Kurt Arnold Findeisen
Kurt Arnold Findeisen (* 15. Oktober 1883 in Zwickau; † 18. November 1963 in Dresden), Pseudonym Wendelin Dudelsack, war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurt Arnold Findeisen kam 1883 als Sohn des Bergbeamten August Findeisen (1842–1911) und der Lehrertochter Agathe geb. Arnold (1859–1890) in Zwickau zur Welt. In Jena besuchte er das Lehrerseminar, arbeitete danach als Lehrer und Krankenpfleger und begann 1914 seine schriftstellerische Tätigkeit. Von 1912 an war er Herausgeber der Monatsschrift Das Vogtland und seine Nachbargebiete: Monatsschrift für heimatliche Kunst, Literatur und Wissenschaft, die in Plauen erschien. Herausgeber waren neben Findeisen (Ressort Literatur) Paul Miller (Kunst) und der Architekt Paul Rösler (Wissenschaft). Von 1920 an war er Herausgeber der Sächsischen Heimat, bis er 1925 mit der literarischen Leitung im Nebensender Dresden und 1931 mit der Leitung der Schulfunkabteilung der Mitteldeutschen Rundfunk AG betraut wurde. Bis 1933 war Findeisen ständiger Mitarbeiter des Rundfunks. Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.451.106),[1][2] Unmittelbar nach der „Gleichschaltung“ des Sachverständigenausschusses für Schulfunk am MDR, den Findeisen leitete, erfolgte seine Ernennung zum Gaureferenten des NSLB für Jugend- und Volkserziehung im Funk.[3]
1934 wurde er von den Nationalsozialisten fristlos entlassen und wirkte fortan als freier Schriftsteller in Dresden, wo er bis zu seinem Tod 1963 lebte.[4] Ungeachtet dieser Entlassung bedienten sich jedoch die Nationalsozialisten gern weiter seiner volkskundlichen Texte wie z. B. in der Anthologie „Deutsche Weihnachten“ (Widukind-Verlag Berlin, dritte Auflage 1943). Er selbst näherte sich hingegen mit der Publikation von Gedichten wie Die Front der Frauen im Jahre 1942 wieder den Nationalsozialisten an und nahm beispielsweise Werke wie Der Führer des nationalsozialistischen Lyrikers Wolfram Brockmeier in die von ihm herausgegebenen Publikationen auf.[5]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Findeisens Werk umfasst im Wesentlichen volkstümliche, seiner sächsischen Heimat verbundene und biographische Romane. Auch als volkstümlicher Lyriker trat er mit zahlreichen Gedichtbänden hervor (z. B. Mutterland, 1914) und wurde u. a. von Mathias Wieman rezitiert.
Aus seinem erzählerischen Werk wurde besonders sein 1922 erschienener Roman über den erzgebirgischen Volkshelden Karl Stülpner: Der Sohn der Wälder bekannt, ebenso seine zahlreichen Musikerromane wie Herzen und Masken (1921), Davidsbündler (1924) und Du meine Seele, Du mein Herz (1936) über Robert Schumann, Ein Musikant ging durch die Welt (1932) über das Leben Franz Schubert, Lied des Schicksals (1933) über Brahms, Gottes Orgel (1935) über Bach und Händel, Das Leben ein Tanz (1941) über Johann Strauß. Über Ludwig Richter schrieb Findeisen zudem ein Bühnenspiel (Ein deutsches Herz, 1924/25), welches zum 50. Todestag Ludwig Richters mit Erich Ponto in der Hauptrolle 1934 eine vielbeachtete Uraufführung erlebte. Der Dresdner Kreuzkantor Rudolf Mauersberger vertonte Texte Findeisens aus dem Goldenen Weihnachtsbuch im Weihnachtszyklus der Kruzianer und andere Texte in den Zyklen Dresden und Erzgebirge.
Findeisen war Herausgeber der Reihe Stimmen der Landschaft, Dichtungen und Kulturbilder in hochdeutscher Sprache, die bis in die 1940er Jahre im Bastei-Verlag in Dresden erschien.
Am 13. Februar 1945 wurde Kurt Arnold Findeisen durch die Luftangriffe auf Dresden ausgebombt und obdachlos. Sein kleiner, nur wenige Tage alter Enkelsohn starb an Rauchvergiftung. Das von ihm liebevoll zusammengetragene Archiv mit seltenen Quellen zur Volkskunde wurde dabei ebenso ein Opfer der Flammen wie auch seine Sammlung alter erzgebirgischer Volkskunst. Das Romanmanuskript zu Eisvogel, der Roman Johann Gottfried Seumes (erschienen 1953) wurde jedoch durch seine Frau gerettet.[6]
Mit Der Perlenwagen. Bilderbogen einer Kindheit legte Findeisen ein Jahr vor seinem Tod ein autobiographisches Werk vor.
Findeisens 13-strophige Ballade Nikol Reifenteufel wurde von dem Leipziger Liedermacher Dieter Kalka vertont und war Vorbild für den Mittelaltermusiker Mike Paulenz, der sich fortan Teufel nannte und seitdem mit diesem Habitus auftritt.
Mit den Romanen Der Goldene Reiter und sein Verhängnis und Flügel der Morgenröte erzählt Findeisen sächsische und Dresdner Geschichte über die Dauer von Jahrzehnten des 17., 18. und 19. Jahrhunderts. Sind es im ersten Roman die Künstler, Wissenschaftler und Erfinder und ihre Werke in Dresden wie Matthäus Daniel Pöppelmann, Balthasar Permoser, Johann Melchior Dinglinger, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Johann Friedrich Böttger, so führt der zweite Roman in das 19. Jahrhundert zu Johann Andreas Schubert, Carl Gustav Carus, Richard Wagner und anderen.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1929 wurde Findeisen mit dem im selben Jahr gestifteten sächsischen Lessingpreis ausgezeichnet und 1943 wiederum der erste Preisträger des Gaukulturpreises von Sachsen. In der DDR erhielt er 1956 den Literaturpreis der Stadt Dresden.
Darstellung Findeisens in der bildenden Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hansfritz Werner: Der Dichter Kurt Arnold Findeisen (Porträtbüste; ausgestellt 1944 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München)
Leitspruch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Heimat ist das Herz der Welt!
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mutterland (Gedichte), 1914
- Klaviergeschichten. Versuch zur Hebung des musikalischen Geschmacks und zur Verinnerlichung des deutschen Wesens. Leipzig, Dürrsche Buchhandlung. 1915.
- Heimwege (Geschichten), 1918
- Der Davidsbündler. 2 Bde. (Roman), 1921/1924
- Der Sohn der Wälder (Roman um den Wildschützen Karl Stülpner), Leipzig 1922
- Ahnenland: Balladen, Romanzen, Legenden. Oscar Laube, Dresden 1922
- Ein Musikant ging durch die Welt (Lebensgeschichte Franz Schuberts in drei Schattenbildern), Eichblatts Deutsche Heimatbücher 46, Druck bei Frankenstein & Wagner, Leipzig, vermutlich um 1932
- Lied des Schicksals (Roman um Johannes Brahms), 1933
- Gottes Orgel (Roman um Bach und Händel), 1935
- Es ist ein blonder Schein – Tagebuch aus Kriegsjahren in Frankreich, Leipzig 1936
- Der letzte Bergmann und andere Erzählungen, Dresden 1936
- Das goldene Weihnachtsbuch aus dem Erzgebirge, 1936
- Das Spiel vom Prinzenraub oder Der Mann aus dem Walde, 1937
- Seume – Wanderer, Soldat, Patriot, 1938
- Der östliche Traum, Leipzig 1940 (Roman über die holsteinische Gesandtschaft nach Persien 1635–1639 um Adam Olearius und Paul Fleming)
- Der Siebenpunkt oder Die Reise ins Sandsteingebirge, Philipp Reclam jun. Leipzig, 1942
- Wendelin Dudelsack. Bittersüße Verse, 1943
- O Tannenbaum, 1943
- Eisvogel. Der Roman Johann Gottfried Seumes (Roman), 1953
- Der Goldene Reiter und sein Verhängnis – Eine Romanchronik aus Tagen des Barock (historischer Roman), Verlag der Nation, Berlin 1954
- Flügel der Morgenröte (Roman), 1956
- Melodie der Freude und andere Alt-Dresdener Erzählungen, Berlin 1958
- Der große Kantor und seine Orgel (Roman um Johann Sebastian Bach), 1961
- Der Perlenwagen (Autobiografie), 1962
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurt Böttcher (Hrsg.): Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller. Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1974.
- Werner Habicht (Hrsg.): Der Literatur-Brockhaus. Band 3. BI-Taschenbuchverlag, Mannheim 1995, ISBN 3-411-11831-8.
- Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Ausgabe. Band 3: Einstein – Görner. Saur, München 2006, ISBN 3-598-25033-9, S. 320 (online über De Gruyter online).
- Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 1660. online
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Kurt Arnold Findeisen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Kurt Arnold Findeisen in der Sächsischen Bibliografie
- Nachlass von Kurt Arnold Findeisen und Ergänzung in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
- Kurt Arnold Findeisen In: Projekt Historischer Roman. Datenbank. Universität Innsbruck.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/8741272
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Kiel 2009, CD-ROM-Lexikon, 2. Edition, S. 1660.
- ↑ Erzgebirgischer Volksfreund vom 24. Juni 1933, S. 3.
- ↑ Kurt Arnold Findeisen, erzgebirgsverein.de, abgerufen am 26. Juli 2015
- ↑ Der Sächsische Kalender, 1942, S. 23
- ↑ Widmung im Roman Eisvogel, der Roman Johann Gottfried Seumes, Verlag der Nation, Berlin 1953
Personendaten | |
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NAME | Findeisen, Kurt Arnold |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1883 |
GEBURTSORT | Zwickau |
STERBEDATUM | 18. November 1963 |
STERBEORT | Dresden |