Branco Weiss
Branco Weiss (* 23. April 1929 in Zagreb, Königreich Jugoslawien; † 31. Oktober 2010 in Zollikon) war ein Schweizer Unternehmer und Mäzen.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weiss stammte aus einer jüdischen Familie aus dem Burgenland, die sich später in Kroatien niederliess.[1] Sein Vater wurde von den Faschisten ermordet. Seine Mutter stammte aus Budapest. Mit ihr kam er als Kind nach Italien und später in die Schweiz. In Glarisegg legte er bereits 1944 die Matura ab. Damals lebte er als Pflegeschüler bei einer Lehrerin für Deutsch und Französisch in Steckborn.
Er studierte ab 1947 mit einem Peter-Reinhart-Stipendium von jährlich 3600 Franken an der ETH Zürich und arbeitete nebenbei als Laborant in einer Kunstseidefabrik.[2] Sein Studium schloss er 1951 als diplomierter Chemieingenieur ab. Danach verfasste er eine Dissertation über Kosten-Nutzen-Analysen auf dem Gebiet der Filtertechnik beim Professor für anorganische Chemie August Guyer. Ein erstes Praktikum machte er danach bei Sandoz in Basel.[3]
Weiss baute mehrere Hochtechnologie-Unternehmen auf. Die von ihm 1959 gegründete Kontron wurde 1974 von Hoffmann-La Roche übernommen. Als Mäzen unterstützte Weiss mehrere Universitäten und viele Kulturprojekte.[4]
Die Universität Basel verlieh ihm 2005 die Ehrendoktorwürde für sein aussergewöhnliches Engagement für die Einrichtung des Instituts für Jüdische Studien. Er erhielt drei weitere Doktortitel ehrenhalber, von der Universität Tel Aviv (1993), der EPFL in Lausanne (1998) und der ETH Zürich (1998).[5] An der ETH Zürich hielt Weiss von 1985 bis 1994 Vorlesungen über „Einführungen in die Technologiestrategien“ sowie über „Planung, Gründung, Aufbau und Führung neuer Unternehmungen“. Die ETH vergibt seit 2003 das Branco Weiss Fellowship.[6] In seinem Testament vermachte Weiss geschätzte 100 Millionen Franken dem Society in Science – The Branco Weiss Fellowship.[7] Das ETH-Projekt Science City unterstützte er 2004 mit 23 Millionen Franken.[8] Das Fellowship wurde 2017 umbenannt in The Branco Weiss Fellowship – Society in Science.[9]
Weiss war Ehrenmitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins sowie Vorstandsmitglied und Ehrenmitglied der Schweizerischen Akademie für Technische Wissenschaften.
Das Branco Weiss Institute zur Ausbildungsförderung in Israel trägt seinen Namen. Es betreibt zwölf Schulen im Land.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Branco Weiss u. a.: Der Strukturwandel der Schweizer Wirtschaft: Herausforderung oder Krise? [Referate gehalten anlässlich der Zürcher Konferenz vom 8. September 1988]. In: Swiss values. Nr. 11, Royal Trust Bank, Zürich 1988.
- Branco Weiss (Hrsg.): Praxis des Venture Capital. Verlag Moderne Industrie, Zürich 1991, ISBN 3-478-31610-3.
- Branco Weiss: Entrepreneurship. Ramot Publishing, Tel Aviv University, Tel Aviv 1994, ISBN 965-274-160-4.
- Jean-Claude Badoux, Dario R. Barberis, Branco Weiss: Sieben Jahre Fund SATW - Branco Weiss. Ein Austauschprogramm für junge Ingenieure/innen aus der Gemeinschaft der Unabhängigen Staaten, GUS und der Schweiz; 1992 - 1999 / Sem' let fonda ŠATN - Branko Vejss. SATW, Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften, Zürich 1999, ISBN 3-908235-02-2 (deutsch und russisch).
- Bruno Fritsch, Branco Weiss: Die Podiumsdiskussion – Zukunftsgestaltung im Chaos emotionaler Intelligenzen. Eine Satire. Olzog, München 2000, ISBN 3-7892-8030-5.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Richard Morais: Swiss Risk – How Branco Weiss is shaking up the cautious Swiss. In: Forbes Magazine. Vol. 139, Issues 10–14, Forbes, New York, NY 1987, S. 49 ff, ISSN 0015-6914
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The Branco Weiss Fellowship – Society in Science
- The Branco Weiss Institute
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Branco Weiss bei Perlentaucher
- Christian Baertschi: Branco Weiss. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Nachrufe
- Branco Weiss ist tot. In: Basler Zeitung. 1. November 2010.
- Die Kraft der Neugier im praktischen Leben. Zum Tod des Unternehmers und Mäzens Branco Weiss. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. November 2010.
- Sein Geld ging an Universitäten, Unternehmer und Künstler. In: Tages-Anzeiger. 1. November 2010.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Matthias Daum: Tue Gutes und rechne scharf. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. April 2010.
- ↑ Marita Haibach: Hochschul-Fundraising: Ein Handbuch für die Praxis. Campus, Frankfurt 2000, ISBN 978-3-593-38587-7, S. 180 (books.google.de).
- ↑ Martin Meyer: Die Kraft der Neugier im praktischen Leben – Zum Tod des Unternehmers und Mäzens Branco Weiss. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 254. Zürich 1. November 2010, S. 31.
- ↑ Branco Weiss: Die Mühseligkeit der menschlichen Existenz erleichtern. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. August 2010, archiviert vom am 27. August 2010; abgerufen am 24. Juli 2024.
- ↑ Ehrenpromotion der Theologischen Fakultät, 2005.
- ↑ The Branco Weiss Fellowship - Society in Science
- ↑ Roman Klingler: Branco Weiss’ posthumes Geschenk. In: ETH Life. 25. Oktober 2012, abgerufen am 27. Oktober 2012.
- ↑ CH/ETH-Förderer und Unternehmer Branco Weiss ist tot. In: Handelszeitung online. 1. November 2010.
- ↑ https://www.brancoweissfellowship.org/news-2017-article-reader/the-fellowships-new-name-and-appearance.html
Personendaten | |
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NAME | Weiss, Branco |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Unternehmer und Mäzen |
GEBURTSDATUM | 23. April 1929 |
GEBURTSORT | Zagreb, Königreich Jugoslawien |
STERBEDATUM | 31. Oktober 2010 |
STERBEORT | Zollikon |