Faustball
Faustball ist ein Rückschlagspiel für zwei Mannschaften mit je fünf Spielern.
Allgemeines
Spielidee
Faustball ist ein Rückschlagspiel, bei dem sich zwei Mannschaften auf zwei Halbfeldern gegenüberstehen, ähnlich wie beim Volleyball. Sie sind durch eine Mittellinie und eine Schnur (auch Leine genannt) getrennt, die zwischen zwei Pfosten in 2 m Höhe gespannt ist. Jede Mannschaft besteht aus fünf Spielern, die versuchen, einen Ball mit dem Arm oder mit der Faust über die Leine so in das gegnerische Halbfeld zu schlagen, dass er für die andere Mannschaft nicht erreichbar ist.
Ballberührung
Der Ball darf zwischen jeder Berührung durch einen Spieler einmal auf dem Boden aufspringen, jedoch nur innerhalb des Spielfeldes. Pro Spielzug darf er von maximal drei unterschiedlichen Spielern berührt werden, muss dann aber spätestens durch den dritten Spieler über die Leine zum Gegner zurückgespielt werden.
Die Leine wurde in den letzten Jahren der besseren Sichtbarkeit wegen durch ein 5 cm breites netzartiges Band ersetzt. Es darf weder von einem Spieler noch vom Ball berührt werden (Fehler). Der Ball wird bei der Abwehr und beim Zuspiel mit der Innenseite des ausgestreckten Unterarms gespielt, beim Angriff mit der Faust geschlagen. Berührt er die ausgestreckte Handfläche oder andere Körperteile als den Arm, wird es als Fehler gewertet.
Zählweise
Gespielt wird nach Punkten. Wenn eine Mannschaft einen Fehler macht, bekommt die andere einen Punkt, auch wenn sie keinen Aufschlag hatte. Die Mannschaft, die den letzten Fehler begangen hat, macht den nächsten Aufschlag. Gewonnen hat die Mannschaft, die zuerst drei (bei Meisterschaften oder Turnieren manchmal zwei) Sätze für sich entschieden hat. Ein Satz endet bei 20 Punkten, wobei mindestens 2 Punkte Differenz sein müssen. Der Satz ist jedoch spätestens bei 25 Punkten zu Ende (25:24 ist also möglich). In manchen Spielklassen oder bei Turnieren ist auch ein Spiel auf Zeit möglich (z. B. zwei Halbzeiten à 10 Minuten).
Fehler
Als wichtigste Fehler (und damit Punkt für die gegnerische Mannschaft) werden gewertet:
- Der Ball oder ein Spieler berührt die Leine oder die Pfosten.
- Der Ball berührt außerhalb des Spielfelds den Boden.
- Der Ball berührt zweimal hintereinander den Boden, ohne dass eine Berührung durch einen Spieler dazwischen war.
- Der Ball wird seitlich an den Pfosten vorbei oder unterhalb der Leine ins gegnerische Feld gespielt. Er darf nur oberhalb der Leine und zwischen den gedanklich nach oben verlängerten Pfosten ins gegnerische Halbfeld gespielt werden.
- Mehr als drei Spieler einer Mannschaft berühren den Ball während eines Spielzuges (spätestens der dritte Spieler muss den Ball ins gegnerische Halbfeld befördern).
- Ein Spieler berührt zum zweiten Mal innerhalb eines Spielzuges den Ball. Wenn drei Ballberührungen stattfinden, müssen es drei unterschiedliche Spieler sein.
- Der aufschlagende Spieler berührt oder übertritt beim Aufschlag die 3-m-Linie (Aufschlaglinie).
- Der Ball berührt einen anderen Körperteil als den Ober- oder Unterarm oder die Faust. Ebensowenig darf der Ball mit der Handfläche berührt werden.
Feld- und Hallensaison
Faustball ist kein saisonbedingter Sport. Im Sommer (Feldsaison) spielt man es im Freien auf dem Sportplatz (Feldgröße 50 x 20 m). Im Winter (Hallensaison) wird in der Halle gespielt, wobei dann das eingezeichnete Handballfeld als Spielfläche benutzt wird (Feldgröße 40 x 20 m). In der Halle ist jede Wandberührung durch den Ball ein Fehler. Die Decke darf berührt werden, außer beim Versuch, den Ball über die Leine ins gegnerische Feld zu schlagen (Fehler).
Das Spielfeld
Im Freien hat das Spielfeld eine Ausdehnung von 50 x 20 m. In der Halle wird das Handballfeld benutzt, welches von diesen Maßen auch abweichen kann (meist 40 x 20 m). Die Aufschlaglinie ist jeweils 3 m von der Mittellinie entfernt. Sie darf beim Aufschlag nicht berührt werden. Die Linien gehören zum Feld, d. h. wenn der Ball die Linie berührt, ist dies kein Fehler und es wird weitergespielt.
Die Leine oder das Band ist zwischen zwei Pfosten gespannt. Die Oberkante befindet sich in 2 m Höhe (Männer) bzw. 1,90 m (Frauen). Zum Spielfeld gehört auch eine gewisse Auslaufzone, die im Freien eingezeichnet ist, in der Halle jedoch durch die Wand bzw. Tribünen begrenzt wird.
Der Ball
Der Faustball ist hohl, luftgefüllt und besteht aus Leder. Er muss gleichmäßig rund und straff aufgepumpt sein. Für das Spiel in der Halle und für verschiedene Witterungen im Freifeld bietet der Handel Bälle mit unterschiedlichen Oberflächen an (z. B. Naturleder, Kunststoffüberzug, gummierte Oberfläche).
Sein Gewicht kann variieren zwischen 320 – 350 gr (Frauen) und 350 – 380 gr (Männer). Sein Umfang muss 65 – 68 cm betragen, sein Luftdruck zwischen 0,55 und 0,75 bar liegen. Er ist damit in etwa so hart wie ein Wettkampffußball (0,6 – 0,7 bar), aber etwas weicher als ein Volleyball (0,7 – 0,9 bar). Auch sein Umfang ist ähnlich dem eines Fußballs bzw. Volleyballs.
Der Ball kann bei einem satten Angriffsschlag 100 – 120 km/h erreichen. Seine Pflege ist eine Wissenschaft für sich. Jede Mannschaft hat ihre eigenen Pflegemethoden (z. B. fetten, wachsen, behandeln mit Pflegesprays), um ihn der eigenen Spieltaktik sowie den äußeren Spielbedingungen anzupassen.
Die Spieler
Die Aufstellung
Im Gegensatz zum Volleyball, wo die Spieler rotieren und nach jedem Aufschlagwechsel eine andere Position einnehmen, hat im Faustball jeder Spieler seine feste Position. Sie darf zwar im Spiel beliebig vertauscht werden, doch dies ist eher unüblich, da meist jeder Spieler ein Spezialist auf seiner Position ist. Ein weiterer Unterschied zum Volleyball ist der, dass das Faustball-Spielfeld viel größer ist, eine Faustballmannschaft jedoch einen Spieler weniger hat als eine Volleyballmannschaft, wodurch jeder einzelne Spieler viel mehr Raum abdecken muss, um Bälle zu erlaufen. Allerdings darf der Ball ja zwischen jeder Berührung eines Spielers einmal auf dem Boden aufspringen.
Abhängig vom Untergrund (Halle oder Rasen, schneller oder langsamer Boden, z. B. bei Nässe) ändert sich die Aufstellung. In der Abbildung sind zwei unterschiedliche Aufstellungen zu erkennen:
Mannschaft A zeigt die typische Aufstellung in der Feldsaison (W-Form). Der Zuspieler deckt das vordere Mittelfeld ab, um kurz gespielte Bälle direkt hinter die Leine erlaufen zu können. Allerdings muss er dabei in Kauf nehmen, dass er bei geradlinigen, harten Angriffsschlägen durch die Mitte nur eine kurze Reaktionszeit zur Abwehr hat.
Mannschaft B zeigt die typische Hallenaufstellung (U-Form). Da der Ball in der Halle eher berechenbar ist und somit kurze Angriffsbälle nicht so effektiv sind, zieht sich der Zuspieler an die hintere Auslinie zur Abwehr zurück. Allerdings hat er dabei das größte Laufpensum zu leisten, da er immer wieder zum Zuspiel nach vorne laufen muss.
Auf internationalem Niveau wird auch im Feld meist in der U-Form gespielt, da sie gegen harte Angriffsbälle bessere Abwehrmöglichkeiten bietet, die Spieler jedoch genügend Grundschnelligkeit besitzen, um kurz in die Mitte geschlagene Bälle noch erlaufen zu können.
Eingewechselt werden darf beliebig auf jede Spielposition, aber nur bei eigenem Aufschlag.
Die Angabe (Aufschlag)
Schlagkraft, Treffsicherheit und ein optimaler Bewegungsablauf sind notwendig, um die Angabe (auch Aufschlag genannt) zur vollen Wirkung kommen zu lassen. Der Aufschläger versucht, einen direkten Punkt damit zu erzielen, oder wenigstens den Spielaufbau beim Gegner zu erschweren. Getroffen wird der Ball meist mit der Innenfläche der Faust. Die volle Wucht erreicht der Ball jedoch, wenn man ihn mit der zur Faust geballten Handkante trifft. Das Risiko zum Fehlschlag ist dabei größer, weil die Aufschlagfläche kleiner ist als bei der Innenfläche der Faust.
Eine Variante, die nur wenige beherrschen, ist der sogenannte Rundschlag. Der gestreckte Arm beschreibt eine runde Bewegung von hinten nach vorne, Treffpunkte sind der Innen-Unterarm oder die Faust-Oberseite. Die Flugbahn des Balles ist für den Gegner kaum vorherzusehen, und der Rundschlag erlaubt auch steil geschlagene Bälle auf die gegnerischen Angreifer.
Bei der Angabe muss der Schlagmann hinter der Aufschlaglinie (3-m-Linie) stehen. Nimmt er Anlauf, so muss die erste Bodenberührung unmittelbar nach der Ballberührung (bzw. bei einer gesprungenen Angabe die Landung) ebenfalls hinter der Linie erfolgen, sonst wird es als Fehlangabe gewertet.
Es gibt verschiedene Aufschlagvarianten:
- geradlinig mit voller Wucht in die Lücke zwischen Zuspieler und Abwehrspieler,
- mit Seitenschnitt, so dass sich der Ball zwischen Angreifer und Abwehrspieler hineindreht,
- stark unten angeschnitten und kurz hinter die Leine gelegt,
- als Aufsetzer vor die Beine des Gegners,
um nur einige zu nennen.
Die Angabe bzw. der Aufschlag ist, wie bei vielen Ballspielen, oft reine Nervensache. Ist sie zu schlecht, erleichtert sie den Spielaufbau des Gegners. Auch kann bei zu hohem Risiko leicht eine Leinenberührung oder ein Ausball die Folge sein. Ein Aufschlag-Ass kann jedoch einer in Rückstand geratenen Mannschaft als Motivation dienen und führt dadurch nicht selten zu einer Wende im Spiel.
Die Abwehr
Der Abwehrspieler bereitet mit gekonnter Deckungsarbeit den eigenen Angriff vor. Ohne gelungene Abwehr kein Angriff. Ein guter gegnerischer Angriffsball ist kaum im Laufen zu erreichen. Meist werden die letzten Meter im Hechtsprung zurückgelegt, um den Ball noch zu erreichen, bevor er zum zweiten Mal den Boden berührt. Ist dabei die Innenseite des Unterarms nicht genau hinter dem Ball, d. h. in der Flugbahn, springt der Ball unkontrolliert seitlich weg. Besonders gilt dies, wenn der Ball nass ist.
Auch die große Wucht eines Angriffsschlags herauszunehmen durch dosiertes Zurückziehen des Armes beim Treffen ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Zu einem guten Abwehrspieler gehören Gewandtheit, Schnelligkeit, Reaktionsvermögen, Sicherheit am Ball, Stellungsspiel sowie der Mut zum körperlichen Einsatz. Dieser unbedingte Einsatz jedes Spielers ist es, was die Dynamik des Faustballsports ausmacht.
Das Zuspiel
Der Zuspieler oder Aufbauspieler beeinflusst wesentlich die Art des folgenden Angriffs. Er muss in der Lage sein, seinem Angriffsspieler aus jeder Position, innerhalb und außerhalb des Spielfeldes, den Ball präzise zuzuspielen (auch stellen genannt).
Wenn der Ball zwischen Zuspiel und Angriffsschlag aufspringen soll (indirektes Zuspiel), muss der Zuspieler ihn so berechnen, daß er nach dem Aufspringen seinen höchsten Punkt in ca. 2,50 bis 3 m Höhe möglichst in Leinennähe hat, weil er dann am wirkungsvollsten zu schlagen ist. Dabei muss die Bodenbeschaffenheit, Entfernung zur Leine und evtl. die Windrichtung ins Kalkül gezogen werden. Außerdem sollte der Ball idealerweise etwas Vorwärtsdrall haben, den der Angreifer zu seinen Gunsten ausnutzen kann. Es kann aber auch direkt aus der Luft zugespielt werden, wenn der abgewehrte Ball weit nach vorne zur Leine springt.
Ein guter Angreifer ist ohne gutes Zuspiel nur die Hälfte wert.
Der Angriff
Überdurchschnittliche Schlag- und Sprungkraft (die Bälle erreichen eine Geschwindigkeit von über 100 km/h), Blick für Schwächen im Stellungsspiel des Gegners sowie variables Leinenspiel und großes Schlagrepertoire sind die wesentlichen Merkmale eines guten Angreifers (Schlagmanns). Seine Aufgabe ist es neben dem Aufschlag, einen erfolgreich abgewehrten Ball beim Gegner zu versenken und somit zu punkten. Er nutzt den Vorwärtsdrall eines gut gestellten Balles, um aus dem Anlauf im Sprung mit voller Wucht in die Lücken der gegnerischen Abwehr hineinzuschießen. Ideal ist es, wenn er dabei den Gegner über Art, Richtung und Geschwindigkeit des Angriffs möglichst lange im Unklaren lässt. Wie bei der Angabe hat er auch beim Angriffsschlag aus dem Spiel verschiedenste Variationsmöglichkeiten. Von seiner Spielweise und seiner Trefferquote hängen im besonderen Maße Erfolg oder Misserfolg seiner Mannschaft ab.
Eine Besonderheit gibt es beim Angriff in der Halle. Meistens ist der Auslauf neben dem Feld durch die Wände sehr eng begrenzt. Diesen Umstand macht man sich zunutze, indem der Zuspieler versucht, den Ball beim Zuspiel genau über die Leine zu legen, so dass der Schlagmann ihn durch einen Prellball vor die Füße der gegnerischen Angreifer gegen die Wand schlagen kann. Dabei darf der Angreifer über die Leine greifen, sie jedoch nicht berühren. Gegen diese Angriffsbälle gibt es keine echte Abwehrchance. Das einzige Gegenmittel ist der Block.
Einer der abwehrenden Schlagmänner versucht dabei, den vom Gegner an die Leine gestellten Ball mit ausgestrecktem Arm zu blocken. Da er dabei natürlich in der Abwehrkette fehlt, wird der Vierer-Abwehrriegel auseinandergezogen. Der blockende Schlagmann kann sich aber auch in letzter Sekunde entscheiden, in die Abwehr zurückzukehren, weil er sieht, dass der gegnerische Ball schlecht zugespielt war. Das bedeutet für seine vier Mannschaftskollegen, sich innerhalb von Sekunden in die alte Abwehrposition zu begeben. Dazu gehört ausgeprägtes Spielverständnis und gute Abstimmung innerhalb der Mannschaft.
Variante Kleinfeldfaustball
Ähnlich wie beim Volleyball-Ableger Beachvolleyball gibt es im Faustball eine Variante, die allerdings nicht den gleichen Stellenwert besitzt und für die auch (bis auf den Jugendbereich) kein offizielles Regelwerk existiert. Beim Kleinfeldfaustball werden Feldgröße und Leinenhöhe verringert, so dass es möglich ist, auch mit weniger Spielern, z. B. zwei gegen zwei, zu spielen. Ziel des Spiels ist meist, die Zahl der Ballberührungen des Einzelnen und damit die Trainingsintensität zu erhöhen. Dazu sind weitere Regelmodifikationen möglich, z. B. bis zu vier Ballkontakte pro Spielzug, oder der Ball darf auch außerhalb des Spielfelds den Boden berühren (Abwehr und Zuspiel) und muss nur beim Spiel über die Leine ins gegnerische Halbfeld geschlagen werden, oder der Ball darf nur mit dem Unterarm über die Leine gespielt werden usw.
Typische Spielfeldgrößen sind beispielsweise:
- Spielfeld 18 x 9 m (Volleyballfeld), 3–4 Spieler, Leinenhöhe 160–200 cm
- Spielfeld 20 x 10 m (Kinder- und Jugendbereich), 3–5 Spieler, Leinenhöhe 140–160 cm, vier Ballkontakte möglich
- Spielfeld 8 x 4 m, 3 Spieler, Leinenhöhe 140 cm
Von Verein zu Verein und von Landesverband zu Landesverband unterschiedlich existieren zahlreiche weitere Varianten, die den eigenen Bedürfnissen angepasst werden, um das Kleinfeldfaustball für den Trainingsbetrieb attraktiv zu gestalten.
Seit einiger Zeit hält mit der sog. Rotation ein neues Kleinfeld-Spielsystem Einzug, das in einigen deutschen Landesverbänden sowie in Österreich und der Schweiz vor allem im Jugend- und Anfängerbereich in Erprobung ist. Auf dem Kleinfeld spielen vier gegen vier, und immer nach jeweils fünf gespielten Punkten rotieren alle Spieler um eine Position im Uhrzeigersinn. Dadurch ist gewährleistet, dass jeder eine Zeitlang auf seiner Lieblings- oder ungeliebten Position zum Einsatz kommt. Ziel ist die Weiterentwicklung von vielseitigen Grundfertigkeiten sowie das Fördern von schwächeren Spielern, die sonst häufig auf die weniger anspruchsvolle Position vorne rechts abgeschoben werden, da dorthin erfahrungsgemäß die wenigsten gegnerischen Angriffsbälle kommen.
Unparteiische
Ein Faustballspiel wird von einem Schiedsrichter geleitet, der von zwei Linienrichtern unterstützt wird.
Der Schiedsrichter besitzt die alleinige Entscheidungsbefugnis. Er entscheidet in letzter Instanz über Punkt oder Fehler. Da die Linienrichter relativ weit weg von ihm stehen, ist er auch für das Beobachten der Seitenlinie auf seiner Seite zuständig. Bei Ligaspielen oder international benötigt der Schiedsrichter eine entsprechende Lizenz. Bei Turnieren sind Ausnahmeregelungen erlaubt und üblich.
Die Linienrichter sind an den vom Schiedsrichter aus gesehen gegenüberliegenden Feldecken stehend postiert. Stehend deshalb, um den Spielern bei Aktionen außerhalb der Feldbegrenzung ausweichen zu können. Ihre Aufgabe ist den Linienrichtern im Fußball ähnlich. Bei Meisterschaften und im internationalen Bereich besitzen sie eine vollwertige Schiedsrichterlizenz. Neben dem Anzeigen von Aus-Bällen (Fahne hochhalten) oder Gut-Bällen (Fahne nach unten richten) machen sie den Schiedsrichter auf Regelverstöße oder andere wichtige Spielsituationen aufmerksam, z. B. Einwechslungen, Verletzungen, Unsportlichkeiten, Behinderungen im Auslaufbereich usw.
In den unteren Spielklassen werden auch Linienrichter ohne Lizenz eingesetzt. Deren Aufgabe beschränkt sich im Wesentlichen darauf, Aus- und Gut-Bälle anzuzeigen. Der Beobachtungsbereich der Linienrichter ist die „eigene“ Grundlinie sowie die Seitenlinie bis zur Mitte.
Geschichte
Historie
Wann genau das Faustballspiel „erfunden“ wurde, ist nicht bekannt. Als sicher gilt jedoch, dass die Wurzeln im südlichen Teil Europas liegen, möglicherweise in Italien. Schon drei Jh. v. Chr. soll dort ein Spiel entstanden sein, bei dem eine Kugel aus Leder mit Armen und Fäusten getroffen werden musste. Vermutlich gehört damit Faustball zu den ältesten Sportarten der Welt. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen erfuhr das Faustballspiel bereits im Jahre 240 n. Chr. durch Gordanius, Kaiser von Rom. 1555 schrieb Antonio Scaino die ersten Regeln für einen italienischen Volkssport, das Ballonspiel.
Im 16. Jahrhundert erlebte das Spiel eine Renaissance. Es hatte damals allerdings weniger Wettkampfcharakter, sondern galt eher als Zeitvertreib und sportlicher Ausgleich bei Adligen und Edelleuten.
Johann Wolfgang von Goethe schreibt 1786 in seinem Tagebuch „Italienische Reise“: Vier edle Veroneser schlugen den Ball gegen vier Vicenter; sie trieben das sonst unter sich, das ganze Jahre, etwa zwei Stunden vor Nacht.
Erst im Jahre 1870 führte Georg Weber den Faustballsport in Deutschland ein. Hauptsächlich von Turnern als Ballsport zum Ausgleich betrieben, galt Faustball bald als Turnersportart. 1885 wurde es in Dresden erstmalig bei einem Deutschen Landesturnfest vorgeführt. 1894 verfasste Georg Weber zusammen mit Dr. Heinrich Schnell das erste deutsche Regelwerk, das aus dem Ausgleichs- und Gesellschaftsspiel einen Sport mit Wettkampfcharakter machte. Die Spiel- und Zählweise unterschied sich allerdings erheblich vom heute bekannten Faustballsport. Der Ball musste so über die Leine gespielt werden, dass der Gegner ihn erreichen und zurückspielen konnte. Aus diesem Grund wurden keine flachen, harten, sondern möglichst hohe Bälle gespielt. Dabei wurde die Anzahl der geglückten Leinenüberquerungen gezählt, und die Mannschaft mit den meisten gültigen Überschlägen ging als Sieger vom Platz. Da damals kaum Sporthallen existierten, fand das Spiel hauptsächlich im Freien statt.
In dieser Zeit verbreitete sich der Sport in die umliegenden, vor allem deutschsprachigen, Nachbarländer, und deutsche Auswanderer trugen den Sport in alle Kontinente, vor allem nach Südamerika und Südwestafrika.
Anlässlich des Deutschen Turnfestes 1913 in Leipzig wurde die erste Deutsche Meisterschaft der Männer ausgetragen, wo das LLB Frankfurt mit 114:101 gegen den MTV München gewann. Durch den 1. Weltkrieg wurden von 1914 bis 1920 keine Deutschen Meisterschaften ausgetragen. 1921 folge die erste Faustballmeisterschaft für Frauen, wo der Hamburger TS mit 91:90 gegen den TV Krefeld siegreich war. Faustball, zwar immer noch dem Turnerbund angegliedert, war nicht länger ein Ausgleichssport für Turner, sondern eine eigenständige Sportart geworden. Bereits 1927 beteiligten sich in Deutschland fast 12 000 Mannschaften am organisierten Faustballsport.
Durch die schnelle Verbreitung des Faustballspiels und die Verbesserung der Spielfertigkeiten wurden weitere Veränderungen im Regelwerk notwendig. So werden seit 1922 nicht mehr die gültigen Überschläge gezählt, sondern die von einer Mannschaft gemachten Fehler. Dadurch änderten sich Spielweise und Taktik erheblich, das Spiel wurde athletischer und dynamischer.
Der Zweite Weltkrieg stoppte erneut die Weiterentwicklung des Faustballsports. Erst ab 1947 war es wieder möglich, regelmäßig Deutsche Meisterschaften durchzuführen. Als Folge der darauf folgenden leistungsorientierten Entwicklung wurde 1960 der Internationale Faustballverband (IFV) gegründet. 1969 wurde Faustball innerhalb des Deutschen Turner-Bundes durch einen Bundesfachausschuss organisiert, der 1990, wie alle anderen olympischen und international betriebenen Leistungssportarten, in ein sog. Technisches Komitee umgewandelt wurde.
Faustball heute
Das moderne Faustball wird hauptsächlich in Europa und Südamerika gespielt, vereinzelt auch in Nordamerika, Afrika und Asien. Die meiste Verbreitung findet es in Ländern mit hohem deutschsprachigen Auswandereranteil. Führende Faustballnationen sind Deutschland (9x Weltmeister Männer, 2x WM Frauen), Brasilien (2x WM Männer), Österreich und Schweiz (1x WM Frauen). Weitere Faustballnationen sind: Italien, Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay, Kanada, Namibia, Tschechien, Dänemark, Japan, Indien, USA, Griechenland, Malta, Mexiko, Polen, Spanien, Taiwan, Ukraine und Ungarn.
Die ersten Weltmeisterschaften, die alle vier Jahre stattfinden, gab es in den Jahren 1968 (Männer) und 1994 (Frauen). Darüber hinaus finden kontinentale Meisterschaften statt (z. B. Europameisterschaften) sowie kontinentale Meisterschaften auf Vereinsebene (Europa-Pokal, Südamerika-Pokal, Afrika-Pokal, Welt-Pokal, IVF-Pokal). In den meisten Ländern mit zahlreichen Faustball-Anhängern werden nationale Meisterschaften von Bundesligen bis zu Kreis- und Gauligen ausgetragen, von Männern, Frauen, Jugendlichen und Schülern.
Amtierender Weltmeister bei den Männern ist Brasilien, die 1999 Deutschland knapp im Endspiel besiegten, nachdem Deutschland bei den neun vorangegangenen Weltmeisterschaften gesiegt hatte. Brasilien verteidigte 2003 im eigenen Land seinen Titel, ebenfalls gegen Deutschland. Bei den Frauen holten sich die Schweizerinnen 2002 den Titel gegen Brasilien.
In Deutschland gibt es eine zweigeteilte Bundesliga: Nord und Süd. Die drei jeweils bestplazierten Mannschaften spielen während eines separaten Turniers die Deutschen Meister aus.
Faustball ist zwar nicht olympisch, aber seit Jahren bei den World Games vertreten. Neben bekannten Sportarten wie Fußball, Tennis oder Leichtathletik fristet der Faustballsport ein Randgruppendasein. Aus diesem Grunde ist auch nicht das „große Geld“ im Spiel, weshalb Faustball von vielen als ein sympathischer und unbeeinflusster Sport gilt, bei dem es Spielern und Fans gleichermaßen um den Sport als solchen geht und nicht Gehälter den Ausschlag für Vereinszugehörigkeit geben.
Amtierende Meister
In den folgenden Tabellen finden sich die amtierenden Meister von internationalen und nationalen Wettbewerben.
Nationalmannschaften
Meistertitel | Titelträger | Endspielgegner | Satzergebnis | Austragungsort | Datum |
---|---|---|---|---|---|
Weltmeister Männer | Brasilien | Datei:Germany flag 300.png Deutschland | 20:12, 20:13, 20:8 | Porto Alegre (Brasilien) | 23. November 2003 |
Weltmeister Frauen | Datei:Switzerland flag medium.png Schweiz | Brasilien | 16:20, 23:21, 25:23 | Curitiba (Brasilien) | 10. November 2002 |
World-Games-Sieger Männer | Datei:Austria flag medium.png Österreich | Brasilien | 20:11, 14:20, 15:20, 20:17, 23:21 | Duisburg | 24. Juli 2005 |
Europameister Männer | Datei:Austria flag medium.png Österreich | Datei:Germany flag 300.png Deutschland | 20:17, 20:13, 20:15 | Neuendorf (Schweiz) | 29. August 2004 |
Europameister Frauen | Datei:Germany flag 300.png Deutschland | Datei:Switzerland flag medium.png Schweiz | 20:16, 20:11 | Rohrbach (Österreich) | 20. August 2005 |
Vereinsmannschaften
Meistertitel | Titelträger | Endspielgegner | Satzergebnis | Austragungsort | Datum |
---|---|---|---|---|---|
International | |||||
Weltpokal Männer (Feld) | Sogipa Porto Alegre (BRA) | FBC Askö Linz Urfahr (AUT) | 14:20, 16:20, 20:15, 20:18, 20:18 | Windhoek (Namibia) | 8. Oktober 2005 |
Weltpokal Frauen (Feld) | Sogipa Porto Alegre (BRA) | TV Voerde (D) | 18:20, 16:20, 20:17, 20:13, 20:13 | Windhoek (Namibia) | 8. Oktober 2005 |
Europapokal Feld Männer | Union Schick Freistadt (AUT) | FBC Askö Linz Urfahr (AUT) | 20:15, 20:17, 12:20, 20:15 | Freistadt (Österreich) | 3. Juli 2005 |
Europapokal Feld Frauen | Ahlhorner SV (D) | FBS Schlieren (CH) | 20:16, 20:9 | Jona (Schweiz) | 3. Juli 2005 |
Datei:Germany flag 300.png Deutschland | |||||
Meister Halle Männer | TV Westfalia Hamm | TV GH Brettorf | 20:5, 10:20, 21:19 | Ebersdorf | 27. Februar 2005 |
Meister Halle Frauen | TV Voerde | TV Jahn Schneverdingen | 14:20, 20:13, 20:11 | Stuttgart-Stammheim | 6. März 2005 |
Meister Feld Männer | TV Westfalia Hamm | TV GH Brettorf | 20:9, 20:10 | Waibstadt | 6. März 2005 |
Meister Feld Frauen | TV Voerde | TV Jahn Schneverdingen | 20:14, 16:20, 20:08 | Waibstadt | 17. September 2005 |
Datei:Switzerland flag medium.png Schweiz | |||||
Meister Feld Männer | KTV Widnau | FG Rickenbach-Wilen | 2:0 Siege 3:0 (20:15, 20:10, 20:11) 3:2 (11:20, 17:20, 20:15, 20:17, 20:14) |
Widnau | 11. September 2005 |
Meister Feld Frauen | FBS Schlieren | STV Wigoltingen | 2:0 (20:17, 20:9) | Vordemwald | 25. September 2005 |
Meister Halle Männer | KTV Widnau | FG Rickenbach-Wilen | 3:0 (20:14, 20:12, 20:15) | Widnau | 20. Februar 2005 |
Meister Halle Frauen | FBR Embrach | FBS Schlieren | 2:1 (15:12, 12:15, 15:11) | Jona | 27. Februar 2005 |
Literatur
- Hanspeter Brigger/Hanspeter Erni, Faustball: spielend lernen (Info)
- Simone Pfenninger, Faustball: 1000 Trainigsideen (Info)
Siehe auch
Weblinks
Verbände und Ergebnisdienste
- http://www.faustball-liga.de Offizielle Seite der Deutschen Faustball-Liga
- http://www.dtb-faustball.de Die offizielle Faustballseite für Deutschland
- http://www.faustball-ergebnisse.de Faustball-Ergebnisdienst
- http://www.faustball.de Deutsches Faustballportal
- http://www.faustball-online.de Faustball-Forum, weltweite Linkliste
- http://www.faustball.ch Schweizerische Faustballkommission FaKo CH
- http://www.ifa-fistball.com International Fistball Association (IFA)
- http://www.faustball-training.de Seite rund um das Faustball-Training
- http://www.oefbb.at Seite des österreichischen Faustballbundes
Faustball-Regelwerke
- IFA-Spielregeln (PDF, engl.)
- IFA-Spielregeln (PDF, dt. Übersetzung)
- Zusammenfassung dt. Spielregeln (priv. Homepage)
- Hinweis
- Die im obigen Artikel genannten Ball- und Feldabmessungen gelten für den Erwachsenenbereich. Für Jugendliche und Minis siehe Regelwerke.