Loden Sherab Dagyab
Loden Sherab Dagyab Kyabgön Rinpoche, kurz Dagyab Rinpoche (* 1940), ist ein tibetisch buddhistischer Lehrer (Lama) und gehört zur Gelugpa-Tradition des tibetischen Buddhismus. Die Gelug-Tradition wurde von Tsongkhapa (1357-1419) gegründet. Weltweit bekanntester Vertreter dieser Tradition ist der Dalai Lama. Nach 1966 war er über vierzig Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bonn tätig.
Tibet
Als Schutzherr (tibetisch Kyjabgön), waren 'Dagyab Rinpoche' und seine acht Vorgänger seit dem 17. Jahrhundert, die geistlichen und weltlichen Oberhäupter der Region Dagyab im Nordosten Tibets. Dagyab Rinpoche gehört zu den wenigen ranghöchsten Lamas, denen die Schirmherrschaft über die buddhistische Lehre offiziell von der tibetischen Regierung anvertraut war. Er ist derzeit der einzige Lama dieses Ranges, der im Westen lebt. Dagyab Rinpoche ist ein Tulku (bewusst wiedergeborener Lama). Er gilt unter den im indischen Exil lebenden Tulkus als der, welcher die meisten buddhistischen Übertragungen der Gelugpa-Tradition hält.
Als Mönch des Drepung-Klosters in Tibet absolvierte Dagyab Rinpoche an dieser Klosteruniversität das Studium der buddhistischen Philosophie. Dagyab Rinpoche war als junger Mann auch Mitglied der Mönchsgemeinschaften des Klosters Ganden und des Klosters Ratö in Zentraltibet. Er gilt derzeit als deren verantwortlicher Leiter.
Dagyab Rinpoche wurde aber nicht nur in der Gelug-Tradition ausgebildet. Er bekam ebenso zahlreiche Unterweisungen aus den Kagyü- und Sakya-Traditionen, zwei weiteren großen Schulen des tibetischen Buddhismus.
Zusammen mit seinen Freunden Panglung Rinpoche und Gyälzur Rinpoche gehörte er zum engeren Schülerkreis der tibetischen Gelehrten Kyabje Trijang Rinpoche und Kyabje Ling Rinpoche. Beide Gelehrte waren auch Lehrer des derzeitigen Dalai Lama.
Exil
Loden Sherab Dagyab floh 1959, im Rahmen der chinesischen Besetzung Tibets und des Volksaufstands von Lhasa, zusammen mit dem Dalai Lama nach Indien ins Exil. Erst nach seiner Flucht aus Tibet erwarb er im indischen Exil den akademischen Grad eines Geshe Lharampa.
Noch im indischen Exil in Dharmsala verfasste er ein Tibetisches Wörterbuch, das heute noch große Beachtung findet. Nach seiner Heirat mit der Tochter eines tibetischen Arztes aus Darjeeling nahm er 1966 eine ihm angebotene Stelle am Seminar für Sprach- und Kulturwissenschaft Zentralasiens der Universität Bonn an und siedelte nach Bonn über. In seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er inbesondere über Fragen zur tibetischen Ikonographie (unter Leitung von Prof. Dr. Klaus Sagaster), über tibetische Rechtsurkunden (zusammen mit Prof. Dr. Dieter Schuh) und über die Geschichte seines Heimatlandes Dagyab (als Mitarbeiter von Prof. Dr. Peter Schwieger). In allen diesen Themenstellungen war er für bekannte tibetologische Veröffentlichungen federführend bzw. an diesen beteiligt. Er ist Vater von zwei erwachsenen Kindern und lebte mit seiner Familie in der Nähe von Bonn.
Ab 1984 besann sich Loden Sherab Dagyab außerhalb seiner universitären Forschung wieder auf seine Berufung als tibetisch-buddhistischer Inkarnation. Als Dagyab Rinpoche gab und gibt er Belehrungen an vielen Orten weltweit. Seine wichtigsten Bezugspunkte sind jedoch nach wie vor die Provinz Dagyab in Osttibet, so wie die Exil-Klostergemeinschaften von Drepung, Ganden und Ratö in Mundgod im Süden Indiens.
Dagyab Rinpoche betreute seither das buddhistische Zentrum Chödzong. Dies hatte jahrelang seinen Sitz in Langenfeld (Mittelfranken) und später in Fürth (Mittelfranken). Im Herbst 2005 eröffnete er das Tibethaus in Frankfurt am Main, das in der Tradition der bereits bestehenden Tibethäuser in Neu-Delhi, Barcelona, London und New York als tibetisches Kulturzentrum geführt werden soll. Dagyab Rinpoches Kernanliegen ist hier vor allem die Integration des Buddhismus im Westen.
Dagyab Rinpoche war Gründungsmitglied des Dagyab e.V. und arbeitet bis heute aktiv in diesem Verein mit. Der Dagyab e.V. möchte den Menschen in der tibetischen Provinz Dagyab Hilfe bei der Bewältigung ganz elementarer Probleme wie Bildung und Gesundheitsversorgung anbieten. Dazu gehören die Initiierung und fortwährende Unterstützung von Schulen für Nomadenkinder, Aufbau und Förderung von tibetisch-buddhistischen Kunstschulen (Thangkamalerei) und der Aufbau von traditionellen tibetischen Medizinschulen, damit die Bewohner Dagyabs eine bezahlbare medizinische Grundversorgung bekommen. Projekte für Klöster machen, von zweckgebundene Spenden abgesehen, weniger als 10% der Ausgaben in Dagyab aus. Dabei bemüht der Verein sich gezielt um traditionell eher vernachlässigte Gruppen, wie z. B. die Nonnen.
Werke
- Die Sadhanas der Sammlung rgyd-sde kun-btus. Harrassowitz, Wiesbaden 1991, ISBN 3-447-03109-3
- Die Sadhanas der Sammlung sGrub-thabs 'Dod-'jo. Harrassowitz, Wiesbaden 1991, ISBN 3-447-03108-5
- Buddhistische Glückssymbole im tibetischen Kulturraum: Eine Untersuchung der neun bekanntesten Symbolgruppen. Diederichs Gelbe Reihe, München 1992, ISBN 3-424-01122-3.
- Buddhistische Orientierungshilfen: Eine grundlegende Einführung. Chödzong, Langenfeld 1994
- mit Regine Leisner: Dagyab: wo Tibet noch tibetisch ist. Theseus Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-89620-111-5.
- mit Thomas Lautwein: Achtsamkeit und Versenkung: Lamrim - die tibetische Meditation. Hugendubel, München 2001, ISBN 3-7205-2264-4.
Weblinks
- Literatur von und über Loden Sherab Dagyab im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Publikationsliste von Loden Sherab Dagyab bis November 2010 (PDF, 81 kB) – tibethaus.com
- Choedzong
- Spirituelle Leitung Choedzong
- Tibethaus Frankfurt
- Dagyab e.V.
Personendaten | |
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NAME | Dagyab, Loden Sherab |
ALTERNATIVNAMEN | Dagyab Kyabgön Rinpoche, Loden Sherab (vollständiger Name); Dagyab Rinpoche |
KURZBESCHREIBUNG | tibetischer Lama der Gelugpa-Tradition |
GEBURTSDATUM | 1940 |