Walküre

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Walkürenritt, gemalt von Johan Gustaf Sandberg
Die Nachtwache der Walküre, gemalt von Edward Robert Hughes
Walkürenstatue von Stephan Sinding

Eine Walküre (Aussprache [valˈkyːrə], auch [ˈvalkyːrə]), auch Schlacht- oder Schildjungfer, ist in der nordischen Mythologie ein weibliches Geisterwesen aus dem Gefolge des (auch so genannten) Göttervaters Wotan bzw. Odin. Die Walküren stehen durch die Möglichkeit der Schicksalsfügung in Beziehung zu den Nornen, Fylgien und den Disen. Sie erwählen aus den auf dem Schlachtfeld Verstorbenen die Einherjer („ehrenvoll Gefallene“) aus, auf dass sie in Walhall eingehen sollen.

Etymologie

Der Name Walküre ist eine moderne Entlehnung aus dem Altnordischen. Das altnordische Wort lautet valkyrja, Mehrzahl valkyrjar. Es stammt von den altnordischen Wörtern valr („die auf dem Schlachtfeld liegenden Leichen“) und kjósa („wählen“) ab. Das altnordische kjósa ist verwandt mit dem deutschen küren. Der altenglische Begriff lautet wælcyrge. [1]

Ihr Erscheinen galt in Nord- und Mitteleuropa noch jahrhundertelang als todkündend. Als „Geistwesen“ bedeuteten sie dem Krieger früherer Zeiten ihre Eigenschaft als „Todesengel“, der den Menschen in die Welt seiner Ahnen geleitete.

Namen und Anzahl der Walküren

Im Helgakviða Hjörvarðssonar wird die Zahl der Walküren mit neun angegeben, im Darraðarljóð mit zwölf. Tatsächlich dürfte die Anzahl unbegrenzt gewesen sein. [1]

Im Grímnismál (Strophe 36) werden dreizehn Namen genannt von Walküren, die in Valhöll (Walhall) Bier ausschenken: Hrist, Mist, Skeggjöld, Skögull, Hildr, Þrúðr, Hlökk, Herfjötur, Göll, Geirölul (Geirrömul, Geirahöd), Randgríðr, Radgríðr und Reginleifr. Das Darraðarljóð nennt außerdem: Hjörþrimul, Sanngríðr, Svipull, Guðr und Göndull. Die Þulur (Thulur) nennen zusätzlich: Herja, Geiravör, Skuld, Geirröndul, Randgnid, Geirskögul, Hrund, Geirdriful, Tanngníðr, Sveid, Þögn, Hjalmþrimull, Þrima und Skalmöld. Nur in den Heldenliedern kommen die Namen Sigrún, Kára, Sváfa und Brynhildr vor. [1]

Die meisten Walkürennamen sind sprechende Namen, die auf die kriegerische Funktion der Trägerin hinweisen. Kaum einer dürfte besonders alt sein, und die meisten entstammen eher der Kreativität der Dichter als dem Volksglauben. [1]

Herkunft der Walküren

Die Walküren waren ursprünglich wahrscheinlich Totendämonen, denen die Krieger zufielen, die auf dem Schlachtfeld gefallen waren. Allmählich änderte sich die Vorstellung von Valhöll (Walhall): Anfangs war Valhöll das mit Leichen übersäte Schlachtfeld, von dem die Totendämonen (Walküren) die Gefallenen zu einem Totengott führen. Später malte man sich Valhöll als Óðinns Festhalle aus. Parallel dazu veränderten sich auch die Walküren von Totendämonen zu irdischen Kriegerinnen mit menschlichen Zügen, die sich auch in Krieger verlieben können, wie z.B. die Walküre Sigrdrífa in den Sigrdrífumál [1] oder Sváfa im Helgakviða Hjörvarðssonar.

Mythologische Bezüge

Die Wikinger sahen in Polarlichtern ein Zeichen für die Anwesenheit von Walküren auf der Erde, und dass irgendwo auf der Welt eine große Schlacht geschlagen worden war: wenn die Frauen über die Schlachtfelder ritten und die Einheriar auswählten, spiegelte sich das Licht des Mondes in ihren goldenen Rüstungen und zauberte das „Nordlicht“ an den Himmel.

Frühmittelalterliche Darstellung

Das Runenkästchen von Auzon (Franks Casket, 7. Jahrhundert) stellt mit seiner Bilderfolge[2] das Auftreten der Fylgja oder Walküre anschaulich dar: Auf dem Magierbild (Geburt) tritt sie als Wasservogel (Schwan?) an die Stelle des Engels. Im Wielandbild daneben erscheint sie – hier das Schwanenmädchen als Gefährtin und Helferin – verborgen zwischen zwei floralen Symbolen (Runen?), welche die Walküre kennzeichnen. Dass dieses Zeichen dem Abdruck eines Vogelfußes gleicht, wird kaum ein Zufall sein. Auf dem Bild von Romulus und Remus scheinen mit den zwei Wölfen deren Fylgien dargestellt zu sein. Auf der Rückseite, dem Titusbild, finden sich unter einer Arkade drei Tierpaare (vermutlich Pferd, Wolf und Rabe), während das Kennzeichen der Walküre über dem Bogen der Arkade angebracht ist. Diese Tiere stehen in Verbindung mit Wotan/Odin und der Walstatt. Die Darstellung auf der rechten Seite zeigt einen Krieger, der seiner Walküre begegnet und dann im Grab von ihr aufgesucht wird. Wie bei entsprechenden Darstellungen auf gotländischen Bildsteinen kennzeichnen zwei valknutr oder Odinsknoten das Pferd am Grab, vermutlich Wotan/Odins Sleipnir. Das Deckelbild schließlich zeigt einen Bogenschützen Ægil (vielleicht der Wielanbruder und ebenfalls mit einem Schwanenmädchen liiert), hinter ihm, unter einem Bogen, eine Kampfhelferin, die ihm Pfeile zureicht. Hierbei wird es sich um die Verteidigung Walhalls (was auch hier die valknutr nahe legen) gegen die Reifriesen handeln – das Bildprogramm versucht nach dieser Deutung über die Fylgien bzw. Walküren den Lebenslauf eines hochgestellten Menschen von seiner Geburt bis hin zum Leben in Wotan/Odins Halle zu lenken.

Deutsche Romantik

Den Sagenstoff verarbeitete im 19. Jahrhundert der deutsche Komponist Richard Wagner in seinem vierteiligen Zyklus Der Ring des Nibelungen, vor allem im „Ersten Tag“ dieser Tetralogie unter dem Titel Die Walküre. Bei Wagner sind die Walküren neun Schwestern, alles Töchter des Gottes Wotan mit verschiedenen Frauen. Neben Brünnhilde, dem Kind von Wotan und Erda, treten hier acht weitere Walküren auf, deren Namen Wagner frei erfand. Sie heißen Waltraute, Ortlinde, Rossweiße, Schwertleite, Gerhilde, Siegrune, Grimgerde und Helmwige.

Literatur

  • R. Simek: Walküren. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Sp. 1978. Lexma-Verlag, München 1997, ISBN 3-89659-908-9.
  • Alfred Becker: Franks Casket. Zu den Bildern und Inschriften des Runenkästchens von Auzon. Regensburg 1973.
  • Wolfgang Golther: Handbuch der Germanischen Mythologie. 1895, S. 98 ff.

Quellen

  1. a b c d e Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie, 2. Auflage, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-36802-1
  2. Franks Casket – Mythenwesen – Fylgja und Walküre