Vils (Tirol)
Stadtgemeinde Vils
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Tirol | |
Politischer Bezirk: | Reutte | |
Kfz-Kennzeichen: | RE | |
Fläche: | 30,75 km² | |
Koordinaten: | 47° 33′ N, 10° 38′ O | |
Höhe: | 826 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.512 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 49 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 6682 | |
Vorwahl: | 05677 | |
Gemeindekennziffer: | 7 08 33 | |
NUTS-Region | AT331 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Stadtplatz 1 6682 Vils | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Manfred Immler (Liste der Vilser Volkspartei) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2016) (13 Mitglieder) |
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Lage von Vils im Bezirk Reutte | ||
Ansicht von Süden mit den Burgen Vilsegg (rechts) und Falkenstein (Bayern, links) | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Vils ist eine Stadt im Bezirk Reutte in Tirol (Österreich) mit 1512 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024). Vils ist eine der kleinsten Städte in Österreich und die einzige im Bezirk Reutte.
Geografie
Vils liegt zwischen Tannheimer Bergen und Falkensteinkamm an der Grenze zu Bayern im Tal des gleichnamigen Flusses Vils. Die Vils kommt aus der bayerischen Nachbargemeinde Pfronten und mündet bald unterhalb der Stadt in den Lech, der durch eine kurze Klamm (siehe Lechfall) ins bayerische Füssen weiterfließt. Die übrigen Nachbargemeinden von Vils liegen in Österreich: Grän in den Tannheimer Bergen sowie Musau und Pinswang im Lechtal.
Bevölkerungsentwicklung
Geschichte
Das Stadtrecht wurde Vils schon 1327 durch König Ludwig IV. (1328 deutsch-römischer Kaiser) nach dem Recht von Kaufbeuren verliehen. In dieser Urkunde wurde der Ort als Fülß ersturkundlich genannt. Der Name kommt vom Fluss, der die Siedlung durchfließt. Flüsse namens Vils gibt es in Mitteleuropa einige. Es könnte das indoeuropäische Ausgangswort *Pelisa ‚fließendes Gewässer‘ oder *Filusa ‚die Massereiche‘ zugrunde liegen.[1][2]
Das Zentrum prägen heute breite Häuser mit Giebeldächern und Fassadenmalereien (Ackerbürgerstadt). Bis in das 20. Jahrhundert war die Landwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle. Die Herren von Hohenegg, im Mittelalter einflussreiche Adlige, bauten die Burg Vilsegg aus, die heute eine Ruine ist.[3]
Im Jahre 1408 übernahm Herzog Friedrich IV. von Österreich-Tirol (Friedel mit der leeren Tasche) das Lehen Vilsegg vom Stift Kempten, belehnte aber weiterhin die Herren von Hohenegg mit der Herrschaft Vils. Nach dem Tod des letzten Hoheneggers im Jahr 1671 kam Vils zu Österreich, nicht aber zu Tirol.
Nach dem verlorenen Krieg gegen Napoleon musste Österreich 1805 Tirol, seine schwäbischen Besitzungen und auch Vils an Bayern abtreten. Erst im Jahre 1816 fiel Vils auf Grund der Verhandlungen des Wiener Kongresses im Tausch gegen das ehemals österreichisch-böhmische Marktredwitz endgültig an Österreich/Tirol. Im Jahre 2016 feierte Vils die zweihundertjährige Zugehörigkeit zu Tirol.
Am 28. April 1945 überquerte die US-Armee zwischen Pfronten und Vils die Grenze zu Österreich.
Stadtwappen
Das ursprüngliche Wappen zeigt einen schwarzen Ochsen- oder Stierkopf mit roter Zunge auf gelbem (goldenem) Grund von der Stirnseite, der sich mit Wasser (aus der Vils) labt. Im neuen, seit rund hundert Jahren offiziellen Stadtwappen ist ein Ochsen- oder Stierkopf mit roter Zunge auf gelbem (goldenem) Grund von der Seite ohne Wasser abgebildet. Es ist dem Wappen der Herren von Hohenegg nachempfunden. Die Farben der Fahne sind schwarz-gelb (gold).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Katholische Stadtpfarrkirche Vils: Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde an Stelle der baufällig gewordenen Kirche bis 1709 im Barockstil erbaut und 1723 durch den Augsburger Bischof eingeweiht. An die Kirche ist die St. Katharina-Kapelle angebaut. Im Inneren ist die Kirche licht, hoch und geräumig und mit Stuckaturarbeiten geschmückt. Am Chorbogen hängt ein großes Kruzifix. Die pneumatische Orgel aus dem Jahre 1728 wurde im Jahre 1995 weitgehend durch eine mechanische Orgel ersetzt. Im Turm befinden sich fünf Glocken. Die größte Glocke wurde im Jahre 1524 von Peter und Georg Löffler gegossen. Drei weitere Glocken goss die Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck. Während des Kirchenjahres bekommt der Hochaltar mehrmals ein festliches Kleid – Fastenkrippe, Maialtar, Herz-Jesu-Altar und Weihnachtskrippe. Die Pfarrkirche bietet mit den vier barocken Altären und dem Chorgestühl dem Betrachter eine Einheit, die nur ein reiner Barockbau ausstrahlen kann.
- Sankt-Anna-Kirchlein: Nordwestlich der Stadt und jenseits der Vils liegen zu Füßen der Ruine Vilsegg eine Hammerschmiede und das Sankt-Anna-Kirchlein. Es wurde spätestens im dreizehnten Jahrhundert in romanischem Stil erbaut und diente den Herren von Hohenegg als Burgkirche. Der Hauptbau der Kirche ist gotisch gewölbt und mit gotischem Chorgestühl und drei barocken Altären ausgestattet.
- Barbara-Kapelle: befindet sich im Firmengelände der Firma Schretter. Sie wurde zum 100‑jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1999 errichtet
- Museum der Stadt Vils: Im Museum der Stadt Vils, das im alten Amtshaus (Schlössle) eine Bleibe gefunden hat, werden neben Gegenständen aus der Vergangenheit Geigen, vorwiegend der Geigenbaufamilie Rief, gezeigt. Ein Geologieraum gibt Auskunft über die Gesteinsvorkommen rund um Vils. Außerdem legt der Träger des Museums, der VilsArt Kulturverein, jährlich einen Kulturführer auf.
- Kulturhaus: Durch die Eröffnung des Kulturhauses im Jahre 2008 haben einige der mehr als 20 Vereine ein neues Zuhause gefunden. In diesem Haus ist auch das Standesamt bzw. das Sitzungszimmer des Gemeinderates untergebracht.
Ausflugsziele
Diese Ziele sind entweder direkt von Vils aus oder nach einer kurzen Autofahrt erreichbar: Die Burg Falkenstein, an deren Stelle König Ludwig II. ein weiteres Schloss erbauen wollte, das romantische Märchenschloss Schloss Neuschwanstein, das Schloss Hohenschwangau, der sagenumwitterte Alatsee, der im Sommer zum Baden einlädt, der Baumkronenweg mit Walderlebniszentrum an der Grenze Richtung Füssen, der Ortsteil Sankt Anna mit Hammerschmiede, Kirche und Burgruine Vilsegg, die Salober-Alm und die Vilser Alm.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Frühjahrskonzert: Die Stadtmusikkapelle richtet jährlich ein Frühjahrskonzert aus.
- Feuerwehrfest: Jedes Jahr im Mai am Platz der Feuerwehr Vils.
- Pfarrfest: Anfang Juli (1. Platzkonzert).
- 4 Platzkonzerte: Jeden Dienstag im Juli, wobei das Pfarrfest zugleich das 1. Platzkonzert ist.
- Stadtrock: Vom Krampusverein im Juli veranstaltet
- Stadtfest: weiters richtet die Stadtmusikkapelle am 15. August (Fest Mariä Himmelfahrt) in der Stadtgasse ein stimmungsvolles Stadtfest aus.
- Theateraufführung: Jährlich um die Weihnachtszeit führt eine Laienspielgruppe ein Lustspiel auf.
- Weihnachtskrippen: Von Weihnachten bis Lichtmess sind in vielen Häusern wertvolle Weihnachtskrippen aufgestellt.
- Prozessionen: Am Fronleichnamstag, am Herz-Jesu-Sonntag und am Kirchweihtag (Mariä Himmelfahrt) werden jährlich feierliche Prozessionen abgehalten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Mit der Gründung des Zementwerks Schretter & Cie im Jahre 1899 wurde Vils zu einem Industriestandort. Die Rohstoffe Kalkstein und Mergel werden in den südlich gelegenen Kalksteinbrüchen abgebaut und nach der Verarbeitung mittels LKW oder mit der Außerfernbahn – über die auch der Personenverkehr betrieben wird – abtransportiert. Am Firmenstandort besteht ein Kalkwerk und ein Mischwerk. Zur Firma gehören auch ein Gipswerk in Weißenbach am Lech und eine Zementmahl- und Versandanlage in Kirchbichl.
Westlich von Vils betreibt ein bayerischer Unternehmer die Metalltechnik Vils GesmbH. Im Ort und im Gewerbepark Stegen sind Gast-, Handels- und Handwerksbetriebe angesiedelt.
Seit dem Jahr 2013 wird auch wieder mit dem „Vilser Bergbräu“ die Bierbrau-Tradition in Vils fortgeführt, die zuvor bis 1900 Bestand hatte. In neu errichteten Räumlichkeiten wurde im Jahre 2016 eine Schaubrauerei eingerichtet.
Bildung
An Bildungseinrichtungen gibt es einen Kindergarten, eine Volksschule, eine Neue Mittelschule, eine Erwachsenenschule und die Genuss-Akademie.tirol.
Verkehr
Das Bahnhofsgebäude, das sich im östlichen Bereich von Vils befindet, wurde am 14. September 2016 stillgelegt. Das adaptierte Bahnhofsgelände dient nur noch dem nicht unbeträchtlichen Eisenbahn-Güterverkehr. Es besteht nunmehr an der Außerfernbahn die nordöstlich der Pfarrkirche zentral gelegene und im Dezember 2016 eröffnete Personenverkehrs-Station Vils Stadt. Diese Strecke verbindet Kempten (Allgäu) mit Reutte und führt weiter nach Garmisch-Partenkirchen. Dort besteht Anschluss über die Mittenwaldbahn Richtung Innsbruck oder über die Werdenfelserlandbahn nach München. Reutte und Füssen im Allgäu sind auch durch öffentlichen Busverkehr erreichbar.
Vils liegt am Fernradweg, der als Via Claudia Augusta entlang einer gleichnamigen antiken Römerstraße verläuft.
Städtepartnerschaften
- Marktredwitz in Bayern – siehe Geschichte, Gebietstausch 1816 zwischen Bayern und Österreich.
Söhne und Töchter der Stadt
- Rudolf von Hohenegg, Ritter, Verwalter des Klosters Kempten, später Reichskanzler und Erzbischof von Salzburg
- Peter von Hohenegg, Ritter, gutes Verhältnis zu König Ludwig IV. dem Bayern, Stadterhebung 1327.
- Balthasar Springer oder Balthasar Sprenger, Seefahrer, ältester Reisebericht
- Joseph Benedikt von Rost, Fürstbischof von Chur und Stifter der Schule Vils 1696–1754
- Johann Ulrich Eberle, Geigenbauer 1699–1768 Prag
- Johann Conrad Wörle, Orgelbauer 1701–1777 Rom
- Franz (II.) Petz, Geigenbauer 1702–1772
- Balthasar Riepp, bedeutender Kunstmaler 1703–1764 Vils
- Dominikus Rief, Geigenbauer 1759–1814
- Georg Geisenhof, Kirchenhistoriker und Schriftsteller 1780–1861
- Georg Schretter, Gründer der Firma Schretter & Cie 1861–1924
- Otto Keller, Landwirt und Politiker 1926–2018
- German Erd (* 1948), Abt des Stiftes Stams seit 2003
Sonstiges
In Vils befindet sich das längste Spannfeld einer Freileitung in Österreich mit 732 Metern.
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Pfarrkirche von Osten
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Ortsteil Sankt Anna mit Kirche und Ruine Vilsegg
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Stadtgasse
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Florianbrunnen von Anton Keller
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Marktredwitzbrunnen von Norbert Roth
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Heimatkrippe von Anton Keller
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Peter Anreiter, Christian Chapman, Gerhard Rampl: Die Gemeindenamen Tirols: Herkunft und Bedeutung (= Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchives). Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 3-7030-0449-5, S. 535 ff.
- ↑ Diether Schürr: Namen am Nordrand der Alpen (= Ladinia. Band 30). 2006, S. 149.
- ↑ Onlineauftritt Geschichte Tirol: Stadt Vils