Peter Twinn
Peter Frank George Twinn (* 9. Januar 1916 in London; † 29. Oktober 2004) war ein britischer Mathematiker und Kryptoanalytiker. Während des Zweiten Weltkrieges trug er wesentlich zur Entzifferung der deutschen Rotor-Schlüsselmaschine ENIGMA bei.
Leben
Peter Twinn wurde während der Zeit des Ersten Weltkriegs im Londoner Stadtteil Streatham geboren. Nach seiner Grundschulausbildung besuchte er das Dulwich College im Südosten Londons und das Brasenose College in Oxford,[1] an dem er sein Studium der Mathematik abschloss und anschließend ein Stipendium zum Studium der Physik erlangte.
Zu Beginn des Jahres 1939, noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, trat er der Government Code and Cypher School (GC&CS) (deutsch etwa: „Regierungs-Code- und Schlüsselschule“) bei. Das war die Tarnbezeichnung für die militärische Dienststelle, die sich etwa 70 km nordwestlich von London in Bletchley Park befand, und sich im Zweiten Weltkrieg erfolgreich mit der Entzifferung des Nachrichtenverkehrs befasste, den die deutschen Militärs mit ihrer Schlüsselmaschine ENIGMA verschlüsselten.
Einen wesentlichen Anschub bekam seine kryptanalytische Arbeit, als es am 24. Juli 1939,[2] kurz vor dem deutschen Überfall auf Polen, zu einem legendären Treffen englischer und polnischer Codeknacker im Wald von Pyry in der Nähe von Warschau kam. Dabei offenbarten die polnischen Codeknacker um Marian Rejewski ihr gesamtes Wissen Twinns Kollegen Dillwyn Knox und seinem Chef Commander Alastair Denniston, dem Leiter der britischen Marinefunkaufklärung. Die Polen überreichten den Engländern ihre Enigma-Nachbauten inklusive aller Walzen und erläuterten ihre erfolgreichen Methodiken zur Entzifferung der deutschen Funksprüche.[3]
Mithilfe dieser Informationen gelang es Peter Twinn zusammen mit seinen Kollegen, die Arbeit der Polen erfolgreich fortzusetzen und die mit der ENIGMA verschlüsselten deutschen Funksprüche ab Frühjahr 1940 nahezu ohne Unterbrechung während des gesamten Zweiten Weltkriegs zu entziffern. Peter Twinn war der erste Brite, dem im Januar 1940[4] der Bruch eines deutschen ENIGMA-Funkspruchs gelang.
In der Folge befasste sich Twinn in Hut 8 (deutsch: Baracke 8) unter der Leitung von Alan Turing hauptsächlich mit der Entzifferung des geheimen Nachrichtenverkehrs der deutschen Kriegsmarine, wobei eine elektromechanische Entzifferungsmaschine, genannt die Turing-Bombe große Hilfe leistete.
Werke
- Peter Twinn in Francis Harry Hinsley, Alan Stripp (Hrsg.): Codebreakers - The inside story of Bletchley Park. Oxford University Press, Reading, Berkshire 1993. ISBN 0-19-280132-5
- Peter F. G. Twinn und P. T. Harding: Provisional atlas of the longhorn beetles (Coleoptera, Cerambycidae) of Britain. Biological Records Centre, Huntingdon 1999. ISBN 1-870393-43-0
Weblinks
- Artikel vom 24. November 2004 in der Times Online über Peter Twinn (englisch)
Belege
- ↑ Michael Smith: ENIGMA entschlüsselt - Die „Codebreakers“ von Bletchley Park. Heyne, 2000, S. 35. ISBN 3-453-17285-X
- ↑ Kris Gaj, Arkadiusz Orłowski: Facts and myths of Enigma: breaking stereotypes. Eurocrypt, 2003, p. 9. Abgerufen: 25. März 2008. PDF; 0,1 MB
- ↑ Friedrich L. Bauer: Entzifferte Geheimnisse, Methoden und Maximen der Kryptographie. Springer, Berlin 2000 (3. Aufl.), S. 412. ISBN 3-540-67931-6
- ↑ Gordon Welchman: The Hut Six Story – Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000, S. 230. ISBN 0-947712-34-8
Personendaten | |
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NAME | Twinn, Peter Frank George |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Mathematiker und Kryptologe |
GEBURTSDATUM | 9. Januar 1916 |
GEBURTSORT | London |
STERBEDATUM | 29. Oktober 2004 |