Sprachlabor
Ein Sprachlabor ist ein speziell zum Erlernen von Sprachen ausgestatteter Raum. Es dient dem aktiven Training des Sprechens und Verstehens. Das Konzept des Sprachlabors geht auf den Psychologen B. F. Skinner zurück.
Beschreibung
Im Optimalfall sind die Schüler durch Trennwände voneinander getrennt, um eine gewisse akustische Isolation zu erreichen. Jeder Schüler hat einen Kopfhörer und ein Mikrofon. Die Lehrperson hat ein Kontrollpult, mit dessen Hilfe sie alle Schüler gleichzeitig oder einen separat ansprechen und kontrollieren kann.
Sprachlabore finden sich oft an Schulen oder Universitäten.
Das Sprachlabor verbreitete sich seit den 1950er Jahren in den Vereinigten Staaten und seit den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation wurde damals der Unterricht von modernen Fremdsprachen flächendeckend für alle Schulen eingeführt. Heute wird das Sprachlabor meistens durch Computerarbeitsräume ersetzt.
Es bestand aus Reihen von Einzelkabinen, die meist frontal auf den Lehrertisch ausgerichtet waren, von dem aus die Lernprogramme an die Schülertische gespielt wurden. Alle Schüler hatten einen Kopfhörer mit Mikrophon. Die Lehrperson konnte ebenfalls über Kopfhörer und Mikrophon entweder zu allen Schülern sprechen oder individuell Kontakt aufnehmen. Es existierten Sprachlabore zum alleinigen Hören, zum Hören und Sprechen, und zum Hören, Sprechen und Aufnehmen der Schülerstimme.
Im Sprachlabor wurde typischerweise nach der so genannten audiolingualen Methode gelehrt, die sich von der Lerntheorie her auf die Verhaltenspsychologie von Skinner bezog, von der Sprachbeschreibung dagegen auf die strukturalistische Sprachbeschreibung nach Bloomfield. Skinner vertrat die Ansicht, dass das Lernen von Sprachen wie Verhalten erlernbar sei. Daher wird nach dem Reiz-Reaktions-Schema unterrichtet, auf das positive Verstärkung (Belohnung) folgt. Lernen erfolgt durch Nachahmen, daher sah das Übungsschema einen Stimulus, eine Schülerantwort, richtige Lösung vom Tonband und Nachsprechen der richtigen Lösung vor. Bloomfield führte eine beschreibende Sprachbetrachtung ein und löste daher die Vorherrschaft des Grammatikunterrichts ab, der sich auf die lateinischen grammatischen Kategorien bezog.
Seit den 1970er und 1980er Jahren wurde die audiolinguale Methode durch die so genannte kommunikative Methode verdrängt, die außer Hören und Sprechen auch Lesen und Schreiben in der Fremdsprache zum Gegenstand hat.
Vorteile
Ein Vorteil des Sprachlabors ist die größere Sprech- und damit Übungszeit, die dem Schüler verglichen mit dem herkömmlichen Lehrer-Schüler-Dialog zukommt, allerdings um den Preis, dass diese zusätzliche Zeit nur der maschinenunterstützten Selbstkontrolle des Schülers, nicht aber der Kontrolle durch den Lehrer unterliegt.
Kritik
Insgesamt waren die Sprachlabore aus einer ganzen Reihe von Gründen, und insbesondere in Anbetracht des hohen Kostenaufwandes, pädagogisch ineffektiv. So war die Technik anfällig bzw. wartungsintensiv, so dass in der Praxis häufig mehrere Kabinen nicht genutzt werden konnten oder im Betrieb ausfielen; ein weiteres Problem war, dass sowohl Schüler als auch Lehrer häufig mit der Bedienung überfordert waren. Der aus dem Sprachunterricht dieser Zeit bekannte gelegentliche „Ausflug ins Sprachlabor“ diente dann auch eher der Auflockerung des Unterrichts bzw. der retrograden Rechtfertigung der Anschaffungskosten denn dem Lernfortschritt der Schüler. In Anbetracht der Tatsache, dass Sprachlabore bereits in den 1950er Jahren aufkamen und bis in die 1990er Jahre eingerichtet wurden, setzte sich diese Erkenntnis allerdings erstaunlich langsam durch.
Siehe auch
Quelle
- Reinhold Freudenstein, 1975: Unterrichtsmittel Sprachlabor. Technik, Methodik, Didaktik. Bochum: Kamp Verlag