Kleinkötz

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Kleinkötz
Gemeinde Kötz
Koordinaten: 48° 25′ N, 10° 18′ OKoordinaten: 48° 24′ 39″ N, 10° 17′ 56″ O
Höhe: 482 m ü. NHN
Einwohner: 1120 (31. Dez. 2008)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 89359
Vorwahl: 08221
Kirche St. Nikolaus

Kleinkötz ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Kötz und eine Gemarkung im schwäbischen Landkreis Günzburg (Bayern).

Lage

Das Pfarrdorf Kleinkötz liegt am östlichen Talhang der Günz. Die Gemarkung Kleinkötz hat eine Fläche von 508,97 Hektar[2] und liegt vollständig im Gemeindegebiet von Kötz.[3] Einziger Gemeindeteil auf ihr ist Kleinkötz.

Namensherkunft

Für die Herkunft des Ortsnamens Kötz gibt es bisher vier mögliche Erklärungen:

Reinhard H. Seitz leitet die Herkunft des Flussnamens Kötz in der Ortschronik[4] aus dem vordeutschen (römisch-keltischen bzw. indogermanischen) Wort *Cattja mit der Bedeutung „Wildkatzengewässer“ ab. Der Ort wäre demnach nach dem Flüsschen benannt worden.

Der zweite Erklärungsversuch stammt von Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein[5] – dieser führt den Ortsnamen auf eine römische Villa rustica namens *Catianum (Landgut des Catius) zurück. Demnach wäre der Gewässername vom Ortsnamen abgeleitet.

Der Regensburger Linguist Albrecht Greule stellt gleich zwei mögliche Erklärungen für den Ortsnamen zur Diskussion: zum einen eine Deutung aus der germanischen Sprache mit *Kat als ursprüngliche Form des Namens – was „gewinkelte Bachkrümmung“ bedeuten würde – zum anderen eine indogermanische Herkunft aus dem erschlossenen Wort *Kat bzw. *Kataro (Graben, Bach, Wassergraben). er geht dabei davon aus, dass der Name des Ortes auf das Gewässer übertragen wurde[6].

Erste schriftliche Erwähnungen

Die ersten schriftlichen Erwähnungen fanden statt[4][5]:

  • um 1130 (?) schenken Dietricus und Hermannus von Baumburg einen Hof zu Kezzi an das Kloster Ursberg;
  • 1146 wird im Traditionsbuch von St. Ulrich und Afra ein Orthlieb de Kezzen viermal als Zeuge von Schenkungen benannt (in den Urkunden tauchen unterschiedliche Schreibweisen auf: „de Kezzen“, „de Kezze“, „de Chezze“);
  • um 1150/60 schenken nach dem Traditionsbuch des Klosters Wettenhausen Hartmannus und seine Söhne Rudolphus und Siboto de Köz dem Kloster einen Hof in Prementhal; einige Jahre später übergeben die beiden Söhne nochmals einen Hof in Arbenhouen an die Abtei;
  • 1298 bestätigt Papst Bonifaz VIII. dem Kloster Neresheim Besitz in Kezze maiore et Kezze minore – die erste urkundliche Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinkötz.

Geschichte

Das Wappen der Familie Ehinger. Die Schürhaken sind dem Wappen der Herren de Kezze entnommen, der Schwan wurde ins Wappen der Gemeinde Kötz übernommen
Wappen der Patrizierfamilie Holzapfel in der Kirche St. Nikolaus

Bereits für die Bronzezeit, um 1800 v. Chr., finden sich archäologische Belege für eine Besiedlung der Kleinkötzer Flur. Die Hallstattkultur hat ebenfalls Spuren hinterlassen. Es finden sich mehrere Dutzend Grabhügel. In die Latènezeit weisen weitere Siedlungsspuren und eine Viereckschanze der keltischen Vindeliker. Die Kontinuität der Besiedlung in römischer Zeit (15 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.) ist nicht archäologisch nachgewiesen. In der Zeit der Völkerwanderung verliert sich die Spur menschlicher Besiedlung bis auf Einzelfunde wie z. B. eine ostgotische Goldmünze.

Geländegegebenheiten und alte Kataster weisen auf eine fränkische Heerstraße hin. Auch das Patrozinium der Kleinkötzer Kirche, Sankt Nikolaus (der Patron der Händler, Fuhrleute und Reisenden), spricht für die Annahme einer bedeutenden Straßenverbindung. Diese Straße blieb die Hauptroute zwischen Ulm und Augsburg, bis Kaiserin Maria Theresia im 18. Jahrhundert den Straßenverlauf nach Günzburg verlegen ließ. Ein Widumhof deutet auf eine bereits früh vorhandene örtliche Pfarrei hin.

Das Dorf ist im frühen Mittelalter aus mehreren Siedlungen zusammengewachsen. Einer der Teile wird unter dem Namen Horbach in Urkunden als Besitz des Klosters Fulda erwähnt (vermutlich im Bereich der keltischen Viereckschanze auf der Flur „Am Firmet“ oder „Am Schnierbach“). Unter dem Namen Ysenbronnen (Eisenbrunn) oder auch Musobrunnen wird in Urkunden ein weiterer Ort erwähnt, er lag vermutlich im Bereich der Fluren „Eisenbühl“ bzw. „In der Kammer“. Der letztendlich namensgebende Teil Kleinkötz könnte zur Unterscheidung der verschiedenen Besitzungen der adligen Familie de Kezze entsprechend benannt worden sein.

Die erste urkundliche Erwähnung fällt in das 12. Jahrhundert. Kleinkötz teilte das Schicksal vieler Dörfer im Mittelalter. Oftmals wechselten die Besitzer, mehrmals war der Ort unter verschiedenen Lehnsherrn aufgeteilt, die Zeiten waren unruhig. Im Städtekrieg wurde das Dorf von bayerischen Truppen niedergebrannt, da es seinerzeit der aus der kriegsbeteiligten Reichsstadt Ulm stammenden Patrizierfamilie Ehinger gehörte. Im Bauernkrieg wurde das Schloss von marodierenden Bauern zerstört, über 100 Bauern aus Klein- und Großkötz beteiligten sich an dem fehlgeschlagenen Aufstand.

Der Dreißigjährige Krieg brachte dem Ort schwere Verluste. Starben in normalen Jahren bis zu 3 Personen, fielen dem Krieg im Jahr 1633 28 Personen und im Jahr 1634 59 Personen zum Opfer. 1635 brannte der Ort vollständig nieder. 1638 gelangte der größte Teil des Ortes in den Lehnsbesitz der Augsburger Patrizierfamilie Holzapfel von Herxheim (einen kleineren Teil erwarb das Kloster Wettenhausen, die Landesherrschaft für das gesamte Dorf allerdings lag bei den Markgrafen von Burgau und somit beim Hause Habsburg). Bei der Ankunft des Dr. Johann Jacob von Holzapfel in Kleinkötz schrieb er: „In Kleinkötz angekommen und den Ort fast verödet gefunden; als einzige Bewohnerin beherbergte das Schloss nur noch eine alte Frau namens Barbara Stählin“.

Unter der Herrschaft der Holzapfel, deren Mitglieder unter anderem zeitweise Stadtpfleger in Augsburg und Statthalter des Königs von Spanien in Apulien und Kalabrien waren, begann der Wiederaufbau. Vor allem aus Südtirol kamen Einwandererfamilien ins Dorf, so 1664 mehrere Familien mitsamt Pfarrer Silvester Huber aus Meran. 1692 bis 1711 wurde die Kirche neu errichtet. Im Spanischen Erbfolgekrieg stoppte der Bau allerdings, denn der Bauherr wurde als Geisel der Bayern in München festgehalten. 1711 erfolgte der Umbau der mittelalterlichen Wasserburg zu einem barocken Schloss. 1803 kam Kleinkötz im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses an Bayern und teilte seitdem dessen Schicksal. 1892 erhielt Kleinkötz eine Station an der Mittelschwabenbahn.[7] Am 1. Juli 1972 schlossen sich die Gemeinden Großkötz und Kleinkötz zur neuen Gemeinde Kötz zusammen.[8]

Einwohnerzahlen

Jahr Einwohner Quelle
1500 130 (26 Feuerstätten) Meldungen zum Feuerstattguldenregister der Markgrafschaft Burgau
1762 199 (32 Feuerstätten) Diözesanbeschreibung des Bistums Augsburg
1811 234 (49 Feuerstätten) Montgelas’sche Bestandsaufnahme des Königreichs Bayern
1815 241 [9]
1823 230 [10]
1840 246 [11]
1880 273 [11]
1919 316 [11]
1939 396 [11]
1946 604 [11]
1950 588 [11]
1970 777 [12]
1987 896 [13]
1993 1007 Bayerisches Statistisches Landesamt

Bürgermeister der Gemeinde Kleinkötz

Name Amtszeit
Joseph Zahler und Martin Schweinhuber 1805–1807
Martin Schweinhuber und Christian Pröbstle 1807
Christian Pröbstle und Aloys Botzenhard 1807–1808
Aloys Botzenhard und Veit Weyermann 1808–1809
Veit Weyermann und Leonhard Gnant 1809–1810
Leonhard Gnant 1810–1811
Martin Schweinhuber 1812–1813
Martin Schweinhuber und Philipp Ritter 1813–1814
Philipp Ritter und Joseph Zahler 1814–1816
Aloys Botzenhard und Martin Schweinhuber 1816–1818
Nepomuk Pröbstle 1818–1825
Andreas Ackermann 1826–1847
Nepomuk Pröbstle 1848–1853
Anton Ackermann 1854–1860
Franz Joseph Berchthold 1860–1863
Anton Ackermann 1863–1877
Anton Fritz 1877–1882
Anton Geiger 1882–1901
Josef Berchthold 1901–1912
Anton Mayer 1912–1933
Karl Ritter 1933–1945
Albert Schöffel 1945–1972

Sehenswürdigkeiten

Schloss Kleinkötz

Sehenswürdig sind die von Valerian Brenner von 1692 bis 1711 erbaute römisch-katholische Kirche Sankt Nikolaus mit ihrer originalen Barockausstattung und das 1711 erbaute Wasserschloss. Direkt nördlich von Kleinkötz, auf dem Gelände der ehemaligen MUNA Kleinkötz, befindet sich das Legoland Deutschland Resort.

Baudenkmale

Drei Objekte in Kleinkötz stehen als Baudenkmale unter Schutz: Das Gasthaus „Adler“, die Pfarrkirche „St. Nikolaus“ sowie das Wasserschloss.
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Kleinkötz

Persönlichkeiten

Um 1470 wurde in Kleinkötz der reformatorische Prediger und Autor Johann Eberlin von Günzburg geboren. Als Schullehrer in Kleinkötz wirkte von 1872 bis 1875 der spätere Komponist Cyrill Kistler.[14]

Literatur

  • Bruno Merk und Gemeinde Kötz (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Kötz, Gemeinde Kötz im Eigenverlag, München 1997.
Commons: Kleinkötz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nahverkehrsplan 2010 Guenzburg. (PDF; 103 KB) S. 3, abgerufen am 20. Juli 2024.
  2. Gemarkung Kleinkötz. In: geolytics.de. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  3. Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
  4. a b Bruno Merk und Gemeinde Kötz (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Kötz, Gemeinde Kötz im Eigenverlag, München 1997.
  5. a b Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein: Lexikon schwäbischer Ortsnamen, Verlag C.H.Beck, München 2013.
  6. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Etymologie der Gewässernamen und der dazugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2014.
  7. Kleinkötz auf bahnhof.de
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 476.
  9. Schematismus der Diözese Augsburg. 1815, S. 10377 (Digitalisat).
  10. Schematismus der Diözese Augsburg. 1823, S. 77 (Digitalisat).
  11. a b c d e f Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 227, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 206 (Digitalisat – Einwohnerzahl des Gemeindeteiles).
  13. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364 (Digitalisat).
  14. [1] Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte (ZBLG) auf den Internetseiten der Bayerischen Staatsbibliothek