Tondikiwindi

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Landgemeinde Tondikiwindi
Landgemeinde Tondikiwindi (Niger)
Landgemeinde Tondikiwindi (Niger)
Landgemeinde Tondikiwindi
Koordinaten 14° 28′ N, 2° 2′ OKoordinaten: 14° 28′ N, 2° 2′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tillabéri
Departement Ouallam
Einwohner 111.490 (2012)

Tondikiwindi (auch: Tondi Kiwindi, Tondikwindi) ist eine Landgemeinde im Departement Ouallam in Niger.

Tondikiwindi liegt nordöstlich der Regionalhauptstadt Tillabéri und grenzt im Norden an den Nachbarstaat Mali. Die Nachbargemeinden in Niger sind Banibangou und Dingazi im Osten, Ouallam im Süden sowie Anzourou, Gothèye und Inatès im Westen. Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 141 Dörfer, 149 Weiler und 6 Lager.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Tondikiwindi.[2]

Die südliche Hälfte der Gemeinde ist Teil des Sahel, während die nördliche Hälfte zur Übergangszone zwischen Sahel und Sahara gerechnet wird.[3]

Tondikiwindi wurde im 19. Jahrhundert von Kallé gegründet, einer Untergruppe der Zarma, die in der Region mehrere Siedlungen schufen.[4] Die französische Kolonialverwaltung richtete Anfang des 20. Jahrhunderts einen Kanton in Tondikiwindi ein und anerkannte den lokalen Herrscher Koureïzé Aliou als Kantonschef.[5]

Flüchtlingslager Mangaïzé (2013)

Bei einer landesweiten Verwaltungsreform 2002 gingen die Landgemeinden Tondikiwindi und Banibangou aus dem aufgelösten Kanton Tondikiwindi hervor. Bei der Hungerkrise in Niger 2005 gehörte Tondikiwindi zu den am stärksten betroffenen Orten. Hier hatte die Bevölkerung weniger als eine Mahlzeit am Tag zur Verfügung.[6] Infolge des Konflikts in Nordmali wurde im Mai 2012 in Mangaïzé ein Flüchtlingslager eingerichtet. Im Lager lebten im Oktober 2013 über 7000 Menschen, vor allem Tuareg aus der malischen Stadt Ménaka.[7]

Bei einem Hinterhalt bei der Ortschaft Tongo Tongo im Gemeindegebiet von Tondikiwindi kamen am 4. Oktober 2017 jeweils vier Soldaten der Streitkräfte der Vereinigten Staaten[8] und der Streitkräfte Nigers ums Leben.[9] Der Vorfall löste eine Kontroverse in den Vereinigten Staaten aus.[10] Im Dorf Tingara kam es zwischen November 2018 und Januar 2019 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden Zarma-Gruppen.[11] Am 14. Mai 2019 wurden bei einem Terrorangriff im Dorf Siwilli 27 Soldaten eines Militärkonvois getötet.[12] Bei einem Angriff einer bewaffneten Terrorgruppe auf die Dörfer Tchioma Bangou und Zaroumbey Darey am 2. Januar 2021 wurden 100 Menschen getötet und 26 weitere verletzt.[13] Bei einem weiteren Terrorangriff auf das Dorf Danga Zaouni und umliegende Weiler am 24. Juni 2021 wurden 19 Zivilisten getötet.[14] Im Dorf Moto Gatta erschoss eine bewaffnete Gruppe am 28. Januar 2024 22 Menschen.[15]

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 111.490 Einwohner, die in 10.601 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 77.272 in 7979 Haushalten.[16]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 1440 Einwohner in 142 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 934 in 96 Haushalten[16] und bei der Volkszählung 1988 1428 in 117 Haushalten.[17]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Zarma, Tuareg und Fulbe.[18]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 25 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 7 MODEN-FA Lumana Africa, 7 PNDS-Tarayya, 4 AMEN-AMIN, 4 MNSD-Nassara, 2 MPR-Jamhuriya und 1 RPP-Farilla.[19]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 73 Dörfern in der Gemeinde.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Im Dorf Tougfouni findet alljährlich eine Marabout-Versammlung zum Zweck der gemeinsamen Koranrezitation statt.[20]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Die Gemeinde liegt am Übergang der Zone des Agropastoralismus des Südens zur Zone der reinen Weidewirtschaft des Nordens.[21] Im Dorf Mangaïzé wird ein Viehmarkt abgehalten. Der Markttag ist Donnerstag.[22] In den 1980er Jahren wurde im Hauptort eine Getreidebank etabliert.[23] 99 % der Bevölkerung von Tondikiwindi wurden 2011 in einer Studie der französischen Nichtregierungsorganisation ACTED als arm oder sehr arm eingestuft. Mehr als 66 % der Einwohner hatten keinen Zugang zu Latrinen in der näheren Umgebung.[24]

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Céwane, Garbey Fondo, Mangaïzé, Taroum, Tchioma Bangou und Tondi Koirey vorhanden.[25] Der CEG Tondikiwindi und der CEG Mangaïzé sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[26] Beim Centre de Formation aux Métiers de Tondikiwindi (CFM Tondikiwindi) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[27] Mangels entsprechender baulicher Infrastruktur findet der Schulunterricht im Hauptort und in Mangaïzé in Strohhütten statt.[28]

Durch die Gemeinde verläuft die 294,7 Kilometer lange Nationalstraße 24 zwischen der Hauptstadt Niamey und der Staatsgrenze zu Mali. Im Hauptort zweigt die 27,2 Kilometer lange Landstraße RR6-003 nach Mangaïzé von der Nationalstraße 24 ab. Das Dorf Kokaïna ist über die 2,1 Kilometer lange Route 650 mit der Landstraße RR6-003 verbunden.[29]

  • Mamoudou Idrissa: Impact du climat et des activités anthropiques sur les écosystèmes dans le Nord-Ouest de la Région de Tillabéri au Niger. Thèse. Ecole Doctorale des Sciences de la Vie et de la Terre, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2018.
  • Mariatou Koné: La crise alimentaire à Tondikiwindi, 2004–2005 (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 63). LASDEL, Niamey/Parakou Dezember 2006 (lasdel.net [PDF]).
  • Ibrahim Mamoudou Seyni: Perception et adaptation paysannes aux changements climatiques et environnementaux: Tondikiwindi (département de Ouallam, région de Tillabéry). Mémoire. Faculté des Lettres et Sciences Humaines, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2018.
Commons: Tondikiwindi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, Juli 2014, S. 485–491, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  4. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 86.
  5. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 239.
  6. Niger Food Crisis 2005: Humanitarian Situation Report No. 1. OCHA, 26. Juli 2005, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  7. Mangaize Refugee Camp. (PDF) UNHCR, Oktober 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. November 2014; abgerufen am 8. November 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.unhcr.org
  8. Chairman of the Joint Chiefs of Staff discloses details about Niger ambush. In: CBSNews.com. 23. Oktober 2017, abgerufen am 3. Januar 2018 (englisch).
  9. Pentagon identifies fourth soldier killed in Niger attack. In: MilitaryTimes. 7. Oktober 2017, abgerufen am 3. Januar 2018 (englisch).
  10. A Deadly Ambush’s Great Mystery: What Are We Doing in Niger? In: The New York Times. 27. Oktober 2017, abgerufen am 3. Januar 2018 (englisch).
  11. Murder in Tillabery: Calming Niger’s Emerging Communal Crisis. International Crisis Group, 28. Mai 2021, abgerufen am 14. April 2024 (englisch).
  12. Héni Nsaibia: Heeding the Call: Sahelian militants answer Islamic State leader al-Baghdadi’s call to arms with a series of attacks in Niger. Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED), 23. Mai 2019, abgerufen am 14. April 2024 (englisch).
  13. Au conseil des ministres : Adoption de plusieurs projets de textes dont celui relatif à la protection des données à caractère personnel et mesures nominatives. In: Niger Diaspora. 10. Januar 2021, abgerufen am 22. Januar 2021 (französisch).
  14. Niger: Surging Atrocities by Armed Islamist Groups. Human Rights Watch, 11. August 2021, abgerufen am 14. April 2024 (englisch).
  15. Insécurité : 22 civils tués dans une attaque terroriste à Motogatta (Tillabéri). In: ActuNiger. 30. Januar 2024, abgerufen am 8. Februar 2024 (französisch).
  16. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique, République du Niger, archiviert vom Original am 2. Februar 2012; abgerufen am 27. März 2022 (französisch).
  17. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 248 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  18. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  19. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  20. Ramatou Hassane, Bénédicte Gastineau, Françoise Guichard, Benjamin Sultan, Théo Vishel: Analyse environnement et changement climatique en milieu rural au Niger. Rapport sur les changements et les services climatiques dans les communes de Karkara, Sahiya, Darey et Toungfini. (PDF) Institut de Recherche pour le Développement, 27. November 2017, S. 14, abgerufen am 27. Dezember 2021 (französisch).
  21. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  22. Mahamadou Saley, Yatta Paul Maurice Mohamed: Projet Régional d’Appui au Pastoralisme au Sahel (PRAPS). Etude diagnostique des Systèmes d’Information sur les marchés à bétail du Burkina Faso, du Mali, de la Mauritanie, du Niger, du Sénégal et du Tchad. Rapport Définitif. (PDF) CILSS, November 2016, archiviert vom Original am 17. Mai 2017; abgerufen am 10. Januar 2022 (französisch).
  23. Francisca Beer: Cereal Banks in Niger. Center for Research on Economic Development, University of Michigan, Ann Arbor 1990, S. 32 (pdf.usaid.gov [abgerufen am 16. Januar 2023]).
  24. Départements de Tillabéri, Ouallam et Filingué, Region of Tillabéri. Evaluation of the Humanitarian Situation. (PDF) Agence d’aide à la coopération technique et au développement (ACTED), 2011, abgerufen am 7. Mai 2021 (englisch).
  25. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Januar 2023; abgerufen am 10. November 2020 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/snisnet.net
  26. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des données. Institut National de la Statistique, République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  27. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 96, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  28. Cartographie des Risques de Protection – Région de Tillabéri. (PDF) Danish Refugee Council, Dezember 2018, S. 20, abgerufen am 23. März 2021 (französisch).
  29. Sahia Ibrahim Baoulé Balarabé, Seyni Soumana Samba, Guillaume Poirel: Annuaire Statistique du Ministère de l’Équipement 2016–2020. Edition 2021. Annexe 1: Répertoire des routes. (PDF) Institut National de la Statistique (INS) du Niger, November 2021, S. 65–73, archiviert vom Original am 26. Januar 2023; abgerufen am 5. Januar 2024 (französisch).