Blutdruck
Der Blutdruck (eigentlich Gefäßdruck) ist der Druck des Blutes in einem Gefäß. Dies kann der arterielle Druck, der zentralvenöse Druck, der Druck im Lungenkreislauf oder einem anderen Gefäß sein.
Spricht man vom Blutdruck im engeren Sinn, dann meint man meistens den in oder an den großen Schlagadern (z. B. Brachialarterie des Oberarms) gemessenen arteriellen Druck (BD oder BP, gebräuchlich ist auch die Synekdoche RR für Riva-Rocci). Als Einheit des arteriellen Druckes wird traditionell immer noch die veraltete Einheit mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) verwendet, obwohl die SI-Einheit Pascal ist. Der arterielle Druck wird als relativer Druck gemessen, das heißt, er bezieht sich auf den in den Arterien vorhandenen Druck: Früher wurde er mit Hilfe einer Quecksilbersäule gemessen, je nach dem in der Arterie vorhandenen Druck stieg die in der Quecksilbersäule enthaltene Flüssigkeit an. Der entsprechende Wert konnte dann anhand einer Skala abgelesen werden (in Millimeter Quecksilbersäule, mmHg). Die Angabe des arteriellen Drucks erfolgt klassisch als Zahlenpaar mit systolischem arteriellen Druck (maximaler Wert in der Herzauswurfphase) und diastolischem arteriellen Druck (minimaler Wert in der Herzfüllungsphase) der auf Herzhöhe (meistens am Oberarm) gemessen wird. Man sagt dann umgangssprachlich beispielsweise „105 zu 70“. In Ruhe beträgt der normale systolische arterielle Druck 13,3–17,4 kPa (100–130 mmHg) und der diastolische Wert 8,0–11,3 kPa (60–85 mmHg). Dieser pulsatile Druck unterliegt dem Gesetz von Hagen-Poiseuille und entspricht dem Produkt aus Herzminutenvolumen und Gefäßwiderstand. Darüber hinaus finden der mittlere arterielle Druck und die Pulsamplitude (Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruckwert) Anwendung. Wenn der arterielle Druck höher als 140 zu 90 ist, sollte man ihn bei einem Arzt untersuchen lassen.
Physiologie des arteriellen Drucks
Der systolische arterielle Druck wird durch die Auswurfkraft des Herzens erzeugt. Der diastolische arterielle Druck entspricht dem Dauerdruck im arteriellen Gefäßsystem. Die Compliance der großen Arterien und ihre Windkesselfunktion begrenzen beim Auswurf den systolischen Wert und sorgen durch ihre Pufferfunktion für einen, wenn auch geringeren, Blutfluss in der Diastole.
Bei körperlicher Anstrengung nehmen Herzminutenvolumen und Durchblutung der Peripherie zu. Der Gefäßwiderstand sinkt. Der systolische arterielle Druck steigt stärker an als der diastolische Wert.
Messung des arteriellen Drucks
- Hauptartikel: Blutdruckmessung
Man unterscheidet die direkte (invasive, blutige) arterielle Druckmessung mittels eines Druckfühlers in einem Blutgefäß von der indirekten (nichtinvasiven, unblutigen) Messung, die mit Hilfe einer Blutdruckmanschette an einer Extremität durchgeführt wird.
Die direkte arterielle Druckmessung wird vor allem von Anästhesisten zur Überwachung während einer Operation und auf Intensivstationen eingesetzt.
Die indirekte arterielle Druckmessung ist aufgrund der schnellen und ungefährlichen Durchführung heute Mittel der Wahl in den meisten medizinischen Bereichen. Man unterscheidet die manuelle Messung von der automatischen mittels eines digitalen Gerätes (siehe Blutdruckmessgerät). Die manuelle Messung kann auskultatorisch, palpatorisch und oszillatorisch durchgeführt werden.
Für die arterielle Druckmessung ermittelt man zwei Werte: Den oberen oder ersten Wert nennt man systolischen arteriellen Druck. Er charakterisiert den Druck im Herzen in dem Moment, in dem sich der Herzmuskel maximal zusammen zieht. Sobald sich der Herzmuskel entspannt, sinkt der arterielle Druck auf den zweiten oder unteren Wert ab (diastolischer arterieller Druck).
Anstrengung und Stress sind für den Anstieg des systolischen arteriellen Drucks verantwortlich. Der diastolische arterielle Druck ergibt sich durch die Widerstandsverhältnisse in den Blutgefäßen. Ablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) lassen den arteriellen Druck also steigen.
Der arterielle Druck ist kein feststehender Wert und schwankt im Tagesablauf, je nachdem, welche Aktivität gerade ausgeübt wird. Bei körperlicher Anstrengung, Stress und Aufregung steigt er an, in körperlichen und seelischen Ruhephasen sinkt er ab. Leidet ein Mensch hingegen unter arterieller Hypertonie, bleibt der Druck in den Blutgefäßen auch im Ruhezustand erhöht: Das Herz muss unablässig mit erhöhter Anstrengung pumpen. Dies belastet Herz- und Gefäßwände. Ein arterieller Hochdruck liegt vor, wenn bei wiederholter Messung ein Wert von über 140/90 mmHg erreicht wird. Bluthochdruck, medizinisch arterielle Hypertonie genannt, ist als Risikofaktor für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen anerkannt. Kommen zum Risikofaktor arteriellen Hochdruck noch Übergewicht (bzw. starkes Übergewicht, auch Adipositas genannt) sowie ein weiterer Risikofaktor, etwa Diabetes (Zuckerkrankheit) oder Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes Cholesterin bzw. LDL) hinzu, besteht eine deutlich erhöhte Gefahr, im Laufe des Lebens eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden. Experten sprechen daher auch von den kardiometabolischen Risikofaktoren.
Arterielle Druckregulation
Der arterielle Druck muss sich in gewissen Bandbreiten bewegen, denn sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger arterieller Druck schädigen den Organismus, bzw. einzelne Organe. Gleichzeitig muss der arterielle Druck aber auch wechselnden Belastungen (z. B. einem anstrengenden Dauerlauf oder Ruhe, Schlaf) angepasst werden.
Grundvoraussetzung jeder arteriellen Drucksteuerung ist, dass der Körper den arteriellen Druck in den Gefäßen selbst messen kann. In Aorta, Halsschlagadern sowie anderen großen Arterien in Brustkorb und Hals messen druckempfindliche Sinneszellen, die Barorezeptoren, die Dehnung der Arterienwand. Dehnt ein höherer Druck die Wand aus, so senden die Barorezeptoren verstärkt Impulse an die Medulla oblongata im Myelencephalon aus, bei zu niedrigen Werten nimmt die Zahl der Impulse hingegen ab.
Die kurzfristige arterielle Druckregulation
Die Mechanismen der kurzfristigen arteriellen Druckregulation greifen innerhalb von Sekunden. Wichtigster Mechanismus dabei ist der Barorezeptorenreflex. Arterieller Druckabfall führt reflektorisch über die entsprechenden Kreifzentren in der Medulla Oblongata zur Reizung des Sympathikus. Dadurch wird das vom Herzen ausgeworfene Blutvolumen gesteigert, zusätzlich kommt es eventuell zur Gefäßverengung in Haut, Nieren und Magen-Darm-Trakt. Dehnt ein erhöhter arterieller Druck die Gefäßwand, so wird umgekehrt die Symusaktivität gehemmt. Im Atrium dexter und sinister befinden sich Dehnungsrezeptoren, die auf vergleichbare Weise reagieren.
Die mittelfristige arterielle Druckregulation
Hier ist insbesondere das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System zu nennen. Sinkt die Nierendurchblutung ab (z. B. durch einen generalisierten arteriellen Druckabfall oder eine Nierenarterienverengung), führt dies zu erhöhter Renin-Freisetzung in der Niere und damit letztlich zu einer Konzentrationserhöhung des stark gefäßverengenden Angiotensin II.
Siehe auch: Nieren-Funktionen
Pathologie
Hoher arterieller Druck siehe arterielle Hypertonie,
Pulmonale Hypertonie, Portale Hypertension
Zu niedriger Blutdruck siehe Hypotonie
Siehe auch
Weblinks