Anna Dober

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Anna Dober (* 9. April 1713 in Kunewald; † 12. Dezember 1739 in Marienborn) war eine mährische Poetin und Verfasserin zahlreicher geistlicher Lieder.

Anna Dober wurde am 9. April 1713 in Kunewald (Mähren) als Anna Schindler geboren.[1] 1728 zog sie gemeinsam mit ihren Eltern nach Sachsen.[2] Dort schloss sie sich der Herrnhuter Brüdergemeine des Reichsgrafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700–1760) an.[3] Mit ihrem Talent und ihrem Pflichtbewusstsein fiel sie den Gemeindemitgliedern sofort positiv auf.[4] 1730 gründete Dober gemeinsam mit ihrer Freundin Anna Nitschmann den „Jungfrauenbund“. Die Frauen dieses Bundes fühlten sich mit Jesus in einer mystischen Beziehung so stark verbunden, dass sie eine irdische Ehe als zweitrangig betrachteten. [5]

Dennoch heiratete Dober den Töpfer, Missionar und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine Johann Leonhard Dober (1706–1766). Zwischen 1732 und 1735 lebte das Ehepaar für missionarische Zwecke auf der Insel Saint Thomas.[6] Weitere Missionarsreisen ihres Mannes führten Anna Dober nach Amsterdam, Kopenhagen und England.[5][7]

Anna Dober starb am 12. Dezember 1739 im Alter von 26 Jahren in Marienborn.[1]

Anna Dober schrieb ab 1735 zahlreiche geistliche Lieddichtungen. Ihre Lieder handeln vornehmlich von einer großen persönlichen Hingabe zu Christus und von dem Verlangen nach der Liebe und Gnade Gottes.[4] Selbst publizierte Anna Dober keine Werke, doch viele ihrer geistlichen Lieder stehen in Kirchgesangsbüchern und Liedanthologien des 19. bis 21. Jahrhunderts. So enthält zum Beispiel das 1870 erschienene Kleine Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeinde 13 Lieder von Anna Dober.[2] Durch das Lied „Süsser Heiland, deine Gnade ist viel grösser“ aus dem Jahr 1735 wurde sie überregional bekannt.[2]

1. Süßer Heiland, deine Gnade
Ist viel größer, als man denkt,
Wenn du einer armen Made
Deinen Sinn und Art geschenkt.

2. Wenn man sonst nach Grunde fragte
Mit bekümmertem Gemüth
Und uns keine Seele sagte,
Wer es ist, der Seelen zieht.

3. Und auf einmal wird's gespüret,
Daß er Jesus Christus heißt:
O, wie wird das Herz gerühret!
O wie rege wird der Geist!

4. Einem solchen armen Kinde,
Das sich für verloren hält,
Krümmt und windet in der Sünde,
Wird sein Blut zum Lösegeld.

5. Gnade strömt aus Jesu Wunde,
Daß man Abba sagen kann
Und man sieht sich von der Stunde
Als ein Kind der Gnade an.[7]

Einige Lieder von Anna Dober wurden übersetzt und in englischen Gesangsbüchern veröffentlicht.[4]

  • Christian Gregor: Historische Nachricht vom Brüder-Gesangsbuche des Jahres 1778 und von dessen Lieder-Verfassern. 2. Auflage. Verlag der Buchhandlung der evangelischen Brüder-Unität, Gnadau 1851 (online).
  • Christian Willhelm Stromberger: Christliche Lieder evangelischer Frauen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Rickersche Buchhandlung, Giessen 1854 (online).
  • Deutschlands Dichterinnen von 1500 bis 1846 in chronologischer Folge. Hrsg. Abraham Voss. Vollmann und Schmidt, Düsseldorf 1847.
  • Eduard Emil Koch: Die Dichter und Sänger. In: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. 2. Auflage. Band 2. Druck und Verlag der christlichen Helfer'schen Buchhandlung. Stuttgart 1853 (online).
  • Emma Raymond Pitman: Lady Hymn Writers. T. Nelson and sons, London/Edinburgh/New York, 1892 (online).
  • Evangelische Brüdergemeinde: Gesangsbuch der Evangelischen Brüdergemeinde.Verlag der Buchhandlung der evangelischen Brüder-Unität, Pemsel 1870 (online).
  • Samuel Elsner: Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Tromisch und Sohn, Berlin 1832 (online).
  • Jean M. Woods, Maria Fürstenwald. Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon. In: Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte. Band 10. Metzler, Stuttgart 1984.
  • Joachim Scherf (Hrsg.): Jesu, geh voran: Ein Gang durchs Kirchenjahr in Liedern. Books on Demand, Norderstedt 2019 (online).
  • Joachim Scherf (Hrsg.): Ein zündendes Wort, ein farbiger Klang eine Sammlung geistlicher Lieder von Frauen aus sechs Jahrhunderten. Norderstedt 2022 (online).

Einzelnachweise

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  1. a b Jean M. Woods, Maria Fürstenwald: Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und gelehrte Frauen des deutschen Barock. Ein Lexikon. In: Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte. Band 10. Metzler, Stuttgart 1984, ISBN 3-476-00551-8, S. 25.
  2. a b c Joachim Scherf (Hrsg.): Ein zündendes Wort, ein farbiger Klang: Eine Sammlung geistlicher Lieder von Frauen aus sechs Jahrhunderten. Books on Demand, Norderstadt 2022, ISBN 978-3-7386-4365-7, S. 315.
  3. Joachim Scherf (Hrsg.): Jesu, geh voran: Ein Gang durchs Kirchenjahr in Liedern. Books on Demand, Norderstedt 2019, ISBN 978-3-7392-4791-5, S. 475.
  4. a b c Emma Raymond Pitman: Lady Hymn Writers. T. Nelson and sons, London / Edinburgh / New York 1892, S. 137.
  5. a b Eduard Emil Koch: Die Dichter und Sänger. In: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. 2. Auflage. Band 2. Druck und Verlag der christlichen Helfer'schen Buchhandlung, Stuttgart 1852, S. 367.
  6. Christian Gregor: Historische Nachricht vom Brüder-Gesangsbuche des Jahres 1778 und von dessen Lieder-Verfassern. 2. Auflage. Verlag der Buchhandlung der evangelischen Brüder-Unität, Gnadau 1851, S. 200 f.
  7. a b Christian Wilhelm Stromberger: Geistliche Lieder evangelischer Frauen des 16. 17. und 18. Jahrhunderts. Ricker’sche Buchhandlung, Giessen 1854, S. 210.