Café Elektric

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Film
Titel Café Elektric – Wenn ein Weib den Weg verliert
Café Elektric – Die Liebesbörse
Produktionsland Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1927
Länge 7 Akte, 2395 m, nach Zensur 2054 m, bei 22 BpS 80 Minuten
Produktions­unternehmen Sascha
Stab
Regie Gustav Ucicky
Drehbuch Jacques Bachrach, Felix Fischer
Musik Gerhard Gruber 2008
Kamera Hans Androschin
Besetzung
Szenenfoto Marlene Dietrich in "Café Elektric"
Szenenfoto Marlene Dietrich und Willi Forst in "Café Elektric"

Café Elektric ist der Titel eines österreichischen Stummfilmdramas, das Gustav Ucicky im Jahre 1927 nach einem Drehbuch realisierte, das Jacques Bachrach nach dem Bühnenstück „Die Liebesbörse“ von Felix Fischer geschrieben hatte. Marlene Dietrich spielte in diesem Film ihre erste Hauptrolle. Neben ihr wählte Produzent Sascha Kolowrat-Krakowsky den ebenfalls noch jungen Willi Forst als männlichen Hauptdarsteller aus. Die Premiere fand am 25. November 1927 in Wien statt.

Der Film, von dem nur eine unvollständige Kopie existiert, wurde 1978 vom Filmarchiv Austria restauriert und 1996 im Fernsehen ausgestrahlt. Das Ende des Films gilt jedoch als verloren. Eine Neufassung der Musik erfolgte 2008 durch den österreichischen Stummfilmpianisten Gerhard Gruber.

Das Café Elektric ist Treffpunkt der Halbwelt Wiens. Erni Göttlinger, die Tochter eines Bauunternehmers, lässt sich mit dem zwielichtigen Ferdl ein, ihre Beziehung scheitert. Das zweite Filmpaar besteht aus dem einst beim Bauunternehmer angestellten, nun aber arbeitslos gewordenen Ingenieur Max Stöger und dem Mädchen Hansi, das er aus der Halbwelt des Café Elektric holt. Nach einigen unvermeidlichen Missverständnissen findet er nicht nur wieder Arbeit, sondern es gibt auch ein Happy End mit Hansi.

Der Film war eine Produktion der Sascha Film-Industrie A.G. in Wien. Die Produktionsleitung hatte Karl Hartl, der auch dem Regisseur assistierte. Die Filmbauten schuf Architekt Artur Berger, für die Photographie zeichnete Hans Androschin. Den Verleih für Deutschland hatte die Südfilm A.G. Berlin inne.

“Café Elektric” stand in der Tradition der so genannten „Sittenfilme“. In diese Richtung wiesen auch die beiden Untertitel “Wenn ein Weib den Weg verliert” (Anm.)[1] und „Die Liebesbörse“. Ursprünglich sollte er einmal „Prostitution“ heißen, was jedoch von der Zensur, welcher der Film drei Mal vorlag, ehe er die Zulassung für Deutschland bekam, verhindert wurde.[2]

Der Film lag als “Prostitution. Irrwege der Liebe” das erste Mal am 23. Jänner 1928 der Zensur in Berlin in einer Länge von 7 Akten gleich 2395 m vor und wurde unter der Nr. B.17 969 sogleich verboten. Auch nach heftigen Schnitten, die ihn auf 2054 m verkürzten, und zwei weiteren Anläufen am 3. und am 13. Februar 1928

“Prostitution. Irrwege der Liebe”, Filmprüfstelle Berlin, 3. Februar 1928, 7 Akte 2054 m, Zensur-Nr. B.18 070, Verbot.[3]

“Prostitution. Irrwege der Liebe”, Film-Oberprüfstelle, 13. Februar 1928, 7 Akte 2054 m, Zensur-Nr. O.00150, Verbot.[4]

blieb die Zensurstelle bei ihrer Entscheidung, die sie folgendermaßen begründete:

“Männliche und weibliche Zuschauer werden durch diese Darstellung leichten und erfolgreichen Erwerbes materieller und geschlechtlicher Vorteile in ihrem sittlichen Empfinden abgestumpft und angereizt, was einer entsittlichenden Wirkung gleich kommt.” (Berlin 13. Februar 1928, Film-Oberprüfstelle Berlin Nr. 150)

Die Uraufführung für Österreich fand am 25. November 1927 in Wien statt. In Berlin wurde der Film am 22. März 1928 im Emelka-Palast[5] uraufgeführt.

Der Film sollte zeigen, “wie leicht es in unserer Zeit ist, vom rechten Weg abzukommen, und wie eine vernachlässigte Erziehung ein ganzes Leben zerstören kann.” Er sollte aber auch lehren, “dass es einem unverschuldet gesunkenen Menschen möglich ist, durch reine Liebe wieder aus dem Dunkel zum Licht zurückzufinden” Die so im Vorspann des Films[6] reichlich spekulativ behaupteten erzieherischen Absichten waren jedoch nicht ernst gemeint, stand doch die „Sensation“ von nackten Damenbeinen und ausgedehnten Kussszenen im Vordergrund.

Das Wien der 1920er Jahre wird im Film zwar nicht realistisch dargestellt – 1927 war das Jahr des Justizpalastbrandes, die als „Julirevolte“ bekannt gewordenen sozialen Auseinandersetzungen dieses Jahres fanden im Film keine Widerspiegelung –, dennoch gaben die Schauspieler glaubwürdige Charaktere ab, allen voran Willi Forst, dessen große Zeit jedoch erst mit dem Tonfilm begann. Marlene Dietrich, dem Zuhälter Ferdl ausgeliefert, überzeugte mit ihren körperlichen Reizen noch nicht alle: „Nina Vanna als Hansi regt uns weder an, noch auch nur auf. Marlene Dietrich Anspruchslosere wenigstens das letztere. Wenn sie auch ihre muskulösen Schultern besser nicht entblößte. Sie sieht im Dekolleté erschreckend vierschrötig aus“ fand dagegen der Kritiker der Lichtbild-Bühne am 23. März 1928. Ihre einzigartige Ausstrahlung konnte sie erst in den Tonfilmen Josef von Sternbergs entfalten.

  • Filmbesprechung nach der Uraufführung in: Lichtbild-Bühne, 23. März 1928, und Abbildung der Anzeige der Süd-Film A.G. “Ein packendes Bild mit prachtvoller Darstellung” aus: Lichtbild-Bühne, 21. März 1928
  • Filmkritik von Georg Herzberg zur Aufführung im Emelka-Palast, Berlin, am 22. März 1928 (Quelle: DIF)

Wiederveröffentlichung

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Die „Edition Der Standard“ Wien brachte den Film mit der Musik von Gerhard Gruber am 3. Oktober 2008 als DVD (dritter Teil der Edition, Nummer 105) in den Handel.

(Anm.) 
Mit dem Titel “Wenn ein Weib den Weg verliert” gab es bereits 1919 schon einen Film, dessen Haupttitel „Prinzessin Tatjana“ lautete; Carl Wilhelm hat ihn nach einem Drehbuch von Hans Gaus für die Firma Internationaler Film-Vertrieb Deitz & Co (Berlin) gedreht.[7]

Abbildungen

  • Francesco Bono: Willi Forst: ein filmkritisches Porträt. Verlag ET+K, Ed. Text + Kritik, 2010, ISBN 978-3-86916-054-2, S. 82, 95, 299, 337.
  • Charlotte Chandler: Marlene – Marlene Dietrich, A Personal Biography. Verlag Simon and Schuster, 2011, ISBN 978-1-4391-8835-4, S. 55–56.
  • Robert von Dassanowsky: Austrian Cinema. A History. Verlag McFarland, 2005, ISBN 0-7864-3733-2, S. 39.
  • Walter Fritz: Die österreichischen Spielfilme der Stummfilmzeit 1907–1930. Wien 1967.
  • Hans Schmid: Nazi-Virus im Film (= TELEPOLIS). Heise Zeitschriften Verlag, 2012, ISBN 978-3-936931-81-5.
  • Willem Strank, Claus Tieber: Jazz im Film. Beiträge zu Geschichte und Theorie eines intermedialen Phänomens. LIT Verlag, Münster 2014, ISBN 978-3-643-50614-6, S. 14 Anm. 1.
  • Alfred Polgar: Marlene – Bild einer berühmten Zeitgenossin. Hrsg. Ulrich Weinzierl. Paul Zsolnay Verlag, 2015, ISBN 978-3-552-05721-0.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt Verlag, Berlin 1956, S. 554–555.

Einzelnachweise

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  1. Café Elektric bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne, abgerufen am 11. Juli 2021.Vorlage:GECD Titel/Wartung/ID fehlt in Wikidata
  2. vgl. Anzeige der Südfilm A.G. (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stummfilm-fan.beepworld.de und die Ankündigung und Besprechung von “Café Electric” (1927) in: Lichtbild-Bühne, 20. März 1928: “Die Werbung für diesen österreichischen Film, der die deutsche Zensur erst im dritten Anlauf passierte, ist schon ziemlich reißerisch; der frühere Titel „Prostitution“ wird geradezu hervorgehoben und betont, wie oft er verboten worden ist.”
  3. Zensurentscheidung vom 03.02.1928 auf Filmportal.de
  4. Zensurentscheidung vom 13.02.1928 auf Filmportal.de
  5. Kino am Kurfürstendamm, vgl. berlin.de
  6. vgl. stummfilm.at
  7. Prinzessin Tatjana Oder Wenn ein Weib den Weg verliert. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 18. Juni 2021.