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Holzschnitt

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Datei:Dragon over Fuji.png
Japanischer Farbholzschnitt: Katsushika Hokusai, Drache über Berg Fuji

Der Holzschnitt ist eine grafische Drucktechnik, bei der ein reliefartiger hölzerner Druckstock verwendet wird. Als Ausdruck einer künstlerischen Idee wurde der Holzschnitt vor allem im 16. Jahrhundert und später von den Expressionisten verwendet.

Zur Herstellung des Druckstocks werden von einem glatt gehobelten Holzbrett mit Schneidemesser die nichtdruckenden Teile entfernt und die erhabenen Teile danach eingefärbt und abgedruckt (Hochdruck). Der Abdruck erfolgt durch Handabreibung mittels eines Falzbeines oder durch eine Druckpresse.

Herstellungsprozess im Detail

Herstellung des Druckstocks

In der Regel wird ein Holzblock so zugeschnitten, dass eine etwa zwei bis vier Zentimeter starke Platte entsteht, deren Faser in der Richtung der Bildfläche verläuft (Langschnitt). Sie wird sorgfältig gehobelt, geschliffen und geglättet, bis die vollkommen plane Fläche mit einer Grundierung, meist einer dünnen weißen Kreideschicht, überzogen werden kann. Auf dieser Kreideschicht wird in der Regel vom Künstler die Vorzeichnung angebracht, danach mit verschiedenen Messern die vorgezeichneten Linien haarscharf umschnitten. Dies erfolgt nicht mit einem senkrechten Schnitt, sondern mit zwei Schnitten, einem schrägen von der aufgezeichneten Linie weg und einem gegenschrägen (Schnitt und Gegenschnitt), wobei sich dann ein Holzspan entfernen läßt. Am Ende dieses Prozesses bleiben die Linien und Flächen der Zeichnung als Grate, Stege oder Inseln stehen. Bei diesem so genannten Schwarzlinienschnitt wird die Figuration durch schwarze Linien auf weißem Grund gebildet.

Beispiel eines Holzschnitts ("Woody Allen" von Manfred Behrens) - links der fertige Druck, rechts die Druckplatte. Verwendet wurde Schwarzlinienschnitt

Der fertige Druckstock wird schließlich mit Druckerschwärze eingefärbt, was durch Aufdrücken eines faustgroßen, getränkten Ballens geschieht oder häufiger noch durch Überrollen mit einer Walze.

Der Druck

Der Druck erfolgt, indem der Holzstock einem saugfähigen, also ungeleimten und leicht angefeuchteten Papier aufgepresst wird (oder umgekehrt), das dadurch die Farbe aufnimmt. Beim Reiberdruck geschieht dies durch Reiben des aufgelegten Papiers mit dem Handballen; beim Bürstendruck wird durch das Streichen einer Bürste über das Papier die notwendige enge Verbindung von Papier und Druckstock bewirkt. Am häufigsten wird der Abzug jedoch mit einer Buchdruckpresse hergestellt, die einen mäßigen vertikalen Druck auf die horizontale Platte mit dem aufgelegten Papier ausübt. Nach jedem Druckvorgang muss die Platte neu eingefärbt werden. Da Kniehebelpressen, die man früher bevorzugt für den Druck von Holzschnitten verwandte, heute nicht mehr hergestellt werden und kaum noch erhältlich sind, wird häufig auch auf Walzenpressen (Tiefdruckpressen) gearbeitet. Holzschnitte mit hohen Auflagen werden oft auf Buchdruckpressen gedruckt.

Holzschnitte werden mitunter auf den Stein umgedruckt und wie eine Lithografie abgezogen. Es handelt sich dann um eine Lithografie nach einem Holzschnitt, also um eine "originalgraphische" Reproduktion (siehe auch Grafik).

Verwendete Holzarten

Für den Holzschnitt eignen sich nahezu alle Nutzhölzer. Eine der wenigen Holzarten, die für den Holzschnitt kaum zu gebrauchen ist, ist Holz der gewöhnlichen Kiefer, da ihr Holz zu knotig und zu harzig ist.

Das verwendete Holz wird gewöhnlich als sogenanntes Langholz längs zur Faser geschnitten. Harthölzer wie Birne, Nuss oder Kirsche werden besonders gerne für detailliertere Grafiken verwendet, da sie sich im Vergleich zu Weichholz gleichmäßiger schneiden lassen und sich daher auch feine Linien gut erzielen lassen. Weichhölzer eignen sich besonders für großflächige Arbeiten und haben den zusätzlichen Vorteil, dass große Platten oder Bretter günstiger zu erwerben sind als solche aus Hartholz.

Verwendet werden auch Span-, Furnier- und Tischlerplatten oder Sperrholz, so genannter Plattenwerkstoff. Diese Holzformen sind bei Druckgrafikern beliebt, da sie sich nicht verziehen und auch größere Formate günstig zu haben sind. Gelegentlich wird sogar altes Möbelholz für den Holzschnitt verwendet.

Die Maserung oder Struktur eines Holzes wird gelegentlich bewusst als grafisches Element eingesetzt. Dazu eignen sich besonders verwitterte Holzbretter, deren Maserung reliefartig hervorgehoben ist, da die weicheren Schichten durch die Verwitterung bereits erodiert sind. Dieser Effekt lässt sich auch künstlich erzeugen, indem das Holzbrett mit einer Drahtbürste behandelt wird oder die Oberfläche mit verdünnter Salpetersäure angeätzt wird.

Während bei den meisten Holzschnitt-Techniken die Wahl des Holzes im wesentlichen eine künstlerische Entscheidung ist, ist es beim Holzstich notwendig, dass das verwendete Holz eine feine, enge Faserung aufweist. Präferiert wird das quer zur Faser geschnittene Hirnholz des Buchsbaums, das aufgrund des langsamen Wachstums dieser Pflanze jedoch sehr teuer ist. Bei alten Druckstöcken aus Buchsbaum wird deshalb auch die Plattenunterseite verwendet oder die Oberseite wird abgehobelt, so dass sie neu graviert werden kann.

Werkzeuge

Zur Grundausstattung eines Holzschneiders gehören

  • der Grabstichel, mit dem gerade und parallele Linien ins Holz gestochen werden,
  • der Geißfuß, der eine V-förmige Rille schneidet,
  • der Rundstichel oder das Rundeisen,
  • das Hohleisen, mit dem größere, nicht druckende Partien weggeschnitten werden. Manche Holzschneider arbeiten ausschließlich mit kleineren und größeren Hohleisen und verzichten auf Werkzeuge wie Konturenmesser.
  • Konturenmesser, mit denen feine Linien geschnitten werden.

Alle Holzschnittwerkzeuge haben aufgrund ihrer verschiedenen Schneiden und Profile eine unterschiedliche Schnittwirkung. In der Regel haben sie mit Ausnahme der Konturenmesser einen pilzförmigen Griff. Dies soll helfen, mehr Druck auf das Werkzeug auszuüben. Heutzutage werden auch modernere Werkzeuge wie Fräsmaschinen verwendet. HAP Grieshaber gebrauchte für seine sehr großen Holzschnitte sogar Motorsägen.

Merkmale des manuellen Holzschnittes

Eine künstlerische Holzschnitt-Grafik weist spezifische Merkmale auf, die sie von Druckgrafiken, die mit anderen Techniken wie beispielsweise Kupferstich oder Mezzotinto hergestellt sind, deutlich unterscheiden:

  • Die Rückseite des Abzuges zeigt eine leichte Prägung, die gewöhnlich deutlich fühlbar ist. Die Linienstege sind leicht in das Papier eingedrückt, was den Holzschnitt von allen Flachdrucken unterscheidet.
  • Beim Handabzug wird das Papier auf der Rückseite durch den Reiber leicht glänzend (Reiberspuren). Ein Reiberdruck ist zeitraubend, er gibt dem Künstler jedoch die Möglichkeit, durch die Art des Einfärbens des Druckstocks und durch das Abreiben das Endresultat zu beeinflussen. Dadurch sind die Unterschiede zwischen einzelnen Abzügen jedoch größer, als das durch den Druck mit einer Druckerpresse der Fall ist.
  • Durch den verhältnismäßig geringen Kraftaufwand, mit dem der Abdruck von einem Holzstock erfolgt, zeigt der Abzug keinen Quetsch- oder Plattenrand, er unterscheidet sich dadurch von jedem Tiefdruck.
  • Die Farbe der Linien ist auf dem gesamten Blatt gleich dicht, da die Druckfarbe auf jedem druckenden Teil gleich aufliegt.

Die Qualität des Abzugs - für den potentiellen Käufer einer künstlerischen Druckgrafik ein wesentliches Entscheidungskriterium - ist abhängig von Sauberkeit und Schärfe des Drucks. Die Drucke dürfen keine starken Quetschränder haben. Zu farbfette Drucke verschmieren Feinheiten und hinterlassen um die schwarzen Stege und Felder einen braunen Hof. Diese "versuppten" Abzüge sind von minderer Qualität.

Varianten der Holzschnitt-Technik

Die Apokalyptischen Reiter; Holzschnitt, Albrecht Dürer

Die klassischen Techniken des Holzschnitts sind:

  • Schwarzlinienschnitt, bei dem die erhabenen und damit druckenden Teile des Druckstocks die Zeichnung wiedergeben. Der Schwarzlinienschnitt ist die ursprünglichste Form des Holzschnitts.
  • Weißlinienschnitt, bei dem die Linien der Zeichnung wie eine Gravur auf dem Holzblock eingeschnitten werden. Beim Abzug wird damit die Fläche abgedruckt, die eigentlich den Hintergrund ausmacht, und die Darstellung ergibt sich - nicht druckend - aus den weißen Linien. Der Weißlinienschnitt wurde vor allem im 16. Jahrhundert eingesetzt. Albrecht Dürer verwendete ihn mit seiner negativen Umkehrung zur Steigerung der künstlerischen Wirkung in schwarzlinigen Holzschnitten.
  • Flächenschnitt, der vor allem von französischen Künstlern des 19. Jahrhunderts verwendet wurde. Die Zeichnung wurde meist negativ in ein großflächiges Brett geschnitten. Paul Gauguin verwendete dazu bevorzugt rohe Kistenbretter, um die Rauhigkeit und die Maserung des Holzes für den künstlerischen Ausdruck mitzuverwenden.
  • Holzstich (Xylografie), beim dem eine quer zur Faser geschnittene Holzplatte statt mit einem Messer mit einem Kuperstich-Grabstichel bearbeitet wird. Damit kann künstlerisch eine größere Halbtonabstufung erreicht werden. Der Holzstich ist als technische Weiterentwicklung des Holzschnitts einzustufen.

Beim Weißdruck werden die erhabenen Flächen der Druckplatte mit weißer Farbe eingestrichen und auf schwarzem Papier abgezogen. Für den Mehrfarbendruck wird der Druck mit mehreren Platten durchgeführt oder die Technik des Clair-obscur-Holzschnitts, des Camaieu-Schnitts, des Abbauschnitts oder der Puzzle-Druck angewandt. Moderne Holzschneider kombinieren alle diese Verfahren.

Geschichtlicher Überblick

Ursprung

Die im Prinzip sehr einfache Technik des Hochdrucks zählt zu den ältesten Verfahren der Menschheit, ihre Bildvorstellungen festzuhalten. Der Holzschnitt ist von diesen das älteste grafische Druckverfahren. Babylonier und Ägypter hatten bereits geschnittene Holzstempel in weichem Ton abgedruckt, und in China kannte man im 4. Jahrhundert sogar schon die Möglichkeit, reliefartig bearbeitete Inschriftensteine mit Tusche einzufärben und auf Papier, das man dort seit dem 1. Jahrhundert herzustellen wusste, abzureiben. Der Holzschnitt ist daher keine eigentliche Erfindung, sondern nur die Anwendung längst bekannter technischer Möglichkeiten auf einem bis dahin wenig genutzten Material.

Mit geschnittenen Holzklischees wurde in China schon während der T'ang-Dynastie (615-906 n. Chr) gedruckt, wobei Zeichnung und Begleittext in die gleiche Druckform eingeschnitten waren. Auch die sogenannten Blockbücher, die in Europa erst im 15. Jahrhundert aufkamen, waren schon im 9. Jahrhundert bekannt. Das "Diamantsutra", das aus sechs Seiten mit kleinen halbseitigen Holzschnitten besteht, ist das älteste bekannte Blockbuch und entstand im Jahre 868 n. Chr.

Einblattholzschnitt und Blockbuch

In Europa lässt sich die Verwendung des Holzstempels ab dem 12. Jahrhundert nachweisen: In Italien wurden auf diese Weise Stoffe bedruckt. Man vermutet, dass durch Spielkartenmaler diese Technik im 14. Jahrhundert auch nach Deutschland gelangte.

Ausschnitt aus dem Holzschnitt "Totentanz" (Hans Holbein der Jüngere).

Die frühesten künstlerischen Holzschnitte entstanden als so genannte Einblattholzschnitte zwischen 1400 und 1550 zuerst in alpenländischen und bayerischen Klöstern. Als "Pestblätter" bildeten sie beispielsweise die als Pesthelfer verehrten Heiligen ab, gaben zusätzlich Gebetstexte wieder und enthielten schließlich auch medizinische Ratschläge zur Vorbeugung gegen die Pest. In Form von Flugblättern und Pamphleten diente der Holzschnitt insbesondere in der Reformationszeit auch als Vermittler religiöser, weltanschaulicher und künstlerischer Vorstellungen.

Neben Einblattdrucken traten seit 1430 sogenannte Blockbücher auf, bei denen jede Seite mit einer zusammenhängenden Holzplatte gedruckt wurde, die sowohl Schrift als auch Bilder enthalten konnte. Die Verwendung von Holzschnitten für Buchillustrationen nahm mit der Weiterentwicklung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg noch weiter zu. Die "Schedelsche Weltchronik" des Nürnberger Druckers Anton Koberger aus dem Jahre 1493 beinhaltete fast 2.000 Holzschnitte. Für die Herstellung dieses Werks beschäftigte Koberger bis zu 100 Gesellen an 24 Druckpressen.

Der Holzschnitt in der Renaissance

Seinen ersten künstlerischen Höhepunkt erreichte der Holzschnitt in der Renaissance, als Künstler wie Albrecht Dürer und Hans Baldung Meisterwerke dieser Kunstform schufen. Besonders Dürer hat den Holzschnitt von seiner überwiegenden Funktion als Buchillustration befreit und ihn als selbstständiges Medium eines Kunstwerks neu definiert. Formal führte Dürer den Holzschnitt in die Nähe des Kupferstichs, indem er eine reichhaltige Skala zwischen Dunkel und Hell schuf.

In diese Zeit fallen auch die ersten Versuche des Zusammendrucks verschieden gefärbter Platten, nachdem bisher nur Abzüge von Einblattholzschnitten von Hand nachkoloriert worden waren. Bei einem echten Farbdruck erhält jede Farbe eine eigene Druckplatte, die technische Schwierigkeit bei diesem Verfahren besteht jedoch darin, dass durch das Schrumpfen des befeuchteten und wieder trocknenden Papiers der Druckprozess nicht präzise zu steuern ist. Die ersten Farbholzdrucke lassen sich auf 1486 datieren, weitere Versuche unternahmen Lucas Cranach der Ältere sowie Albrecht Altdorfer; letzterem gelang 1519/1520 ein Mehrfarbdruck von sechs Stöcken. Eine intensive Auseinandersetzung mit Farbdrucken erfolgte in Deutschland nach den Arbeiten von Altdorfer vorerst nicht mehr, was möglicherweise auf die zunehmende Verbreitung der schwarzweißen Grafiken von Albrecht Dürer zurück zu führen war.

Die Entwicklung des Holzstiches

Beispiel eines Kupferstichs aus dem Jahre 1661 - Kupferstich erlaubte eine stärkere Abstufung der Tonalität eines Bildes

Mit der Weiterentwicklung des Kupferstichs verlor der Holzschnitt seine Bedeutung als künstlerisches Ausdrucksmittel. Wie man an dem rechts abgebildeten Kupferstich aus dem Jahre 1661 erkennen kann, erlaubte der Kupferstich im Vergleich zum Holzschnitt eine feinere Tonabstufung und detailliertere Darstellung: Beim Holzschnitt entsteht Dunkelheit und Helligkeit allein durch Breite und Abstand der druckenden Linienstege. Beim Kupferstich dagegen bestimmt die Tiefe der eingegrabenen Linien die Stärke und Gradierung der Dunkelheiten. Der Kupferstich war damit das für einen Künstler interessantere Medium. Dies änderte sich erst, als gegen Ende des 18. Jahrhunderts der englische Grafiker Thomas Bewick alle bisher gültigen Formschnittregeln auf den Kopf stellte und damit den Holzschnitt revolutionierte.

Thomas Bewick begann als erster damit, seine Motive nicht mehr wie bisher üblich in Langholz, sondern in das quer zur Faser geschnittene Hartholz, das so genannte Hirnholz, des Buchsbaumes zu stechen, verwendete andere Werkzeuge und ermöglichte damit eine differenzierte Tonabstufung, die den Holzschnitt dem Kupferstich gleichwertig machte. Die von ihm eingeführte Technik wird auch als Holzstich bezeichnet. Der aus Hirnholz hergestellte Druckstock kam in seiner Härte dem Stahl nahe und übertraf damit sogar den Kupferstich. Im 19. Jahrhundert wurde der Holzstich damit zum bevorzugten Medium vor allem der Reproduktionsgrafik. Als künstlerisches Ausdrucksmittel wurde er vor allem von Honoré Daumier und Gustave Doré verwendet.

Der Holzschnitt in China und Japan

Datei:Hokusai-fujibig.png
Katsushika Hokusai, Die große Welle von Kanagawa (ca. 1830)

Unabhängig von der Entwicklung des Holzschnittes in der westlichen Welt entwickelte sich im ostasiatischen Raum der Einsatz dieser druckgrafischen Technik. Einen ersten Höhepunkt erlebte sie in der Sung-Zeit (960-1279) in China, als Künstler anfingen, sich zu Holzschnitzerwerkstätten zusammenzuschließen. Große technische Perfektion entwickelte man dabei bei der Herstellung mehrfarbiger Holzschnitte. Zur Umsetzung künstlerischer Ideen wurden jedoch andere Techniken bevorzugt: im 17. Jahrhundert diente der Holzschnitt in China nur zur Reproduktion von Bildern, wobei man sich vor allem bemühte, die Wirkung eines Pinselstriches und der Tusche-Abstufung auf das genaueste wiederzugeben.

Als eigene Kunstform entwickelte sich der Holzschnitt jedoch in Japan, wohin die Technik gegen Ende des 8. Jahrhunderts aus China gelangt war. Seinen Höhepunkt erlebte er in der Zeit vom 17. bis 19. Jahrhundert. Anfangs waren die japanischen Holzschnitte Votivbilder, die vor allem in Holzschnittwerkstätten buddhistischer Klöster geschaffen wurden. Diese Votivbilder hatten damit eine ähnliche Funktion wie die Einblattholzschnitte im Europa des 15. Jahrhunderts.

Katsushika Hokusai, Reisende durchqueren den Fluß Oi

Mit Beginn des 17. Jahrhunderts wandten sich jedoch die japanischen Holzschnitt-Künstler weltlichen Themen zu. Die in den sogenannten plebejischen Schulen in Edo, Kioto und Osaka vereinten Künstler schufen Illustrationen klassischer und volktümlicher Literatur und auch freie graphische Blätter. Anfangs nur einfarbig gedruckt, entwickelte sich in der Mitte des 18. Jahrhundert der Japanische Farbholzschnitt.

Der japanische Farbholzschnitt wurde arbeitsteilig von Zeichner, Holzschneider und Drucker hergestellt. Für den Druckprozess wurden bis zu 12 Platten und mehr geschnitten, was ein höchst präzises Arbeiten voraussetzte. Das Sujet des Holzschnittes waren neben Naturbildern vor allem das "alltägliche" Leben: Erotische Szenen, Bilder aus der Welt der Geishas, Porträts von Schauspielern und Sumo-Ringern. Die führenden Vertreter des Japanischen Holzschnitts waren Nisikawa Sukenobu, Suzuki Harunobu, Kitagawa Utamaro und Katsushika Hokusai. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor der japanische Holzschnitt jedoch seine künstlerische Bedeutung. Es gab keine Graphiker mehr, die neue künstlerische Anregungen gebracht hätten.

Der Einfluss des Japanischen Farbholzschnittes

Der japanische Farbholzschnitt mit seinen leuchtenden, aquarellartigen Druckfarben wurde im 19. Jahrhundert in Europa ein beliebtes Sammelobjekt. Die Einfachheit und Ausdruckskraft dieser Technik regte europäische Künstler an, sich wieder mit dem Holzschnitt und insbesondere mit dem Farbholzschnitt auseinanderzusetzen. Einer der ersten, der diese Technik wiederentdeckte, war der Brite William Morris, der mit dieser Technik Bücher illustrierte. Insbesondere nach 1850 experimentierten zuerst die französischen Impressionisten, darunter Paul Gauguin, dann die Expressionisten (zum Beispiel Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Edvard Munch, Frans Masereel, Emil Nolde oder in der Schweiz Carl Eugen Keel) mit dieser Technik. Insbesondere die Expressionisten schätzten den Holzschnitt wegen seiner herben und kraftvollen Ausdrucksweise.

Viele Künstler ließen sich darüberhinaus von der Bildkomposition des klassischen Japanischen Farbholzschnittes anregen: Ein Bildmittelpunkt fehlt diesem; er lädt damit den Betrachter ein, den Blick über die Bildfläche wandern zu lassen. Häufig finden sich auf den Drucken auch ungewöhnliche Blickwinkel und am Bildrand angeschnittene Figuren. Insbesondere die Impressionisten griffen diese Art der Komposition auf.

Mit dem Vordringen der abstrakten Kunst sank das Interesse am Holzschnitt dann wieder. Er wird heute nur noch gelegentlich eingesetzt, um eine künstlerische Idee druckgrafisch umzusetzen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es neben Hans Arp und Frantisek Kupka vor allem HAP Grieshaber, der für die anhaltende Wertschätzung des Holzschnittes als künstlerisches Medium sorgte - er arbeitete nahezu ausschließlich mit dieser Technik. Ihre effektvolle Wirkung erzielt sie bei ihm vor allem durch das Spiel kräftiger Linien und weißer Flächen mit einem hohen Abstraktionsgrad des Dargestellten.

Siehe auch: Formschneider, Galvano

Literatur

  • Felix Brunner: Handbuch der Druckgraphik, Zürich 1972
  • Ales Krejca: Die Techniken der Graphischen Kunst, Prag 1980 ISBN 3-7684-1071-4
  • Walter Koschatzky: Die Kunst der Graphik, München 1977
  • Lothar Lang: Der Graphiksammler, Berlin 1979
  • Rosemary Simmons, Katie Clemson: DuMont's Handbuch Holz- und Linolschnitt, Köln 1990, ISBN 3-7701-2468-5