Kommiss
Kommiss [lateinisch committere – anvertrauen) bezeichnet im Volksmund allgemein und im umfassenden Sinne Militärdienst oder Wehrdienst. Mit Kommiss bezeichnet man aber auch alles, was Soldaten vom Dienstherrn zur Verfügung gestellt oder geliefert wird. So spricht man beispielsweise von Kommissbrot, Kommissstiefel, Kommissrock, Kommissmetzger; aber auch metaphorisch beispielsweise von Kommisskopf für eine bestimmte Geisteshaltung.
] (nach alter Rechtschreibung Kommiß; vonUrsprung und historischer Gebrauch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gebrauch von Kommiss als einzel- oder zusammengesetztes Substantiv geht im deutschen Sprachraum auf die Mitte bis zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. So gibt es aus dieser Zeit Zeugnis über Art und Umfang bezüglich Kommiss, welcher den Landsknechten zugeführt wurde. In der Landsknechtsprache selbst verstand man unter „in Kommiss stehen/beim Kommiss sein“ so viel wie Soldat sein, in Sold oder in kriegsherrlicher Verpflegung stehen. Im amtlichen Schriftverkehr wird von der Obrigkeit der Begriff „Kommissionierung“ für Lieferanforderungen von Furage im weitesten Sinne verwendet.
Anderen Quellen zufolge hatte in deutschen Heeren der Kommissmeister das gesamte Furage-Wesen samt Verpflegungs- und Vorratslager unter sich. Im Simplizissimus[1] ist nachzulesen: „Wenn aber etwas an Commiß der Soldateska zukommt, so sind sie die Ersten, die ihren Teil holen, obgleich sie es nicht verdienen.“
In Brandenburg erschien Kommiss erstmals 1561 und leitet sich hier wahrscheinlich von lateinischen committere (= übertragen ⇒ beauftragen) her und bedeutet zunächst den Auftrag an die Einwohner, die Unterhaltsmittel für das Heer zu liefern hatten, dann die Lieferung selbst. Im Laufe der Zeit stand Kommiss schlechthin für alles, was mit dem Militär zusammenhing. Im modernen Sprachgebrauch ist Kommiss heute eher weniger bis kaum noch gebräuchlich.
Das französische Substantiv „Commis“ (= Kaufmanns-Gehilfe, Kontorist) ist das gleiche Wort und steht für „Beauftragung“.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ostwald, kriegen die Soldaten zu essen (1917), 11
- Heer und Flotte der Gegenwart 4 (1898), 385, Anmerkungen
- Raimund Baczyński von Leskowicz: Zum Studium des Verpflegwesens im Kriege vom operativen Standpunkte. Kreisel & Gröger, Wien 1894, OCLC 894111255 (archive.org).
- Sabine Klatt: Einsatzverpflegung gestern – heute – morgen. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Feldverpflegung und des Feldküchenbetriebs. In: Bundeswehr (Hrsg.): Wehrmedizinische Monatsschrift. Heft 4, 62. Jahrgang Auflage. 3. April 2018, S. 97–107 (bundeswehr.de [PDF; 3,5 MB]).
- Wilhelm René de l’Homme de Courbière: Grundzüge der deutschen Militärverwaltung. E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1882, OCLC 1194216367 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Otto von Meixner: Historischer Rückblick auf die Verpflegung der Armeen im Felde. Seidel & Sohn, Wien 1895, OCLC 1027342278 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Otto von Meixner: Die Brot- und Fleischverpflegung kriegshistorisch beleuchtet. In: Organ der Militärwissenschaftlichen Vereine. Band 57. Seidel & Sohn, Wien 1898, S. 3–30 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Commiß – nach Simplicisiumus, 4. Buch, 13. Kapitel.
- ↑ Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden (1996–2001), Band 12, Brockhaus, Leipzig und Mannheim, ISBN 3-7653-3672-6, S. 333.