Grube Alfred

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grube Alfred
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Abbautechnik Untertagebau[1]
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Beschäftigte max. 260 Bergleute
Betriebsbeginn 1861[2]
Betriebsende 1914[1]
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Braunkohle
Größte Teufe 57 m
Geographische Lage
Koordinaten 51° 56′ 39,5″ N, 11° 48′ 20,2″ OKoordinaten: 51° 56′ 39,5″ N, 11° 48′ 20,2″ O
Grube Alfred (Sachsen-Anhalt)
Grube Alfred (Sachsen-Anhalt)
Lage Grube Alfred
Standort Tornitz
Gemeinde Barby
Landkreis (NUTS3) Salzlandkreis
Land Land Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland
Revier Mitteldeutsches Braunkohlerevier (Peripherie)
Grube Alfred

Die Grube Alfred ist ein ehemaliges, 1915 stillgelegtes Braunkohle-Bergwerk nahe Tornitz zwischen Calbe und Barby im heutigen Salzlandkreis (ehemals Landkreis Schönebeck). Die Kohle wurde untertägig gewonnen.[1]

An den Standort der Grube Alfred erinnern heute nur noch einige Häuser und Kleingärten, die nach der Stilllegung der Grube (1914) von der angeschlossenen Bergmannssiedlung übrig blieben.

Aufbau und Betrieb

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden rund um Calbe mehrere Braunkohlegruben, die der Versorgung der Zuckerfabrik, der Tuchfabriken[3] und anderer Industrie in Calbe dienten.

Die Grube Alfred wurde 1861 von der Aschersleber Bergbauunternehmerfamilie Douglas nahe der Siedlung Pichör[4] gegründet. Unter Führung des späteren Grafen von Douglas, Hugo Sholto Oskar Georg von Douglas, wurde die Grube zu einer der bedeutendsten Braunkohle-Tiefbau-Gruben Deutschlands.

Um das Flöz, das an dieser Stelle eine Dicke von bis zu 24,3 m hat, aufzuschließen, wurde ein Schacht auf etwa 45 m abgeteuft (1882 auf 57 m vertieft). Die Bergleute fuhren über sieben Fahrten (Leitern) in die Grube ein. Vom Schacht aus wurde ein Netz von Strecken (Stollen) in den Untergrund getrieben, das sich über mehrere Kilometer erstreckte. Die Bergleute lösten die Kohle in schwerster Handarbeit mit Pickeln und Hacken. Die Kohle wurde von den Bergleuten mit Hunten zur Hauptstrecke gebracht, wo sie in eine maschinengetriebene Kettenbahn eingehängt wurden, die die Hunte zum Förderschacht zog. Im Förderturm wurden je zwei Wagen à 5 hl zu Tage gefördert und dort geleert. Zu Spitzenzeiten (um 1890) förderten mehr als 200 Bergleute in drei Schichten fast 700 t Rohbraunkohle pro Tag.[2]

Die Gebläse für die Bewetterung und die Pumpen für die Wasserhaltung der Grube wurden mit Dampfmaschinen angetrieben. Die hierfür notwendigen vier Dampfkessel wurden mit Braunkohle aus eigener Produktion befeuert.

Von der Grube wurde die Kohle mittels einer Standseilbahn weiter zu einer grubeneigenen Brikettfabrik auf dem Kuhberg im Norden von Calbe transportiert. Von hier wurde die Rohkohle und die produzierten Presslinge mittels Fuhrwerken und Eisenbahn vertrieben.

Direkt an der Grube kreuzen sich die 1879 übergebene Berlin-Blankenheimer Eisenbahn, Teil der „Kanonenbahn“-Strecke Berlin-Nordhausen-Wetzlar-Metz.[4] und die 1839 eröffnete Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft.

Stilllegung und Nachfolgenutzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang des 20. Jahrhunderts geriet die Grube in eine Krise. Die Wasserhaltung gestaltete sich immer schwieriger; es kam zu immer häufigerer und massiveren Wassereinbrüchen. Auch der Absatzerlös der Kohle ging zurück. Die Brikettfabrik der Grube stellte 1904 die Produktion ein. Zwischen 1910 und 1912 kam es zudem zu Streiks der Bergarbeiter, die die Wirtschaftlichkeit der Grube minderten. 1912 starb der Graf von Douglas und seine Erben waren nicht interessiert, die Grube zu sanieren. Der Betrieb wurde 1915 endgültig eingestellt, die 260 Bergleute wurden entlassen.[1][2]

Auf dem Betriebsgelände der Brikettfabrik Alfred entstand nach deren Stilllegung eine Tierkörperverwertungsfabrik (Chemische Fabrik Calbe), die Leim, Gelatine, Tiermehl, Tierfutter und Dünger produzierte. Hieraus wurde später der VEB Gelatinewerk Calbe.[2][5][6]

Auf dem Betriebsgelände der Grube siedelte sich nach dem Abriss der alten Gebäude und nach der Bildung der Senkungsseen (siehe unten) ein Gestüt „Seehof“ an.

Nach der Flutung der unterirdischen Schächte und Stollen stürzten diese nach und nach ein. Die dadurch entstehenden Tagesbrüche an der Oberfläche füllten sich mit Wasser und es bildete sich eine Gruppe von Seen, Schachtteiche oder Seehofteiche (nach dem oben genannten Pferdehof) genannt.[1]

Die Teiche bilden heute einen idyllischen Naturraum, der eine reichhaltige Fauna und Flora beheimatet. Das Angeln ist mit entsprechendem Schein erlaubt, die Fischbestände beinhalten Karpfen, Schleien, Güstern, Hechte, Aale und verschiedene Weißfischarten.

Commons: Grube Alfred – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e @1@2Vorlage:Toter Link/www.barby-elbe.deGrube Alfred auf www.barby-elbe.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2018. Suche in Webarchiven)
  2. a b c d H. Steinmetz: Geschichte Calbes: Deutsches Kaiserreich auf geocities.com
  3. Die Geschichte der Tuchmacherei in der Stadt Calbe an der Saale auf www.heimatverein-calbe.de (Memento des Originals vom 15. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heimatverein-calbe.de (PDF-Datei; 5,26 MB)
  4. a b Kurzchronik der Gemeinde Tornitz mit den Ortsteilen Werkleitz und Grube Alfred auf werkleitz.de
  5. Rundgang durch Calbe auf kilu.de@1@2Vorlage:Toter Link/calberundgang.kilu.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Gorges, Hans-Eberhardt: Von der „Chemischen“ zum Gelatinewerk, in: Das Calbenser Blatt 7/2005, Cuno Verlag Calbe (PDF; 3,13 MB)