Zang

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. August 2021 um 21:53 Uhr durch Jautaealis (Diskussion | Beiträge) (Schulwesen: Idiomatik korrigiert, Verweis ergänzt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zang
Gemeinde Königsbronn
Wappen der ehemaligen Gemeinde Zang
Koordinaten: 48° 44′ N, 10° 4′ OKoordinaten: 48° 43′ 45″ N, 10° 4′ 23″ O
Höhe: 670 m
Einwohner: 1326 (1. Apr. 2019)
Eingemeindung: 1. September 1971
Postleitzahl: 89551
Vorwahl: 07328

Zang ist ein Teilort der Gemeinde Königsbronn im Landkreis Heidenheim in Baden-Württemberg. Er liegt im Südwesten der Hauptgemeinde auf dem Albuch, einem Teil der Ostalb, auf einer Höhe von 670 m ü. NN (Kirche).

Das dörfliche Zang auf einem Gemälde von 1860
Zang aus südlicher Richtung (Mai 1962)
Luftaufnahme von Zang (19. August 2012)

Geschichte

Frühgeschichte

Archäologische Funde auf der Zanger Rodungsinsel weisen darauf hin, dass es dort bereits in der Jungsteinzeit zwischen 5500 und 2200 v. Chr. eine menschliche Ansiedlung gab. Wahrscheinlich wurde im Bereich des heutigen Ortes dann bereits im Hochmittelalter eine Waldhufensiedlung gegründet, die 1356 erstmals erwähnt wurde.[1] Die Bewohner verließen diese Ansiedlung jedoch im späten Mittelalter wieder.

Ortsentwicklung

Die ersten Häuser im neuzeitlichen Zang entstanden wohl um das Jahr 1500: Initiiert durch den damaligen Abt des Königsbronner Zisterzienserklosters, Melchior Ruff, wurden „auf des Klosters eigenen Wäldern“ sogenannte Söldhofstätten gegründet. Dies waren einfache Behausungen mit etwas Ackerland für die vom Kloster abhängigen Arbeiter (Söldner).

Die ersten Siedler waren vor allem Waldarbeiter und Köhler, welche die für die klostereigene Eisenverhüttung von Bohnerz notwendige Holzkohle liefern sollten. Im Lagerbuch des Klosters von 1538 werden 22 Söldhofstätten und deren Bewohner genannt, die dem Kloster zu Pacht und Fron verpflichtet waren. Bis 1739 kamen weitere 35 Söldhofstätten hinzu. Erst ab 1817 konnten die Anwesen jedoch im Zuge einer von König Wilhelm I. von Württemberg verordneten Ablösung von ihren Besitzern gekauft werden. Zur Befreiung von Pacht und Fron war jedoch die Zahlung eines 16-fachen Jahresbetrags nötig.

Im Laufe der Zeit wurde neben der Forstwirtschaft auch immer mehr Viehzucht und Ackerbau (meist Getreide und Kartoffeln) betrieben. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert gab es auch viele Weber im Ort.

1580 ging das Kloster Königsbronn an das Herzogtum Württemberg über, und Zang kam damit politisch zu Springen – dem späteren Königsbronn. Erst 1819 wurde der Ort eine eigenständige Gemeinde, die am 1. September 1971 im Zuge der Baden-Württembergischen Gemeindereform wieder nach Königsbronn eingemeindet wurde.[2]

Seit Ende der 1960er-Jahre siedelten sich immer mehr Neubürger in Zang an. Dies führte zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs, so dass das Neubaugebiet inzwischen den größten Teil der Einwohner beherbergt. Mittlerweile liegt die Einwohnerzahl bei ca. 1500. Der Ortsneckname der Zanger lautet Schnitzhäfe oder auch Beißzange.

Einwohnerentwicklung von Zang 1634–2015
1634 1652 1702 1826 1831 1905 1910 1914 1933 1946 1950 1955 1960 1965 1970 1980 1987 1990 1995 2000 2005 2010 2015
100 60 180 740 740 429 429 425 413 523 542 493 510 548 628 914 1255 1332 1396 1471 1263 1421 1444
Schul- und Rathaus, erbaut 1835

Schulwesen

Eine eigene Schule hat Zang seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Am 28. September 1696 sahen sich „Gemeinderat und ganze Gemeind zu Zang“ genötigt, eine „demütigste Petition“ an die Regierung zu richten, „in die Rezeption eines Partikularschulmeisters gnädigst zu willigen“. Als Begründung für den Antrag wurde angegeben, dass der ca. 5 km lange Fußweg von Zang in die Königsbronner Schule „der zarten Jugend“ wegen der „förchtigen Wälder“, des „grausam fallenden Schnees“ und der „reißenden Wölfe“ nicht zugemutet werden könne.

Der bewilligte Schulmeister musste zunächst in angemieteten Räumen unterrichten. Ein eigenes Schulhaus konnte sich die arme Gemeinde erst nach einer von der Württembergischen Regierung angeordneten landesweiten Sammlung für das Dorf im Jahre 1826 leisten, bei der 1.734 Gulden zusammenkamen. Es wurde 1835 als gemeinsames Gebäude mit dem Rathaus errichtet und dient auch heute noch zum Schulunterricht.

Evangelische Dorfkirche von Osten

Nach einer vorübergehenden Schließung im Jahre 1976 gibt es seit 1987 wieder eine Grundschule in Zang, die durch einen Bürgerentscheid im Januar 2018 auch weiterhin erhalten bleibt, obwohl der Königsbronner Gemeinderat 2017 eigentlich die erneute Schließung der Außenstelle beschlossen hatte. Außerdem besteht seit 1975 ein eigener Kindergarten im Ort.

Inneres der evangelischen Dorfkirche

Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche

Altar der evangelischen Dorfkirche
Evangelische Dorfkirche von Westen, erbaut 1781 von Kirchenrats-Baumeister Goez

Die evangelische Dorfkirche wurde 1781 anstelle der 200-jährigen alten Vorgängerkirche erbaut und ist mit ihrer beeindruckenden Kassettendecke ein sehenswertes Bauwerk. Sie wurde von Kirchenrats-Baumeister Wilhelm Friedrich Goez aus Ludwigsburg erbaut. Die Dorfkirche steht unter Denkmalschutz und ist eine der wenigen Kirchenbauten der Region, die mit einer Solarstromanlage ausgestattet sind (seit 2007).

Dorfweiher

Zanger Weiher

Der Zanger Dorfweiher wurde bereits um 1500 von den Königsbronner Mönchen zur Fischzucht angelegt und diente später vorwiegend als Viehtränke. In jüngerer Zeit ist er im Winter auch bei Schlittschuhläufern beliebt, denen die Gemeinde sogar eine kleine Flutlichtanlage installierte. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts noch ein intaktes Ökosystem mit Seerosen, Kaulquappen und Fröschen veralgte der Weiher im Laufe der Zeit immer mehr, bis im Jahr 2014 der Zulauf und das gesamte Umfeld unter Mithilfe der Zanger Bevölkerung saniert und neu gestaltet wurde. Am Ufergelände plätschert nun Wasser aus einem gusseisernen Brunnen und auf einer Schautafel gibt es Informationen über das historische Zang. Außerdem laden Sitzbänke zum geruhsamen Verweilen ein.

Flurmark Kerbenhof

Kerbenhof-Hülbe

Die ältesten Siedlungsspuren auf der heutigen Gemarkung Zang befinden sich in der westlichen Flurmark Kerbenhof, wo einst ein ansehnliches Hofgut über viele Jahrhunderte bewirtschaftet wurde. Bereits 1143 taucht in den Stiftungsgütern des Klosters Anhausen der Name Körben auf und bezeichnet eine Weilerstatt, die mit Holz verwachsen ist. Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte das Hofgut 1707 an das Herzogtum Württemberg, wurde 1848 nach langwierigen Verhandlungen von Zanger Bürgern erworben und vergrößerte damit die Gemarkung um rund 70 Hektar. Noch im gleichen Jahr wurde das Gehöft wegen Baufälligkeit abgebrochen, sodass heute von der einstigen Bebauung nichts mehr zu sehen ist. Nur eine kleine mit Buschwerk umsäumte Feldhülbe mit einer Schautafel erinnert jetzt noch an die historische Ansiedlung.

Umgebung

Die weite Waldlichtung, in der die immer noch ländlich geprägte Ansiedlung liegt, wird besonders an den Wochenenden von Wanderern und Radfahrern zur Naherholung genutzt. Besonders in der wärmeren Jahreszeit lädt der Bänklesweg, ein vom Zanger Schwäbischen Albverein mit einer Anzahl von idyllisch gelegenen Ruhebänken ausgestatteter Rundweg um den Ort, zu erholsamen Spaziergängen ein. Im Winter lockt die in der Umgebung bekannte Zanger Loipe zu ausgedehnten Langlauf-Touren.

Politik

Als zu Königsbronn gehörig liegt Zang im Bundestagswahlkreis 270 Aalen-Heidenheim.[3]

Wappen

Das 1955 eingeführte Wappen des Ortes zeigt in Silber einen Abtsstab und drei Lindenblätter. Der Abtsstab bezieht sich auf die frühere Zugehörigkeit Zangs zum Kloster Königsbronn, während die Lindenblätter auf die waldreiche Umgebung verweisen.

Literatur

  • Paul Wiedenmann: Zang auf dem Aalbuch. Zang: Selbstverlag, 1921
  • Die Gemeinden des Kreises Heidenheim. Sonderdruck der Heidenheimer Neue Presse, Heidenheim: 1967
  • Albert Wegscheider: Die Entwicklung des Schulwesens in Zang. Rund um den Herwartstein (Gemeindeblatt Königsbronn), unbekanntes Jahr
  • Hans Wulz, Wolfgang Wulz: Über Knöpfleswäscher, Pantscher und Ratze – Schwäbische Spitznamen aus dem Kreis Heidenheim. Heidenheim: Verlag der Buchhandlung Meuer, 1998
  • Hans Wegscheider/Jürgen Gläß: Zang – Band 1: Häuser und Menschen. Zang: Selbstverlag, 2008
  • Gerhard Stock: Eine Kirche unter Strom. Heidenheimer Zeitung, 17. Juni 2014
  • Hans Wegscheider/Jürgen Gläß: Zang – Band 2: Fluren und Wälder. Zang: Selbstverlag, 2014
Commons: Zang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sunhild Kleingärtner, Jörg Drauschke: Spurensuche in der Brenzregion. Archäologie, Erdgeschichte, Geologie erfahren, erleben, entdecken. Landratsamt, Heidenheim 2007, ISBN 9783000207020.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 449 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  3. Bundeswahlleiter. Abgerufen am 19. März 2018.