Halbruderaler Trockenrasen

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Halbruderaler Trockenrasen (Artemisio-Agropyrion intermedii)

In diesem Wiesentyp dominieren häufig Agropyron intermedium, Convolvulus arvensis, Artemisia absinthium. Ökologisch zwischen den steppenartigen Trockenrasen (Stipio-Poion) und ruderalen Queckenrasen (Agropyretalia repentis) angesiedelt kommt dieser Typ nicht nur in den inneralpinen Trockentälern vor, sondern auch in trockenwarmen Gebieten im Tessin sowie entlang dem Jura-Südfuss (Genf), im schaffhausischen Randen und grenznahen Hegau sowie Basel-Stadt.

Diese Pflanzengesellschaft hat potentiellen Charakter, erschliesst rasch die aufgelassenen Äcker oder offene Stellen im extrem trockenen Grünland(Erdanrisse, Weidetritte). Hier zeigt sich die typische Eigenschaft der Queckenrasen, mit ihren Ausläufern auch grössere Erdflächen rasch zu überziehen. Zu den Kennarten des Stipio-Poion und Agropyretalia gesellen sich stets trockenheitsertragende Ruderalarten, die ihren Schwerpunkt in den Onopordetalia (xerotherme zweijährige Ruderalgesellschaften) haben. Ruderalgesellschaften dürfen aber maximal die Hälfte der Fläche ausmachen. Arten des Subkontinentalen Trockenrasen (Cirisio-Brachypodion)dürfen nur schwach vertreten sein.

Halbruderale Trockenrasen werden soziologisch unterschiedlich aufgefasst. Den schweizerischen Beständen am nächsten kommt das in Mucina at al. (1993) angegebene Agropyro-Artemisietum, das dort dem Stipo-Poion untergeordnet wird.

Die Definition nach Eggenberger et al. (2001) schliesst auch Gesellschaften des Halbruderalen Halbtrockenrasen (Convolvulo-Agropyrion) mit ein.


Gesellschaftstypische Arten: Agropyron intermedium, Agropyron pungens, Anchusa officinalis, Artemisia absinthium, Asparagus officinalis, Ballota nigra, Bromus squarrosus, Bromus tectorum, Bunias orientalis, Camelina microcarpa, Chondrilla juncea, Convolvulus arvensis, Descurainia sophia, Diplotaxis tenuifolia, Isatis tinctoria, Melampyrum arvense, Melica transsilvanica, Muscari comosum, Nepeta sp., Ononis natrix, Onopordum acanthium, Poa angustifolia, Poa compressa, Reseda lutea, Scorzonera laciniata, Sisymbrium strictissimum, Tragopogon dubius, Turritis glabra, Verbascum lychnitis, Vicia onobrychioides


Schweiz

Auswertung Trockenwiesen und Trockenweide: Bisher (vor der Kartierung des VS) wurden Gesellschaften der halbruderalen Trockenrasen nur selten gefunden. Da die Hauptverbreitung in den noch nicht kartierten Regionen Engadin und VS liegt, werden sich die Zahlen noch ändern. Der artenreiche halbruderale Trockenrasen gilt als naturschützerisch überdurchschnittlich wertvoll.

Vorkommen halbruderale Trockenflächen

  • ausschliesslich in südlicher Exposition
  • zu 80% unter 1000 m ü. M.
  • nicht im Sömmerungsgebiet

Häufigkeit

  • 0,1% der erfassten Flächen
  • 1% der genannten Schutzobjekte
  • 16 Nennungen absolut

Die wichtigsten Vegetationstypen sind:

  • 25% echter halbruderaler Trockenrasen mit mindestens 6 Arten aus der Artengruppe.
  • 50% – Übergänge zum Steppenrasen (Stipio-Poion), Arten dieser Gruppe dominieren, v.a. Festuca valesiaca
  • 25% – Übergänge zum Halbtrockenrasen (Mesobromion), Arten dieser Gruppe dominieren, v.a. Bromus erectus.

Nutzung: Aus den bisherigen Zahlen kann bereits geschlossen werden, dass die Gesellschaft nur ausnahmsweise gemäht wird. Manchmal werden die Flächen extensiv mit Schafen beweidet, meist aber liegen sie brach.

  • Wiesen 5%
  • Weiden 40%
  • Brachen 55%

Literatur

  • Eggenberg et al., 2001: Kartierung und Bewertung der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung. Technischer Bericht. Schriftenreihe Umwelt Nr. 325. BUWAL, Bern.
  • Delarze et al. 1999: Convolvulo- Agropyrion(4.6.1)
  • Ellenberg 1996: Artemisio absinthii- Elymion(3.552)
  • Oberdorfer 1978: Artemisio-Agropyrion intermedii
  • Mucina et al. 1993: Agropyro-Artemisietum und Convolvulo-Agropyrion
  • CORINE: ruderal communities (87)