Jonathan Bätz

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Jonathan Bätz (* 5. Februar 1787 in Utrecht; † 18. Juli 1849 ebenda) war ein niederländischer Orgelbauer. Er gehörte zur dritten Generation einer Orgelbauerfamilie, die den Orgelbau in den Niederlanden über ein Jahrhundert maßgeblich prägte. Von den insgesamt 21 Orgeln, die Jonathan Bätz zwischen 1820 und 1849 schuf, sind die meisten erhalten geblieben.

Im Jahr 1739 begründete der Großvater Johann Bätz die Firma in Utrecht. Jonathan Bätz wurde 1787 als Sohn von Christoffel Bätz (1755–1800) geboren, der zusammen mit seinem Bruder Gideon Thomas Bätz (1751–1820) die zweite Generation bildete. Nach einer Übergangszeit übernahm Gideon 1772 die Firmenleitung. Christoffel eröffnete 1778 eine eigene Werkstatt, trat gelegentlich aber bei gemeinsamen Projekten mit seinem Bruder in Erscheinung. Auf die beiden gehen über 20 Orgelneubauten zurück. Meist handelt es sich um einmanualige Werke im Stil des Rokoko.[1]

Als Jonathan acht Jahre alt war und seine Mutter starb, kam er, sein Bruder und seine beiden Schwestern zu seinem Onkel Gideon, der die Erziehung übernahm, obwohl der Vater noch lebte. Er besuchte einige Jahre ein Internat in Gelderland. Mit 16 Jahren erlernte Jonathan den Orgelbau in der Firma des Onkels. Sein Bruder Johan Martin Willem Bätz (1789–1836) war zunächst Klavierbauer in Amsterdam, unterstützte ab 1818 aber den Onkel. Nach dessen Tod im Jahr 1820 leiteten die Brüder die Firma in dritter Generation. 1831 verließ Johan Martin Willem die Firma und baute nur noch vereinzelt Orgeln.[1] Pieter Maarschalkerweerd ging bei Jonathan Bätz in die Lehre, bevor er sich 1840 selbstständig machte.

Christian Gottlieb Friedrich Witte war ab 1826 sein Mitarbeiter in der Firma und heiratete 1839 in die Familie Bätz ein, indem er Pauline Dorothea Antoinette Lagers, die Tochter eines lutherischen Predigers und Enkelin von Gideon Thomas Bätz, zur Frau nahm. Zwei Jahre nach dem Weggang von J.M.W. Bätz wurde Witte im Jahr 1833 Teilhaber und nach Jonathans Tod alleiniger Inhaber des Unternehmens. Jonathan starb 1849 an der Cholera. Nach Wittes Tod übernahm dessen Sohn Johan Frederik Witte (1840–1902) die Leitung der Firma, die im Jahr 1903 erlosch. Seit etwa 1830 bis zu ihrem Erlöschen firmierte sie unter dem Namen „J. Bätz & Co.“

Die Bätz-Orgeln des 19. Jahrhunderts dienten in erster Linie zur Begleitung des Gemeindegesangs in den niederländischen reformierten und lutherischen Kirchen. Da die Familie Bätz lutherisch geprägt war, erhielten sie auch aus lutherischen Kirchengemeinden Aufträge. Verbreitungsgebiet war die westliche, mittlere und nördliche Niederlande.

Während der Firmenleitung von Jonathan Bätz von 1820 bis 1849 entstanden 21 Orgelneubauten, darunter in Amsterdam, Utrecht und Delft dreimanualige Werke. Eine Orgel ging nach Suriname, eine andere nach Batavia/Jakarta.

Die Orgeln zeichnen sich durch hohe handwerkliche und künstlerische Qualität aus,[2] waren aber konservativ ausgerichtet. Bätz setzte eine mechanische Spiel- und Registertraktur und Schleifladen ein und baute weiterhin Rückpositive. Selbst bei zweimanualigen Werken ist das Pedal oft nur angehängt. Klanglich bildet der vollständig ausgebaute Prinzipalchor den Kern. Das zweite Manual ist in der Regel ein Oberwerk mit gedeckten Flöten- und Streichregistern. Die Zungenstimmen und Mixturen stehen nicht selten auf geteilten Schleifen für Bass und Diskant, Sesquialtera und Cornett sind häufig nur im Diskant gebaut.

Ein Teil des Firmenarchivs ist im Utrechter Orgelarchiv erfasst: teils kolorierte Zeichnungen von Orgeln, Prospektentwürfe, Konstruktionszeichnungen, Dispositionentwürfe, technische Berechnungen, Verträge, Korrespondenz sowie Zeitungs- und Zeitschriftenartikel.[2]

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1818–1820 Hellevoetsluis Petrakerk 1913 ersetzt
1821 Nieuwenhoorn Hervormde Kerk
II/p 14 1895–99 eingreifender Umbau durch A. van den Haspel[3]
1822–1823 Weesp Hervormde Kerk
II/p 23 1828–1846 durch J. Bätz gewartet; in den 1930er Jahren pneumatisches Pedal mit 2 Registern ergänzt[4]
1824 's-Graveland Hervormde Kerk
II/p 14 In den 1930er Jahren pneumatisches Pedal mit 2 Registern ergänzt[5]
1824 und 1837 Den Haag Lutherse Kerk
III/P 39 Dispositionsänderungen an der Orgel von Johann Bätz (1753/1759–62)[6]
1825 Ermelo Hervormde Kerk
I/p 9 Ursprünglich für Den Briel gebaut, 1973 überführt[7]
1827 Harderwijk Grote Kerk
II/p 23 In den 1930er Jahren pneumatisches Pedal mit 2 Registern ergänzt[8]
1830 Amsterdam Ronde Lutherse Kerk
III/P 49 Mit Rückpositiv; Gehäuse nach Entwurf von T.F. Suys; 1983 Restaurierung durch Flentrop nach einem Brand
1825–1831 Utrecht Utrechter Dom
III/P 50 Unter Verwendung älteren Pfeifenmaterials[9]
1831 ’s-Hertogenbosch Hervormde Kerk
II/P 24 [10]
1831 Amsterdam Instituut voor blinden
1834 Utrecht Kerk buiten de Waardpoort
Gehäuse in Daarle erhalten
1835 Paramaribo Lutherse Kerk
I/p 9 1833 gebaut; 1835 von C.G.F. Witte aufgestellt.
1836 Amsterdam Kerk de Krijtberg 1905 durch Neubau von Adema ersetzt; einige Register übernommen
1838 Krommenie Nicolaaskerk II/p 16 [11]
1837–1839 Delft Nieuwe Kerk
III/P 47 [12]
1840 Maassluis Grote Kerk
III/P 42 Renovierung der Orgel von Rudolf Garrels (1729–32)
1842 Mijdrecht Hervormde Kerk
II/p 13 1915/2001 um selbstständiges Pedal erweitert[13]
1842 Den Haag Paleis Kneuterdijk (Gotischer Saal) II/P 18 [14]
1843 Batavia Willemskerk
1843 Zeist Oude Kerk
II/P 23 [15]
1843 Amsterdam Amstelkerk
II/p 16 [16]
1846 Woerden Lutherse Kerk
II/p 11 [17]
1848 Harmelen Hervormde Kerk Durch Witte gebaut; 1899 verbrannt
  • Abraham Jacob van der Aa: Jonathan Bätz. In: Biographisch woordenboek der Nederlanden. Band 2. Haarlem 1855, S. 176 f. (online [PDF; 74,0 MB] mit Werkverzeichnis).
  • Salomon Kümmerle: Bätz, Johann Heinrich Hartmann [und Nachkommen]. In: Encyklopädie der evangelischen Kirchenmusik. Band 1. Gütersloh 1888, S. 122.
  • Gert Oost: De orgelmakers Bätz, een eeuw orgelbouw in Nederland (1739–1849). Alphen a. d. Rijn (Uitg. Canaletto) 1975, S. 408.
  • Gert Oost: Die Orgelbauer Bätz, 1739-1849. In: Orgelkalender 1975. 3. Auflage. Fa. Jacq. Stinkens, Orgelpijpenmakers, Zeist 1981.
  • Willem van Twillert: Het Bätz-orgel in de Ronde Lutherse Kerk te Amsterdam opnieuw in gebruik genomen. In: De Orgelvriend. Band 39, Nr. 7/8, 1997, S. 8–12.
  • James L. Wallmann: Bätz. In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 53 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. a b Wallmann: Bätz. 2006, S. 53 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  2. a b Bätz-Witte Archief. Abgerufen am 5. März 2022.
  3. Orgel in Nieuwenhoorn, gesehen 23. November 2011.
  4. Orgel in Weesp. Abgerufen am 22. November 2022.
  5. Orgel in 's-Graveland. Abgerufen am 5. März 2022.
  6. Orgel in Den Haag, Lutherse Kerk. Abgerufen am 5. März 2022.
  7. Orgel in Ermelo. Abgerufen am 5. März 2022.
  8. Orgel in Haderwijk. Abgerufen im Jahr 2022.
  9. Orgel im Utrechter Dom. Abgerufen am 5. März 2022.
  10. Orgel in ’s-Hertogenbosch. Abgerufen am 5. März 2022.
  11. Orgel in Krommenie. Abgerufen am 5. März 2022.
  12. Orgel in Delft, Nieuwe Kerk. Abgerufen am 5. März 2022.
  13. Orgel in Mijdrecht. Abgerufen am 5. März 2022.
  14. Orgel in Den Haag, Gotischer Saal, abgerufen am 5. März 2022.
  15. Orgel in Zeist. Abgerufen am 5. März 2022.
  16. Orgel in Amsterdam, Amstelkerk. Abgerufen am 5. März 2022.
  17. Orgel in Woerden. Abgerufen am 5. März 2022.