Homs
Koordinaten: 34° 44′ N, 36° 43′ O
Homs (im klassischen Arabisch als Ḥimṣ ausgesprochen, arabisch حمص, in der Antike Emesa, türkisch Humus) ist eine bedeutende Stadt in Syrien und Hauptstadt der Provinz Homs.
Allgemeines
Homs liegt im Westen Syriens im fruchtbaren Tal des Nahr al-Asi (in der Antike Orontes) und ist mit ungefähr einer Million Einwohner größer als Hama. Lediglich Damaskus und Aleppo sind bevölkerungsreicher. Das Klima ist für syrische Verhältnisse mild und feucht..
Sehenswürdigkeiten
In Homs befinden sich die nach Chalid ibn al-Walid benannte Moschee, wo dieser Feldherr begraben ist, und die wegen ihres hohen Alters berühmte Mariengürtel-Kirche. Von der Zitadelle sind nur einige Überreste erhalten. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören ferner weitere Moscheen und Kirchen sowie die historischen Stadttore und die traditionellen Suks. In der Nähe liegt die Burg Krak des Chevaliers. Homs verfügt über eine Universität und eine Ölraffinerie. Außerdem ist Homs ein Verkehrsknotenpunkt und bietet über die Homs Gap Zugang zum Mittelmeer.
Bevölkerung
Die heutige Einwohnerzahl ist nicht genau bekannt. Schätzungen reichen von 650.000 bis zu 1.200.000. Für die 1920er Jahre werden 55.000 angegeben, davon 20.000 Christen, für die 1960er Jahre 170.000, mit Vororten 300.000.
Geschichte
Vorchristliche Zeit
Die Besiedlung des Zitadellenhügels reicht bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Über die vorgeschichtliche Bevölkerung ist aber wegen unzureichender archäologischer Erforschung sehr wenig bekannt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. stand Emesa unter der Kontrolle arabischer Fürsten („Könige“). Es ist anzunehmen, dass sich die arabische Oberschicht aus eingewanderten Nomadenstämmen rekrutierte, die dort in der Zeit des Seleukidenreichs sesshaft geworden waren. Der erste eindeutig identifizierbare dieser Fürsten ist Sampsigeramos I., der 64 v. Chr. den Seleukidenkönig Antiochos XIII. gefangennahm und töten ließ und ein gutes Verhältnis zu Pompeius unterhielt. Sein kleines Reich, zu dem auch die Stadt Arethusa (heute Restan oder Rastan) gehörte, war damals offenbar eine ernstzunehmende Regionalmacht. Die Fürsten waren Vasallen des Römischen Reichs und nahmen an den römischen Bürgerkriegen teil.
Ebenso wie das 155 km östlich gelegene Palmyra erlebte Emesa etwa ab dem Beginn der römischen Kaiserzeit dank seiner Lage an der Karawanenstraße zum Persischen Golf einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Zur Zeit der Kaiser Nero und Vespasian beteiligte sich der Fürst von Emesa mit einer starken Streitmacht am Krieg gegen die Juden und der Eroberung und Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. Anscheinend hob Kaiser Domitian die Eigenständigkeit Emesas auf und gliederte die Stadt in die römische Provinz Syria ein.[1]
Eine Besonderheit Emesas war der dort verwurzelte Kult des Gottes Elagabal, der erstmals im 1. Jahrhundert n. Chr. bezeugt ist; er war aller Wahrscheinlichkeit nach sehr alt und ging auf die vorarabische Bevölkerung zurück. Ursprünglich war es ein lokaler Berggott; später erhoben ihn seine Anhänger zum Sonnengott und somit zum höchsten aller Götter. Im Zeitraum 138/143 n. Chr. setzt Emesener Münzprägung mit den Symbolen Elagabals ein. Im Zentrum des Elagabal-Kults stand ein riesiger, ungefähr bienenkorbförmiger, höckriger schwarzer Stein (Meteorit?), der in einem prächtigen, berühmten Tempel aufbewahrt wurde (siehe Steinkult).
Die Würde des Oberpriesters war in einer Familie erblich, die wohl von dem alten Fürstengeschlecht von Emesa abstammte. Zu dieser Familie gehörte die römische Kaiserin Julia Domna, die Gemahlin des Septimius Severus (193–211); ihre Söhne waren Kaiser Caracalla (211–217) und dessen zeitweiliger Mitregent Geta. Die jüngere Schwester dieser Kaiserin, Julia Maesa, war die politisch sehr einflussreiche Großmutter der Kaiser Elagabal (218–222) und Severus Alexander (222–235). Im Zeitraum 211–235 wurde das Römische Reich somit von Nachkommen der Elagabal-Priester von Emesa beherrscht (abgesehen von einer Unterbrechung 217–218).
Kaiser Elagabal überführte den heiligen Stein 219 nach Rom und erhob den Elagabal-Kult zur römischen Staatsreligion. Dadurch erhielt die Elagabal-Verehrung kurzzeitig welthistorische Bedeutung. Nach der Ermordung dieses Kaisers (222) wurde der Stein nach Emesa zurückgebracht. Dort blühte der Kult weiterhin. 261 war Emesa Residenz des römischen Gegenkaisers Quietus. Kaiser Aurelian besiegte 272 bei Emesa das Heer der palmyrenischen Herrscherin Zenobia und begab sich anschließend in den Elagabal-Tempel, um ein Gelübde einzulösen.
284 ließ Kaiser Diokletian in Stadtnähe den Orontes mit einer 2 km langen Staumauer zum See von Homs aufstauen, dem größten römischen Wasserreservoir im Nahen Osten.
Christliche Zeit
Emesa war schon vor dem Sieg des Christentums Bischofssitz; der erste namentlich bekannte Bischof starb in der Diokletianischen Verfolgung. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts trat Bischof Eusebios von Emesa als theologischer Schriftsteller hervor. Ein prominenter Bischof war auch Nemesios von Emesa, der um 400 das für die Anthropologiegeschichte wichtige Werk Über die Natur des Menschen verfasste. 452 wurde in einem Kloster in der Nähe von Emesa das Haupt Johannes des Täufers aufgefunden, eine Reliquie von sehr hohem Rang. Wohl unter dem Eindruck dieses Ereignisses erlangte das Bistum den Rang eines Metropolitansitzes. Über orthodoxe Metropoliten der Folgezeit ist aber nichts bekannt, denn nach dem Konzil von Chalkedon (451) kam es zur Kirchenspaltung, und die in der Region sehr starken Chalkedon-Gegner (Monophysiten) richteten einen konkurrierenden Metropolitansitz ein. Sie wurden staatlich verfolgt. Als unter den Kaisern Phokas und Herakleios die Perser in ihrem langjährigen Krieg gegen Byzanz zunächst große Erfolge erzielten, konnten sie 609 auch Emesa erobern und bis 628 halten.
Arabisches Mittelalter und Frühe Neuzeit
Als die Byzantiner nach ihrer Niederlage gegen die Araber in der Entscheidungsschlacht am Jarmuk Syrien räumen mussten, fiel 637 Emesa ohne Widerstand in die Hand der Sieger. Zahlreiche Prophetengefährten ließen sich dort nieder. Durch eine starke Einwanderung von Jemeniten änderten sich die demographischen Verhältnisse nachhaltig. Im Bürgerkrieg zwischen Muawiya I. und Ali ibn Abi Talib ergriffen die Einwohner für Ali Partei.
944 wurde die Stadt von Saif ad-Daula eingenommen und kam so unter die Herrschaft der Hamdaniden von Aleppo. 969 eroberte der byzantinische Kaiser Nikephoros II. Phokas Homs, aber als die Byzantiner 973 abzogen, kehrten die Hamdaniden zurück. 995 konnten die Byzantiner unter Kaiser Basileios II. Homs erneut vorübergehend unter ihre Kontrolle bringen. In diesen Kämpfen wurden furchtbare Verwüstungen angerichtet.
Den Kreuzfahrern, die die Stadt La Chamelle nannten,[2] gelang es nie, Homs einzunehmen, vielmehr wurde die Stadt ein wichtiger Stützpunkt ihrer Gegner. Sie war vorzüglich befestigt und verfügte über ausgezeichnete Bewässerungsanlagen, wurde aber 1157 und 1170 durch Erdbeben verwüstet. 1175 eroberte Saladin die Stadt, beließ sie dann aber unter der Kontrolle einer lokalen Dynastie, der Asadis.
Im Verlauf des Mongolensturms wurde Homs 1260 von den Truppen Hülägüs eingenommen. Nach der Vertreibung der Mongolen übernahmen die Mamluken die Macht.
1516 geriet Syrien und damit auch Homs unter die Herrschaft der Osmanen. Die Stadt war seit dem Mittelalter für ihre Weberei und Seidenproduktion bekannt und ist auch in der Moderne ein Zentrum der Textilindustrie geblieben. Sie erlebte aber in der Osmanenzeit einen Niedergang; im späten 18. Jahrhundert soll sie nur noch ein Dorf von etwa 2000 Einwohnern gewesen sein.