Dorland

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Dorland Werbeagentur
Rechtsform GmbH
Gründung 1883 Atlantic City, 1928 Berlin
Sitz Berlin
Leitung Geschäftsführender Gesellschafter Stefan Hansen, Geschäftsführer Hendrick Melle
Mitarbeiterzahl 90
Umsatz Grey Global Group Inc./WPP Billings 2008:31,666 Mrd.
Branche Werbung
Website http://www.dorland.de


Die Dorland Werbeagentur GmbH ist eine inhabergeführte Agentur innerhalb der Grey Global Group und eine der traditionsreichsten Werbeagenturen Europas. Seit 1989 leitet der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Hansen die Agentur. Kreativer Kopf und Geschäftsführer Kreation ist Hendrick Melle.

Jetzt

Dorland ist eine Full Service Agentur und arbeitet Across The Line – Klassisch und Integriert / 360°. In Berlin Kreuzberg arbeitet ein internationales Team von rund 90 Mitarbeitern für Kunden wie die Radeberger Gruppe, Berliner Bank, P&G, Doetsch-Grether u.a. Durch den Anschluss an das Netzwerk der Grey Global Group können internationale Projekte unkompliziert und effizient umgesetzt werden. Das Agentur-Motiv we make fast moving consumer goods moving faster spricht für sich. Besonderes Engagement zeigt Dorland zum Thema Bauhaus – im Jahr 2008 übergab der geschäftsführende Gesellschafter Stefan Hansen das Dorland-Archiv, die größte zusammenhängende Sammlung von Bauhaus-Werbegrafiken von den 20er bis zu den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, an das Bauhaus-Archiv in Berlin. Noch heute arbeitet die Agentur unter dem Dorland-Logo, welches Herbert Bayer 1928 entwarf.

Geschichte

Zurückblickend bis ins 19. Jahrhundert findet sich der Ursprung der Dorland Werbeagentur im Jahr 1883 in Atlantic City, USA. John M. Dorland gründete die Dorland Advertising Agency mit der Geschäftsidee, den ansässigen Hoteliers die Arbeit abzunehmen und für sie Anzeigen an die großen Zeitungen der umliegenden Städte zu vermitteln, um Touristen anzulocken. Aus dem kleinen Einmannunternehmen wurde bald eine weltweit operierende Werbeagentur. Allerdings verstarb John M. Dorland bereits 1889. Daraufhin übernahm Walter E. Edge, der frühere Laufbursche, die Agentur. Bald schon stellte sich der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens ein, was zunächst eine Expansion innerhalb der USA ermöglichte. Edge gründete 1893 seine eigene Zeitung, die Atlantic City Guest und kaufte 1895 die Atlantic City Daily Press sowie die lokale Evening Union. Mit eigenen Büros in Jacksonville und Asbury Park als auch seinen Zeitungen hatte er ein Agenturnetz erschaffen und es folgte die Expansion der Dorland Advertising Agency nach Europa. Bis 1914 eröffneten Büros in Berlin, Paris, Brüssel, Rom, Zürich und St. Petersburg, es entstand ein europäisches Dorland-Netzwerk. Der erste Weltkrieg unterbrach das Wachstum und die Geschäfte, doch schon 1920 wurde mit 100 Mitarbeitern im Londoner Dorland-Büro und 1927 einem Dorland-Büro mitten in Paris an die alten Fäden angeknüpft und erneut expandiert. 1928 gründete Walter S. Maas in Berlin eine deutsche Geschäftsstelle.

Berlin

„Von mächtiger Hand geführt wird Ihre Werbung, wenn Sie sich der weltumspannenden Dorland-Propaganda bedienen“ – so die Eigenwerbung der Berliner Dorland GmbH Ende der 20er Jahre im 20. Jahrhundert. In den gemeinsam mit dem neu gegründeten deutschen Vogue-Verlag gemieteten Büroräumen am Kurfürstendamm 211 wurde neben der Anzeigenverwaltung auch die grafische Gestaltung der ersten deutschen Ausgabe der Vogue realisiert (erschienen am 11. April 1928).

Dorland und Bauhaus

Ebenfalls im Jahr 1928 ereignete sich eine bahnbrechende Besonderheit in der Dorland-Geschichte: der damalige türkische Art-Director Mehemed F. Agha holte den bereits damals bekannten Bauhaus-Designer Herbert Bayer ins Haus. Direkt aus dem Dessauer Bauhaus importiert, entwickelte Bayer als Kreativ-Direktor eine in der Branche einzigartige und nachhaltig stilprägende Gestaltungssprache. Bayer trieb die öffentliche Umsetzung der Bauhaus-Idee voran, indem er Anforderungen der Wirtschaftswerbung mit der Avantgardekunst des Bauhaus kombinierte. Die Vereinbarkeit künstlerischer Arbeit und industrieller Produktion fand hier ihren Ausdruck in neuen Gestaltungsprinzipien von Funktionalität und Klarheit. Diese neue Ästhetik prägte die Arbeit von Dorland, und die Bauhaus-Idee verschaffte sich über das dorland-Studio Zugang in die Alltagswelt der Deutschen. 1929, das Jahr des Schwarzen Freitags an der New Yorker Börse und der Beginn der Weltwirtschaftskrise bedeutete auch für Dorland eine problematische Zeit. Dorland entkam einem Liquidationsbeschluss, indem Walter Kurt Matthes am 13. Januar 1930 Dorland dem Condé Nast Verlag abkaufte. Matthes übernahm die kaufmännischen Geschäfte der Dorland GmbH. Bayer hingegen leitete von nun an als künstlerischer Leiter finanziell selbständig und eigenverantwortlich das dorland-studio. Die Agentur galt als eine Enklave der Bauhaus-Moderne. Bekanntheiten wie Kurt Kranz, Lázló Moholy-Nagy, Marcel Breuer, Ferdinand Neuner, Xanti Schawinsky, Hin Bredendieck u. a. arbeiteten für das dorland-studio und gingen in der Agentur ein und aus. Ebenso war Dorland ein informeller Treffpunkt für den inneren Bauhaus-Kreis, die Meister und Schüler der ersten Generation. Während das Studio ab 1929 auch viele Aufträge für internationale Unternehmen ausführte, durften nach 1933 nur noch Aufträge von deutschen Markenfirmen und Verbänden angenommen werden. Im September 1933 wurde das „Gesetz über Wirtschaftswerbung“ erlassen, die eiserne Weiche für die Rolle der Werbung als Propagandamittel im Deutschen Nationalsozialismus. Für die Exekution des Gesetztes war der Werberat zuständig, seines Zeichens wiederum dem Goebbels-Ministerium für Reichspropaganda unterstellt. Mit Gründung der Nationalsozialistischen Reichsfachschaft deutscher Werbefachleute NSRDW im November 1933 wurde die organisatorische Neustrukturierung der Standesvertretung festgelegt. Die Gleichschaltungspolitik war besiegelt und nur Mitglieder der NSRDW durften in der Werbebranche tätig sein. Neben der Verbandszugehörigkeit benötigte man eine Werbelizenz, die wiederum vom Werberat vergeben wurde. Die Nationalsozialisten hatten hiermit Kontrollinstrumente zur Durchsetzung ihrer Machtinteressen geschaffen. Die gegenseitige Ambivalenz im Verhältnis Dorland und NS-Staat wird an vielen Stellen sichtbar. Sowohl die heiklen Kompromisse von Seiten einiger bauhäusler und ihrer persönlichen Einstellungen hierzu, als auch der Widerspruch zwischen den nationalsozialistischen Werbevorstellungen und den Gestaltungsprinzipien von Dorland verdeutlichen dies. 1938 emigrierte Bayer in die USA, Richard Roth wurde sein Nachfolger.

Literatur