Rudolf Hoflehner
Rudolf Hoflehner (* 8. August 1916 in Linz, Oberösterreich; † 3. September 1995 in Pantaneto, Colle di Val d’Elsa bei Siena) war ein österreichischer Bildhauer, Maler und Graphiker.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hoflehner studierte anfangs von 1936 bis 1938 Maschinenbau in Linz und anschließend Architektur in Graz, bevor er von 1938 bis 1939 den Studiengang Bühnenbild an der Akademie der bildenden Künste Wien aufnahm. Von 1939 bis 1945 war er im Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg war er von 1945 bis 1951 Lehrer an der damaligen Kunstgewerbeschule Linz in Linz.
Zwar „studierte“ Hoflehner von 1951 bis 1954 nicht an der Wiener Akademie bei Fritz Wotruba, aber er arbeitete zu dieser Zeit in dessen Atelier auch als freischaffender Künstler.[1] In dieser Zeit wechselte er von der Malerei zur Plastik.
Bei der Neugestaltung des Nationalratssitzungssaales steuerte Hofhlehner das an der Rückwand des Saales angebrachte, aus getriebenem Stahl gefertigte Bundeswappen bei, dessen Aussehen er künstlerisch frei gestaltete.[2]
Im Jahr 1955 unternimmt Hoflehner eine Reise nach Griechenland. Seine Skulpturen aus geschweißtem Eisen haben danach, mit expressiven, aufragenden Formen, einen noch größeren Bezug zum menschlichen Körper.
Im Jahr 1962 wurde er auf eine Professur für Bildhauerei an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen,[3] die er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1981 ausübte.
Im Jahr 1968 schuf Hoflehner vorerst seine letzte Eisenplastik, führte aber auch künftig noch verschiedene großplastische Auftragsarbeiten aus, so etwa 1972 die Bronze-Stahl-Plastik „Kampf gegen den Krebs“ vor dem Haupteingang des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg[4][5] und 1973 die in Bronze, Stahl und Wengeholz konzipierte, vor dem Neubau der Pädagogischen Hochschule Esslingen aufgestellte „Figur“[6]. Er begann, beeinflusst von der Malerei Francis Bacons, zivilisationskritische und existentielle Bilder zu malen. Bekannt wurden seine Selbstbildnisse (1976) und die zwischen 1977 und 1985 entstandenen Todesmeditationen.
Hoflehner galt in den fünfziger, sechziger Jahren, publizistisch gefördert insbesondere durch Werner Hofmann, neben Fritz Wotruba als Hauptvertreter der modernen Plastik in Österreich. Er war für seine Eisen- und Stahlplastiken bekannt, die vor allem in den 1960er Jahren international eine hohe Anerkennung fanden.
Zahlreiche Künstler sowohl der freien Kunst wie der Fachrichtung Kunsterziehung wurden von Rudolf Hoflehner in den nahezu zwei Jahrzehnten seines Stuttgarter Lehramts ausgebildet.[7] Zu den bekannteren zählen Utz Brocksieper, Bernd Damovsky, Boris Grünwald, Ingrid Hartlieb, Gert Riel, Hans-Tewes Schadwinkel, Reinhard Scherer, Max Schmitz, Gunther Stilling, Ingrid Dahn.
Hoflehner wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 175) bestattet.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1954: UNESCO-Stipendium, Aufenthalt in Griechenland[8]
- 1959: Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst
- 1967: Berliner Kunstpreis
- 1972: Preis bei der „3ème exposition internationale de dessins originaux“, Rijeka[9]
- 1969: Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst
- 1977: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
- 1977: Jerg-Ratgeb-Preis[10]
- 1986: Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Bildende Kunst
- 1988: Heinrich-Gleißner-Preis
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1948 I.[Erste] surrealistische Ausstellung in Wien, Agathon-Galerie, Opernring 19, Ausstellungsbeteiligung[11]
- 1959 documenta 2, Kassel
- 1964 documenta 3, Kassel
- 1964 Stedelijk Museum, Amsterdam
- 1972 Museum des 20. Jahrhunderts (Malerei), Graphische Sammlung Albertina (Zeichnungen und Druckgraphiken), Wien[12]
- 1973 12. Internationale Biennale für Bildhauerkunst, Middelheimpark, Antwerpen (vertreten mit drei Plastiken)[13]
- 1976 37. Biennale von Venedig
- 1977 documenta 6, Kassel
- 1984 Plastik der 60er und 70er Jahre im Südwesten, Galerie der Stadt Esslingen am Neckar, Villa Merkel
- 1999 Zeitschnitt 1900–2000 Neue Galerie der Stadt Linz
- 2006 Was ist Plastik? 100 Jahre – 100 Köpfe Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg
Werke in Sammlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Museum der Moderne Salzburg
- Museum of Modern Art, New York
- Österreichische Galerie Belvedere, Wien
- Princeton University, Princeton
- Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
- Städtische Galerie Neunkirchen[14]
- Tate Gallery of Modern Art, London
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]nach Erscheinungsjahr geordnet
- Werner Spies: Rudolf Hoflehner: Krieauer Kreaturen. Mit einem Werkkatalog sämtlicher Radierungen und Lithographien 1965–1970 von Kristian Sotriffer. Edition Tusch im Verlag Anton Schroll & Co., Wien und München o. J. (= Österreichische Graphiker der Gegenwart, hrsg. von Kristian Sotriffer, Band IV)[15]
- Ausstellungskatalog zur documenta II (1959) in Kassel: II.documenta’59. Kunst nach 1945. Katalog: Band 1: Malerei; Band 2: Skulptur; Band 3: Druckgrafik; Textband. Kassel/Köln 1959.
- Ausstellungskatalog zur documenta III (1964) in Kassel: documenta III. Internationale Ausstellung; Katalog: Band 1: Malerei und Skulptur; Band 2: Handzeichnungen; Industrial Design, Graphik. Kassel/Köln 1964.
- Ausstellungskatalog zur documenta 6: Band 1: Malerei, Plastik/Environment, Performance; Band 2: Fotografie, Film, Video; Band 3: Handzeichnungen, Utopisches Design, Bücher. Kassel 1977, ISBN 3-920453-00-X.
- Wolfgang Kermer: Geburtstage [Zum sechzigsten Geburtstag von Rudolf Hoflehner am 8. August 1976]. In: Akademie-Mitteilungen 8: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis 31. Oktober 1977. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, März 1978, S. 85–86.
- M.M. Moeller, Andreas Vowinckel, Tilman Osterwold: Rudolf Hoflehner: Gemälde und Zeichnungen = Imagines 1. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1982. ISBN 978-3-88462-010-6
- Wieland Schmied: Rudolf Hoflehner. Wandel und Kontinuität. Stuttgart 1988.
- Werner Hofmann: Rudolf Hoflehner. Stuttgart 1993.
- Peter Assmann, Margit Zuckriegl [Red.]: Rudolf Hoflehner – Retrospektiv [anlässlich der Ausstellungen „Rudolf Hoflehner – Frühe Arbeiten auf Papier und Skulpturen“ im Rupertinum Salzburg (14. Februar–6. April 1997) sowie „Rudolf Hoflehner – das Spätwerk: Malerei, Graphik und Skulpturen aus Holz“ in der Oberösterreichischen Landesgalerie (13. Februar–6. April 1997)], Weitra, Verlag Bibliothek der Provinz, 1997, ISBN 978-3-85252-149-7 [Kataloge des OÖ. Landesmuseums, N.F., Bd. 112].
- Wolfgang Kermer: Für Rudolf Hoflehner (1978). In: Ders.: „1968“ und Akademiereform: von den Studentenunruhen zur Neuorganisation der Stuttgarter Akademie in den siebziger Jahren. Ostfildern-Ruit: Edition Cantz, 1998 (Beiträge zur Geschichte der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, hrsg. Wolfgang Kermer; 9) ISBN 3-89322-446-7. S. 63–64, Abb. 66.
- Stuttgarter Begegnungen: die Schenkung Wolfgang Kermer. Städtische Galerie Neunkirchen, 18. Mai – 24. Juni 2005. Hrsg.: Neunkircher Kulturgesellschaft gGmbH, Nicole Nix-Hauck. Katalog: Wolfgang Kermer.
- Schenkung Wolfgang Kermer: Bestandskatalog. Hrsg. von der Städtischen Galerie Neunkirchen, Neunkirchen 2011, ISBN 978-3-941715-07-3. S. 75–76, m. Abb.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Rudolf Hoflehner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Materialien von und über Rudolf Hoflehner im documenta-Archiv
- Radioaufnahmen von Rudolf Hoflehner im Archiv der Österreichischen Mediathek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Dazu neuerdings: Almuth Spiegler: Das frühe Eisen. In: Die Presse, 26. August 2016|
- ↑ parlament.gv.at - Sitzungssaal des Nationalrates
- ↑ Avantgarde an die Akademie: Bildhauer Rudolf Hoflehner berufen. In: Stuttgarter Nachrichten, 31. Oktober 1962
- ↑ Akademie-Mitteilungen 2: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. April 1972 bis 30. September 1972. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Oktober 1972, S. 8
- ↑ Akademie-Mitteilungen 3: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. Oktober 1972 bis 31. März 1973. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, April 1973, Abb. S. 16, sowie: Wolfgang Kermer: Die Professoren der Fachgruppen Grafik-Design, Innenarchitektur und Design: Ade, Brudi, Bruse, Franz, Heinle, Henning, Jacki, Klink, Kröplien, Lehmann, Mohl, Stadelmaier, Stemshorn, Votteler, Weidemann, Witzemann, Wollner. Landeskunsthochschulwochen Baden-Baden, 5.–21. Juni 1981. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1981, S. 26 (die Skulptur in anderer Ansicht mit Titelangabe)
- ↑ Akademie-Mitteilungen 5: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. November 1973 bis 31. März 1974. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, April 1974, Abb. S. 19
- ↑ Einen Einblick in die Bildhauerklasse Hoflehner im Jahre 1967 vermittelt: Wolfgang Kermer: „1968“ und Akademiereform: von den Studentenunruhen zur Neuorganisation der Stuttgarter Akademie in den siebziger Jahren. Ostfildern-Ruit: Cantz, 1998 (= Beiträge zur Geschichte der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, hrsg. von Wolfgang Kermer; 9), S. 140, Abb. 23
- ↑ Ausstellungskatalog Plastik Südwest: Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. Hrsg. von der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Baden-Baden: Staatliche Kunsthalle, 1966, o. P.
- ↑ Akademie-Mitteilungen 2: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. April 1972 bis 30. Oktober 1972. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Oktober 1972, S. 5
- ↑ Akademie-Mitteilungen 8: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. Juni 1976 bis 31. Oktober 1977. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, März 1978, S. 107
- ↑ Susanne Ayoub: Paul Celan: Verlust der Heimat, Trauer um die Eltern. In: Der Standard, 22. November 2020: „In der Agathon-Galerie am Opernring 19 [...] eröffnet am 24. März 1948 die erste Surrealistenausstellung mit Edgar Jené, Arnulf Neuwirth, genannt Abu Nif, und Rudolf Hoflehner im Mittelpunkt.“
- ↑ Akademie-Mitteilungen 1: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. Oktober 1971 bis 31. März 1972. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, April 1972, S. 4
- ↑ Akademie-Mitteilungen 4: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. April 1973 bis 31. Oktober 1973. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, November 1973, S. 12
- ↑ Schenkung Wolfgang Kermer: Bestandskatalog. Hrsg. von der Städtischen Galerie Neunkirchen, Neunkirchen 2011, ISBN 978-3-941715-07-3, S. 75–76 m. Abb.
- ↑ Akademie-Mitteilungen 1: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: für die Zeit vom 1. Oktober 1971 bis 31. März 1972. Hrsg. von Wolfgang Kermer, Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, April 1972, S. 5
Personendaten | |
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NAME | Hoflehner, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Maler und Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 8. August 1916 |
GEBURTSORT | Linz, Oberösterreich |
STERBEDATUM | 3. September 1995 |
STERBEORT | Pantaneto, Italien |
- Bildhauer (Österreich)
- Bildhauer (Stuttgart)
- Maler (Österreich)
- Maler (Stuttgart)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Hochschullehrer (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart)
- Person (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart)
- Künstler (documenta)
- Künstler (Württemberg)
- Träger des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg
- Träger des Großen Österreichischen Staatspreises für Bildende Kunst
- Träger des Kulturpreises des Landes Oberösterreich
- Träger des Berliner Kunstpreises
- Teilnehmer einer Biennale di Venezia
- Träger des Heinrich-Gleißner-Preises
- Person (Linz)
- Österreicher
- Geboren 1916
- Gestorben 1995
- Mann