Kleinschnittger

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Kleinschnittgerwerke GmbH

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1949
Auflösung 1957
Auflösungsgrund Konkurs
Sitz Arnsberg, Deutschland
Leitung Paul Kleinschnittger
Mitarbeiterzahl 150[1]
Branche Automobilhersteller

Die Kleinschnittgerwerke GmbH im westfälischen Arnsberg war eine Gesellschaft zur Herstellung von Automobilen, die der Konstrukteur Paul Kleinschnittger und als Geldgeber der Hamburger Kaufmann Walter Lembke 1949 gründeten.[2]

Bereits 1939 hatte Kleinschnittger in Ladelund im damaligen Kreis Südtondern in Schleswig-Holstein mit Entwicklungsarbeiten für ein Automobil begonnen und ein Fahrgestell hergestellt, das im Wesentlichen aus alten Flugzeugteilen bestand. Während des Zweiten Weltkriegs ruhte die Entwicklung, aber schon Ende der 1940er-Jahre war ein erster Prototyp fertig. Die Kotflügel stammten von einem Motorrad und die Windschutzscheibe aus Plexiglas aus einem alten Militärflugzeug. Der Prototyp hatte einen 98-cm³-DKW-Motor im Heck. Trotz einiger Sicherheitsmängel wie nur einem Scheinwerfer und fehlenden Winkern erhielt das Kleinstfahrzeug die Betriebserlaubnis des Straßenverkehrsamtes in Niebüll.

Das Auto erregte Aufmerksamkeit, und der Kaufmann Walter Lembke vereinbarte mit Kleinschnittger die Serienfertigung. Voraussetzung für die Produktion war ein geeignetes Betriebsgelände in der Nähe wichtiger Zulieferer. Das Sauerland mit seinen zahlreichen metall- und eisenindustriellen Betrieben und seiner Nähe zum Ruhrgebiet, das auch als Absatzmarkt interessant war, schien geeignet. Kleinschnittger verhandelte mit den Nachbarstädten Neheim und Arnsberg. Während es in Neheim Fachkräfte aus dem Umfeld des Motorradherstellers Ruhrtal-Motorradwerke gab, konnte die Stadt Arnsberg mit einem 10.000 Quadratmeter großen Industriegelände aufwarten. Das Unternehmen entschied sich für das Angebot Arnsbergs und beschäftigte bald 50 Mitarbeiter. Bereits Ende des Jahres 1949 wurde in der Presse ein „Volkswagen aus dem Sauerland“ angekündigt. Kurz nach Beginn der Serienfertigung des Kleinschnittger F 125 schied der anfängliche Geldgeber Lembke im Mai 1950 aus dem Unternehmen aus und wurde mit einem Kredit von Kleinschnittgers Hausbank ausbezahlt.[3]

Serienfertigung des F 125

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Da der Typ 98 für eine Serienproduktion nicht geeignet war, entwarf Kleinschnittger innerhalb weniger Monate ein fast gänzlich neues Fahrzeug, den Kleinschnittger F 125. Dessen Karosserie bestand nicht mehr aus Stahlblech, sondern aus Aluminium, und wurde auf einen leichten Zentralrohrrahmen gesetzt. Auch auf eine relativ schwere Starterbatterie wurde verzichtet; stattdessen wurde der Motor mit einem Seilzug gestartet (ähnlich einem Rasenmäher).[4] Dank dieser Materialwahl und Konstruktion wog er nur 150 Kilogramm. Der Kleinwagen erhielt einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 122 cm³ Hubraum[5] von den ILO-Motorenwerken in Pinneberg und Frontantrieb. Mit zuletzt 6 PS Höchstleistung erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h.

Der Motor war vorne eingebaut, und der Verbrauch lag bei knapp 3 Litern pro 100 Kilometer. Der Wagen hatte ein Dreiganggetriebe mit Ratschen-Lenkradschaltung, jedoch keinen Rückwärtsgang. Er war so leicht, dass er zum Wenden einfach hinten angehoben und herumgedreht werden konnte. Platz war für zwei Erwachsene. Türen hatte der Kleinschnittger nicht; stattdessen waren die Seitenwände weit ausgeschnitten. Außerdem gab es nur ein Notverdeck.

Im April 1950 wurden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Durchschnittlich wurden pro Monat etwa 50 Exemplare[6] gefertigt. Es gibt ein Foto, demzufolge auszuliefernde Fahrzeuge mit bis zu 15 Stück an eine Fiat-Limousine angehängt von der Fabrik zum Bahnhof geschleppt wurden – möglicherweise eine einmalige Aktion, um Aufmerksamkeit zu wecken. Der Preis lag bei etwa 2300 D-Mark[7] Selbst aus dem Ausland kamen Anfragen. Bis 1957 entstanden je nach Quelle 1992[8][9][10] oder 2980 Kleinschnittger F 125.

1950 wurden in Deutschland 181 Fahrzeuge neu zugelassen. In den drei Folgejahren waren es 242, 331 und 510 Fahrzeuge. Für 1954 sind noch 373 Fahrzeuge überliefert.[11]

Den letzten Typ 125 baute Kleinschnittger 1961 aus Ersatzteilen zusammen.

Entwicklung weiterer Modelle

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Es gab Versuche, neue Fahrzeuge zu entwickeln. So entstanden Prototypen mit Monoposto-Karosserie. Bei einigen Rennen konnten sie sich auf vorderen Plätzen platzieren.

Kleinschnittger stellte auch 27 Exemplare eines Motorrollers R 50 Conny mit patentierter „regelbarer“ Gummiband-Abfederung[12] und 50-cm³-Zweitaktmotor von ILO her, der 2 PS leistete. Dieser Kleinroller hatte ein Leergewicht von 48 kg und keine Pedale und fiel somit nicht mehr unter die Vergünstigungen der damaligen Mopeds in Westdeutschland (führerschein- und zulassungsfrei); um hierfür einen Ausgleich zu schaffen, wurde die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit mit 60 km/h angegeben, was eine Benutzung der Autobahn ermöglichte.

Die Kleinstwagen genügten den Ansprüchen der Nachkriegsgesellschaft, doch schon in den 1950er-Jahren stiegen als Folge des „Wirtschaftswunders“ die Ansprüche des Publikums. Paul Kleinschnittger plante daher den Bau eines größeren Fahrzeugs mit mehr Komfort und höherer Leistung. Als Unikat ließ er 1954 für Repräsentationszwecke und Familienausflüge ein Cabrio mit 250 cm³ Hubraum und 15 PS herstellen.[13] Im selben Jahr begann die Entwicklung eines größeren Modells für die Serienherstellung. Die Produktion des F 125 mit Frontantrieb wurde 1957 eingestellt.

Seit 1955 stellte Kleinschnittger mehrere 250er-Prototypen vor, zum Teil mit folgenden Merkmalen: selbsttragende Stahlkarosserie, Mittellenkung[14], neuartige Gummifederung mit Schwingungsdämpfer, Gummi-Motoraufhängung (Silentblocs), relativ große Räder (4.40 × 11).[5] In (Klein-)Serie ging 1956/57 nur der zweisitzige F 250 Super in Schalenbauweise, die auf Egon Brütsch zurückgeht. Der Wagen hatte – wie auch die Prototypen F 250 S, F 250 Spezial und F 250 C – einen 250-cm³-Parallelzweizylinder-Zweitaktmotor von ILO, der bei einer Drehzahl von 6000/min 14,8 PS leistete. Ein Mangel dieses Motors war die unzureichende Wärmeabfuhr. Das Modell hatte im Gegensatz zum F 125 einen Rückwärtsgang. Der erhoffte Erfolg blieb aus, nur 26 Fahrzeuge wurden produziert.

Das Unternehmen geriet rasch in die Krise und im August 1957 in den Konkurs. Dank Rückkauf aus der Konkursmasse konnte Kleinschnittger noch lange Ersatzteile liefern.

  • Otto Künnecke, Andy Schwietzer: Kleinschnittger – Wirtschaftswunder im Kleinformat. Bodensteiner Verlag, Wallmoden 1999. ISBN 3-9806631-0-8
  • Joachim Nierhoff: Vollgas ohne Rückwärtsgang. Kleinschnittger Autos aus Arnsberg. In: ders.: Sauerland. 55 Highlights aus der Geschichte. Menschen, Orte und Ereignisse, die unsere Region bis heute prägen. Sutton Verlag, Erfurt 2019, ISBN 978-3-95400-942-8, S. 106–107.
  • Brigitte Podszun: Volkswagen aus dem Sauerland − Vor vierzig Jahren gründete Paul Kleinschnittger die Arnsberger Automobil GmbH. In: Jahrbuch Hochsauerlandkreis Jg. 1989. S. 94–97. Verlag Podszun, Brilon. ISBN 3-923448-53-8
Commons: Kleinschnittger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Bemerkungen

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  1. Dach überm Kopf. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1989, S. 203–204 (online).
  2. Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. ISBN 3-86133-136-5, S. 82.
  3. Peter Rosellen: Deutsche Kleinwagen. Weltbild Verlag, Augsburg 1991, ISBN 3-89350-040-5, S. 156.
  4. Rover-Freunde Deutschland: Mein erstes Auto – Kleinschnittger. Abgerufen am 10. Januar 2013.
  5. a b Es war einmal … Automobilrevue Nr. 40, 6. Oktober 2010.
  6. „Die kontinuierliche Berichterstattung in den Zeitungen seit 1948 hatte dafür gesorgt, daß bereits viele Händleranfragen vorlagen. Ab Juli 1950 sollten monatlich 500 Fahrzeuge produziert werden, 1000 Festbestellungen lägen vor. Die angepeilte Produktionszahl war schlicht übertrieben, aufgrund der handwerklichen Produktionsmethoden schwankte die monatliche Produktion zwischen 10 und 30 Fahrzeugen.“ Künnecke/Schwietzer, S. 29/30.
  7. Zu Beginn der Bauzeit kostete der Kleinstwagen 1995 DM, es gibt aber auch Werbefotos mit der Angabe „2500 DM ab Werk“. Nach Künnecke/Schwietzer, S. 95, 64. – Es kommt hierbei auf die Ausstattung und den genauen Zeitpunkt an.
  8. „knapp 2000“ gibt Martin Schwarz an im Zeitungsartikel Kleinschnittger F 125 aus Arnsberg genießt heute Kult-Status. WAZ vom 30. November 2012.
  9. Nach Hanns-Peter Baron von Thyssen-Bornemisszas Lexikon der vergessenen Autotypen, darin Artikel Kleinschnittger F 125 (Nr. 1896), wurden „bis zum 5. August 1957“ „1992 Exemplare gebaut“; online [1]. Abgerufen 2015.
  10. von 1950 bis 1955 insgesamt 1992 Stück nach Künnecke/Schwietzer, S. 95. Unklar ist, ob hierin die nach Gent für de Reuck gelieferten Bausätze enthalten sind.
  11. Hans Christoph von Seherr-Thoss: Die deutsche Automobilindustrie. Eine Dokumentation von 1886 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, ISBN 3-421-02284-4, S. 492.
  12. Patent DBP 1 046 413, angemeldet am 22. März 1955, Patentschrift mit drei Zeichnungen.
  13. Presseinformation des PS.SPEICHER vom 17. Juli 2014. Abgerufen am 10. September 2014.
  14. Otto Kilpert gibt auf seiner Homepage Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kleinschnittger-info.de an, dass diese Mittellenkung nur als „Fotomontage für Werbezwecke“ existiert. Abgerufen am 2. November 2015