Rothenburg/Oberlausitz

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Wappen Deutschlandkarte
Rothenburg/Oberlausitz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rothenburg/Oberlausitz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 20′ N, 14° 58′ OKoordinaten: 51° 20′ N, 14° 58′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Görlitz
Verwaltungs­gemeinschaft: Rothenburg/O.L.
Höhe: 160 m ü. NHN
Fläche: 72,4 km2
Einwohner: 4292 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 59 Einwohner je km2
Postleitzahl: 02929
Vorwahlen: 035891, 035892 (Uhsmannsdorf)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: GR, LÖB, NOL, NY, WSW, ZI
Gemeindeschlüssel: 14 6 26 480
Stadtgliederung: Stadtkern und 8 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
02929 Rothenburg/Oberlausitz
Website: www.rothenburg-ol.de
Bürgermeister: Philipp Eichler (CDU)
Lage der Stadt Rothenburg/Oberlausitz im Landkreis Görlitz
KarteBärwalder SeeBerzdorfer SeeTalsperre QuitzdorfTalsperre QuitzdorfPolenTschechienLandkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeBad MuskauBeiersdorfBernstadt a. d. EigenHerrnhutBertsdorf-HörnitzBoxberg/O.L.Boxberg/O.L.DürrhennersdorfEbersbach-NeugersdorfKottmar (Gemeinde)Gablenz (Oberlausitz)GörlitzGörlitzGroß DübenGroß DübenGroßschönau (Sachsen)GroßschweidnitzHähnichenHainewaldeHerrnhutHohendubrauHorkaJonsdorfKodersdorfKönigshainKrauschwitz (Sachsen)Kreba-NeudorfLawaldeLeutersdorf (Oberlausitz)LöbauMarkersdorf (Sachsen)Markersdorf (Sachsen)MittelherwigsdorfMückaMückaNeißeaueNeusalza-SprembergKottmar (Gemeinde)NieskyKottmar (Gemeinde)OderwitzOlbersdorfOppachOstritzOybinQuitzdorf am SeeReichenbach/O.L.RietschenRosenbachRothenburg/OberlausitzSchleife (Ort)Schönau-Berzdorf auf dem EigenSchönbach (Sachsen)SchöpstalSeifhennersdorfReichenbach/O.L.TrebendorfTrebendorfVierkirchen (Oberlausitz)WaldhufenWeißkeißelWeißwasser/OberlausitzZittauZittauLandkreis BautzenBrandenburg
Karte
Marktplatz in Rothenburg um 1850

Rothenburg/Oberlausitz (amtlicher Name Rothenburg/O.L.; oberlausitzisch: Ruttnburg[2], obersorbisch Rózbork/?) ist eine Kleinstadt im Landkreis Görlitz im Nordosten des Freistaates Sachsen an der deutsch-polnischen Grenze. Dem Görlitzer Beispiel folgend nennt sie sich „östlichste Kleinstadt Deutschlands“ und „östlichstes Städtchen Deutschlands“.

Nordwestlich der Stadt liegt der Flugplatz Rothenburg/Görlitz, der in den 1960er-Jahren gebaut und von der NVA als Jagdflieger-Ausbildungsplatz genutzt wurde.

Die Stadt liegt im östlichen Teil des Landkreises Görlitz und im Nordosten der Oberlausitz im Tal der Lausitzer Neiße südlich der Muskauer Heide. Rothenburg ist von einer stark land- und forstwirtschaftlich geprägten Heidelandschaft umgeben.

Die Stadt wurde 1268[3] erstmals in einer Urkunde des Markgrafen Otto von Brandenburg als Rotenberg erwähnt, 1305 aber als Rothenburch (der zweite Namensteil wechselte auch in späteren Belegen öfter).[4] Die Gründung lag wahrscheinlich am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Die Entwicklung war geprägt von Handwerk und Landwirtschaft in einem wirtschaftlich eher kargen Umland. Über die Stadt gingen insgesamt 13 verheerende Stadtbrände hinweg. Beherrschend für die Stadt und ihre Entwicklung war die ansässige Familie von Martin, der ein Großteil der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen um Rothenburg gehörte.

Noch bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde in Rothenburg auch Sorbisch gesprochen, obwohl es wohl nach der Reformation keine sorbischen Gottesdienste mehr gab. Ein erst 1931 abgebrochenes Kirchlein am Friedhof trug jedoch im Volksmund bis in die neueste Zeit den Namen „Wendenkapelle“.[5]

Die Stadt fiel 1815 gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses an Preußen. Mit der preußischen Verwaltungsreform wurde sie Kreisstadt des Landkreises Rothenburg (Ob. Laus.), der einer der flächengrößten Kreise Preußens und später Deutschlands war.

Im Jahre 1856 gründete sich die Große Vereins-Sterbekasse zu Rothenburg O.-L. Damit war in Rothenburg eine der ersten Versicherungen Preußens entstanden, die zahlreiche Mitglieder im Landkreis zählte. Um 1908 war die Versicherung so stark gewachsen, dass der Sitz der Versicherung nach Görlitz verlegt wurde. Die Rechtsnachfolgerin Rothenburger Versicherungs-Anstalt in Görlitz a.G. residierte in einem von dem Architekten Gerhard Röhr neu errichteten Gebäude in der Brückenstraße in Görlitz. Das Gebäude gehört seit dem Jahre 1992 zum Campus der Hochschule Zittau/Görlitz. Die Rothenburger Versicherungs-Anstalt a.G. ist nach diversen Übernahmen in den Versicherungskonzern AXA übergegangen.

Insgesamt kam es in der Geschichte der Stadt zu 14 Stadtbränden, u. a. der erste Brand im Jahr 1427 oder auch in den Jahren 1798[6] und 1805, die jeweils zahlreiche Gebäude im Stadtkern komplett zerstörten. Allerdings wurde erst im Jahr 1882 die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Rothenburg gegründet. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden von Pferden gezogene Löschkutschen in den Einsatz geschickt. Erst im Jahr 1948 kam mit dem noch heute existierenden Magirus Modell "M27", Baujahr 1931, das erste selbstfahrende Löschfahrzeug in die Stadt.[7]

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die noch bedeutenden diakonischen Einrichtungen Martinshof (bis 1941 Zoar) und das Martin-Ulbrich-Haus (Orthopädische Klinik, früher Schlesisches Krüppelheim). Das Tormersdorfer Gelände des Martinshofs auf der anderen Neißeseite wurde 1941 beschlagnahmt und zum Sammel- und Arbeitslager Tormersdorf für Juden aus dem Görlitzer und Breslauer Raum umgebaut, bevor diese zur Massenhinrichtung in den Osten deportiert wurden.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bildete die 2. Polnische Armee während des Neißeübertritts bei Rothenburg mehrmals einen Brückenkopf. Durch die Gefechte wurden die Stadt und Tormersdorf sehr stark zerstört.

Wegen seiner Randlage an der deutschen Außengrenze infolge der Potsdamer Beschlüsse verlor Rothenburg noch im Jahr 1945 den Kreissitz an die wesentlich größere Stadt Weißwasser/Oberlausitz, der Kreisname änderte sich entsprechend in Landkreis Weißwasser. Nach dem Zusammenschluss mit dem westlichen Teil des alten Landkreises Görlitz zum Landkreis Weißwasser-Görlitz wurde Niesky 1947 dessen Kreisstadt. Im Rahmen der Verwaltungsreform von 1952 kam es zur Neubildung von Kreisen und Bezirken, Rothenburg lag nun im Kreis Niesky (Bezirk Dresden).

In den 1960er-Jahren wurde der Notlandeplatz der früheren Luftwaffe zu einem Jagdfliegerausbildungsplatz der Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee ausgebaut. Durch den Zuzug der Soldatenfamilien wuchs die Einwohnerzahl stark an. Das Ausbildungsgeschwader musste 1990, allein schon wegen der Lage innerhalb des 30 km großen Grenzkorridors zu Polen, geschlossen werden.

Seit 1995 hat die Fachhochschule für Polizei des Freistaats Sachsen hier ihren Sitz.

Schloss Rothenburg

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Bereits im Jahre 1361 wurde erstmals ein Herrensitz derer von Rothenburg und später, zum Rittergut erhoben, im Jahre 1586 erwähnt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ging es an die Familie von Nostitz, über. Kaspar von Nostitz gilt als Protoplast der Rothenburger Linie derer von Nostitz. Weitere Besitzer waren ab 1607 die Herren von Rechenberg. Im Jahre 1620 erwarb Christoph Friedrich von Salza das Rittergut und erweiterte den Besitz seiner Familie. Im Laufe der Jahre wechselten häufig die Besitzer vom Gut Rothenburg.

Ab 1764 war Karl Andreas von Meyer zu Knonow, Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, als Besitzer bekannt[8], ab 1785 Johann von Eicke und Polwitz und ab 1790 die Grafenfamilie von Brühl.

Infolge eines Großbrandes wurde im Jahre 1805 ein neues Schloss errichtet.[9] Freiherr Wigand Adolph von Gersdorff, Königlich Preußischer Kammerherr[10], erwarb das Schloss 1840 und veranlasste Ausbauarbeiten.[11] Nach ihm befand sich Schloss Rothenburg ab 1857 im Besitz von Otto und Gustav von Gersdorff und ab 1870 im Besitz von Rudolph Hermann Schade. Im Jahre 1880 erwarb der deutsch-chilenische Unternehmer Friedrich Martin das Schloss Rothenburg.[12] 1945 erfolgte die Enteignung von dessen Sohn Hans von Martin. Das Schloss wurde mitsamt seinen Wirtschaftsgebäuden zwischen 1946 und 1952 abgerissen[13].

Im Oktober 2019 wurde der Schlossplatz, auf dem sich das ursprüngliche Wirtschaftsgebäude des Schlosses befand, grundlegend umgestaltet und es wurde ein Parkplatz, Sitzmöglichkeiten und eine Ladestation errichtet. hierzu wurden archäologische Grabungen durchgeführt, die Befunde und Keramik aus der Bronzezeit (um 1.000 v. Chr.) zu Tage förderten und darauf schließen lassen, dass der Platz mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt wurde.[14]

Bahnhof Rothenburg

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Die in Normalspur ausgeführte Bahn wurde am 15. Dezember 1907 bis Rothenburg in Betrieb genommen. Der Bahnhof Rothenburg hatte außer dem Durchgangsgleis drei parallele und vier Anschlussgleise sowie das Gleis zum ebenfalls errichteten Lokschuppen.[15] Das auf dem Bahngelände im Jahre 1907 errichtete Bahnhofsgebäude stand seit 1957 leer und wurde im Jahre 2016 vom ortsansässigen Kleinbahnverein Rothenburg e. V. erworben, der das Gebäude renovierte und darin neben einem Versammlungsraum auch eine Wohnung einbaute.[16] Ende des Jahres 2008 wurde ein Teil der stillgelegten Bahnstrecke für eine Wiederinbetriebnahme ertüchtigt. Nach der Insolvenz des für den Güterverkehr wichtigen Pelletwerkes am Flugplatz Rothenburg/Görlitz kam es zunächst nicht mehr zu einer Wiederinbetriebnahme des Zugverkehrs. Im Jahr 2021 kaufte die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE) die Strecke auf.[17] Seitdem wurde immer wieder über eine Wiederinbetriebnahme diskutiert.[18] Im August 2024 erteilte das zuständige Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft die Betriebsgenehmigung, sodass die Strecke künftig wieder für den Personen- und Güterverkehr genutzt werden kann.[19]

Entwicklung des Gemeindegebiets

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Rothenburg besteht aus der im Mittelalter gegründeten Stadt Rothenburg und dem darin aufgegangenem Dorf Noes. In mehreren Kommunal- und Verwaltungsreformen sind sieben weitere Dörfer eingemeindet worden. Außerdem gehören die verstreut liegenden Siedlungen Kahle Meile, Spreehammer und Ungunst zur Stadt.

Eingemeindungen

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Als Ortsteile wurden folgende umliegende Dörfer eingemeindet (von Nord nach Süd):

Bevölkerungsentwicklung

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Rothenburgs Einwohnerzahl (nur Stadt Rothenburg und Noes) stieg zwischen 1970 und 1990 wegen des ansässigen NVA-Ausbildungsgeschwaders von 3500 auf 5500 Einwohner. Nach 1990 schrumpfte die Bevölkerung. Ende des Jahres 2013 betrug die Einwohnerzahl 4741.

Stadtratswahl 2024
Wahlbeteiligung: 66,0 % (2019: 60,3 %)
 %
60
50
40
30
20
10
0
52,1 %
23,4 %
15,9 %
8,6 %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
+7,2 %p
+6,9 %p
−3,6 %p
−5,2 %p
−5,3 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Freie Wählervereinigung Rothenburg und Ortsteile
e WG Uhsmannsdorf

Die Stadtratswahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis bei der Verteilung der Stimmen und dementsprechend der 16 Sitze auf die einzelnen Gruppierungen:[20]

letzte Stadtratswahlen
Stadtrat ab 2024
1
2
9
4
Insgesamt 16 Sitze
Liste 2024[21] 2019[22] 2014[23]
Sitze in % Sitze in % Sitze in %
CDU 9 52,1 8 44,9 10 60,3
AfD 4 23,4 2 16,5
Freie Wählervereinigung Rothenburg und Ortsteile 2 15,9 3 19,5 2 16,4
Linke 1 8,6 2 13,8 4 23,3
WG Uhsmannsdorf 5,3
Wahlbeteiligung 66,0 % 60,3 % 48,8 %
Rathaus

Weiteres Mitglied des Stadtrats und dessen Vorsitzender ist der Bürgermeister.

Bei den Bürgermeisterwahl 2022 traten in Rothenburg vier Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters an. Am 12. Juni 2022 wurde Philipp Eichler (CDU) mit 68,1 % zum neuen Bürgermeister gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 61 %.[24]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Philipp Eichler CDU 68,1
2015 Heike Böhm Böhm 54,4
2008 58,2
2001 Hans-Dietmar Dohrmann Dohrmann 35,3[25]
1994 Bernd Lange CDU 90,7[26]
1990 CDU -

Städtepartnerschaften

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Rothenburg führt seit 1991 mit der niedersächsischen Kleinstadt Dransfeld eine Partnerschaft. Elf Jahre später wurde mit der polnischen Kleinstadt Pieńsk (Penzig) eine weitere Partnerschaft geschlossen. Das Besondere hierbei ist, dass die beiden Neißestädte nur etwa 15 km auseinander liegen.

Rothenburg ist in einem Freundschaftsbund mit anderen Rot(h)enburgs: Rothenburg ob der Tauber (Bayern), Rotenburg an der Fulda (Hessen), Rotenburg (Wümme) (Niedersachsen), Rothenburg (Saale) (Sachsen-Anhalt), Rothenburg LU (Schweiz), Czerwieńsk (Rothenburg an der Oder, Polen). Auf kirchlicher Ebene bestanden zu Rothenburg ob der Tauber bereits zu DDR-Zeiten einige Beziehungen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Evangelische Stadtkirche
Brücke über die Neiße bei Lodenau
Ehemalige Holzstoff- und Lederpappenfabrik

Die Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Rothenburg/Oberlausitz erfasst.

In der Mitte des als Ringplatz angelegten Marktplatzes befindet sich das Rathaus der Stadt. Durch den für Schlesien typischen, im Rechteck angelegten Marktplatz, bildet dieser als Zentrum des Ortes die Möglichkeit regelmäßige Veranstaltungen zentral stattfinden zu lassen.

Auf der Südseite des Marktplatzes stand ein als Obelisk gestaltetes Denkmal, welches an die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 gefallenen Soldaten erinnerte. Dieser wurde jedoch nach Ende des Zweiten Weltkrieges abgerissen. Seit dem Jahr 1990 wurde für den Wiederaufbau eines Denkmals Spenden gesammelt. Durch eine anonyme Spende im Jahr 2024 kann nunmehr mit dem Bau eines neuen Denkmals begonnen werden.[27] Es soll als 14 Meter hohe Betonsäule und eines vergoldeten Abbildes der Europa als "Friedensengel" für Einheit und Frieden stehen.

  • Evangelische Stadtkirche

Nach dem großen Stadtbrand von 1798[28] wurde der vollständig ausgebrannte gotische Vorgängerbau abgebrochen. Am 8. Juni 1799 erfolgte die Grundsteinlegung für einen zunächst turmlosen Neubau, der am 15. April 1805 geweiht werden konnten. 1817 erhielt die Kirche eine Orgel und 1823 stiftete der in der Parochie geborene Nazarener Adolf Zimmermann das noch vorhandene Altarbild „Jesus mit den Jüngern in Emmaus“. Im Jahr 1838 ermöglichten die Stiftung des Görlitzer Handelsmannes und früheren Besitzers des Rothenburger Rittergutes Christian Friedrich v. Schrickell in Höhe von 2000 Talern sowie ein Gnadengeschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. in Höhe von 500 Talern die Grundsteinlegung des Turmes. Die Bauarbeiten des 60 m hohen Turmes leitete der Görlitzer Maurermeister Gustav Kießler. Am 16. Dezember 1840 konnte das Geläut aufgezogen werden, das jedoch im Ersten Weltkrieg als Metallspende für Rüstungszwecke abgeliefert werden musste. Zwischen Februar und April 1945 erlitt der Kirchturm infolge der schweren Gefechte am Ende des Zweiten Weltkrieges schwerste Zerstörungen, Teile des Turmes stürzten in das Kirchenschiff und beschädigten Orgel und Innenraum. Seit dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren hat der Kirchturm nur noch eine Höhe von rund 45 m. Im Jahr 1982 erfolgte seine Eindeckung mit Kupfer. Sehenswert ist die von der Gemeinde gestaltete Bilderbibel im Kirchenschiff an der ersten Empore sowie die Gruft der spät nobilitierten Gutsbesitzerfamilie von Martin auf dem damaligen Schloss Rothenburg mit einem einst 1897 gestifteten Familienfideikommiss, als allodialer Besitz bis zur Bodenreform im Eigentum des Korvettenkapitäns und Mitglied[29] verschiedener Aufsichtsräte Hans von Martin.

  • Katholische Kirche St. Maria Regina Rosarii
Bahnhofsgebäude des Haltepunktes Rothenburg (Lausitz) der Kleinbahnstrecke Horka-Rothenburg-Priebus

Die katholische Kirche in Rothenburg wurde 1902 errichtet und gehört in den Bereich des Bistums Görlitz. Dem in Rothenburg tätigen Gerichtssekretär Reinhold Trautmann war es zuvor möglich, am Rande der Stadt ein sandiges Grundstück käuflich zu erwerben, welches er danach den Katholiken seiner Gemeinde schenkte. Auf diesem konnte mit finanzieller Unterstützung des Bonifatiuswerkes des Bistums Breslau und Spenden anderer Wohltäter diese Kirche erbaut werden.

Beim Baustil handelt es sich um eine neugotische Hallenkirche in der typischen Backsteinbauweise. Im Frühjahr 1945 erlitt die Kirche schwere Schäden und konnte ein halbes Jahr lang nicht genutzt werden. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Benediktion wurde diese Kirche am 2. Juli 1952 durch Kapitularvikar, Bischof Dr. Ferdinand Piontek, Görlitz, konsekriert. Die letzte große Renovation der Kirche erfolgte im Herbst und Frühjahr 1998/99, wobei die Inneneinrichtung unverändert blieb.[30]

Im Jahr 2010 wurde die Pfarrei Sankt Maria Rosarii Rothenburg mit der Pfarrei Sankt Josef Niesky zur Pfarrei „Sankt Josef“ zusammengeschlossen[31]. Seitdem trägt die Katholische Kirche den Rang einer Filialkirche. Die Pfarrkirche befindet sich in Niesky.

  • Ein Denkort auf dem Areal des Martinshofes erinnert seit 1988 an die Einrichtung eines Ghettos für 700 Juden aus den Städten Schlesiens auf dem Gelände des Martinshofes im benachbarten Tormersdorf, die in kriegswichtigen Firmen Zwangsarbeit verrichten mussten und ab 1942 in die KZ Theresienstadt bzw. KZ Auschwitz und KZ Majdanek zur Tötung ausgeliefert wurden.
  • An der Straßenkreuzung vor der Einfahrt zum Martinshof steht seit 1945 ein Denkmal zur Erinnerung an den kommunistischen Kreistagsabgeordneten Herbert Balzer, der im KZ-Außenlager Gleina ermordet wurde.
  • Am südlichen Ortseingang von Rothenburg befindet sich ein Panzerdenkmal. Es erinnert an die Befreiung des Ortes im April 1945. Auf der Gedenktafel unterhalb des sowjetischen T34-Panzers steht auf Deutsch, Russisch und Polnisch geschrieben: „Historische Stätte des Kampfes für unsere Befreiung durch die Sowjetarmee und die 2. polnische Armee im April 1945“.

In der Stadt Rothenburg und ihren Ortsteilen gibt es mehrere durch die Stadt, Vereine und Privatpersonen betriebene Museen:

  • Bauernmuseum Wilhelmshof: Aus einer ehemals landwirtschaftlich bedeutenden Produktionsstätte, die lange Jahre die Voraussetzungen für die Verpflegung von Mitarbeitern und Heimbewohnern des Diakoniewerkes Martinshof sicherte, ist in den letzten Jahren ein modernes Wohnheim für Behinderte für eine therapeutische Sondergruppe entstanden. Um einen Einblick in das ländliche Leben und Arbeiten vom 18. bis ins 20. Jahrhundert zu geben, wurde auf dem Gelände des Dreiseitenhofes ein Bauernmuseum erschaffen. Heuwagen, Traktor, Häufelkörper und Mohnmühle sind zu sehen, aber auch die Einrichtung einer Bauernküche.
  • Luftfahrt-Technisches Museum: Das größte Museum in Rothenburg befindet sich auf dem Gelände des Flugplatzes Rothenburg und wird vom Luftfahrttechnischen Museumsverein Rothenburg e.V. betrieben. Das Museum hat zahlreiche Jagdflugzeuge des Typs MiG restauriert und diverse Triebwerke und Fahrzeuge ausgestellt.[32]
  • Stadtmuseum Rothenburg: Im Stadtmuseum Rothenburg werden neben einer Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt und des Handwerkes wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen Themen gezeigt.[33] Das Museum befindet sich in einem der ältesten Gebäude der Stadt.
  • Militärhistorisches Museum Neusorge: Seit dem Jahr 2024 gibt es ein privat betriebene überregional bedeutende Ausstellung zur sächsischen Militärgeschichte in der Zeit von 1600 bis 1918. Die Folgen, die die Region zu tragen hatte, werden mittels historischer Dokumente belegt.[34]

Stadtpark, Freizeit- und Sportanlagen

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Die Entstehung des Rothenburger Stadtparks kann bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Damals befand sich bereits am Schloss an dessen Nordseite der Schlossgarten, welcher so etwas wie die erste Etappe in der Entwicklung des Parks darstellt. Um 1750 entstand ein barocker Lustgarten mit Blumenrabatten, Wasserspielen und einem Heckenlabyrinth. Adolf Freiherr von Gersdorf ließ den Garten in einen nach englischem Vorbild umgestalten, und 1883 mit dem neuen Besitzer Friedrich von Martin wurden Park und Güterkomplex bis etwa 1900 vervollkommnet. Nach 1945 betreute diesen dann die Arbeitsgemeinschaft „Rothenburger Park“. Der Stadtpark ist bis in die jüngste Zeit ein attraktiver Anziehungspunkt für die Besucher der Ortschaft.

Der Park hat etwa eine Größe von 20 Hektar. Unterhalb des Kirchengeländes befindet sich eine Gruft, die von einem stattlichen gusseisernen Tor geziert wird. Hier wurden Friedrich von Martin und seine erste Gattin Martha beigesetzt. Sie sollen sich große Verdienste um das Wohl der Bürger in ihrer Zeit erworben haben. Eine Kulturanlage mit Freilichtbühne und andere Freizeitanlagen der Stadt Rothenburg sind in dem Park anzutreffen. Alte Eichen, Hainbuchen, Buchen, Espen und riesige Ulmen stehen in der Anlage und weisen auf ein beträchtliches Alter hin. Besonders auffällig ist eine mit Efeu stark bewachsene Schwarzpappel. Insgesamt beeindruckt der Park durch mächtige Gehölze wie Ahorn, Silberlinde, Kastanie, Silberahorn, gewaltige uralte Erlen und Eichen bestimmen das Ufer der Neißegewässer. 1926 richtete das damalige Hochwasser einen Schaden am dort befindlichen Wehr an, so dass dieses nur noch rückgestautes Wasser führt.

Der Landschaftspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[35] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.

Freizeit- und Sportanlagen

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Regelmäßige Veranstaltungen

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  • Jedes Jahr am ersten Augustwochenende findet das Rothenburger Sommerfest statt. Es ist eines der größten Volksfeste Ostsachsens.
  • Am Wochenende des 4. Advent findet der traditionelle Weihnachtsmarkt statt.
  • Das Neiße Adventure Race (NAR), ein Teamevent als sportlicher Vierkampf, leitet jährlich bis zu 100 Teams Anfang Mai durch die Zentrallausitz[37]
  • Jedes Jahr in der Woche um Himmelfahrt finden die „Days of Speed and Thunder“[38] mit internationaler Beteiligung statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Soziale und medizinische Einrichtungen

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  • Diakonie St. Martin – gemeinnützige Stiftung (medizinische Versorgung, Senioren-Pflege, Betreuung behinderter Menschen u.ä.m.), mit mehr als 600 Mitarbeitern[39] einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Görlitz[40]
  • Orthopädisches Zentrum „Martin-Ulbrich-Haus gGmbH“ – Krankenhaus mit Schwerpunkt Orthopädie und Fachklinik für Rehabilitation

Bildungseinrichtungen

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Der mittlerweile für die zivile Luftfahrt freigegebene Flugplatz Rothenburg/Görlitz ist Anlaufstelle für mehrere Vereine, u. a. den Rothenburger Luftsportverein, der bereits mit zahlreichen Erfolgen aufwarten kann. Der Verein betreibt am Standort eine 3000 m lange Seilauslegestrecke für Höhenwindenstarts, die zu den längsten Deutschlands gehört. Segelflieger und Fallschirmspringer treffen sich zu zahlreichen Veranstaltungen das gesamte Jahr über auf dem ehemaligen NVA-Flugplatz[43].

Jedes Jahr findet auch das über die Grenzen hinaus bekannte Pulso-Treffen statt. Hier erreichen Modellflugzeuge Geschwindigkeiten bis zu 430 km/h. Im Jahr 2017 konnte sogar bereits zum zweiten Mal ein Guinness-Weltrekord für das schnellste ferngesteuerte Modellflugzeug (RC) mit Düsenantrieb aufgestellt werden, das eine Geschwindigkeit von 749,221 km/h erreichte[44].

Im Jahr November 2020 landete erstmals wieder ein Flugzeug vom Typ Airbus A320 auf dem Flugplatz. Für ein Pilotprojekt der Elbe Flugzeugwerke GmbH mit Sitz in Dresden wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie geforscht, inwieweit der Flugplatz als Recycling-Standort wirtschaftlich etabliert werden könne. Seitdem ist der Flugplatz als Standort für Entsorgung und Recycling alter Flugzeuge im Gespräch.[45]

Persönlichkeiten

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  • Ludwig August Theodor Holscher: Kurze Topographie und Geschichte der Kreis-Stadt Rothenburg in der Preuß. Ober-Lausitz. Gocksch & Hentschel, Rothenburg O./L. 1844 (Buchtext und Digitalisat bei Wikisource).
  • Steffen Menzel, Ulrich Werner: Rothenburg. Bilder einer alten Kreisstadt. ASS-GmbH, Horka 1994.
  • Autorenkollektiv: Parkführer durch die Oberlausitz. Lusatia Verlag, Bautzen 1999, ISBN 3-929091-56-9.
  • Reinhard Leue: Zwei Schwestern an der Neiße – Beitrag mit historisch-chronistischem Hintergrund über Sänitz und den Rothenburger Ortsteil Steinbach. Zweimal veröffentlicht: a) S. 59–64 in Erinnertes Erbe. Studien zur schlesischen und Oberlausitzer Kirchengeschichte, Band 8, Festschrift für Christian-Erdmann Schott. Herausgegeben von Dietrich Meyer, Verein für Schlesische Kirchengeschichte e. V., Herrnhut 2002, ISBN 3-9807955-1-9, DNB 966374630 und b) S. 165–168 in Oberlausitzer Hausbuch 2001, Bautzen 2002, ISBN 3-929091-88-7, DNB 01641182X
  • Rothenburg, In: Eberhard Garbe, Peter Hennig: Adelssitze der Oberlausitz einst und jetzt. 2. Auflage, Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2010, ISBN 978-3-933827-85-2. S. 84
  • Satzung der Rothenburger Versicherungs-Anstalt in Görlitz (auf Gegenseitigkeit), 1908
Commons: Rothenburg/O.L. – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikisource: Rothenburg/O.L. – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
  2. www.oberlausitzer-woerterbuch.de
  3. CDLS I: LVIII (S. 92–95), hier: Rotenberg auf S. 93, Z. 17.
  4. Rothenburg/O.L. In: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Hg. v. Ernst Eichler u. Hans Walther. Band I: M – Z. Berlin 2001. S. 313.
  5. Frido Mětšk: Zur Frage der deutsch-sorbischen Sprachgrenzen des 16. Jahrhunderts im Markgraftum Oberlausitz und im Amte Stolpen. In: Lětopis, Reihe B, Nr. 7 (1960), Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 1960, S. 83–132.
  6. SLUB Dresden: Kurze Nachricht von den nähern Umständen des Brandes, der Rothenburg am 21sten Julius 1798 verwüstete. Abgerufen am 2. November 2024 (deutsch).
  7. Frank-Uwe Michel: Rothenburger Feuerwehr löscht seit 140 Jahren jeden Brand. 28. Januar 2022, abgerufen am 2. November 2024.
  8. Kulturnet. Abgerufen am 4. April 2024.
  9. Stadtverwaltung Rothenburg/Oberlausitz - Historisches. Abgerufen am 4. April 2024.
  10. SLUB Dresden: Darstellung der statistischen Verhältnisse des Rothenburger Kreises (Liegnitzer Regierungs-Bezirks). Abgerufen am 2. November 2024 (deutsch).
  11. Stadtverwaltung Rothenburg/Oberlausitz - Historisches. Abgerufen am 4. April 2024.
  12. Rothenburg: Schloss Rothenburg | Sachsens Schlösser. 12. August 2012, abgerufen am 4. April 2024 (deutsch).
  13. Stadtverwaltung Rothenburg/Oberlausitz - Historisches. Abgerufen am 4. April 2024.
  14. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Führung auf der archäologischen Grabung am Schlossplatz in Rothenburg OL. - Archäologie in Sachsen - sachsen.de. Abgerufen am 10. August 2024.
  15. Hans-Dieter Rammelt: Thüringen/Sachsen (= Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen). Transpress, Berlin 1994, ISBN 3-344-70905-4.
  16. Kleinbahnverein Rothenburg/O.L. e. V. Abgerufen am 17. April 2024 (deutsch).
  17. Gesamtübersicht. (PDF) In: Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE). 14. März 2024, abgerufen am 17. April 2024.
  18. Kleinbahnverein Rothenburg/O.L. e. V. Abgerufen am 17. April 2024 (deutsch).
  19. MDR SACHSEN: Sachsen: Mit dem Zug von Horka nach Rothenburg: Bahnstrecke wird wiederbelebt. Abgerufen am 31. August 2024.
  20. wahlen.sachsen.de: Ergebnisse der Kommunalwahl 2024 – Rothenburg/Oberlausitz, abgerufen am 24. August 2024.
  21. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 11. Oktober 2024.
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