Joachim Auth
Joachim Auth (* 22. Mai 1930 in Lieberose; † 14. März 2011 in Ludwigsfelde) war ein deutscher Physiker, Vorsitzender der Physikalischen Gesellschaft der DDR und Hochschullehrer, auf das Gebiet Halbleitertechnologie und Festkörperphysik spezialisiert.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Joachim Auth wurde als Sohn eines Handelsvertreters in Lieberose geboren, wo seine Großmutter Ida-Luise Auth als Heimatdichterin bekannt war und sein Großvater als Stadtkämmerer arbeitete.[1] In Cottbus besuchte er die Oberschule[2] und begann um 1950 in der Sowjetunion ein Physikstudium, das er 1955 an der Humboldt-Universität Berlin abschloss. Anschließend arbeitete Auth als wissenschaftlicher Assistent am II. Physikalischen Institut der Universität.[2] 1960 wurde er promoviert und 1966 habilitiert. 1955 war Auth in die SED eingetreten. 1960 übernahm er die Leitung der Entwicklungsabteilung für den Bereich Dioden im Werk für Fernsehelektronik in Berlin-Oberschöneweide.[2] Von 1964 bis 1967 war er wissenschaftlicher Direktor im Halbleiterwerk in Frankfurt (Oder) und wurde 1967 Professor für Experimentalphysik. Nachdem Robert Rompe als Direktor des früheren II. Physikalischen Instituts der Humboldt-Universität 1968 in den Ruhestand gegangen war, übernahm Joachim Auth die Leitung dieser Forschungseinrichtung und lehrte Halbleiterphysik. Die Forschungsergebnisse lieferten Grundlagen für die Entwicklung der Mikroelektronik in der DDR. Im Rahmen der Umstrukturierung der Humboldt-Universität wurde Auth Bereichsleiter an der Sektion Physik.
Im Jahr 1965 berief ihn die DDR-Regierung als Mitglied des Forschungsrats, als Vorsitzender des Nationalkomitees für Physik und Mitglied des Rats für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR. Von 1966 bis 1975 war Auth Mitglied der Halbleiterkommission der International Union of Pure and Applied Physics. Von 1969 bis 1992 war er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR.[3] 1974 wurde er zum Prorektor für Naturwissenschaften und Technik der Humboldt-Universität Berlin berufen.
Im Ergebnis der deutschen Wiedervereinigung wurden zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen der DDR geschlossen und Joachim Auth gab 1990 alle seine Ämter auf. In der Physikalischen Gesellschaft, deren Vorsitz er von 1988 bis 1990 innehatte, engagierte er sich weiterhin ehrenamtlich und trat mit zahlreichen Würdigungen anderer Wissenschaftler hervor, unter anderem Gustav Magnus, Robert Rompe, Hans-Jürgen Treder.
Die Arbeitsgebiete Auths umfassten die Festkörperphysik, Halbleiterphysik und -technik, besonders fotoelektrische Erscheinungen und Halbleiterstrahlungsempfänger. Er publizierte seine Forschungsergebnisse oder theoretischen Überlegungen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden. Von 1970 bis 2003 war Auth Mitarbeiter im Redaktionsteam der internationalen Fachzeitschriften aus der Reihe physica status solidi.[4]
Von 1981 bis 1990 war Auth für die SED Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Nach der Wende und der Schließung der Akademie der Wissenschaften der DDR wurde er Mitglied der Leibniz-Sozietät. 1992 ging er in den Ruhestand, lebte zuletzt in Rangsdorf bei Berlin und verstarb 2011 in Ludwigsfelde.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1974 Nationalpreis der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik
- 1984 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]– chronologisch –
- Physik der Halbleiter (in dt. Sprache hrsg. von Joachim Auth. Autor: A. F. Joffé), übers. aus d. Russ. v. E. Gilde, Berlin. Akademie Verlag. 1958.
- Probleme der Festkörperelektronik in mehreren Bänden (Mitautor: Joachim Auth), VEB Verlag Technik, 1969.
- Photoelektrische Erscheinungen. (Zusammen mit D. Genzow und K.H. Herrmann), Braunschweig, Vieweg, 1977, ISBN 3-528-06821-3.[2]
- Hans-Jürgen Treder und die Humboldt-Universität zu Berlin (Aufsatz).
- Ausgewählte physikalische Probleme der Halbleitertechnik. Berlin, Akademie-Verlag, 1978.
- 30 Jahre DDR – 30 Jahre erfolgreiche Entwicklung der Physik in der DDR: Vortrag zum Festkolloquium, Berlin, 1980.
- Fortschritte der Halbleitermeßtechnik und die Mikroelektronik. Berlin, Akademie-Verlag, 1990, ISBN 3-05-500831-6.
- Der Transistor, das Wiegenkind der Mikroelektronik (Aufsatz).
- Beherrschen wir die Dialektik? (Spectrum Standpunkt) (Aufsatz).
- Zur Eröffnung der Deutschen Akademie der Wissenschaften 1946 / Das Institut für Festkörperphysik: (Vorträge), 1996.
- Vjaceslav V. Stepanov, Joachim Auth, Dieter Bebel, Herbert Friedrich: Lehrbuch der Differentialgleichungen.
- Gustav Magnus zur Erinnerung; Vorträge in der Leibniz-Sozietät, 2002.[5]
- Das physikalisch Machbare oder das ökonomisch Sinnvolle? (Aufsatz).
- Joachim Auth, Ernst Buschmann und Rainer Burghardt: Wissenschaftliches Kolloquium zum 75. Geburtstag von Hans-Jürgen Treder (Taschenbuch); trafo-Verlag, 2004, ISBN 3-89626-462-1.
- Würdigung der Leibniz Sozietät zum 100. Geburtstag von Robert Rompe.[6]
- Manfred von Ardenne, Gerhard Musiol und Siegfried Reball (Hrsg.): Effekte der Physik,
Hier Sachgebiet III: Halbleitereffekte. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1989; Nachauflage: Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt am Main.[7] - Publikationsliste bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Kant: Joachim Auth. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Rudolf Herrmann: Nachruf auf Prof. Dr. Joachim Auth. In: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Band 111, 2011, S. 185–188 (leibnizsozietaet.de [PDF; abgerufen am 13. Dezember 2023]).
- Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie Verlag GmbH Berlin, 1992. ISBN 978-3-05-002153-9.
- Rüdiger vom Bruch, Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Geschichte der Universität Unter den Linden 1810–2010, Akademie Verlag, Berlin 2010.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Joachim Auth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rosalinde Weigelt: Gedichte erinnern an das alte Lieberose. Über eine Lesung von Gedichten von Ida-Luise Auth, die der Förderverein Lieberose in der FiZ-Begegnungsstätte veranstaltet hat..., abgerufen am 16. Juli 2012; Lausitzer Rundschau, 7. November 2006.
- ↑ a b c d Nachruf.
- ↑ Mitglieder der Vorgängerakademien. Joachim Auth. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 11. Februar 2015.
- ↑ siehe Nachruf der Leibniz Sozietät zum Tode Joachim Auths auf www.hu-berlin.de
- ↑ Joachim Auth: Gustav Magnus. (pdf) In: Leibniz-Societät. 16. Mai 2002, abgerufen am 13. Dezember 2023.
- ↑ Joachim Auth: Würdigung von Robert Rompe zu seinem 100. Geburtstag. In: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät. Band 85, 2006, S. 147–151 (leibnizsozietaet.de [PDF; abgerufen am 13. Dezember 2023]).
- ↑ Inhaltsverzeichnis, S. 8
- ↑ Suchergebnis Auth, Joachim. In: gbv.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
Personendaten | |
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NAME | Auth, Joachim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 22. Mai 1930 |
GEBURTSORT | Lieberose |
STERBEDATUM | 14. März 2011 |
STERBEORT | Ludwigsfelde |
- Physiker (20. Jahrhundert)
- Physiker (21. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- SED-Mitglied
- Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (DDR)
- Träger des Nationalpreises der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- Mitglied der Leibniz-Sozietät
- Person (Lieberose)
- Deutscher
- DDR-Bürger
- Geboren 1930
- Gestorben 2011
- Mann