Dorfkirche Kleinwusterwitz

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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Kleinwusterwitz ist ein Ortsteil der Gemeinde Demsin (Landkreis Jerichower Land) und liegt an der Landesstraße 76 zwischen Genthin und Rathenow im nördlichen Sachsen-Anhalt.

Der Ort ist landwirtschaftlich geprägt und liegt inmitten von Feldfluren, Wiesen und Wäldern an der Stremme, die zum Einflussgebiet der Havel gehört.

Geschichte

ehemaliges Siegel der Gemeinde Kleinwusterwitz

Kleinwusterwitz ist ein Straßendorf wendischen Ursprungs mit einem Anger im Zentrum des Ortes am Abzweig nach Schlagenthin.

Der Ort Kleinwusterwitz wurde als "Lüttekin Wousterwitcze" um 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Kleinwusterwitz war bis zur Gründung von Demsin im Jahre 1951 eine eigenständige Gemeinde. Nach Auflösung der Gemeinde Demsin am 1. Januar 2010 wurde Kleinwusterwitz ein Ortsteil Jerichows.

Die Dorfkirche zu Kleinwusterwitz

Dorfkirche - Ansicht von Westen mit Turm
Dorfkirche - Ansicht von Osten mit Rosettenfenster

Die neugotische Backsteinkirche steht im Zentrum des Dorfes am Dorfanger und ist das Wahrzeichen des Ortes. Für das heutige Aussehen der Kirche in Kleinwusterwitz ist der bekannte preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel verantwortlich.

Der an gleicher Stelle befindliche Vorgängerbau war ein spätromanischer Backsteinbau. Vom Vorgängerbau blieb nur die romanische Sandsteintaufe, eine Halbkugel mit einem Durchmesser von 82 cm, auf einem umgestülpten Würfelkapitell stehend, erhalten. Am Anfang der 1830er Jahre wurden an der Kirche erhebliche Schäden festgestellt. Ihr Ausmaß war so groß, dass man einen Neubau plante.

Den ersten Entwurf zum Kirchenbau erarbeitete Regierungsbaurat Lücke, Berlin, in neugotischer Form. Der Entwurf wurde von Karl Friedrich Schinkel, damals geheimer Oberbaurat und Vorsteher der Oberbaudeputation des preußischen Staates, redigiert und durch ein Gutachten mit beigefügter Skizze geringfügig verändert.

Schinkels Vorstellungen wurden akzeptiert und die alte Kirche abgerissen. Die Vorschläge Schinkels bezogen sich in erster Linie im Äußeren auf die Gestaltung des Turmes, der Fassaden und der Fenster sowie die Empore- und Chorgestaltung im Inneren der Kirche.

„Das Abbrechen der alten Kirche geschah vom 6. bis 20. März 1838. Am 22. März wurde der Grundstein der neuen Kirche gelegt. Ende Oktober hoffen wir zu Gott, soll der ganze Bau beendet sein...“ heißt es in einem Schreiben vom 9. Juni 1838, das bei Dachdeckerarbeiten 1983 im Turm gefunden wurde.

Bei der Gestaltung des Innenraumes wird die denkmalpflegerische Haltung des Baumeisters deutlich, denn mittelalterliche Ausstattungstücke der abgerissenen Kirche wurden behutsam in die Raumkonzeption einbezogen. Eine Kanzel aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie der heute noch vorhandene kleine spätgotische Schnitzaltar, dessen Figuren nachweislich mehrmals übermalt wurden, bilden das Zentrum der Altarwand. Auch der Taufstein mit Jahreszahl 1524 erhielt einen würdigen Platz vor dem Altar.

Bei der Verlegung des Fußbodenpflasters stieß man auf eine mittelalterliche Grabstelle aus geformten Backsteinen, die als einziges vollständig erhaltenes Beispiel dieser Art im Elb-Havel-Gebiet gelten dürfte. Sie wurde sorgfältig in das neue Backsteinpflaster hinter dem Altar eingefügt. Die Inschrift auf der Grabplatte lautet wie folgt:
„Marie von Beyren, Frau des Jacob von Beyren aus dem Hause Randow ist verstorben“

Die feierliche Einweihung der neuen Kirche erfolgte 1838 in Anwesenheit von Prinz August.

Die 1857 in die Kirche eingebaute Orgel ist derzeit in einem nichtspielbaren Zustand.

Die Kirche sowie die komplette Innenausstattung (Kanzelaltar, achtseitiger Taufstein und Grabplatte aus Terrakotten) stehen seit 1977 unter Denkmalschutz.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Das Dorfgemeinschaftshaus, eine umgebaute ehemalige Scheune, liegt direkt neben der Kirche am Dorfanger und wird für Dorffeste und private Feiern genutzt.

Quellen

  • R. Naumann: „Romanische Backsteinkirchen im Elbe-Havel-Gebiet“
  • E. Wernicke: „Bau- und Kunstdenkmale der Kreise Jerichow I und II“
  • Broschüre: „Kirchen im Jerichower Land“
  • Kirchenchronik Kleinwusterwitz