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Aeneis

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Vergil liest vor Augustus und Octavia aus der Aeneis (Histo­rien­gemälde von Jean-Joseph Taillasson, 1787)

Aeneis oder veraltet Äneide ist ein Epos, das der lateinische Dichter Vergil (70–19 v. Chr.) auf der Grundlage insbesondere der Homer zugeschriebenen Ilias und Odyssee gestaltete.

Es schildert die Flucht des mythologischen Aeneas aus dem brennenden Troja und seine Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium (heutiges Mittelitalien) führen, wo er in der Gegend von Torvaianica an Land gegangen sein soll und zum Stammvater der Römer wird. Die ganze Aeneis erzählt damit einen wichtigen Gründungsmythos des Römischen Reiches als Herkunftssage (Ansippung) an die Trojaner.

Vergil arbeitete ab 29 v. Chr. bis zu seinem Tode an dem Epos, es besteht aus 12 Büchern mit insgesamt rund 10.000 hexametrischen Versen.

Die Aeneis ist ein Epos auf die Größe Roms und feiert die niemals endende Herrschaft (imperium sine fine) der Römer. Zugleich wirbt die Aeneis um Mitgefühl für die Opfer der römischen Vorherrschaft, die im Macht- und Intrigenspiel der Götter, im sinnlosen Aufbegehren der Göttin Juno gegen das Schicksal (fatum), ihr Leben lassen. In der Gestalt des Aeneas hat Vergil das Ideal des römischen Princeps dargestellt, des „ersten Bürgers“ als offizieller Titel der römischen Kaiser. Damit hat er einen Helden geschaffen, der sich nicht durch kriegerisches Draufgängertum auszeichnet, sondern durch sein Pflichtbewusstsein (pietas), das ihn alle eigenen Belange hintanstellen lässt. Aeneas ordnet sich bedingungslos seinem Ziel unter und zeigt starke Bindung an Autoritäten wie seinen Vater Anchises und an die Weisungen der Götter.

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Vergils Quellen

Die wichtigsten Vorlagen für die Aeneis sind die homerischen Klassiker Ilias und Odyssee. Viele Haupt- und Nebenmotive, ja ganze Textpassagen sind eng an Homer angelehnt (beispielsweise Aeneas im Seesturm und das Beinahe-Ertrinken des Achilles in einem Fluss). Dabei geht es Vergil nicht um bloßes Nachahmen, sondern um künstlerischen Wettstreit. Auch aus diesem Grund fasst er die je 24 Bücher Homers auf genau zwölf zusammen.

Neben Homer spielt auch das hellenistische Epos Argonautika des Apollonios von Rhodos (295–215 v. Chr.) eine große Rolle. Am deutlichsten wird dies in der Gestaltung der Liebeserzählung zwischen Dido und Aeneas nach derjenigen zwischen Jason und Medea. Dies ist wohl auch in der lateinischen Übersetzung des Varro Atacinus (82–35 v. Chr.) der Fall, die bis auf wenige Fragmente verloren ist.

Die wichtigsten lateinischen Vorlagen sind das Bellum Poenicum des Gnaeus Naevius und besonders die Annales des Ennius. Die Annales sind zur Zeit Vergils das klassische römische Epos. Ennius wird an zentralen Stellen teilweise wörtlich zitiert. Die Aeneas-Sage findet sich auch in Naevius’ Bellum Poenicum. Dort steht sie aber nicht im Vordergrund, sondern wird als Ursache angeführt für die Punischen Kriege, eine Serie von drei Kriegen der Antike (264 bis 146 v. Chr.) zwischen der See- und Handelsmacht Karthago und dem jungen Römischen Reich. Die Annales des Ennius unterscheiden sich vom Bellum Poenicum und der Aeneis besonders darin, dass keine Beschränkung auf ein einziges Thema vorliegt, sondern sie ein fortlaufendes Gedicht bilden.

Entstehungsgeschichte der Aeneis

Bereits in den Georgica, einem zwischen 37 und 29 v. Chr. verfassten Lehrgedicht Vergils, findet sich eine Andeutung auf seine Absicht, ein Epos zu schreiben. Es heißt dort (Georg. III 46–48):

Mox tamen ardentis accingar dicere pugnas / Caesaris et nomen fama tot ferre per annos / Tithoni prima quot abest ab origine Caesar
(„Aber dann rüst’ ich mich bald, die heißen Schlachten zu singen / Cäsars, daß sein Name so viele Jahre durchtöne, / Als von Tithonus an bis herab auf Cäsar er zählet.“ Übersetzung: Johann Heinrich Voß).

Augustus, erster römischer Kaiser, war an diesem Vorhaben sehr interessiert und bat um Entwürfe. Vergil soll zunächst Prosafassungen erstellt haben, die er später in willkürlicher Reihenfolge in den Hexameter übertrug. In öffentlichen Vorlesungen trug Vergil einzelne Ausschnitte vor und beobachtete die Wirkung auf das Publikum. Er versuchte, sehr detailgenau zu schreiben, und stellte hohe Ansprüche an sein Schaffen. Daher verfügte er auch, dass bei seinem Tod das unvollendete Werk vernichtet werden sollte. Als er jedoch starb, ohne die Aeneis vollenden zu können, befahl Augustus den Nachlassverwaltern, Varius und Plotius Tucca, Vergils Wunsch nach Vernichtung zu missachten und die Aeneis so wenig bearbeitet wie möglich zu veröffentlichen. So sind in dem Werk zahlreiche Halbverse stehen geblieben; das tatsächliche Ausmaß der Überarbeitung der Aeneis durch Vergils Dichterkollegen ist jedoch schwer zu bestimmen und in der Forschung umstritten.

Kontroversen um die Aeneis

Aeneas und Dildo

Die Rezeptionsgeschichte hat gezeigt, dass sich die Geschichte um Aeneas und Dido auf zwei völlig entgegengesetzte Weisen lesen lässt:

  • Als Konflikt zwischen Pflicht und Neigung. Dabei verzichtet der Held selbstlos auf persönliches Glück im Dienst der höheren Sache und auf Geheiß des obersten Gottes, nämlich in der Verpflichtung seinem Sohn Ascanius gegenüber, der einst in Italien herrschen soll,
  • oder als Konflikt zwischen wahrhaftiger Liebe und gefühlsverachtender männlicher Kälte.

Der Autor selbst lässt keinen Zweifel, wohin er den Leser lenken will, nämlich auf den Konflikt zwischen Pflicht und Neigung: Bei aller Sympathie für Didos Leiden ist ihre Liebe unerlaubt, culpa; Aeneas begeht einen Fehler, als er sich auf die Affäre einlässt, zögert dann aber nicht, seinen eigenen Gefühlen zum Trotz, sich dem Willen der Götter zu fügen. Didos Tränen können seinen Trennungsentschluss nicht ändern: mens immota manet, lacrimae volvuntur inanes. („Seine Haltung bleibt unbewegt, die Tränen fließen eitel.“ Hierzu muss angemerkt werden, dass es umstritten ist, ob in diesem Vers die Tränen Didos oder nicht vielmehr diejenigen des Aeneas gemeint sind, so etwa der Vergil-Spezialist Nicholas Horsfall (1946–2019).) Die zweite Deutungsweise als Konflikt zwischen Liebe und Gefühlskälte findet sich zuerst in Ovids Heroides.

Aeneas und Turnus

Die Aeneis endet abrupt, indem Aeneas den wehrlosen Turnus tötet. Viele Leser hat dieses Ende nicht befriedigt. Schon der Kirchenvater Lactantius (ca. 250–320) befand, einen christlichen pietas-Begriff, d. h. Frömmigkeit, ansetzend, Aeneas erweise sich hier als impius, also gottlos. Wie verträgt sich Aeneas Verhalten mit der Bestimmung der Römer, wie sie im sechsten Buch formuliert wird: parcere subiectis et debellare superbos (Unterworfene zu schonen und die Überheblichen niederzuringen)? Hier scheint der Standpunkt des allwissenden Erzählers recht deutlich: Entscheidend ist, dass, als Aeneas schon Gnade gewähren will, sein Blick auf das Wehrgehenk (den Schwertgürtel) des Pallas fällt. Der Kampf des Turnus gegen Pallas war unfair. Turnus hätte das Kampfangebot eines offensichtlich unterlegenen Jugendlichen nicht annehmen dürfen. Turnus nahm das Kampfangebot dennoch an und verhöhnte dann auch noch die Leiche und raubte ihr die Ausrüstung. Dies zeigt, wie vieles andere, Turnus zwar nicht als Erzschurken, aber doch als Verkörperung des furor impius, des pflichtvergessenen Nachgebens gegenüber niederen Instinkten. Turnus ist eine Gestalt, die dem homerischen Achilleus nachempfunden ist, unbeherrscht und grenzenlos in seinen Leidenschaften, bewusst als Kontrastfigur zum „neuen Helden“ Aeneas geschaffen. Die Rache, die Aeneas Euandros für seinen Sohn gelobt hat, ist eine Verpflichtung. Im Hintergrund ist wohl auch die Stilisierung des Augustus als Rächer der Mörder des Caesar spürbar. Diese wurde im 2 v. Chr. fertiggestellten Mars-Ultor-Tempel (für den rächenden Kriegsgott) von Kaiser Augustus offenbar. Es befremdet dennoch, dass Aeneas die Rachetat furiis accensus et ira (von Raserei und Zorn entflammt) ausführt.

Götter, Menschen und das Schicksal

Götter sind in der Aeneis allgegenwärtig und greifen in das irdische Geschehen direkt ein. Dennoch sind die Menschen nicht ihre Spielbälle. Die Götter machen sich vielmehr nur deren innere Dispositionen zu Nutze und helfen, wie bei der Höhlenhochzeit, mit Naturereignissen nach. In einem anderen Sinne verkörpern die Götter die fortuna, das ziellose Schicksal, das mal den einen, mal den anderen bevorteilt. Über ihnen aber steht Jupiter, der Vater der Götter und Menschen, der eine andere Form von Schicksal vertritt: nämlich das fatum (Schicksal/Götterspruch, Plural fata), die Teleologie der Geschichte, der sich letztlich jede fortuna beugen muss. Bis sich dieses Schicksal erfüllt, folgen die übrigen Götter, wie die Menschen auch, ihren persönlichen, gefühlsbestimmten Interessen, mal in Einklang mit den fata, mal gegen die fata. So ist Venus von mütterlicher Sorge um ihren Sohn Aeneas geleitet, bringt ihn damit aber unter Umständen auch in große Schwierigkeiten, wie sich in der Dido-Geschichte zeigt. Junos Handlungsmotiv ist der Zorn über erlittene Schmach, die sie nicht aus ihrem Denken tilgen kann. Vergil versucht zu zeigen, dass Aeneas bestrebt ist, sein eigenes Schicksal dem fatum unterzuordnen. Dies ist für ihn oft mit schweren Opfern verbunden (z. B. dem Verlust seiner Frau Krëusa beim Auszug aus Troja) und er muss ermahnt werden, dem Weg zu folgen – oftmals durch Ausblicke auf die blühende Zukunft Roms. Indem Aeneas sich aber dem Willen der Götter beugt, wird die Gründung Roms, die in der Aeneis als das Ziel der Geschichte erscheint, als Tat von tiefer pietas dargestellt. Diese Pflichterfüllung wird besonders deutlich, als Aeneas Dido verlässt: Italiam non sponte sequor (IV 361) („Eigener Trieb führt nicht nach Italien mich“, Übers. Hertzberg).

Die Bestimmung Roms, Aeneas und Augustus

Die Glorifizierung des imperialen Roms und seines Herrschers Augustus, auf den als Endziel alle Geschichte hinausläuft, ist für den modernen Leser wohl der problematischste Aspekt der Aeneis. Gleich zu Beginn wird deutlich, dass die Gründung Roms das entfernte Ziel der Aeneis ist: tantae molis erat Romanam condere gentem (I 33). An mehreren Textstellen erscheint Augustus als die Vollendung dieser Entwicklung. Dementsprechend gibt es viele Andeutungen, die einen Bezug zwischen Aeneas und Augustus herstellen. Allerdings muss man die Aeneis aus ihrer Zeit und den Umständen ihrer Entstehung sehen. Nach einem Jahrhundert blutiger Bürgerkriege sahen viele Römer in Augustus einen Heilsbringer. Augustus forderte von Vergil unverhohlen eine Augusteis, ein Ruhmgedicht auf den Herrscher. Vergils Antwort war die Aeneis. In ihr wird der Herrscher in einen Schicksalsplan eingebettet und damit in die Pflicht genommen; Pflicht, pietas, ist ja das Leitmotiv der Aeneis. Augustus muss sich seines Ahnen (als Adoptivsohn Caesars ist Augustus Nachfahre des Iulus, auf den sich die Familie der Julier zurückführt) würdig erweisen. Gleiches gilt analog für das Römische Reich: Seine Macht wird über seinen Auftrag definiert; nicht blanke Eroberung ist das Ziel, sondern Gesetze zu stiften und der Welt den Frieden zu bringen (vgl. VI 851).

Vor dem Hintergrund der augusteischen Restaurationspolitik bedeutet die Betonung der pietas, die Erinnerung an die Sendung Roms, die Beschwörung der römischen Tugenden und die Ablehnung des Bürgerkrieges eine aktive Unterstützung der augusteischen Reformen. Auf diese Weise wird es zu einem Neuanfang kommen und das Goldene Zeitalter wiederkehren. In Augustus werden die Eigenschaften einiger herausragender Personen der frühen römischen Geschichte vereinigt: So erscheint er in der Heldenschau (VI 752–853) als eine Synthese zwischen Romulus als dem Stadtgründer und Numa, der Rom durch Religion und Recht „neu“ gegründet hat. Die oben angesprochenen Ansprüche Vergils an sein Werk werden hier besonders deutlich: Die Anzahl der Verse, die Augustus beschreiben, entspricht der Summe der Romulus und Numa gewidmeten.

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich Augustus der Bedeutung der Aeneis für seine Politik bewusst war. Auf einer Volksversammlung soll er beim Anblick von Männern, die nicht die klassische Toga trugen, einen Vers der Aeneis zitiert haben: en Romanos, rerum dominos gentemque togatam! (I 282) („Siehe! Die Römer, die Beherrscher der Welt, das togatragende Geschlecht.“) Anschließend sorgte er dafür, dass man sich nur in der klassischen Tracht auf dem Forum aufhalten durfte.

Two-voices-Theorie

Eine amerikanische Forschungsrichtung seit den 1960er Jahren, bekannt als die Harvard School, vertritt die sogenannte Two-voices-Theorie. Nach dieser Auffassung würde Vergil einerseits vordergründig die augusteische Ideologie verherrlichen (public voice), andererseits auf eine subtile Art und Weise auch Kritik an Augustus üben (private voice). Ausgangspunkt dieser Theorie ist wiederum das Ende der Aeneis, wo sich Aeneas (wie ganz ähnlich schon bei Laktanz, s. o.) als moralischer Verlierer erweise.

Wirkungsgeschichte

Vergil (oben rechts) mit dem Kommentator Maurus Servius Honoratus und drei Figuren, welche die Werke Aeneis (oben links), Bucolica und Georgica darstellen. Buchmalerei von Simone Martini in der für Francesco Petrarca angefertigten Handschrift Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Ms. S.P. 10/27 (= A 49 inf.), fol. 1v, um 1340

Auch unvollendet wurde die Aeneis gleich als Meisterwerk erkannt. Sie wurde schon kurz nach ihrer Veröffentlichung zur Schullektüre, wobei sie das Epos des Ennius als Klassiker völlig verdrängte. Auf diese Weise war sie äußerst einflussreich für die weitere antike und christlich-antike Literatur. Es gab sogar Übersetzungen ins Griechische. Lucans Pharsalia war ein Gegenentwurf zur Aeneis, ohne freilich je deren Bedeutung zu erreichen. Bis in die Spätantike galt Vergils Werk als vorbildlich; so orientierte sich noch Gorippus an seiner Epik. Zudem wurde Ende des 4./Anfang des 5. Jahrhunderts vom so genannten Symmachuskreis eine verbesserte Neuausgabe erstellt, die sich heute im Vatikan befindet (Cod. Vat. lat. 3225; Vergilius Vaticanus).

Die Handschriftentradition der Aeneis wurde bruchlos ins Mittelalter geführt. Im Mittelalter galt Vergil als „der Dichter“. Ein wichtiges Werk der altfranzösischen Literatur ist der auf der Aeneis basierende Roman d’Énéas. Dessen Übertragung wiederum durch Heinrich von Veldeke etwa 1183 markiert den Beginn der höfischen deutschen Literatur in der Volkssprache. Am Beginn der Renaissance entwarf Dante seine Göttliche Komödie auf der Folie des sechsten Buches der Aeneis. Die Dido-Geschichte findet sich bei Boccaccio („Amorosa Visione“) und bei Petrarca, in der mittelenglischen Literatur bei Geoffrey Chaucer („Legend of Good Women“, „House of Fame“). Es gab sogar Versuche, das Ende der Aeneis durch ein dreizehntes Buch abzurunden. Daneben erschienen mehr und mehr nationalsprachliche Übersetzungen der Aeneis, in Deutschland zuerst durch Thomas Murner im Jahr 1515, in Spanien durch Enrique de Villena (1427/28). In der deutschen Klassik und besonders in der Romantik hingegen sank das Ansehen der Aeneis, da man Vergil als Epigonen verstand und das „Originalgenie“ Homer bevorzugte. Erst im 20. Jahrhundert setzte neues Interesse an Vergils Epos ein.

Die Aeneis hat in der Neuzeit zahlreiche Bearbeitungen erfahren und auch viele Komponisten zu Vertonungen angeregt. Am bekanntesten sind die Oper La Didone (1641) von Francesco Cavalli, die erste eigenständige englische Oper Dido and Aeneas (1689) von Henry Purcell und die große heroische Oper Les Troyens (entstanden bis 1858) von Hector Berlioz. Ebenfalls der Geschichte von Dido und Aeneas widmen sich Joseph Martin KrausÆneas i Carthago eller Dido och Æneas (1799) und Franz Danzis Melodram Dido (1811).

Der Wiener Schriftsteller Aloys Blumauer verfasste 1784 die sehr erfolgreiche und in viele europäische Sprachen übersetzte Satire Vergils Äneide: Abenteuer des frommen Helden Äneas und machte sich darin über die moderne Bildung lustig. Das Buch blieb in Bayern und Österreich viele Jahre verboten.

Der österreichische Schriftsteller Hermann Broch nahm die Entstehungsgeschichte der Aeneis, genauer genommen den Wunsch Vergils, dass man das Werk vernichte, sollte es bei seinem Tode unvollendet bleiben, als Grundlage für seinen Roman Der Tod des Vergil.

Der Schriftsteller Toni Bernhart dramatisierte 2016 die Aeneis für das 5. Freie Theaterfestival Innsbruck.[1]

Zwei Werke aus der Serie der italienischen Sandalenfilme der 60er Jahre greifen auf die Aeneis zurück. In beiden spielt Ex-Mister-Universum Steve Reeves den Aeneas: Der Kampf um Troja (1961) erzählt vom Trojanischen Krieg ab dem Tod Hektors und vom Untergang der Stadt aus der Perspektive des Aeneas, der hier zum Haupthelden der Trojaner und Gegenspieler Achills wird. Äneas, Held von Troja (1962) erzählt, trotz seines Titels, von den Ereignissen in Latium (und nur von diesen; die Reise von Troja nach Latium und die Begegnung mit Dido fehlen zur Gänze). Beide Filme unterscheiden sich merklich von den literarischen Vorlagen, nicht zuletzt durch das beinahe gänzliche Fehlen einer bei Vergil und Homer stark ausgeprägten Götterhandlung.

Für das Fernsehen wurde Die Äneis 1970 von Franco Rossi verfilmt. Die deutsche Erstausstrahlung des Vierteilers begann am 5. November 1972.

Textausgaben und Übersetzungen

Literatur

  • Gerhard Binder: P. Vergilius Maro: Aeneis. Ein Kommentar – Band 1: Einleitung, Zentrale Themen, Literatur, Indices. Wissenschaftlicher Verlag Trier 2019, ISBN 978-3-86821-784-1.
  • Gerhard Binder: P. Vergilius Maro: Aeneis. Ein Kommentar – Band 2: Kommentar zu Aeneis 1-6. Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2019, ISBN 978-3-86821-785-8.
  • Gerhard Binder: P. Vergilius Maro: Aeneis. Ein Kommentar – Band 3: Kommentar zu Aeneis 7-12. Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2019, ISBN 978-3-86821-786-5.
  • Karl Büchner: P. Vergilius Maro. In: RE, Band 8A (1955), Sp. 1021–1486. Nachdruck unter dem Titel P. Vergilius Maro. Der Dichter der Römer. Stuttgart 1961.
  • Theodor Haecker: Vergil. Vater des Abendlandes, Kösel, München 1931.
  • Niklas Holzberg: Vergil. Der Dichter und sein Werk, Beck, München 2006, ISBN 3-406-53588-7.
  • Markus Janka: Vergils Aeneis. München: Beck 2021 (Beck'sche Reihe; 2884), ISBN 978-3-406-72688-0.
  • Friedrich Klingner: Virgil. Bucolica, Georgica, Aeneis, Artemis, Zürich, Stuttgart 1967.
  • Wolfgang Kofler: Aeneas und Vergil. Untersuchungen zur poetologischen Dimension der Aeneis (= Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. Neue Folge, Band 111). Winter, Heidelberg 2003, ISBN 3-8253-1330-1.
  • Viktor Pöschl: Die Dichtkunst Virgils. Bild und Symbol in der Aeneis. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin, New York 1977, ISBN 3-11-006885-0.
  • Martin Claus Stöckinger: Vergils Gaben. Materialität, Reziprozität und Poetik in den „Eklogen“ und der „Aeneis“. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-8253-6462-5.
  • Werner Suerbaum: Vergils Aeneis. Epos zwischen Geschichte und Gegenwart, Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-017618-2 (Universal-Bibliothek, 17618).

Rezeption

Wikisource: Aeneis – Quellen und Volltexte (Latein)
Commons: Aeneis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. freies-theaterfestival.at

Audiobeispiele