Gietrzwałd
Gietrzwałd | ||
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? | ||
Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Ermland-Masuren | |
Powiat: | Olsztyn | |
Geographische Lage: | 53° 45′ N, 20° 14′ O | |
Einwohner: | 565 (31. März 2011[1]) | |
Postleitzahl: | 11-036 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 89 | |
Kfz-Kennzeichen: | NOL | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DK16 Olsztyn−Ostróda | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Landgemeinde | |
Gminagliederung: | 19 Schulzenämter | |
Fläche: | 174,13 km² | |
Einwohner: | 6743 (31. Dez. 2020)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 2814052 | |
Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Gemeindevorsteher: | Zbigniew Małkowski | |
Adresse: | Gietrzwałd 24 11-036 Gietrzwałd | |
Webpräsenz: | www.gietrzwald.pl |
Gietrzwałd ([[3]) ist ein Dorf und Sitz der gleichnamigen Landgemeinde im Powiat Olsztyński (Kreis Allenstein) in der polnischen Wojewodschaft Ermland-Masuren.
], deutsch Dietrichswalde, früher Dittrichswalde oder GetrzwaldGeographische Lage
Das Dorf liegt im Ermland im historischen Ostpreußen, etwa 18 Kilometer westsüdwestlich von Allenstein (Olsztyn). Der Ort ist umgeben von Nadel- und Mischwäldern und zahlreichen Seen.
Geschichte
Das Dorf wurde 1352 vom ermländischen Domkapitel im Herrschaftsbereich des Deutschen Ordens gegründet. Der Gründer hieß Dietrich; daher stammt der Name Dietrichswalde. Im 15. Jahrhundert wurde Dietrichswalde während des Dreizehnjährigen Städtekriegs stark in Mitleidenschaft gezogen und im Jahr 1455 von Ordensrittern unter Führung von Georg von Schlieben geplündert. Nach dem Zweiten Frieden von Thorn im Jahr 1466 kam das Ermland bei der Zweiteilung des Deutschordensstaats Preußen als Fürstbistum Ermland zum autonomen Preußen Königlichen Anteils, das sich freiwillig der Oberhoheit der Krone Polens unterstellt hatte.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Siedlung nicht bewirtschaftet, obwohl es eine Schule und einen Dorfkrug gab, der 1645 in den Besitz des Allensteiner Ratsherrn Georg Kunigk gelangte. Im Zuge der ersten polnischen Teilung kam Dietrichswalde 1772 zum Königreich Preußen. Im Jahr 1783 zählte Dietrichswalde 57 Bauernhöfe. Eine große Verwüstung erlebte das Dorf 1807 durch die französischen Truppen im Vierten Koalitionskrieg.
Dietrichswalde gehörte von 1818 bis 1945 zum Landkreis Allenstein im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen des Deutschen Reichs.
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Dietrichswalde gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Dietrichswalde stimmten 420 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 180 Stimmen.[4]
Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Rote Armee Dietrichswalde im Januar 1945 und unterstellte es im März 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen. Danach begann die Zuwanderung von Polen und die Vertreibung der Einwohner. Polen führte für Dietrichswalde die Ortsbezeichnung Gietrzwałd ein.
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1816 | 353 | [3] |
1858 | 681 | davon 22 Evangelische, 657 Katholiken und 2 Juden[5] |
1864 | 794 | am 3. Dezember[6] |
1871 | 800 | [7] |
1905 | 938 | [8] |
1933 | 922 | [9] |
1939 | 943 | [9] |
Entwicklung zum Wallfahrtsort
Das größte Ereignis in diesem kleinen ermländischen Dorf waren mehrere Erscheinungen im Jahre 1877 während des Zeitraumes vom 27. Juni bis 16. September. Wie erzählt wird, sei der damals 13-jährigen Justine Schafrinska (poln. Justyne Szafryńska) und der 12-jährigen Barbara Samulowska aus Woritten – beide kamen aus armen polnischsprachigen ermländischen Familien – die Gottesmutter Maria erschienen und habe in polnischer Sprache zu ihnen gesprochen. (In Erzählungen dort vor dem Krieg lebender Menschen hieß es, bei Justine Schafrinska handelte es sich um ein deutsches Mädchen mit Namen „Krause“ aus Neumühle. Allerdings fehlen zu dieser Angabe weitere Belege.)
Seitdem wurde Dietrichswalde ein Wallfahrtsort. Mit dem Namen Kirche der Gottesmutter von Gietrzwałd erinnern polnische Gotteshäuser an das Ereignis.
Bereits im 1877 auf Deutsch und Polnisch erschienenen Untersuchungsbericht zu den Erscheinungen wird der große Anteil der polnischsprachigen Bevölkerung in diesem Gebiet betont. Der Priester und Theologieprofessor Franz Hipler, selbst des Polnischen mächtig, schildert darin die ersten Wallfahrten: „Stehend, sitzend und kniend auf dem vom Regen aufgeweichten Lehmboden des Kirchhofes, der groß genug war, die ganze Menschenmenge zu fassen, hatten die Wallfahrer bald je nach Sprache, Stammverwandtschaft und Heimat sich zusammen gefunden; die deutschen und die polnischen Ermländer, die Litauer und die Masuren, die Koschneider und die Kaschuben, die Oberländer und die Niederunger, überaus zahlreich die Polen, nicht nur aus dem preußischen Anteil und aus Galizien, sondern auch aus Russland, trotz der Sperre und der Grenzsoldaten.“
Bischof Maximilian Kaller erkannte Dietrichswalde als diözesanen Wallfahrtsort an.[10] Die Erscheinung erkannte erst sein Nachfolger als Bischof von Ermland, Józef Drzazga, 1977 (zum 100. Jahrestag) offiziell an und genehmigte somit die Verehrungen.[11]
Wallfahrtskirche
Die Kirche in Gietrzwałd wurde in den Jahren 1878–1884 vom Paderborner Dom- und Diözesanbaumeister Arnold Güldenpfennig zur Wallfahrtskirche vergrößert und ausgebaut. Das Gotteshaus wurde 1970 von Papst Paul VI. zur Basilica minor erhoben.
Verkehr
Der Ort ist über die Landesstraße 16 zu erreichen, die nach Osterode (Ostróda) führt.
Gmina Gietrzwałd
Zur Landgemeinde Gietrzwałd gehören folgende Ortschaften:
polnischer Name | deutscher Name (bis 1945) |
polnischer Name | deutscher Name (bis 1945) |
polnischer Name | deutscher Name (bis 1945) |
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Barduń | Bardungen | Łajsy | Leyßen 1928–45 Leissen |
Rentyny | Rentienen |
Barwiny | Barwienen | Łęgucki Młyn | Mühle Langgut | Salminek | Sallmeien |
Biesal | Biessellen | Łęguty | Langgut | Siła | Schillamühle |
Cegłowo | Hermsdorf | Łopkajny | Lopkeim | Smoleń | Vonferne |
Dłużki | Dlusken | Łupstych | Abstich | Śródka | Mittelgut |
Gietrzwałd | Dietrichswalde | Naglady | Nagladden | Sząbruk | Schönbrück |
Grazymy | Grasnitz | Naterki | Nattern | Tomarynki | Passargental |
Gronity | Gronitten | Nowy Młyn | Neumühle | Tomaryny | Thomareinen |
Guzowy Młyn | Turnitzmühle | Parwółki | Parwolken | Unieszewo | Schönfelde |
Guzowy Piec | Gusenofen | Pęglity | Penglitten | Woryty | Woritten |
Jadaminy | Adamsgut | Podlejki | Podleiken | Zaskwierki | |
Kudypy | Kudippen | Rapaty | Rapatten | Zdrojek | Sdroiken 1938–45 Eulenwinkel |
Partnergemeinden
Menslage in Niedersachsen ist Partnergemeinde von Gietrzwałd.[12]
Persönlichkeiten
- Eduard Herrmann (1836–1916), in Schönfelde geborener katholischer Geistlicher und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Johannes Schwalke (1923–2007), katholischer Geistlicher, Apostolischer Protonotar und Visitator
- Hubert Orłowski (* 1937), polnischer Germanist
Siehe auch
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Franz Hipler: Die Erscheinungen in Dittrichswalde für das katholische Volk nach amtlichen Berichten dargestellt. Mit Genehmigung des hochwürdigsten Bischofs von Ermland, Ermländische Zeitungs- und Verlagsdruckerei, Braunsberg 1877 (2. Auflage 1924; auf Polnisch 1877 und 1883).
- Leon Niborski: Ein neues Marpingen in der Provinz Preußen. oder: Die Vorgänge in Dietrichswalde, für alle Denkenden geschrieben. Strzeczek, Löbau 1877.
- Alois Bulitta: Der Gnadenort Dietrichswalde. In: Leo. Ein Sonntagsblatt für das katholische Volk, Jg. 1927, Nr. 33, S. 492.
- Rainer Sippekamp (Bearb.): Erinnerungen an Klein-Schönau und Dietrichswalde. Mönchengladbach 1986.
- Hubert Orłowski: Rzecz o dobrach symbolicznych. Gietrzwałd 1877. Stiftung Borussia, Olsztyn 2003, ISBN 83-89233-21-5.
- Schwester M. Gudula: 125 Jahre Dietrichswalde. Jubiläumswallfahrt der Ermlandfamilie vom 5. bis 12. September 2002. In: Ermlandbuch, ISSN 0421-3793, Jg. 55 (2004), S. 163–170.
- Ulrich Fox: Bischof Philipp Krementz und die Erscheinungen in Dietrichswalde im Jahre 1877. Zu einer Veröffentlichung von Hubert Orłowski. In: Unsere Ermändische Heimat – Mitteilungsblatt des HVE für Ermland, Jg. 52 (2006), Heft 2 (Pfingsten), S. V–VII.
- Ulrich Fox: Die Rezeption der Ereignisse von Dietrichswalde bei den Ermländern unter Bezugsnahme auf das Engagement von Bischof Maximilian Kaller. In: Sedes sapientiae. Mariologisches Jahrbuch, Jg. 13, Heft 2, Kevelaer 2009, 2, S. 77–80.
- Swetlana Fink: Dietrichswalde: Das ostpreußische Marpingen? Die Marienerscheinungen im Vergleich. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands (ZGAE), ISSN 0342-3344, Bd. 59 (2015), S. 3–30.
- Hubert Orłowski: Dietrichswalde – ein Erinnerungsort? In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands (ZGAE), Bd. 59 (2015), S. 49–56.
Weblinks
- Kreisgemeinschaft Allenstein e.V. Dietrichswalde
- Amtsbezirk Dietrichswalde (Rolf Jehke, 2003)
- GenWiki: Dietrichswalde (Kreis Allenstein)
- Homepage der Gemeinde Gietrzwałd (polnisch)
Einzelnachweise
- ↑ GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 28. Mai 2017
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- ↑ a b Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F. Halle 1821, S. 274, Ziffer 1204.
- ↑ Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 67
- ↑ Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 36, Ziffer 203.
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, Kreis Allenstein, S. 2, Ziffer 34.
- ↑ Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2. Berlin 1874, S. 18–19, Ziffer 13.
- ↑ http://wiki-de.genealogy.net/Dietrichswalde_(Kreis_Allenstein)
- ↑ a b Michael Rademacher: Allenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Andrzej Kopiczko: Die neueste Geschichte der Diözese Ermland. In: Rainer Bendel (Hrsg.): Kirchen- und Kulturgeschichtsschreibung in Nordost- und Ostmitteleuropa. Initiativen, Methoden, Theorien. Lit, Münster 2006, ISBN 3-8258-6178-3, S. 139–152, hier S. 144.
- ↑ Sanktuarium Matki Bozej Gietrzwałdzkiej ( des vom 2. Oktober 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (polnisch), abgerufen am 1. Mai 2018.
- ↑ Eintrag über die Menslages Partnergemeinde Gietrzwałd auf der Homepage der Samtgemeinde Artland Aufgerufen am 4. Mai 2019, 20:10