Benutzer:Paulae/Will Quadflieg
Will Quadflieg (eigentlich Friedrich Wilhelm Quadflieg; * 15. September 1914 in Oberhausen; † 27. November 2003 in Heilshorn) war ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Rezitator. In seiner fast 70 Jahre langen Theaterlaufbahn spielte er alle großen klassischen Rollen seines Fachs und abeitete mit den bedeutendsten deutschen Theaterregisseuren des 20. Jahrhunderts zusammen, darunter Heinrich George, Gustaf Gründgens und Walter Felsenstein. Von 1952 bis 1959 verkörperte er den Jedermann bei den Salzburger Festspielen, die Inszenierung von Goethes Faust. Der Tragödie erster Teil aus dem Jahr 1957, in der er neben Gustaf Gründgens die Titelrolle übernahm, wurde 1960 verfilmt. In den 1970er-Jahren spielte Quadflieg unter Intendant Rudolf Noelte und in den 1990er-Jahren war er am Thalia Theater in Hamburg unter Jürgen Flimm verpflichtet, wo er 1999 seine Abschiedsvorstellung gab. Will Quadflieg wurde einem jüngeren Publikum 1994 an der Seite von Mario Adorf in Dieter Wedel Mehrteiler Der große Bellheim bekannt. Als Rezitator veröffentlichte Quadflieg über 100 Schallplatten und CDs mit eingesprochenen Gedichten, Dramen und Romanen und galt im Umgang mit der Sprache als vorbildhaft.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quadflieg wurde als Sohn eines Hütteninspektors in Oberhausen geboren. Nach dem Abitur 1933 nahm er privaten Schauspielunerricht und wurde 1933 am Theater Oberhausen engagiert. Über das Stadttheater Gießen, das Theater Gera und das Schauspielhaus Düsseldorf kam Quadflieg 1937 zunächst an die Volksbühne Berlinund das dortige Theater der Jugend und wurde 1940 von Heinrich George an das Berliner Schiller-Theater geholt, wo er bis 1944 engagiert war.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs spielte Quadflieg in Lübeck und begründete 1946 die Junge Bühne Hamburg mit. Von 1947 bis 1964 spielte Quadflieg unter Gustaf Gründgens am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.
- seit 1948 Schauspielhaus Zürich
- seit 1949 Salzburger Festspiele
- seit 1955 Tourneen
- 1965 Ruhrfestspiele Recklingshausen
- 1970 Kleine Komödie München
- 1971 u.a. Bad Hersfelder Festspiele
- 1977 Freie Volksbühne Berlin
- 1981–1984, 1989–1999 Thalia Theater Hamburg
Der Weg zum Theater
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Oberhausen, Gießen, Düsseldorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berlin (Heinrich George)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Will Quadflieg wurde an der Berliner Volksbühne engagiert. Heinrich George holte Will Quadflieg im Herbst 1939 an das Schiller-Theater in Berlin. George hatte ihn erstmals im Juli 1936 für eine Inszenierung des Götz von Berlichingen bei den Heidelberger Reichsfestspielen engagiert. Ist ab 1940 zusammen mit Horst Caspar der Liebling des weiblichen Publikums.
Will Quadflieg erhielt erstmals 1939 eine Einberufung zum Kriegsdienst:
„Der Antrag des Intendanten des Schiller-Theaters der Reichshauptstadt auf Zurückstellung des Schauspielers Wilhelm Quadflieg auf drei Monate wird von hier aus dringendst befürwortet, da Quadflieg zur Durchführung des Betriebes des Schiller-Theaters unbedingt erforderlich ist.“
„Bei Dr. Kelch, dem früheren Hilfsdramaturgen beim Schiller-Theater und jetzigen Dramaturgen in Essen hat man den Eindruck eines Homosexuellen. Dem Hören nach soll auch der Schauspieler Quadflieg zu den 175-ern gehören.“
- Urfaust 11. März 1944 im „Braunen Saal“ (Foyer) des Schiller-Theaters als neuer Behelfsbühne aufgeführt
Will Quadflieg wurde 1944 als entbehrlich gesetzt:
„Auf ausdrückliche Anweisung des Ministers ist die Liste an unentbehrlichen Bühnenkräften ganz klein gehalten worden, so daß nur allererste Namen in ihr auftreten, Namen vom Range eines Heinrich George, Eugen Klöpfer, Ewald Balser usw. Schon Kräfte wie Horst Caspar und Will Quadflieg wurden abgesetzt, da der Führer die weitere Sicherstellung so junger Künstler nicht mehr wünschte, da ja auch ein George, ein Paul Hartmann, ein Paul Wegener usw. im ersten Weltkriege ihren Wehrdienst abgeleistet hätten, und es nichts als recht und billig wäre, wenn die jüngere Schauspielergeneration unserer Tage ein Gleiches täte.“
→ „Jahrgang 14, war bisher vom Theater uk-gestellt. Im Einvernehmen mit Leiter T musste seine Freigabe erfolgen, zumal er im Film nur für bestimmte Rollen zu verwenden ist, für die jetzt ältere Schauspieler herangzeogen werden müssen.“[4]
Quadflieg war ab März 1945 nicht mehr in Berlin, sondern auf Rezitationsreisen
Nach Kriegsende erhielt Will Quadflieg in der britischen Zone ein Jahr Filmverbot. Kollegen setzten sich für ihn ein:
„Quadflieg und Caspar … waren … nicht sonderlich beim Ministerium beliebt, um so mehr aber beim Publikum, welcher Tatsache sie wohl manche, ihnen heute zur Last gelegte Bevorzugung seites ‚des Protektors‘ [Goebbels] verdanken.“
Düsseldorf und Hamburg (Gustaf Gründgens)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abstellgleis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Schauspieltruppe Will Quadflieg – Maria Becker – Robert Freitag“
Rudolf Noelthe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abstieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alterskarriere unter Jürgen Flimm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Filmschauspieler Will Quadflieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Will Quadflieg als Rezitator
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Politisches Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herkunft und Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name „Quadflieg“ kommt aus dem Niederländischen und bedeutet übersetzt böse („kwaad“) oder schwarze („zwart“) Fliege („vlieg“) und wurde abwertend für die spanischen Besatzer der Niederlande benutzt. Das Familienwappen zeigt auf der rechten Seite drei schwarze Fliegen auf goldenem Grund und auf der linken Seite einen silbernen Widder auf grünem Grund, der Wappenspruch lautet „Suge meliora“ („Sauge das Bessere ein“).[6]
Will Quadflieg heiratete 1940 die Schwedin Benita von Vegesack (* 1917), der Ehe entstammen fünf Kinder. Der zweite Sohn Christian Quadflieg kam 1945 in Südschweden zur Welt und wurde als einziges Kind Will Quadfliegs ebenfalls Schauspieler. Er trat zusammen mit seinem Vater 1979 in dem Film Kümmert euch nicht um Sokrates auf. Das gemeinsam aufgenommene Hörbuch Väter & Söhne – Briefwechsel: Thomas Mann/Klaus Mann wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Die jüngste Tochter Roswitha Quadflieg kam 1949 in der Schweiz zur Welt und wurde als Buchgestalterin und Grafikerin unter anderem mit der Illustration von Michael Endes Kinderbuch Die unendliche Geschichte bekannt. Seit 1985 ist sie zudem als Schriftstellerin aktiv und verarbeitete in ihrem Erstlingswerk Der Tod meines Bruders den tödlichen Unfall ihres Bruders Manuel (1948–1982), in dem sie auch über eine vorsichtige Annäherung der Familie mit dem Vater spricht. Will Quadflieg hatte nach seiner Scheidung 1963 die Schauspielerin Margarete Jacobs geheiratet, mit der er auch zusammen auf der Bühne stand.
Trivia (Merkhilfe)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eine Szene aus Hofmannsthals Jedermann in einer Inszenierung der Salzburger Festspiele zwischen 1952 und 1955 mit Will Quadflieg in der Titelrolle ist im Film Salzburger Geschichten enthalten.
- Volker Lechtenbrink ehrte Will Quadflieg in seinem Lied Ich mag mit der Zeile „Ich mag Quadflieg, wenn er liest“.
- Will Quadflieg warb in den 1970er-Jahren unter dem Slogan „Ein König-Treuer“ für König Pilsener.
Wichtige Theaterrollen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Uraufführungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1948: George Bernard Shaw – Zu viel Geld. Schauspielhaus Zürich, Regie: Berthold Viertel
- 1953: Paul Claudel – Tobias und Sara. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Heinrich Koch
- 1953: Max Frisch – Don Juan oder die Liebe zur Geometrie. Schauspielhaus Zürich, Regie: Oskar Wälterlin (gleichzeitige Uraufführung am Schiller-Theater in Berlin)
- 1963: Lawrence Durrell – Ein irischer Faust. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Oscar Fritz Schuh
- 1973: Giorgio Strehler – Das Spiel der Mächtigen I. Salzburger Festspiele, Regie: Giorgio Strehler
- 1974: Giorgio Strehler – Das Spiel der Mächtigen II. Salzburger Festspiele, Regie: Giorgio Strehler
Deutsche Erstaufführungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1942: Mihály Vörösmarty – Csongor und Tünde. Schiller-Theater Berlin, Regie: Abtal Németh
- 1948: Jean Paul Sartre – Die schmutzigen Hände. Schauspielhaus Zürich, Regie: Oskar Wälterlin
- 1960: Jean Anouilh – Kleine Frau Molière. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Ulrich Erfurth
- 1966: Edward Albee – Winzige Alice. Schauspielhaus Hamburg, Regie: Heinrich Koch
- 1968: Charles Dyer – Unter der Treppe. Renaissance-Theater Berlin, Regie: Harry Meyen
- 1971: Jean Anouilh – Wecken Sie Madame nicht auf. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Willi Schmidt
- 1980: James Saunders – Leib und Seele. Tournee, Regie: Helmut Polixa
Inszenierungen, die im Fernsehen gezeigt wurden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1961: Henrik Ibsen – Rosmersholm. Tournee, Regie: Robert Freitag
- 1963: Friedrich Hebbel – Gyges und sein Ring. Markgrafentheater in Erlangen (Tournee), Regie: Robert Freitag
- 1976: Molière – Der Menschenfeind. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Rudolf Noelte
- 1977: Georg Büchner – Dantons Tod. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Regie: Jürgen Flimm
- 1978: Gerhart Hauptmann – Die Ratten. Freie Volksbühne Berlin, Regie: Rudolf Noelte
- 1983: Hugo von Hofmannsthal – Jedermann. Salzburger Festspiele, Regie: Ernst Haeussermann
- 1983: Gerhart Hauptmann – Michael Kramer. Thalia Theater Hamburg, Regie: Rudolf Noelte
- 1987: Herb Gardner – Ich bin nicht Rappaport. Thalia Theater Hamburg, Regie: Siegfried Bühr
- 1990: Botho Strauß – Besucher. Thalia Theater Hamburg, Regie: Wilfried Minks
- 1994: Henrik Ibsen - Die Wildente. Thalia Theater Hamburg / Ronacher Theater auf den Wiener Festwochen, Regie: Jürgen Flimm
Filmografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spielfilme
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Serienauftritte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1970: Dem Täter auf der Spur – Puppen reden nicht (Episode 7)
- 1975: Der Kommissar – Warum es ein Fehler war, Beckmann zu erschießen (Episode 85)
- 1979: Derrick – Ein Kongress in Berlin (Episode 61)
- 1994: Derrick – Eine Endstation (Episode 235)
(Synchron-)Sprecher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1985: Die Deutschen im Zweiten Weltkrieg – 6-teilige TV-Dokumentation
- 1996: Kamasutra – Vollendung der Liebe (Erzähler)
Dokumentationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1984: Zeugen des Jahrhunderts – Will Quadflieg im Gespräch mit Karl Löbl
- 1989: Elftraud von Kalckreuth – Sprache in Klarheit: zum 75. Geburtstag von Will Quadflieg
- 1994: Viktoria von Flemming – Will Quadflieg: ein Porträt
- 1999: Helmar Harald Fischer – Verführer und Mahner: Will Quadflieg zum 85.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1996: Ehrenmitglied der Landesbühne Hannover
- 2006: Ein Teilstück des Ebertplatzes und der Abschnitt der Sedanstraße zwischen Ebertstraße und Bühneneingang des Theaters Oberhausen wird in „Will-Quadflieg-Platz“ umbenannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Will Quadflieg: Will Quadflieg. Johannes Maria Hoeppner, Hamburg-Volksdorf 1957 (enthält Will Quadfliegs Vortrag Der Schauspieler in unserer Zeit).
- Will Quadflieg: Wir spielen immer. Erinnerungen. Fischer, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-10-063101-3.
- Freie Akademie der Künste Hamburg (Hrsg.): Dokumentation der Verleihung der Plakette 1983 und der Plakette 1984 der Freien Akademie der Künste in Hamburg an Erich Lüth und Will Quadflieg. Freie Akademie der Künste, Hamburg 1985. (= (Schriften der Freien Akademie der Künste, Nr. 11)
- Will Quadflieg: Rezitation und Vortrag. Jonas, Marburg 1991, ISBN 3-922561-79-9. (= Jahrbuch der Henning-Kaufmann-Stiftung 1987/88)
- Jürgen Flimm (Hrsg.): Will Quadflieg: ein Leben für das Wort in Texten und Bildern. Arche, Zürich 1994, ISBN 3-7160-2181-4.
- Minu Shareghi, Fredi Böhm: Will Quadflieg. Kämpfer, Hamburg 1997, ISBN 3-932208-00-5. (= Thaleia, Nr. 1)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zit. nach Fricke, S. 165.
- ↑ Zit. nach Kurt Fricke: Spiel am Abgrund. Heinrich George – Eine politische Biographie. mdv, Halle (Saale) 2000, S. 118.
- ↑ Zit. nach Fricke, S. 255.
- ↑ Undatierter Vermerk der Reichsfilmkammer zu Quadflieg. Zit. nach Fricke, S. 333.
- ↑ Zit. nach Fricke, S. 311f.
- ↑ Will Quadflieg: Wir spielen immer. Erinnerungen. Fischer, Frankfurt am Main 1976, S. 21f.