratschläge (Praktik), Witterungsprognosen und Bauernregeln, politische Ereignisse, Ratschläge zum Baden, Schröpfen und Aderlassen sowie zu Fruchtbarkeit und Krankheit enthalten.[1] Der Kalender ist mit leeren Seiten für handschriftliche Notizen durchschossen.[1]

Geschichte

Schreibkalender werden seit dem 16. Jahrhundert im Quartformat oder als Taschenkalender gedruckt und gelten neben Flugblättern als das erste gedruckte Massenmedium.[1] Sie wurden durch die produzierende Druckerei, in Buchläden oder durch Hausierer vertrieben.[1] Schreibkalender galten als populärer Lesestoff und wurden von allen Bevölkerungsschichten genutzt.[1] Auf der Basis des kirchlichen Kalenders enthielten Schreibkalender astronomische und astrologische Angaben, Witterungsprognosen und Bauernregeln, die als Praktik bezeichnet wurden.[1] Kalendergeschichten, Berichte über Naturereignisse, politische Ereignisse, Ratschläge zum Baden, Schröpfen und Aderlassen sowie zu Fruchtbarkeit und Krankheit ergänzten den Kalenderteil.[1] Neben der Funktion als Kalender hatten die Schreibkalender auch eine Schreib- und Erinnerungsfunktion.[1] Schreibkalender kennzeichnen sich dadurch, dass sie neben dem Kalendarium mit dem Durchschuss an leeren Seiten Platz für eigene Notizen enthalten.[1] Die Schreibkalender werden durch Einträge zu Selbstzeugnissen, die vereinzelt archiviert wurden.[1] Diesem Umstand wurde in der Forschung bis vor wenigen Jahren wenig Aufmerksamkeit geschenkt.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Anja Groß: Der kompilierte Schreibkalender. Die Kompilationspraxis im Zeit- und Wunder-Calender (1658-1807). Verzeichnis der Schreibkalender des 17. Jahrhunderts. In: Acta calendariographica. Forschungsberichte. Band 8. Jena 2019 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Klaus-Dieter Herbst: Die Schreibkalender im Kontext der Frühaufklärung. In: Acta calendariographica. Forschungsberichte. Band 2. Jena 2010 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Klaus-Dieter Herbst, Werner Greiling (Hrsg.): Schreibkalender und ihre Autoren in Mittel-, Ost- und Ostmitteleuropa (1540–1850), Bremen 2018.
  • Klaus-Dieter Herbst: Der Schreibkalender der Frühen Neuzeit und seine Autoren. Ergebnisse der Forschung. Mit einer Personalbibliografie seit 2006. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte. Band 20. Stuttgart 2019, S. 94–124.
  • Thomas Pogge: Schreibkalender und Festkultur in der Frühen Neuzeit. Kultivierung und Wahrnehmung von Zeit am Beispiel des Kaspar von Fürstenberg. In: Acta calendariographica. Forschungsberichte. Band 6. Jena 2013.
  • Rudolf Schenda: Hinkende Botschaften? Zur Entwicklung und Bedeutung der schweizerischen Volkskalender. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde. Band 92. Jena 1996, S. 161–181, doi:10.5169/seals-117972.
  • Harald Tersch: Schreibkalender und Schreibkultur zur Rezeptionsgeschichte eines frühen Massenmediums. In: Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB). Band 3. Graz–Feldkirch 2008 (docplayer.org).
  • Norbert D. Wernicke: Kommentiertes Verzeichnis der Schreibkalender des 16. und 17. Jahrhunderts in Schweizer Bibliotheken. In: Acta calendariographica. Forschungsberichte. Band 4. Jena 2012.
  • Norbert D. Wernicke: Die Brattig. 300 Jahre Hinkende Bot von Bern. Bern 2018.

Einzelnachweise

Commons: Schreibkalender – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien