Fab-Fragment

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Juni 2009 um 16:46 Uhr durch Sven Jähnichen (Diskussion | Beiträge) (Beispiele: -siehe auch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Fab-Fragment, auch Fab-Antikörper (von engl. Fragment antigen binding), ist das Antigen-bindende Fragment eines Antikörpers, das durch Spaltung mit dem Enzym Papain gewonnen werden kann. Ein Fab-Fragment ist ein aus zwei Aminosäureketten aufgebautes Protein, wobei jede der beiden Ketten, die auch als leichte und schwere Kette bezeichnet werden, jeweils aus einer variablen und einer konstanten Antikörperdomäne besteht. Im Gegensatz zu klassichen Antikörpern, wie dem aus einer Fc- und zwei Fab-Einheiten aufgebauten Immunglobulin G (IgG), fehlt Fab-Fragmenten die Fähigkeit, direkt zytotoxische Reaktionen durch Aktivierung des Komplementsystems auszulösen. Fab-Fragmente finden als Diagnostika und Therapeutika in der Medizin Anwendung. Darüber hinaus werden sie als wichtige Werkzeuge in der Forschung und Entwicklung eingesetzt.

Beispiele

Fab-Fragmente finden insbesondere in der Notfallmedizin als Antidote Anwendung. Dazu zählen die gegen das Digitalisalkaloid Digoxin gerichteten polyklonalen und monoklonalen Anti-Digoxin- und Anti-Digitoxin-Fabs. Die entwickelten, gegen Colchicin und gegen trizyklische Antidepressiva gerichteten Fab-Fragmente wurden zwar klinisch erprobt, sind jedoch nicht kommerziell verfügbar.[1] Ein gegen das Klapperschlangen-Gift gerichtetes polyklonales Fab-Fragment, CroFab, ist seit dem Jahr 2000 in den USA zu Behandlung von Klapperschlangenbissen zugelassen.[2]

Mit der Zunahme des Anteils der Biologicals auf dem Arzneimittelmarkt, konnten sich auch Fab-Fragmente in der Therapie etablieren. Ranibizumab ist ein humanisiertes, rekombinantes monoklonales, gegen VEGF-A gerichtetes Fab-Fragment, das für die Behandlung der feuchten altersbezogenen Makuladegeneration zugelassen ist.[3] Certolizumab ist ein Fab-Fragment eines rekombinanten, humanisierten monoklonalen Antikörpers, der an Polyethylenglykol konjugiert wurde (PEGylierung). Der Arzneistoff wirkt als TNF-Blocker und wird zur Behandlung der entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn eingesetzt.

Auch in der Diagnostik finden Fab-Fragmente einen Einsatz. Arcitumomab, ist ein Fab-Fragment eines murinen monoklonalen Antikörpers, der ein Epitop des carcinoembryonalen Antigens (CEA) erkennt. Dieses Protein wird besonders stark in der embryonalen Darmschleimhaut und in Karzinomen des Gastrointestinaltraktes synthetisiert. CEA ist als Erkennungsmolekül für die Darstellung metastasierender Karzinome geeignet.[4] Sulesomab, ist ebenfalls ein Fab-Fragment eines murinen monoklonalen Antikörpers, der ein Epitop auf der Oberfläche von Granulozyten erkennt. Es kann eingesetzt werden um Infektions- und Entzündungsherde, beispielsweise bei Patienten mit Osteomyelitis, darzustellen.

Einzelnachweise

  1. Flanagan RJ, Jones AL: Fab antibody fragments: some applications in clinical toxicology. In: Drug Saf. 27. Jahrgang, Nr. 14, 2004, S. 1115–33, PMID 15554746.
  2. Seger D, Kahn S, Krenzelok EP: Treatment of US crotalidae bites: comparisons of serum and globulin-based polyvalent and antigen-binding fragment antivenins. In: Toxicol Rev. 24. Jahrgang, Nr. 4, 2005, S. 217–27, PMID 16499404.
  3. Fachinformation Lucentis®. Novartis Pharma. Stand 15. November 2007.
  4. CEA-Scan® (Arcitumomab) 8/99, abgerufen am 2. August 2007