Wolf Leslau
Wolf Leslau (* 14. November 1906 in Krzepice, Russisch-Polen; † 18. November 2006 in den USA) war ein amerikanischer Linguist, Semitist und Äthiopist. Er war Professor für nahöstliche Sprachen an der University of California, Los Angeles.
Leben
Geboren in damals russisch beherrschten Teil Polens, wuchs Leslau in einer sehr armen, jüdischen Familie auf und verlor früh seine Eltern. Als Jugendlicher engagierte er sich im sozialistisch-zionistischen Hashomer Hatzair und plante, nach Palästina auszuwandern, wo ihm die Einreise jedoch wegen des Verdacht einer Tuberkuloseinfektion verweigert wurde. Nach Abschluss des jüdischen Gymnasiums in Częstochowa (Tschenstochau) verweigerte er im inzwischen unabhängigen Polen den Wehrdienst (weshalb ihm die polnische Staatsbürgerschaft aberkannt wurde) und ging 1926 nach Wien. Dort studierte er am Hebräischen Pädagogium sowie der Universität Wien Semitistik und Altorientalistik (namentlich bei Viktor Christian), insbesondere Akkadisch, Arabisch sowie Altsüdarabische Sprachen. 1931 zog er nach Paris, um sein Studium bei Marcel Cohen, einem Experten für äthiopische und südarabische Sprachen, an der École pratique des hautes études (EPHE) fortzusetzen. Er schloss 1934 mit einer Licence-ès-lettres ab und erhielt 1938 mit einer Dissertation über das Soqotri (die südarabische Sprache der Insel Sokotra) das Diplom der EPHE. Nachdem Bemühungen um eine Einbürgerung gescheitert waren, wurde er bei Kriegsausbruch im Oktober 1939 als „feindlicher Ausländer“ in einem Lager interniert, von wo es ihm aber gelang, 1942 in die Vereinigten Staaten zu fliehen. Er erhielt die Position eines Professors an der University of California, Los Angeles (UCLA). Bis zu seinem Tod im Alter von 100 Jahren war er Professor im Ruhestand an dieser Universität. Leslau spezialisierte sich auf die Erforschung der semitischen Sprachen Äthiopiens. Er veröffentlichte unzählige Arbeiten zu fast allen äthiosemitischen Sprachen. Zwischen 1946 und 1976 unternahm er mehrere Forschungsreisen nach Äthiopien. 1952 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Literatur
- Utz Maas: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933–1945. Eintrag zu Wolf Leslau (abgerufen: 15. April 2018)
Weblinks
- Herbert Davidson: Wolf Leslau. In: senate.universityofcalifornia.edu. Abgerufen am 5. Dezember 2015.
Personendaten | |
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NAME | Leslau, Wolf |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-US-amerikanischer Sprachwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 14. November 1906 |
GEBURTSORT | Krzepice |
STERBEDATUM | 18. November 2006 |
STERBEORT | USA |