Edmund de Unger

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Edmund de Unger (* 6. August 1918 in Budapest, Österreich-Ungarn; † 25. Januar 2011[1] in Ham, London Borough of Richmond upon Thames) war ein Immobilienmakler und seit den 1950er-Jahren ein Sammler islamischer Kunst.

Edmund de Unger wurde am 16. August 1918 als Sohn einer ungarischen Aristokratenfamilie in Budapest geboren. Seine Familie baute 1830 das Ungarische Nationalmuseum auf und auch sein Vater war ein leidenschaftlicher Sammler von Teppichen. Mit sieben oder acht Jahren begann de Unger, von den Teppichen seines Vaters inspiriert, eigene Muster zu entwerfen. Sein Vater, der starb, als Edmund zehn Jahre alt war, dieser nahm ihn schon früh mit in verschiedenste Museen und Ausstellungen und sogar zu Auktionen. Nach seinem Tod förderte Edmunds Mutter sein Interesse am Sammeln, da sie selbst von der Schönheit und Farbigkeit der Teppiche fasziniert war. Schon in seiner Schulzeit sammelte de Unger Briefmarken und Münzen. Mit elf Jahren kaufte er das erste Objekt seiner Sammlung, eine Eisenkiste aus Süddeutschland, die er eineinhalb Jahre in Raten abbezahlte. 1934 reiste Edmund das erste Mal nach London, um Englisch zu lernen und später in Oxford Geschichte zu studieren. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging er zurück nach Ungarn, um nach seiner Familie zu schauen und rettete einige Stücken aus der Sammlung seines Vaters vor den Kriegsereignissen, indem er sie mit Hilfe seines Cousins nach Belgien transportieren ließ. Hier in Ungarn nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften auf und geriet jedoch öfter in den Blick der Geheimpolizei. 1949 ging er unter anderem aus diesem Grund nach Großbritannien zurück, um sein Jurastudium fortzusetzen. Nach Abschluss seines Studiums wurde er in die Anwaltskammer berufen und arbeitete als Rechtsanwalt im Kolonialbüro in Ghana und Nigeria. Als er nach England zurückkehrte, beschloss er, von nun an auf dem Immobilienmarkt tätig zu werden.

Im Jahre 1945 heiratete er Eva Spicht, die 1959 verstarb. Seine zweite Ehe schloss er 1965 mit Elizabeth Allan. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor.

Obwohl schon früh durch diverse Ausstellungen die Leidenschaft zu türkischen Teppichen geweckt wurde, kann man Edmund de Unger erst ab 1958 einem seriösen Sammler nennen. Grund dafür war ein Aufenthalt in Kairo und ein Besuch im dortigen Museum, in welchem er besonders die fatimidischen Lüsterkeramiken bewunderte. In Ägypten erwarb er auch sein erstes islamisches Objekt, ein fatimidisches Fragment mit einem Gesicht darauf. Drei Jahre später lernte er die islamische Metallkunst in der Eremitage in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, kennen. Seine eigene Sammlung bestand anfangs vor allem aus Teppichen. Nach und nach kamen dann auch Objekte aus anderen Kunstbereichen dazu. 1970 zog er nach Ham (Surrey) um und bewohnte hier ein Haus. Jedoch beschränkte er seine Leidenschaft nur auf Objekte der islamischen Kultur. Im Jahre 1970 und dann in einer zweiten Tranche 1971 erwarb er Teile der Sammlung Kofler-Truniger, eine Sammlung mittelalterlicher Kunstobjekte, zusammengetragen von Ernst Kofler-Truniger und seiner Ehefrau Marthe in Luzern.[2]

So trug Edmund de Unger über mehr als fünf Jahrzehnte eine beachtliche Sammlung hauptsächlich islamischer, aber auch europäischer Kunst an, die nach dem früheren Haus The Keir des Sammlers in Wimbledon Common benannt wurde.[1] Das Sammeln sei für ihn, so erzählte er, "ähnlich wie das Jagen, da man nicht nur aus den gesammelten Objekten ästhetisches Vergnügen zieht, sondern auch das tatsächliche Streben nach ihnen ist angenehm".[3] 1964 gründete er mit Gleichgesinnten den Islamischen Kunstkreis. Ab 2004 führte er mit den Staatlichen Museen von Berlin Verhandlungen über öffentliche Ausstellungen seiner Sammlung. Den Standort Berlin hatte er vor allem deshalb gewählt, weil er hier gute Möglichkeiten sah, dass seine Sammlung mit großer Aufmerksamkeit vom Publikum bedacht wurde. Sowohl in London als auch in Paris sah er die Gefahr, dass seine Objekte in der Fülle des öffentlichen Angebotes untergehen könnten. Außerdem hatte bereits sein Vater aus der Zeit des Aufbaus des Ungarischen Nationalmuseum persönliche Kontakte zu Wilhelm von Bode (1845 – 1929), dem damaligen Gründer und Leiter des Berliner Kaiser-Friedrich-Museums, dem heutigen Bode-Museum. Dieser war ebenfalls ein leidenschaftlicher Sammler von Teppichen. Vom 27. November 2007 bis 17. Februar 2008 zeigte das Museum für islamische Kunst unter dem Titel "Sammlerglück" 112 Objekte aus der „Keir Collection“ von Edmund de Unger. Bei der Suche nach weiteren Sammlerstücken wurde de Unger 2008 bei Christie fündig. Hier erwarb er eine fatimidische Kristallkugel für 3,2 Millionen englische Pfund.

2009 erhielt das Museum für islamische Kunst in Berlin als Leihgabe für 15 Jahre de Ungers „Keir Collection“, die aus 1500 Werken islamischer Kunst bestand.[4] Die in über 50 Jahren zusammengetragene Sammlung umfasst Kunstwerke aus 2.000 Jahren und zählt zu den größten Privatsammlungen islamischer Kunst.[5] Kurze Zeit später veranstaltete das Pergamonmuseum Berlin unter dem Titel "Sammlerglück" eine Ausstellung mit 117 Exponate aus der „Keir Collection“. Diese Ausstellung wurde am 18. März 2010 eröffnet und ging bis zum 17. Juni 2012. Sie hatte eine außerordentlich gute Publikumsresonanz.

Edmund de Unger lebte von 1970 bis zu seinem Tode 2011 in Ham (Surrey) in England.[6] Hier verstarb er am 25. Januar 2011.

Im Juli 2012 wurde die Zusammenarbeit zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin und den Erben der Sammlung Edmund de Unger beendet. Die ursprünglich für den langfristigen Verbleib vorgesehene Leihgabe vorzeitig beendet und die Sammlung aus Berlin abgezogen. Als Gründe wurden unterschiedliche Vorstellungen zur weiteren Arbeit mit der Sammlung genannt.[7][8]

Im Jahre 2014 schlossen die Erben und damit heutigen Besitzer der Keir Collection einen neuen langfristigen Vertrag mit dem Dallas Museum of Art (DMA) in Texas. Am 28. April 2017 wurde hier eine Ausstellung islamischer Kunst mit über 100 Objekten aus der Sammlung von Edmund de Unger eröffnet.[9]

Teppiche und Textilien

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„Meine Liebe zur islamischen Kunst begann mit Teppichen. Den ersten nahm ich im Alter von sechs Jahren wahr, als mein Vater Richard mir verbot, ihn zu betreten. [...] Allmählich bedeckten sich Fußböden und auch Wände meiner Wohnung mit Neuerwerbungen. Das Ende kam, als ich auf dem Boden überall drei Lagen von Teppichen entdeckte – so konnte es nicht weitergehen.“[10]

Die Teppichsammlung de Ungers ist eine der wichtigsten und größten Privatsammlungen orientalischer Teppiche. Die Sammlung besteht überwiegend aus Holbein-, Lotto-, Ushak-, transsilvanischen und persischen Teppichen sowie weiteren Teppichen mit Pflanzen- und Tiermotiven, die sich aber schwer in Gruppen einteilen lassen. Neben Teppichen beinhaltet die Sammlung de Unger noch „einen vielfältigen Fundus vor allem an Seidengeweben […]“[11], dessen Großteil aus europäischen Textilien besteht (200 Objekte), dicht gefolgt von persischen Stoffen aus der Safawidenzeit.

„In meiner Kindheit mochte ich die Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“ besonders, und ihre farbigen Beschreibungen und bildreichen Vorzüge müssen mich geprägt haben.“[10]

Die gesammelten Buchkunstobjekte Edmund de Ungers bilden eine Sammlung von höchster Wichtigkeit und Einzigartigkeit. An den Objekten der Sammlung lässt sich die Entwicklung der Buchkunst anschaulich nachvollziehen. Beginnend bei arabischer Malerei des 13. Jh., über einige illustrierte Seiten aus der Shahnama von Firdausi aus dem 14. Jh. und zwei Miniaturen aus „Layla wa Majnun“ von Nizami (Herat Schule) aus dem 15. Jh., bis hin zu „Five youths and two girls enjoying themselves in the country“ von Riza-i ’Abbasi (Isfahan Schule) aus dem 17. Jh.

„Ich glaube, keine Sammlung islamischer Kunst wär vollständig ohne die Metallarbeiten. […] An islamischer Metallarbeit erkenne ich die vielfältige Qualität, die auf erstklassiger Technologie und Werkstatt basiert. […] Hier sind es die Form und vor allem das Ornament und das Kunsthandwerk, an dem sich die Meisterschaft erkennen lässt.“[10]

Die Keir Collection beinhaltet nur eine kleine Anzahl an Metallobjekten (21). Die meisten sprechen durch ihre Qualität und Schönheit an, andere hingegen sind von wissenschaftlichem Interesse und können die Forschung bereichern. Die Objekte sind überwiegend aus Bronze und mit verschiedensten Techniken verziert, so findet man beispielsweise Gold- und Kupferintarsien. Die meisten Stücke stammen aus Ägypten.

Bergkristallkrug, fatimidisch, 10.–11. Jh., Fassung 1854, Keir Collection

Die Bergkristallobjekte der Sammlung de Unger stammen bis auf zwei Objekte aus dem fatimidischen Ägypten. Die Besonderheit der Objekte liegt in den verschiedenen Formen und Verzierungen.

„Damals begegnete ich erstmals islamischer Keramik. Wie ihre geknüpften Gegenstücke zeigen sie die gleiche Verbindung von leuchtenden Farben, Feinheit und Wagemut des Ornamententwurfs. Besonders bewundere ich die Lüsterkeramik – meines Erachtens das größte Geschenk, das muslimische Töpfer der Menschheit machten […] und sie liegt meinem Herzen wohl am nächsten.“[10]

Die Keramiksammlung ist eine, durch ihre Vielfältigkeit beeindruckende Sammlung. Sie lässt sich grob in drei große Gruppen gliedern, frühe Lüsterkeramik, Lüsterkeramik des 12. und 13. Jh. und fatimidische Keramik aus Ägypten, welche wohl der eindrucksvollste Teil der Sammlung ist. Darüber hinaus gibt es auch Objekte aus anderen Gegenden und Epochen, wie den Abbasiden und Umayyaden.

  • Claus-Peter Haase (Hrsg.): Sammlerglück – Islamische Kunst aus der Sammlung Edmund de Unger. Staatliche Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Hirmer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7774-4075-0.
  • B. W. Robinson (Hrsg.): Islamic Art in the Keir Collection. Faber and Faber Limited, London 1988, ISBN 0-571-13753-9.
  • Géza Fehérvári: Islamic Metalwork of the Eighth to the Fifteenth Century in the Keir Collection. Faber and Faber Limited, London 1976, ISBN 0-571-09740-5.
  • Ernst J. Grube: Islamic Pottery of the Eighth to the Fifteenth Century in the Keir Collection. Faber and Faber Limited, London 1976, ISBN 0-571-09953-X.
  • B. W. Robinson: Islamic Painting and the arts of the book. Faber and Faber Limited, London 1976, ISBN 0-571-10866-0.
  • John Carswell: Edmund de Unger. Prime Collector. In: Hali – Carpet, Textile and Islamic Art. Heft 156, 2008. Hali Publications, London ISSN 0142-0798, S. …
  • Friedrich Spuhler: Islamic carpets and textiles in the Keir Collection. Faber and Faber Limited, London 1978, ISBN 0-571-09783-9.
  • Edmund de Unger in: The Telegraph vom 15. Dezember 2011
  • Uta Baier, Berlin bekommt berühmte Privatsammlung, in: Berliner Morgenpost vom 10. Juni 2009
  • Salaam to the Keir Collection in Dallas, in: The Magazin Antiques vom 27. Juni 2017
Commons: Islamische Kunst in der Keir Collection – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Edmund de Unger. In: The Telegraph. 15. Februar 2011, abgerufen am 28. Januar 2012.
  2. Wieder verkauft Sotheby's New York 20. November 1997.
  3. Edmund de Unger in: The Telegraph vom 15. Februar 2011
  4. Mitteilung der Staatlichen Museen zu Berlin vom 10. Juni 2009 (Memento des Originals vom 6. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.smb.spk-berlin.de
  5. Umfangreiche Dauerleihgabe aus der Sammlung Edmund de Ungers (Memento des Originals vom 6. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.smb.spk-berlin.de
  6. Death of Edmund de Unger
  7. Pressemitteilung vom 13. Juli 2012. (Memento vom 7. Mai 2021 im Internet Archive) Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  8. Museum für Islamische Kunst verzichtet auf Sammlung, Berliner Morgenpost, 14. Juli 2012
  9. Salaam te the Keir Collection in Dallas in: The Magazin Antique vom 27. Juni 2017
  10. a b c d Edmund de Unger, Zum Geleit, in: Claus-Peter Haase (Hrsg.), Sammlerglück – Islamische Kunst aus der Sammlung Edmund de Unger, Staatliche Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Hirmer Verlag, München, 2007
  11. Gisela Helmecke, Brokate und Samte, in: Claus-Peter Haase (Hrsg.), Sammlerglück – Islamische Kunst aus der Sammlung Edmund de Unger, Staatliche Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Hirmer Verlag, München, 2007, S. 81