Lochplatte (Halbzeug)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von DIN 24041)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Abfalleimer und Rinnsteinabdeckung aus unterschiedlichen Lochblechen

Lochplatten sind gelochte Bleche, die als Halbzeug vielen Produkten und Objekten Form und Funktion geben. Beim Stanzprozess fallen die Lochfüllungen als Abfall an (Butzen, Bunzen). Neben Kunststoffen werden in erster Linie Metalle verarbeitet, vor allem Stahl, verzinkter Stahl, Aluminium und Edelstahl.

Der Begriff Lochplatte bezieht sich auf die DIN 4185-2 und DIN 24041, welche die Begriffe „Lochblech“ und „gelochtes Blech“ ablöste. Hersteller verwenden jedoch weiterhin vorrangig den Begriff „Lochblech“. Eine Lochplatte nach DIN bezeichnet eine Platte (Blech, Tafel etc.), die durch Stanzen, Perforieren oder Bohren gleichartige Öffnungen (Löcher) in regelmäßiger Anordnung erhält.[1]

Herstellungsverfahren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundsätzlich werden Lochbleche entweder in Großserie vom Coil, aus Tafeln oder als Einzelauftrag mit Sonderabmessung gefertigt. Im Wesentlichen werden folgende Herstellungsverfahren genutzt:

Ein Werkzeug, so breit wie die/das zu lochende Tafel/Band, locht mit einem Hub eine gesamte Lochreihe. Es gibt auch mehrreihige Werkzeuge, die mit einem Hub mehrere Reihen gleichzeitig lochen. Geeignet für große Stückzahlen mit gleichem Lochbild. Bei Werkzeugen mit Einzelstempelsteuerung ist auch die Erzeugung von Mustern und Konturen möglich.

Ein Werkzeug, das nur abschnittweise die Lochungen vornimmt. Das Werkzeug kann zwar mehrere Stempel aufweisen, locht aber nicht ganze Reihen, sondern im Normalfall nur einzelne Löcher (oder Lochgruppen). Geeignet für Sonderlochungen mit geringen Stückzahlen und für schwierige Lochungen, z. B. in dickem Material.

Ein Spezialwerkzeug übernimmt die computergesteuerte Lochung. Mit dieser Methode sind komplexe Lochbilder möglich. Geeignet für geringe Stückzahlen mit schwierigen Lochungen.

Walzenperforation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute nur selten genutzte Methode. Dabei drückt eine geformte Walze die Löcher in das Material. Geeignet für Mikroperforation.

Bei sehr harten oder sehr dicken Werkstoffen, die sich nicht mehr stanzen lassen, werden die Löcher mittels Laser usw. ins Material gebracht. Diese Methode ist die langsamste und teuerste Lösung. Geeignet für geringe Stückzahlen.

Weiterbearbeitungsverfahren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Stanzprozess werden die einzelnen Bleche mit Hilfe einer Richtmaschine wieder plan. Danach gibt es laut DIN 8580 verschiedene Bearbeitungsverfahren:

DIN 24041
Bereich Halbzeuge
Titel Lochbleche – Maße
Kurzbeschreibung: Arten und Bezeichnung von Lochblechen
Erstveröffentlichung Dezember 2002
Letzte Ausgabe Juni 2021
Lochblech mit Lochung Rv5-8

In Deutschland sind Lochplatten genormt nach DIN 24041. Sie umfasst alle Lochformen und hat im Dezember 2002 mit ihrer Ausgabe DIN 24041:2002-12 die folgenden früheren Normen ersetzt:

  • DIN 24041 (Rundlochungen)
  • DIN 24042 (Quadratlochungen) und
  • DIN 24043 (Langlochungen).

Das RAL-Gütezeichen RAL-GZ 615 definiert Anforderungen (Maße, Toleranzen etc.) an Lochbleche und Coils aus warmgewalztem Stahl mit einer Zugfestigkeit bis zu 500 N/mm².[2]

Man unterscheidet folgende Lochformen (in Klammern die jeweilige Abkürzung aus DIN 24041):

  • Rundlochung
    • in geraden Reihen (Rg)
    • in diagonal versetzten Reihen (Rd)
    • in um 60° versetzten Reihen (Rv)
  • Quadratlochung
    • in geraden Reihen (Qg)
    • in diagonal-versetzen Reihen (Qd)
    • in versetzen Reihen (Qv)
  • Langlochung
    • in geraden Reihen (Lg)
      • mit eckigen Löchern (Lge)
    • in versetzen Reihen (Lv).

Daneben sind weitere Formen möglich, wie:

Lochform und Anordnung der Löcher zueinander bestimmen den Wirkungsgrad. So besagt z. B. „Lochung Rv5-8“, dass es sich um eine Rundlochung mit versetzter Anordnung handelt. Der Lochdurchmesser beträgt 5 mm und der Abstand von Lochmitte zu Lochmitte 8 mm (= 3 mm breiter Steg zwischen den Löchern).

Qualitätsmerkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Verwendungszweck ergeben sich unterschiedliche Qualitätsanforderungen an das Lochblech. Folgende Kriterien kommen in Betracht:

  • Einhaltung vorgegebener Toleranzen
  • Planheit der Lochplatte
  • Exaktheit des Lochmusters
  • Genauigkeit der Weiterverarbeitungsstufen.

Grundsätzlich sind diese Qualitätsmerkmale durch DIN 24041 festgelegt.[3]

Lochbleche sind durch die Verbindung von direkt und indirekt einfallendem Licht transparent und dekorativ. Diese ästhetische Eigenschaft von Lochblechen findet in der Innen- und Außenarchitektur sowie im Kunstgewerbe Zuspruch. Als zeitloses, vielseitiges Bauelement lassen sich Lochbleche auch als Füllung im Treppengeländer einsetzen.

In Möbelindustrie liegt der Vorteil von Sitzmöbeln mit Sitzschalen und Rückenlehnen aus gelochtem Stahl, Edelstahl oder Aluminium besonders in ihrer Eigenschaft als feuerhemmendes Material. Sitzmöbel aus Lochblech sieht man auf Flughäfen oder in Bahnhofshallen.

Warenkörbe und Regale aus Lochblech werden im Einzelhandel eingesetzt, da die Stabilität des Materials eine lange Lebensdauer der Ladeneinrichtung garantiert.

In der Lagerwirtschaft werden Lochbleche eingesetzt, da in Hochregallagern stabile und maßgenaue Behälter gebraucht werden.

Weiterhin übernehmen Lochbleche Funktionen wie Sieben, Klassieren, Filtern oder Dosieren: als Siebe, Raster oder Schüttelböden trennen sie Trockenschüttgüter wie Kies, Straßenbaumaterial, Erz, Koks, Kartoffeln, Getreide, Saatgut usw. nach Qualität und Größe. In Schleudern und Zentrifugen filtern und scheiden Lochbleche flüssige Produkte unterschiedlicher Konsistenz voneinander.

Kleine gelochte Blechplatten werden auch als Verbinder angewendet.

Weiterhin fungieren Lochbleche als Schallschutzwände etwa an Autobahnen, in Fabrikhallen oder Büros.

Insbesondere als Lüftungsgitter werden sie angewendet im Fahrzeug-, Maschinen- und Apparatebau. Durch das Lüftungsgitter wird ein Überhitzen des Motors oder der Maschinenteile verhindert, gleichzeitig dienen sie dem Schutz vor äußeren Einflüssen.[4]

Streckmetall

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. [Stahl-Informations-Zentrum: Lochbleche aus Stahl. Merkblatt 317. Ausgabe 2006, ISSN 0175-2006, S. 4.]
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 25. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ral-guetezeichen.de RAL-GZ 615
  3. [Stahl-Informations-Zentrum: Lochbleche aus Stahl. Merkblatt 317. Ausgabe 2006, ISSN 0175-2006, S. 5 f.]
  4. [Stahl-Informations-Zentrum: Lochbleche aus Stahl. Merkblatt 317. Ausgabe 2006, ISSN 0175-2006, S. 6 ff.]