Franz Kinzl

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Franz Kinzl (* 2. Juli 1895 in Mettmach; † 23. April[1] 1978 in Lambach) war ein österreichischer Militärkapellmeister, Pädagoge und Komponist.

Franz Kinzl besuchte von 1901 bis 1906 die Volksschule in Altenhof am Hausruck, anschließend bis 1909 die Realschule in Linz. Von 1909 bis 1914 absolvierte er das bischöfliche Lehrerseminar[2] und studierte an der Schule des Musikvereins Linz (der heutigen Anton Bruckner Privatuniversität) die Fächer Oboe, Gesang und Orgel, unter anderem bei Franz Neuhofer und Josef Gruber.[3] Sein Musikstudium beendete er mit der Heereskapellmeisterprüfung, die er bei Joseph Marx an der Wiener Musikakademie (heute Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) ablegte.[4] Ab 1914 war Kinzl Lehrer in Andrichsfurt und Eberschwang.[1] Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1915 zum Wehrdienst eingezogen; er diente als Leutnant der Reserve beim k.k. Landesschützen-Regiment „Bozen“ Nr. II und geriet in Kriegsgefangenschaft.[4] Im Kriegsgefangenenlager von Servigliano trat er als Konzert- und Theaterdirigent in Erscheinung. Nach seiner Entlassung war er ab 1919 wieder als Lehrer tätig, diesmal in Andrichsfurt, Eberschwang und Atzbach,[5] wo er auch als Organist und Kapellmeister des örtlichen Musikvereins tätig war.[6] 1924 ließ sich Kinzl vom Lehrerdienst beurlauben[7] und war von 1925 bis 1928 Dirigent der Militärmusik des Alpenjägerregiments Nr. 12 in Tirol.[1] Anschließend nahm er seinen alten Beruf als Lehrer wieder auf. Von 1929 bis 1931 war er zudem Musikreferent der oberösterreichischen Lehrerakademie sowie von 1930 bis 1934 Mitglied der Innviertler Künstlergilde.

Zum 1. Mai 1933 trat Kinzl der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.619.526)[8][9] und wurde 1934 dann aufgrund eines Disziplinarverfahrens nach Hirschbach im Mühlkreis strafversetzt. Dort gründete er eine illegale NSDAP-Ortsgruppe, deren Vorstand er wurde.[10] Kinzl trat 1937 in den NS-Lehrerbund Gau Oberösterreich ein, den sein Bruder Friedrich 1931 gegründet hatte.[11] Von 1935 bis 1938 war er Programmberater des Linzer Senders, für den er verschiedene Sendungen gestaltete. Nach dem Anschluss wurde Kinzl als Oberlehrer und Rektor nach Linz an die Weberschule versetzt.[10] 1938 war er Musikbeauftragter der Stadt Linz sowie von 1938 bis 1945 Landesleiter der Reichsmusikkammer Gau Oberdonau.[6][5][9] In dieser Funktion setzte er sich 1938 unter anderem für den Wiederaufbau des kurz zuvor aufgelösten Linzer Symphonieorchesters ein. 1939 meldete sich Franz Kinzl als Reserveoffizier wieder zum Kriegsdienst; er wurde allerdings im August 1940 in die Liste der vom Kriegsdienst an der Waffe freigestellten Künstler aufgenommen;[9] nach einem Jahr wurde er wieder einberufen.[10] Im September 1941 organisierte Kinzl den Gau-Orgelwettbewerb Oberdonau, den Hermann Kronsteiner gewann.[12] Kurz vor Kriegsende wurde Kinzl gefangen genommen und war bis 1946 im Lager Glasenbach in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.[10] Nach seiner Entlassung zog Kinzl nach Stadl-Paura, wo er ein Musiklehrer-Orchester gründete[6]; dort wurde er im Juli 1946 wiederum verhaftet und wegen seiner Tätigkeit als NSDAP-Mitglied vor und während des Anschlusses angeklagt. Im Mai 1947 wurde die Haft außer Verfolgung gesetzt und Kinzl freigelassen.[10] 1948 wurde er als minderbelastet eingestuft und ging in Pension.[9]

Schon 1945 wurde Franz Kinzl, der offen mit seiner Vergangenheit umging, Mitglied der KPÖ und saß für die Linksblock-Fraktion von 1949 bis 1953 im Gemeinderat von Stadl-Paura.[13] Er war auch für die Parteizeitung Neue Zeit als Musikkritiker tätig.[3] 1960 trat Kinzl in den Ruhestand, war aber weiterhin als Komponist tätig. Seit 1960 war er Mitglied der Mühlviertler Künstlergilde. Kinzl lebte ab Anfang der 1970er Jahre in Lambach, wo er 1978 starb.[3][7]

Große Bedeutung hat Franz Kinzls Schaffen im Bereich der sinfonischen Blasmusik; daneben hat er aber auch zahlreiche Werke für Sinfonieorchester, 50 Lieder, sechs Messen, eine Oper und kammermusikalische Blasmusik verfasst, darunter 150 Stücke für Hornquartett.[3] Unter dem Pseudonym Theodor Frankin veröffentlichte Kinzl 1947 einen Kurzroman mit dem Titel Irrlicht, der im Donau-Adria-Verlag erschien.

Blasorchester (Auswahl)

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  • Der Ackersmann, Ouvertüre
  • Festouvertüre
  • Bier-Oper (Auftragskomposition für die Linzer Buam)[14]
  • Harmlose Scherze, Ouvertüre
  • Pilgerfahrt, Ouvertüre
  • Die Waldruine, Ouvertüre
  • 1929: Zwei Tänze für Blasorchester
  • 1952: Singendes Land, Ouvertüre (unter dem Titel O Hoamat uraufgeführt)
  • 1953: Vin santo, Ouvertüre
  • 1960: Sinfonie in c-moll
  • 1960: A Lustige Eicht, Paraphrase
  • 1963: Konzert für Trompete und Blasorchester
  • 1969: Ein Krimi, Suite in drei Sätzen
  • 1970: Feierliches Präludium
  • 1972/73: Skizzen zu einer Geschichte von Stadl-Paura

Sinfonieorchester (Auswahl)

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  • Drei Sinfonien
  • Konzert für Fagott
  • 1929: Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann, Scherzfuge
  • Der Keuschheitsgürtel, skurrile Ritteroper[13]
  • 1933: Zwei Lieder auf Worte von Baldur von Schirach:
  1. Gefängnishof
  2. Worte Hitlers
  • 1934: Drei Orchesterlieder nach Worten von Baldur von Schirach:
  1. An die Reaktion
  2. Manchmal sind wir vom Willen wund
  3. Der Tote
  • 1938: Die Stadt, symphonische Dichtung
  • 1938: Musik zu Das Frankenburger Würfelspiel (Text von Karl Itzinger)[9]
  • 1956: Die Jubilarin, Volksoper
  • 1965: Seance, Ballett

Kammermusik (Auswahl)

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  • Zwei Divertimenti für Klarinette, Horn und Fagott
  • 1937: Serenade für zwölf Bläser
  • 1937: Bläsersextett
  • 1953: Bläserquartett
  • 1964: Bläseroktett für Flöte, Oboe, Englischhorn, Klarinette, Bassklarinette, Saxophon, Horn und Fagott
  • 1965: Urteil des Paris, Symphonische Dichtung für Elektronium, Bassophon und Akkordeonorchester

Die Oberösterreichische Landesregierung vergab die Prof. Franz Kinzl-Medaille an oberösterreichische Blasorchester für die mehrmalige erfolgreiche Teilnahme an Konzert- und Marschmusikbewertungen; dieser Preis wurde aufgrund der NSDAP-Mitgliedschaft Kinzls inzwischen in Primus-Preis umbenannt.[16][17] Zudem ist die Franz-Kinzl-Straße in Stadl-Paura nach ihm benannt.

  • Barbara Boisits: Franz Kinzl. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
  • Martha Khil (Hrsg.): Franz Kinzl. In: Biographisches Lexikon von Oberösterreich. Band 3, 9. Lieferung. Institut für Landeskunde von Oberösterreich, Linz 1963 (Loseblattsammlung, Nachtrag in Band 8, 11.–14. Lieferung 1968).
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 3934f. online
  • Wolfgang Suppan, Armin Suppan: Das neue Lexikon des Blasmusikwesens. 3. Auflage, Blasmusikverlag Schulz, Freiburg-Tiengen 1988, ISBN 978-3-923058-04-4, S. 197.
  • Franz Kinzl: Vom Nationalsozialisten zum Kommunisten. In: Christian Angerer, Maria Ecker: Nationalsozialismus in Oberösterreich. Opfer, Täter, Gegner. 2. Auflage, Studien Verlag, Innsbruck 2018 (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern; 6), ISBN 978-3-7065-5212-7, S. 118f.

Einzelnachweise

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  1. a b c Barbara Boisits: Kinzl, Franz. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
  2. Eugen Brixel: Das große oberösterreichische Blasmusikbuch. Brandstätter, Wien; München 1984, ISBN 978-3-85447-031-1, S. 176 f.
  3. a b c d e f Kinzl, Franz (1895–1978). komponisten.at, abgerufen am 28. November 2016.
  4. a b Hans Eibl: Die Militärmusik in Tirol in der Ersten Republik und ihre Kapellmeister. In: Blasmusikverband Tirol (Hrsg.): Blasmusik in Tirol. Innsbruck 2007, S. 50 f.
  5. a b Johannes Unfried: Ein Meister der Instrumentation. Franz Kinzl ein Siebziger. In: Oberösterreichischer Kulturbericht. 25. Juni 1965 (zobodat.at [PDF; 460 kB; abgerufen am 13. Dezember 2016]).
  6. a b c Nachlassverzeichnis F. Kinzl. Österreichische Nationalbibliothek, Mai 2010, abgerufen am 29. November 2016.
  7. a b c d Eugen Brixel: Das große oberösterreichische Blasmusikbuch. Brandstätter, Wien; München 1984, ISBN 978-3-85447-031-1, S. 130 ff.
  8. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/20171330
  9. a b c d e Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Kiel 2009, S. 3934 f. (CD-ROM).
  10. a b c d e Regina Thumser: Franz Kinzl. Vom Nationalsozialismus zum Kommunismus. In: Kulturhauptstadt des Führers (= Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen Neue Serie. Band 78). Linz 2008, S. 255–256 (Online [PDF; 16 kB; abgerufen am 28. November 2016]).
  11. Friedrich Kinzl (1904–1951). (PDF) Land Oberösterreich, abgerufen am 29. November 2016 (PDF; 40 kB).
  12. Franz Scheder: Eintrag zum 14. September 1941. In: Anton Bruckner Chronologie Datenbank. Anton Bruckner Institut Linz, 22. Dezember 2011, abgerufen am 12. Dezember 2016.
  13. a b Franz Kinzl (1895–1978). KPÖ Oberösterreich, 2. Juli 2006, abgerufen am 28. November 2016.
  14. Arnold Blöchl: Die Linzer Buam. In: Oberösterreichisches Volksliedwerk (Hrsg.): Vierteltakt. Nr. 2, 2004, S. 3.1–3.2 (ooegeschichte.at [PDF] [abgerufen am 29. November 2016]).
  15. Helga Strallhofer-Mitterbauer: NS-Literaturpreise für österreichische Autoren. Eine Dokumentation. Böhlau, Wien 1998, ISBN 978-3-205-98204-3, S. 60 ff.
  16. Prof. Franz Kinzl-Medaille. Oberösterreichischer Blasmusikverband, abgerufen am 28. November 2016.
  17. Fall Dinghofer: Stelzer beauftragt Landesarchiv mit Aufarbeitung. Oberösterreichische Nachrichten, 15. März 2019, abgerufen am 12. September 2019.